Archiv der Kategorie: Fahrradkarawane von Zagreb nach Belgrad

Best-Of Fahrradkarawane 2013

Freiwillige und Alumni aus 16 verschiedenen »kulturweit«-Einsatzländern in Mittel- und Südosteuropa, Lateinamerika und Afrika starteten parallel in Zagreb, Budapest oder Bukarest. Nach insgesamt über 1500 Kilometern trafen sich alle Radelnden zum krönenden Abschluss gemeinsam in Serbiens Hauptstadt Belgrad.

Von Zagreb nach Belgrad: Update

 

13:30 Uhr Tompojevci, Kroatien

Die kroatische Sonne bruzzelt knallhart auf uns herab. Wir sehen nur noch Sonne und noch mehr Sonne… Heute haben wir auch mal etwas Pech mit den Rädern. Aber Freerik unser Radexperte ist immer zur Stelle und ölt und wechselt wo er nur kann. Wir fahren zum Teil getrennt vom Transporter, da die Feldwege auf direktem Weg zur Grenze schon für uns kaum passierbar sind. Trotz frühem Aufbruch heute morgen, haben wir noch die Hälfte der Strecke vor uns – plus die Grenze nach Serbien, von der wir nicht wissen, wie lange es dauern wird.

Von Zagreb nach Belgrad: Tag 3, 4 ,5

DSC_0328 DSC_0327 DSC_0326 DSC_0316 DSC_0318 DSC_0321 DSC_0323 DSC_0314 DSC_0313 DSC_0312 DSC_0310Tag 3

Unser Tag begann mit dem Weckdienst – diesmal um acht Uhr, also im Verhältnis zum gestrigen Tag schon fast eine Uhrzeit zum Ausschlafen. Nach einem ausgewogen wurstlastigem Frühstück stiegen wir voller Tatendrang auf unsere Sattel und setzten uns mit einem selbstbewussten „Pack ma’s!“ in Bewegung. Zunächst war die Stimmung sehr gelöst, einige stimmten sogar Lieder zu Motivation der anderen an.

Die Aussicht für den heutigen Tag war anfangs rundherum positiv, da am Vorabend angepriesen wurde, dass es sich um eine verhältnismäßig kurze Strecke handeln sollte. Jedoch wurden uns die kurzen, aber heftigen Anstiege auf Geröllsplit verschwiegen. Ablenkung von der Anstrengung bot sich am Wegesrand: Im Dreck sudelnde Schweinchen hielten uns auf, da sie nicht nur bei den in der Stadt aufgewachsenen „kulturweit“-Freiwilligen starke Emotionen auslösten.

Mit einer undefinierbaren Lotion aus Sonnenbrand, Sonnencreme und Schweiß erreichten wir unser Tagesetappenziel am späten Nachmittag. Gastfreundliche Lehrerinnen und Lehrer eines örtlichen Gymnasiums im kroatischen Virovitica nahmen uns in ihrer Turnhalle auf, boten uns diverse Kuchenvariationen und einen Schlafplatz an. Mit ein wenig Charme und interkultureller Kompetenz (IKK) durften wir als Highlight des Abends in einem eigentlich schon geschlossenenem Schwimmbad baden, obwohl sogar extra wegen uns besonderen „kulturweit“-Freiwilligen ein Bademeister gerufen werden musste.

Tag 4

Früh morgens zum Leidwesen aller Beteiligten klingelte diesmal nicht die Fahrradklingel, sondern der Wecker. In den Transporter wurden unsere sieben Sachen mit einer professionell organisierten Einpackkette verladen. Dieser Tag drehte sich allgemein sehr viel um Ketten: Merle freute sich sehr, als sich ihre Fahrradkette am steilsten Berg verabschiedete und der besorgte Alumni Bene(dikt) ließ des Öfteren „Kette“- oder „Auto“-Rufe von sich hören. Von der Strecke an Tag vier hatten wir enormen Respekt, da es sich mit über 80 Kilometern um die längste handelte.

Bereits nach einer Stunde machten wir eine Trinkpause in einem der umliegenden Dörfer, wobei wir ein paar lustige Zeitgenossen dabei beobachten konnten, wie sie ein aus zwei Bier bestehenden typisch kroatisches Frühstück zu sich nahmen. Weil wir nun schon drei Tage gemeinsam verbracht hatten, war es schön zu beobachten, wie die Gruppe allmählich besser funktionierte und sich längere, intensivere und tiefgründigere Gespräche ergaben. So stellt sich für viele Freiwillige die Frage, was sie nach ihrem „kulturweit“-Jahr machen wollen.

