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Wandern im Winter – Ausflug nach Marmashen

Hallo zusammen! 😊

Ein letztes Mal melde ich mich bei euch, bevor es in die Winterpause geht. Mit dem Frühlingsbeginn im März gibt es dann wieder neue Beiträge, doch bis dahin soll dieser hier der vorerst letzte sein. Und dabei wird es noch einmal winterlich:

Am zweiten Adventswochenende habe ich von Samuel Besuch bekommen und gemeinsam mit einem französischen Freiwilligen, den ich aus dem Jugendzentrum kenne, haben wir eine kleine Wanderung unternommen. Erst ging es mit der Marschrutka von meiner Wohnung aus in einen der Randbezirke Gyumris. Dort sollte unsere Wanderung zur Kirche von Marmashen starten und dick eingemummelt ging es querfeldein. Anatole, der französische Freiwillige, war den Weg schon ein paar Mal gewandert und führte uns mitten durchs Nichts. Aufgrund des Nebels, der an diesem Tag ziemlich stark war, konnten wir zwar nicht weit sehen, aber dafür waren wir in vollkommene Stille gehüllt. Abgesehen von dem Vogelgezwitscher, was ich schon lange nicht mehr gehört hatte und was uns auf unserem Weg immer wieder begleitete.

Es hatte gefroren und so war der Boden ziemlich hart. Auch Schneereste waren überall zu sehen. Wir kamen an einem See vorbei, der vollständig zugefroren war. Ich bin mir sicher, dass man darauf ein paar Wochen später, wenn die Eisschicht auch wirklich dick genug war, prima hätte Schlittschuhlaufen können. Auch zeigte uns Anatole die Überreste einer Festung, in deren Ruinen man sogar noch mit Mustern verzierte Tonscherben finden konnte. Das war wirklich cool und ich hätte gern mehr über die Geschichte der Festung erfahren.

Nach einer kurzen Kletterpartie einen Steinhang hinunter ging es auch schon weiter durchs Nichts. Wir waren uns aber einig, dass uns das „Nichts“ sehr gut gefiel. Es war die typische armenische Hügellandschaft mit jeder Menge Steinen und Felsen. Ab und zu stießen wir auf Kuhfladen, doch von den Tieren oder ihren Hirten war ansonsten keine Spur zu sehen (was bei dem Wetter mit der Kälte auch nur nachvollziehbar war). Ungefähr auf der Hälfte der Strecke kamen wir an einem Bauernhof vorbei und begegneten prompt dem Landwirt selbst auf seinem Trecker, der es sich nicht nehmen ließ, zu hupen und uns fröhlich zuzuwinken. Das erwiderten wir natürlich ebenso begeistert. Wirklich beängstigen waren allerdings die Hofhunde:

Ich habe noch nie so große Hunde gesehen und der Fakt, dass sie mit Eisenketten festgemacht waren, war irgendwie nur teilweise beruhigend. Auch als wir das Dorf Marmashen erreichten, begegneten uns immer wieder solche Riesenviecher, die uns bedrohlich anbellten. Glücklicherweise hielten alle Ketten stand. Das Dorf selbst war ziemlich klein und noch „ursprünglich armenisch“. Während wir so die Straße entlangwanderten grüßten wir alle, die uns begegneten, und bekamen immer eine Antwort zurück. Das ein oder andere Mal war auch ein skeptischer Blick dabei, was ich bei unserem Anblick aber auch verstehen konnte: Drei Ausländer in voller Wandermontur mitten im Winter.

Nach unserem Ausflug durchs Dorf führte uns Anatole schließlich zu einer kleinen Anhöhe und da sahen wir endlich die Kirche:

Wir konnten super weit gucken und es war wirklich ein traumhafter Anblick. Auch hier fanden sich wieder die Überreste einer alten Festung und schließlich zeigte uns Anatole eine angrenzende Kirchenruine mit Friedhof. Von dort aus ging es weiter querfeldein und bevor wir die Kirche besichtigten, ging es zum nahegelegenen Staudamm. Auch hier war das Wasser teilweise zu Eis gefroren und ich konnte nur daran denken, wie schön es hier jetzt war und wie schön es im Frühjahr und Sommer sein würde, wenn die Natur grün ist.

Schließlich ging es auch zur und in die Kirche. Eine Armenierin lud uns ein, etwas Weihrauch zu verbrennen, und sang für uns ein armenisches Glaubenslied. Sie hatte eine wunderschöne Stimme und mit der Akustik der Kirche kamen wir aus dem Staunen gar nicht mehr raus.

