Der Ostersonntag, den ich in Lomé erleben durfte, war vieles: rot, gelb, grün – bunt. Er war angefüllt mit Begegnungen, mit Musik, mit viel Essen. Eine Farbpalette, dank der ich einmal mehr erkannte, wie vielseitig meine Zeit in Togo ist.
Wie so oft im letzten Monat beginnt mein Tag sehr früh. Kurz nach sieben Uhr morgens betreten mein Gastbruder Daniel und ich die Kirche Marie la Reine unseres Viertels Bè. Die Kirche ist wunderschön geschmückt, weiße Stoffbahnen an Wänden und Decke. Vom Gottesdienst verstehe ich kein Wort: Er wird auf Ewe abgehalten. Den österlichen Gedanken in der zweistündigen, festlichen und von einem stimmgewaltigen Chor begleiteten Messe spüre ich – so denke ich – doch.
Unser Haus ist seit einer Woche gut gefüllt: Die Frau des Zwillingsbruders von Nicole und deren fünf Kinder sind zu Besuch. Zusammen mit den Töchtern der anderen Mieterinnen hier auf dem Grundstück verbringen alle die meiste Zeit im Hof und auf der Terrasse. Zu Ostern nun habe ich mir eine kleine Aktion überlegt: Wir färben Eier. In der Küche wird es eng um die Töpfe und Schüsseln mit den verschiedenen Farben. Ich erzähle davon, dass in Deutschland bunte Eier vom Osterhasen versteckt werden. Der Osterhase sei ohnehin schon auf dem Weg, gerade noch in Burkina Faso und bald in Lomé. Die große Suche im Garten bereitet uns allen eine große Freude. Den Kindern, meiner Gastmutter und mir sowieso.
Am Nachmittag fahren Daniel und ich mit dem Moto nach Osten und lassen Lomé hinter uns. Wir sind zu einem Fest eingeladen, das zu Ehren des neugeborenen Sohnes von Christelle und Kossi veranstaltet wird. Das junge Paar wohnt auch auf dem Grundstück von Nicole, Christelle ist aber nun seit der Geburt im Haus ihrer Eltern. Alle Gäste sind in bunte Pagne gekleidet. Pagne ist das traditionelle Tuch Togos mit verschiedensten Mustern, aus dem Kleider, Röcke, Hosen, Anzüge geschneidert werden. Wir bekommen Avocado Salat, eine große Portion Reis mit Hühnchen, Bier. Es werden unzählige Fotos geschossen, immer mit dem kleinen Komla im Arm. Ich freue mich sehr, Christelle wiederzusehen und auch, dass das Baby wohlauf ist.
Dann müssen wir auch schon wieder zurück, ein abendlicher Termin steht an. Über das Goethe-Institut haben mein Mitfreiwilliger Sebastian und ich Karten für ein klassisches Konzert in einem schicken Hotel Lomés bekommen. Solistinnen und Solisten einer togoischen Musikschule treten auf, sie singen Verdi, Bach, Mozart. Das Finale: Ein großer Chor mit leuchtend blauen Abendkleidern.
Als ich abends zurückkomme, bin ich ganz aufgekratzt. So verschiedene Orte und Dinge habe ich heute gesehen. Ostermesse, bunte Eier, bunte Stoffe, La Donne e Mobile von Verdi. Meine Gastmutter öffnet, als ich ins Wohnzimmer komme, ein kleines Sideboard und lächelt. Im Schrank stehen aufgereiht Plastikflaschen. Nicole hat die Farben, mit denen wir die Eier gefärbt haben, abgefüllt. Die heben wir auf, lacht sie. Und dann spielen wir das Spiel noch einmal, an deinem Geburtstag im August.