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„Das Wandern ist des Müllers Lust“ – Wenn man vorher richtig liest…

Hallo zusammen! 😊

Wer mich ein bisschen besser kennt oder meine Selbstbeschreibung hier auf diesem Blog bei „Über mich“ gelesen hat, der weiß, dass ich gerne wandern gehe. Und kaum hatte ich in meinem Armenien-Reiseführer ein Kapitel mit der Überschrift „Wanderrouten“ gesehen, stand für mich fest, dass ich diese Seite Armeniens definitiv erkunden möchte, sobald ich da bin. Umso besser, dass meine Mitfreiwilligen alle ebenso wanderbegeistert sind. Damit war unser Programm für den ersten gemeinsamen Samstag in Yerewan gesetzt. Über „Hike-Armenia“, einer Wander-App, die uns empfohlen worden war, suchten wir uns eine mittelschwere Route aus, die dreieinhalb Stunden dauern und knapp 13 km umfassen sollte. Startpunkt war der Tempel von Garni, den wir nach einer wilden Taxifahrt auf Straßen mit den größten Schlaglöchern, die ich jemals gesehen habe, gut durchgeschüttelt erreichten.

Wir ließen es uns nicht nehmen und bezahlten den Eintritt von 3,50 Euro, um ihn uns anschauen zu können. Während die Größe für einige eher enttäuschend war (der Tempel ist nicht sonderlich groß), war ich von der hellenistisch-römischen Bauweise fasziniert. Es hat mir vor Augen geführt, dass es in diesem Land nicht nur sowjetische, sondern noch so viele andere Einflüsse gab, derer ich mir bisher noch gar nicht bewusst war. Da ich euch hier aber nicht allzu sehr mit meiner Liebe für Geschichte langweilen möchte und die Bilder in diesem Beitrag für sich selber sprechen,  schaut euch den Tempel und die grandiose Aussicht vom Tempelgelände aus selbst an:

Unsere Reisegruppe.

Unsere Reisegruppe.

Der Tempel von Garni.

Die Aussicht vom Tempelgelände.

Armenien hat mit diesem Ausflug mein Herz erweicht. Die massiven Gebirgsketten und die weite Sicht waren erst der Anfang unserer Wanderung. Während ich vorher vor allem viele Steine und kahles Land gesehen hatte, präsentierte sich Armenien hier von seiner anderen Seite: Entlang des Azat-Flusses war es sehr grün und nach jeder Biegung wurden wir von neuer Vielfalt und Schönheit der Natur überrascht. Mal fühlten wir uns an Deutschland erinnert, mal an die Toskana oder Spanien. Lediglich die Stromtrassen und gelegentlichen Rohre holten uns aus dem „Natur-pur“-Gefühl raus, konnten unserer Laune allerdings keinerlei Abbruch tun. Ein Highlight unserer Tour war auf jeden Fall das Baden im Fluss. Aufgrund der eisigen Kälte des Flusses, der im Gebirge entspringt, zwar nur mit den Füßen, aber bei 30 Grad Celsius und wenig Schatten doch eine willkommene Abkühlung.

Dort, wo kein kühlendes Wasser oder Schatten war, hielten wir uns durch Singen bei Laune. Angefangen bei Wanderliedern (wo wir allerdings sehr schnell an unsere Grenzen kamen; wir kannten kaum welche) sangen wir uns durch sämtliche deutschen Hits der letzten Jahre und Jahrzehnte. Mal mehr, mal weniger textsicher.

Eine Pause im Schatten ist ein Muss!  🙂

Am Ende unserer Wanderung angekommen, stellte uns Armenien jedoch die nächste Aufgabe: Den genauen Endpunkt finden. Eigentlich war das Azat-Reservoir als solcher angeben, doch wir konnten es auch dann nicht entdecken, als wir uns knappe zehn Minuten weiter durchs Gebüsch schlugen und dabei die ein oder andere Schlange aufschreckten. Nur um dann festzustellen, dass wir schon am „Endpunkt“ vorbeigelaufen waren. Die Wandertour endete nämlich gar nicht wirklich beim Reservoir, sondern ein gutes Stück davor. Wir hatten nicht richtig gelesen und am Endpunkt neben dem Reservoir zu allem Überfluss auch noch eine Straße erwartet, von der aus wir zurück nach Yerewan gelangen könnten. Die gab es dort aber nicht. Stattdessen stand in der Tour-Beschreibung, dass wir 4 km zur letzten Gabelung zurücklaufen müssten und von dort aus nach weiteren 2 km an eine Straße gelangen könnten. Also hieß es umdrehen und das Tal nochmal von der anderen Seite bewundern.

Komplett erschöpft kam uns aber der Zufall und die „armenische Gastfreundschaft“ zur Rettung: Zwei Armenier, die wir vorher schon beim Fischen gesehen hatten, wollten zur gleichen Zeit nach Hause und fuhren mit ihrem alten Truck an uns vorbei. Prompt hielten sie an und bestanden darauf, uns ein Stück mitzunehmen. Wieder kannte ihre Hilfsbereitschaft keine Sprachbarriere. Es beeindruckt mich zutiefst und ich verneige mich vor diesem Land, wenn man bedenkt, wie viele Begegnungen dieser Art ich allein in meiner ersten Woche hier hatte. Das ist definitiv etwas, was ich mit nach Deutschland nehmen möchte: Die Unvoreingenommenheit und Offenheit, auf fremde Menschen zuzugehen, ihnen Hilfe anzubieten und mit ihnen zu teilen.

Mit diesen schönen Worten möchte ich diesen Beitrag über meine erste Wanderung in Armenien beenden und lasse die Bilder für sich sprechen.

Bis bald! 😊