Leider verließen mich dann die Kräfte und es ging für uns nur noch an die Straße und mit dem Taxi zurück nach Gyumri. Ich hatte schon während der Wanderung ein wenig geschwächelt und leider entpuppte sich das „Krankheitsgefühl“ als eine ausgewachsene Grippe, die mich für anderthalb Wochen außer Gefecht setzte. Aber naja, nichtsdestotrotz war die Wanderung wirklich schön und ein Besuch der Kirche bei Marmarschen eine Empfehlung von mir für euren nächsten Armenienurlaub, wenn es euch in die Nähe von Gyumri verschlägt.

Und damit verabschiede ich mich in die Winterpause. Ich wünsche euch allen ein schönes Weihnachtsfest und kommt gut ins neue Jahr 2025! Ich freue mich darauf, wenn es hier in zwei Monaten weitergeht.

Bis bald! 😊

P.S.: Auch in meiner Schule geht es weihnachtlich zu. 🙂

Letztes Wochenende – Von Wandern, Live-Musik und Beten

Hallo zusammen! 😊

Es gibt so vieles, was ich hier schon gelernt habe und noch lernen werde. Dabei habe ich für mich festgestellt, wie schwer es eigentlich ist, zu wissen, was einem gut tut und was man gerade braucht. Auf sich selbst zu hören ist manchmal ziemlich schwer, vor allem wenn die Menschen um einen herum ganz andere Bedürfnisse haben. Deswegen verbuche ich letztes Wochenende als vollen Erfolg:

Letzten Freitag bin ich mittags nach einem Besuch im „Youth Initiative Centre Gyumri“ (YCI) ins Wochenende gestartet. Kurz noch nach Hause und dann ging es zum Shuttle nach Yerewan.  Doch selbstverständlich konnten mich meine armenischen Nachbarn von der anderen Straßenseite nicht einfach so gehen lassen: Als ich die Tür hinter mir ins Schloss habe fallen lasse, haben mir die Herren von gegenüber schon herzlich zugewunken und mich gegrüßt. Nachdem ich ihre Blicke kurz nach dem Einzug eher als misstrauisch interpretiert habe, ist davon nun nichts mehr zu spüren. Ich freue mich mittlerweile sie zu sehen und bekomme immer ein Lächeln und ein „barevzez“ („Hallo, Sie!“) zurück. Mit guter Laune ging es also ganz entspannt nach Yerewan. Auf der Fahrt konnte ich ab ungefähr der Hälfte der Strecke den Ararat bewundern. Das ist der heilige Berg der Armenier, der aber sehr zu ihrem Missfallen heute zur Türkei gehört. Inzwischen kann ich richtig nachvollziehen, warum das hier so ein großes Thema ist. Der Berg hat nämlich wirklich etwas Magisches an sich und ist schon von weit weg gut zu sehen.

Ich war schon etwas früher nach Yerewan gefahren, als die Yerewan-Mädels Zeit hatten, und so konnte ich noch ein bisschen bummeln. Erst ging´s mit der Metro für 100 Dram zum Republic Square und dann zu den Kaskaden. Hier waren wir schon bei der Free-Walking-Tour gewesen, doch waren wir nicht nach oben gegangen. Die anderen Freiwilligen hatten das später schon erledigt und so war es der ideale Zeitpunkt für mich, dieses Erlebnis nachzuholen. All die Stufen nach oben zu laufen (Wikipedia sagt, dass es 572 Stufen sind), war wirklich anstrengend und ich habe mir geschworen, wieder mehr Sport zu machen (wobei es sich als relativ schwierig gestaltet, eine gute Möglichkeit in Gyumri zu finden). Doch ich wurde belohnt: Die Aussicht über Yerewan war echt beeindruckend und ich war zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Der Sonnenuntergang hat dem Ausblick die perfekte goldene Farbe verliehen.

Zu den Kaskaden lässt sich noch sagen, dass sie als Verbindung des Siegesparks (Sieg der Sowjetunion über Nazideutschland im 2. Weltkrieg) und der Innenstadt dienen. Oben befindet sich außerdem ein Denkmal zum 40. Jahrestag der Sowjetunion. Insgesamt umfassen die Kaskaden fünf Hangterrassen und sind ohne das Denkmal 302 m hoch. Zu Sowjetzeiten errichtet wurden sie bei dessen Zerfall nie vollendet, da das Geld fehlte.

