China

Zum Begleitprogramm meines FSJs gehört ein Zwischenseminar, das in Hangzhou, China stattfand. Da Sebastian und ich uns extra Visa beantragen mussten und eine lange An- und Abreise auf uns zu nehmen hatten, beschlossen wir, um das Seminar herum noch ein wenig Urlaub in China zu machen. Im Rückblick kann ich nur sagen: „Was für eine geile Zeit!“

Schon am 1. Dezember machten Sebastian und ich uns früh morgens auf den Weg zum Bahnhof, um mit der Transsibirischen Eisenbahn  nach Peking zu fahren. Mit viel Verpflegung und guter Laune waren wir gut auf die 36 Stunden im Zug vorbereitet. Und die Fahrt wurde wirklich zu einem tollem Erlebnis! Zunächst machten wir es uns in unserer Kabine gemütlich. Dann ging auch schon die Sonne über der verschneiten Mondlandschaft auf – was für ein Anblick! Nachdem wir stundenlang durch die weißen Weiten um jeden Hügel herumgefahren waren, ging die Sonne feurig wieder unter und wir erreichten die mongolisch-chinesische Grenze. Erst standen wir eine Stunde auf der mongolischen Seite und wurden kontrolliert, dann fuhren wir kurz weiter und das ganze Prozedere ging auf der chinesischen Seite von vorne los: Pass einsammeln, kontrollieren, Kabine untersuchen… Dabei wurde sogar in den Minischrank und in die Dusche geschaut! Nachdem wir dies ohne Probleme überstanden hatten, musste noch das Fahrgestell gewechselt werden, da in der Mongolei die russische Spurweite, in China aber halt die chinesische Weite genutzt wird. So wurde unser Zug Wagon für Wagon auseinandergekuppelt, alle Wagons einzeln in eine große Halle gebracht und dort angehoben – auf einmal befanden wir uns 2 Meter in der Luft! Danach wurde der ganze Zug wieder zusammengesetzt, was bei jedem Wagon einen kräftigen Schlag bedeutet. Ordentlich durchgeschüttelt setzten wir die Reise fort. Am nächsten Morgen erwachten wir dann mitten in der chinesischen Landschaft. Diese wirkte nach der Mongolei doch sehr alpin: Steile, karge Felshänge und Berge waren unter Nebel zu sehen. Außerdem fuhren wir nun ständig durch Tunnel – ganz unvorstellbar in der Mongolei! Nachmittags erreichten wir dann Peking und wurden leider von Nieselregen begrüßt…

Wir liefen zu Fuß zum Hostel, was keine so gute Idee war – wir hatten leider beim Betrachten der Karte nicht daran gedacht, dass der Maßstab bei UB und Peking grundverschieden ist. So wurde aus dem „Ach, das ist ja gar nicht weit!“ ein 2 stündiger Marsch durch Peking… Immerhin konnten wir so schon mal einen ersten Eindruck gewinnen und des öfteren dachte ich mit großem Staunen: „Man, wir sind wieder in der Zivilisation angekommen!“ So anders waren doch allein Infrastruktur und Straßenverkehr. Unser Hostel lag super mitten in einer restaurierten Altstadtgasse, eine wirklich entspannte (und touristische) Gegend. Später machten wir uns dann auf den Weg, um uns mit Moni zu treffen und somit die erste China-Freiwillige zu treffen. Sie führte uns direkt in ein Restaurant, wo wir uns durch die Speisekarte probierten – ja auch das Essen ist ganz anders ;).

Am nächsten Tag stand ein Ausflug zur „Großen Mauer“ auf dem Programm, die man einfach einmal im Leben gesehen haben muss – ein wirklich mächtiges, imposantes Bauwerk!  Bei angenehm sonnigem Wetter fuhren wir mit der Seilbahn hoch zum 6. Turm und wanderten von dort bis zum 22. Turm und wieder zurück. Dabei mussten wir einige steile Anstiege und schreckliche Treppen überwinden, hatten aber auch einen tollen Blick auf die Mauer und die Landschaft ringsherum.

Hinunter ging es dann mit der Sommerrodelbahn, das war ein Spaß! So eine lange Rodelbahn bin ich noch nie zuvor gefahren. Unten angekommen aßen wir dann zunächst mit unserer Gruppe Mittag, bevor wir uns auf den Weg zum Olympiazentrum machten. Auch dort war ich von den Bauwerken – Vogelnest und Wasserwürfel – beeindruckt, auch wenn diese viel neueren Datums sind. Auf dem Platz herrschte reges Treiben und viele Händler ließen Drachen steigen, was in der Abenddämmerung ein sehr schönes Bild abgab.

Später abends trafen Sebastian und ich uns dann wieder mit Moni, die uns mit der Peking-Ente „bekannt“ machte. Danach fuhren wir zur „Sanlitun“, Pekings Partystraße, und tanzten uns durch fünf Clubs in einer Nacht! Natürlich mussten wir den Chinesen auch eine Show bieten: Wir tanzten also, als plötzlich Macarena gespielt wurde. Das konnten wir uns nicht entgehen lassen und legten mit dem bekannten Macarenatanz los – und wurden natürlich gefilmt!

Sonntag ging es dann recht früh los zum Sightseeing, waren wir doch um 8.30 Uhr mit Max aus München, unserer Bekanntschaft vom Ausflug, verabredet. Wir machten uns auf zur Verbotenen Stadt – ein riesiger, verwinkelter Komplex, den wir in mehreren Stunden nur teilweise erkunden konnten. Des öfteren wurden wir plötzlich am Arm vor Kameras gezerrt, um mit Chinesen (und einem mongolischem Paar) Fotos zu machen – da waren wir eine größere Sehenswürdigkeit als der Kaiserpalast ;).