Das Streckenprofil war mit unserer Stimmung vergleichbar, es gab Aufs und Abs, sehr wechselhaft. Mit der Aussicht auf ein langersehntes warmes Abendmahl vergaßen wir die Hitze, Blessuren und Schmerzen, strampelten dem Ziel entgegen und kamen schließlich eine knappe Stunde früher als ursprünglich kalkuliert an. Vor dem Gang ins Restaurant nahmen wir einen kleinen Umweg über einen nahe gelegenen See, um uns zu säubern. (Die Duschen unserer Turnhalle waren zuvor extra für uns abgeschlossen worden.) In geselliger Abendrunde stießen wir mit Bier an (selbstverständlich alkoholfrei, bio, nachhaltig regional erzeugt und mit Pfand) und ließen die letzten Tage noch einmal Revue passieren. Letztlich fielen wir erschöpft, aber dennoch voller Vorfreude auf den darauffolgenden Pausentag in unsere Schlafsäcke und schliefen ein.

Tag 5

Das Schönste am Fahrradfahren sind die Pausen – welche an Tag fünf etwas länger ausfielen, und zwar einen ganzen Tag. Wir nahmen das wörtlich und schliefen bis elf Uhr aus. Nach dem Frühstück und einer ergreifenden Verabschiedung von Bene, der aufgrund einer anstehenden Uniprüfung zurück ins kalte Deutschland fliegen musste, wurde uns die Aufgabe zuteil mit verbundenen Augen und einem Seil ein perfektes, so Zitat „gleichschenkliges Viereck“ zu bilden. Um den Ausfall von Bene zu kompensieren, eilte uns Laurens zu Hilfe, der uns nun bis zun Ende unserer Tour begleiten wird.

Heute Nachmittag haben wir noch vor, uns an den See zu legen und den Tag auf entspannte Art und Weise ausklingen zu lassen. Wir melden uns morgen wieder zu Wort – hoffentlich wohlauf – aus einer Stadt mit einem komplizierten Doppelnamen, circa 120 Kilometer östlich von hier.

Von Zagreb nach Belgrad: Tag 1

Am vergangenen Freitag haben wir, 20 hochmotivierte kulturweit-Freiwillige, uns in der deutschen Schule Zagreb versammelt, weil wir uns bewusst auf dieses einmalige Abenteuer eingelassen haben – und zwar die Fahrradkarawane 2013 nach Belgrad.
20130706_123136DSC_0292  20130705_212332 DSC_0276 DSC_0277 DSC_0279Nach einer offiziellen Auftaktveranstaltung, bei der diverse Häppchen von hungrigen kulturweit-Mäulern vertilgt wurden, erfolgte eine Führung, bei der wir die Hauptstadt Kroatiens per pedes erkundeten. Da wir bereits unsere Warnwesten im modischen Neongelb überzogen, wurden wir auf unterschiedlichste Weise wahrgenommen. (Wobei nach wie vor fraglich ist, ob wir die Neugier der Einheimischen weckten oder lediglich für die örtliche Müllabfuhr auf zwei Rädern gehalten wurden.)

Am nächsten Tag um Punkt 7.03 Uhr Ortszeit mit einer Stunde Verspätung, dafür aber ohne Dusche, wurde unsere erste Etappe gen Osten eröffnet und das rote Band als zeremonieller Akt feierlich durchtrennt. Während wir uns am Freitag noch über brütende Hitze beklagt hatten, verlief der Samstag euphemistisch gesagt wechselhaft – das Ergebnis war jedenfalls, dass wir trotz Regenjacken bereits am ersten Fahrtag durchweicht wurden. Doch wir sind hart im Nehmen und fanden in interessanten Gesprächen mit Freiwilligen von Polen über Armenien bis nach Argentinien eine willkomene Abwechslung vom Fahrradfahren. Nach gefühlten zehn Stunden Strampelei auf dem Fahrrad erreichten wir unser Etappenziel in der kroatischen Einöde. Ungewöhnlich war nur, dass das Ankommen nicht mit langweiligem Klingeln kommentiert wurde, sondern durch ein simples, dafür aber sehr kraftvolles kollektives Rufen von „Da ist das Ding!“ ersetzt wieder.

Die typisch kroatische Fleischplatte am Abend entschädigte alle vermeintlichen Entbehrungen am Tage und sorgte nicht nur bei den Vegetarierinnen für helle Begeisterung. So fielen wir todmüde, aber glücklich gegen 23 Uhr in unsere Betten und waren froh, dass die Sternfahrt nach Belgrad am nächsten Tag erst um acht Uhr fortgesetzt werden sollte.