Trotzdem hat sich der Besuch wirklich gelohnt und ist definitiv empfehlenswert. Für alle die nicht gerne Treppen laufen: Im Inneren gibt es laut meinen Mitfreiwilligen auch eine Rolltreppe. 😁

Anschließend habe ich Lilly und Nila von ihrem Sprachkurs abgeholt und wir haben für Lilly eine Winterjacke geshoppt. Danach ging es zur „Ararat Taverne“, wo wir Mia, ihre Mutter und deren Lebensgefährten getroffen haben, die gerade aus Deutschland zu Besuch sind. Die „Ararat Taverne“ ist ein armenisches Restaurant mit Live-Musik, das bei Armerinnen und Armeniern besonders für Familientreffen und Geburtstagsfeiern beliebt ist. Wir hatten den Platz an der Sonne erwischt und saßen direkt bei den Musikern. Die traditionell-armenischen Instrumente in Aktion zu erleben und authentische armenische Volksmusik zu hören, waren definitiv eine Erfahrung. Das Essen war lecker und die Stimmung so ausgelassen, dass immer wieder Menschen anfingen, zu tanzen. Das Highlight war dabei, als ein Kellner sich eine Platte voller Essen schnappte und samt Platte um den Tisch tanzte.

Anschließend ging es noch in die Lieblings-Bar der Yerewan-Mädels, die „Shame-Bar“. Auch hier gab es wieder Live-Musik: Zuerst spielte ein Musiker Gitarre und anschließend setzte sich noch ein älterer Herr ans Klavier. Beim UNO-Spielen genossen wir die Musik und Cocktails und ließen den Tag entspannt ausklingen. Auf der Rückfahrt zur Wohnung ließ uns der Taxifahrer dann auch noch laut unsere Musik spielen und zu „Zeit, dass sich was dreht“ ging die Fahrt wie im Flug vorüber.

Am Samstag stand für mich Dilijan auf dem Programm. Die anderen Freiwilligen waren schon letztes Wochenende da gewesen, was für mich aber zu anstrengend geworden wäre. Ich habe eben schon angesprochen, dass ich hier schon einige Dinge lernen musste und das Haushalten mit den eigenen Kräften und Kapazitäten steht da ganz oben. Ich habe mich leider schon häufiger ausklinken müssen, weil es mir aktuell einfach nicht möglich ist, jedes Wochenende die Fahrt nach Yerewan auf mich zu nehmen. Es ist gerade einfach einer sehr anstrengende und aufregende, wenn auch schöne Zeit. Vieles ist immer noch neu und muss sich erst noch einpendeln. Da ist es umso wichtiger, auf mich selbst zu hören und das zu machen, was mir gerade gut tut. Auch wenn das bedeutet, mehr alleine zu machen und nicht bei Aktivitäten der Anderen dabei zu sein.

Außerdem kam dieses Wochenende dazu, dass Mia Besuch hatte, Samuel krank war und Lilly und Nila von der Arbeit aus zu tun hatten. Wer hier jetzt meine Mitbewohnerin Dana vermisst, dem muss ich leider mitteilen, dass sie bereits Anfang Dezember nach einem Monat hier in Armenien zurück nach Deutschland geflogen ist. Auslöser hierfür waren gesundheitliche Gründe. Das bedeutet, dass ich jetzt alleine hier in Gyumri bin und auch alleine wohne. Wie das so ist und was das für mich bedeutet, werde ich in einem späteren Eintrag noch ausführlicher beantworten.

Aber zurück zu meinem Ausflug: Ich hatte nach der Ruhe des letzten Wochenende die Energie, einen größeren Ausflug zu machen, und da Dilijan (oder auch Dilischan) im Herbst besonders schön sein soll, habe ich mich für dieses Ausflugsziel entschieden. Außerdem wohnt eine armenische Freundin von mir dort. Also ging es morgens mit dem Shuttle Richtung Norden. Vorbei am Sevansee habe ich endlich mal wieder Wald gesehen. Und der strahlte vor lauter bunter Herbstfarben nur so. In Dilijan angekommen wollte ich erstmal etwas wandern und wie es eben in Armenien so ist, war es ein Abenteuer. Die größte Herausforderung wartete gleich am Anfang: Den Startpunkt zu finden. Als ich der Meinung war, ungefähr dort zu sein, ging es an die nächste Challenge: Den Weg finden. Der „Wanderweg“ war nämlich viel mehr ein Pfad, nachdem ich auch zwischendurch immer wieder suchen musste.