     

      

Mittags stiegen Sebastian und ich dann auf den Kohlehügel hinter der Verbotenen Stadt. Von dort aus hätte man einen schönen Blick über Peking gehabt, wenn denn nicht so viel Smog in der Luft gewesen wäre… Dafür konnten wir an einem Fotostand ein „kaiserliches“ Shooting beobachten, bei dem sich der Fotografierte wirklich herrisch aufführte. Und im Park am Hügel sahen wir dann einige ältere Damen tanzen, einfach zum Spaß und um sich fit zu halten. So schön!

www.youtube.com/watch?v=piacmZKW8SU&feature

Schlussendlich machten wir uns noch auf zum Tiananmen-Platz. Abends stiegen wir dann mit Moni in den Nachtzug nach Hangzhou und hatten eine sehr lustige Fahrt.

In Hangzhou angekommen, machten wir uns auf zum Hotel. Dort  fand dann vom 5. bis 9. Dezember das >>kulturweit<<-Zwischenseminar statt. Es war schön alle China-Freiwilligen wiederzusehen und sich mit ihnen auszutauschen. Auch das Seminarprogramm hat zu einem regen Austausch beigetragen und bewirkt, über sich selbst und seine Rolle nachzudenken. Abends sind wir immer in der Gruppe Essen gegangen und konnten danach den Abend selbst gestalten: Mal ging es in eine Bar oder in die Disco, mal blieben wir auf dem Zimmer oder wir besuchten die Snackstreet und den Nachtmarkt. Auf jeden Fall hatten wir viel Spaß! Außerdem gönnte ich mir eine Massage! 😀 Natürlich schauten wir uns auch Hangzhou an, das für die Seidenproduktion bekannt und dessen größte Attraktion der Westsee ist.

Dieser See wurde wegen seiner Schönheit und der für Chinesen unverzichtbaren Symbolkraft des Wassers in ganz China und Japan mehrfach kopiert, z.T. durch künstlichen Aufstau. Im Westsee befinden sich drei kleine Pagoden, die in China als Symbol des Sees gelten und auf der Rückseite des 1-Yuan-Scheins abgebildet sind. Im Juni 2011 hat die UNESCO den Westsee und seine Umgebung zum Weltkulturerbe erklärt. (wikipedia.de)

 

Am Freitag fuhren Sebastian und ich dann nach Shanghai, wohin sich auch die meisten anderen Freiwilligen auf den Weg machten. Unser Hostel lag  in der Nähe des People’s Square, den und dessen Umgebung wir gleich erkundeten. Spät abends traffen wir uns dann mit den meisten anderen Freiwilligen in einem Club. Am nächsten Tag wagten wir uns erst gegen Mittag hinaus in den Trubel der Stadt. Mit Alex und Clara machten wir uns auf zum Bund, um die Skyline von Shanghai zu bestaunen. Danach besuchten wir den Schwarzmarkt und liefen über die bekannte Einkaufsstraße Nanjing Lu. Im Dunklen machten wir uns dann noch einmal auf zum Bund, um die blinkende Skyline zu betrachten.

 

Sonntag morgen eilten wir dann zum Flughafen und erreichten noch ganz knapp unseren Flieger nach Peking. Von dort sollte es dann zurück in die Mongolei gehen …  so war es geplant, doch in Peking hieß es dann erst einmal warten, bis letztendlich die Nachricht kam, dass unser Flug gecancelt wurde. So sind wir dank des schlechten Wetters in UB erst 2 Tage später zurückgeflogen. Ich habe den nächsten Tag erschöpft im Hotel verbracht und mir chinesisches Fernsehen reingezogen, während Sebastian sich nochmal nach Peking aufgemacht und sich dort das Mao-Mausoleum von außen, die älteste Einkaufsstraße und den Himmelstempel angesehen hat.

Jetzt sind wir wieder zurück in der immer kälter werdenden Mongolei – ein wenig Heimweh hatte ich während des China-Aufenthalts schon!

Sebastians Bericht: https://kulturweit.blog/mongolei/2011/12/14/unvergessliche-13-tage/

4 Comments

  1. Irmi

    Hallo Johanna, ein sehr interessanter Bericht. Toll, was du so alles erlebst! Mein Neffe, 22 Jahre, arbeitet in Shanghai bei der Firma „Gildemeister“. Er ist viel unterwegs in China. Nebenbei legt „Flo Bo“ in großen Clubs auf. Ihm gefällt es so gut, dass er seinen Vertrag um 2 Jahre verlängert hat.
    Nun wünsche ich dir alles Gute für das neue Jahr mit noch vielen schönen Erlebnisen!
    Irmi

  2. jörg hemmersbach

    Hallo Johanna, Euer Zug von UB nach Peking ist ja so wie meiner, mit dem ich gerade wieder von München und Hamburg pendele. Schöner Bericht über euren Kurztrip nach China. Freue mich schon auf die Fortsetzung. Der obige Kommentar ist von meiner Cousine Marlis, die mich in Facebook aufgespürt hat und mit der ich schreibe. Ich habe ihr von dir und deinem blog berichtet.
    Schön , dass du dich in der Mongolei und UB wohl fühlst und schon bei kurzer Abwesenheit Heimweh verspürst. Ich wünsche dir nach ganz viele tolle Erlebnisse und interessante Eindrücke und Begegnungen.
    Papa .

  3. Marlis

    Hallo Johanna

    Da scheint die Tochter meines Cousins nicht nur Reiselust zu haben – sondern ist auch noch sehr begabt Reiseberichte auf nette Art zu schreiben… Weiter so 😉
    Das hört sich interessant an und scheint eine erfahrungsreiche Zeit zu werden – viel Freude dabei wünscht dir
    Marlis

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