Das waren übrigens die Markierungen, die leider nur in sehr unregelmäßigen Abständen aufgetaucht sind. 🙂

Alles in allem war es aber wirklich herrlich, mal wieder im Wald und ohne irgendwelche anderen Menschen zu sein. Die Stille und Natur haben meine Batterien wieder aufgeladen und entspannt (und von der vielen Steigung ein wenig außer Atmen) habe ich mich dann zurück in der Stadt in ein kleines Café gesetzt. Aufgewärmt und gestärkt ging es dann noch Dilijan erkunden und in ein Museum, bevor ich mich mit meiner Freundin getroffen habe.

Meine Freundin lud mich ein, mit ihr zu einem Treffen ihrer evangelischen Kirche zu kommen. Da ich neugierig war und Zeit hatte, kam ich mit. Dort wurde ich gleich ganz in typisch armenischer Manier mit Essen überhäuft und herzlich willkommen geheißen. Es waren tatsächlich auch zwei andere Deutsche da und eine bunte Zusammenkunft unterschiedlichster Menschen. Gemeinsam wurde gesungen und auf Russisch und Armenisch gebetet, wobei meine Freundin für mich auf Englisch übersetzte. Anschließend wurde in kleinen Gruppen für Personen gebetet, die es wollten. Hierbei bat mich einer der Deutschen zum Übersetzen hinzu. So bildeten wir eine Übersetzerkette, bei der ich seine Worte von Deutsch auf Englisch und meine Freundin für die Frau von Englisch auf Armenisch übersetzte. Insgesamt eine sehr ungewohnte, aber auch schöne Erfahrung, die mir wieder in Gedächtnis gerufen hat, wie sehr Glaube die Menschen verbinden und zusammenbringen kann.

Anschließend war es auch schon wieder Zeit für den Heimweg und so ging es erst mit dem Shuttle nach Yerewan, dann mit dem Bus zum anderen Shuttlepunkt und mit dem zweiten Shuttle nach Gyumri (es gibt leider keine Direktverbindung nach Gyumri). Dort lernte ich einen Mann aus Ghana kennen, der gerade in Gyumri Medizin studiert und anschließend Kinderarzt werden möchte. Wir unterhielten uns die Fahrt über miteinander und dem Taxifahrer, bis wir schließlich mitten in der Nacht Gyumri erreichten.

Am Sonntag hieß es schließlich ausschlafen, bis Mia und ihr Besuch in Gyumri ankamen. Als mittlerweile quasi „Einheimische“ zeigte ich ihnen die Stadt und wurde von ihnen im Gegenzug auf einen Kakao und einen Monchik im „Ponchik Monchik“ eingeladen.

Was mir danach noch passiert ist und was das mit meinen Kochkünsten zu tun hat, spare ich mir für meinen nächsten Eintrag zum „Alleine-Leben“ auf. Also seid gespannt! 😂

Bis bald! 😊

„Das Wandern ist des Müllers Lust“ – Wenn man vorher richtig liest…

Hallo zusammen! 😊

Wer mich ein bisschen besser kennt oder meine Selbstbeschreibung hier auf diesem Blog bei „Über mich“ gelesen hat, der weiß, dass ich gerne wandern gehe. Und kaum hatte ich in meinem Armenien-Reiseführer ein Kapitel mit der Überschrift „Wanderrouten“ gesehen, stand für mich fest, dass ich diese Seite Armeniens definitiv erkunden möchte, sobald ich da bin. Umso besser, dass meine Mitfreiwilligen alle ebenso wanderbegeistert sind. Damit war unser Programm für den ersten gemeinsamen Samstag in Yerewan gesetzt. Über „Hike-Armenia“, einer Wander-App, die uns empfohlen worden war, suchten wir uns eine mittelschwere Route aus, die dreieinhalb Stunden dauern und knapp 13 km umfassen sollte. Startpunkt war der Tempel von Garni, den wir nach einer wilden Taxifahrt auf Straßen mit den größten Schlaglöchern, die ich jemals gesehen habe, gut durchgeschüttelt erreichten.

Wir ließen es uns nicht nehmen und bezahlten den Eintritt von 3,50 Euro, um ihn uns anschauen zu können. Während die Größe für einige eher enttäuschend war (der Tempel ist nicht sonderlich groß), war ich von der hellenistisch-römischen Bauweise fasziniert. Es hat mir vor Augen geführt, dass es in diesem Land nicht nur sowjetische, sondern noch so viele andere Einflüsse gab, derer ich mir bisher noch gar nicht bewusst war. Da ich euch hier aber nicht allzu sehr mit meiner Liebe für Geschichte langweilen möchte und die Bilder in diesem Beitrag für sich selber sprechen,  schaut euch den Tempel und die grandiose Aussicht vom Tempelgelände aus selbst an:

Unsere Reisegruppe.

Unsere Reisegruppe.

Der Tempel von Garni.

Die Aussicht vom Tempelgelände.

Armenien hat mit diesem Ausflug mein Herz erweicht. Die massiven Gebirgsketten und die weite Sicht waren erst der Anfang unserer Wanderung. Während ich vorher vor allem viele Steine und kahles Land gesehen hatte, präsentierte sich Armenien hier von seiner anderen Seite: Entlang des Azat-Flusses war es sehr grün und nach jeder Biegung wurden wir von neuer Vielfalt und Schönheit der Natur überrascht. Mal fühlten wir uns an Deutschland erinnert, mal an die Toskana oder Spanien. Lediglich die Stromtrassen und gelegentlichen Rohre holten uns aus dem „Natur-pur“-Gefühl raus, konnten unserer Laune allerdings keinerlei Abbruch tun. Ein Highlight unserer Tour war auf jeden Fall das Baden im Fluss. Aufgrund der eisigen Kälte des Flusses, der im Gebirge entspringt, zwar nur mit den Füßen, aber bei 30 Grad Celsius und wenig Schatten doch eine willkommene Abkühlung.

Dort, wo kein kühlendes Wasser oder Schatten war, hielten wir uns durch Singen bei Laune. Angefangen bei Wanderliedern (wo wir allerdings sehr schnell an unsere Grenzen kamen; wir kannten kaum welche) sangen wir uns durch sämtliche deutschen Hits der letzten Jahre und Jahrzehnte. Mal mehr, mal weniger textsicher.

Eine Pause im Schatten ist ein Muss!  🙂

Am Ende unserer Wanderung angekommen, stellte uns Armenien jedoch die nächste Aufgabe: Den genauen Endpunkt finden. Eigentlich war das Azat-Reservoir als solcher angeben, doch wir konnten es auch dann nicht entdecken, als wir uns knappe zehn Minuten weiter durchs Gebüsch schlugen und dabei die ein oder andere Schlange aufschreckten. Nur um dann festzustellen, dass wir schon am „Endpunkt“ vorbeigelaufen waren. Die Wandertour endete nämlich gar nicht wirklich beim Reservoir, sondern ein gutes Stück davor. Wir hatten nicht richtig gelesen und am Endpunkt neben dem Reservoir zu allem Überfluss auch noch eine Straße erwartet, von der aus wir zurück nach Yerewan gelangen könnten. Die gab es dort aber nicht. Stattdessen stand in der Tour-Beschreibung, dass wir 4 km zur letzten Gabelung zurücklaufen müssten und von dort aus nach weiteren 2 km an eine Straße gelangen könnten. Also hieß es umdrehen und das Tal nochmal von der anderen Seite bewundern.

Komplett erschöpft kam uns aber der Zufall und die „armenische Gastfreundschaft“ zur Rettung: Zwei Armenier, die wir vorher schon beim Fischen gesehen hatten, wollten zur gleichen Zeit nach Hause und fuhren mit ihrem alten Truck an uns vorbei. Prompt hielten sie an und bestanden darauf, uns ein Stück mitzunehmen. Wieder kannte ihre Hilfsbereitschaft keine Sprachbarriere. Es beeindruckt mich zutiefst und ich verneige mich vor diesem Land, wenn man bedenkt, wie viele Begegnungen dieser Art ich allein in meiner ersten Woche hier hatte. Das ist definitiv etwas, was ich mit nach Deutschland nehmen möchte: Die Unvoreingenommenheit und Offenheit, auf fremde Menschen zuzugehen, ihnen Hilfe anzubieten und mit ihnen zu teilen.

Mit diesen schönen Worten möchte ich diesen Beitrag über meine erste Wanderung in Armenien beenden und lasse die Bilder für sich sprechen.

Bis bald! 😊