Bon Voyage – gute Reise. Es ist etwas nach sechs Uhr, als ich unser Haus in Be, Lomé am Samstagmorgen verlasse und mich von meiner Familie verabschiede. Mein Rucksack ist gepackt für meinen ersten Wochenendausflug. Mit dem Moto geht es erst zu einer Tankstelle im Norden der Stadt, von der die Taxis nach Kpalimé abfahren.
Gemeinsam mit Sebastian und einer weiteren deutschen Freiwilligen steige ich ins Taxi. Die Fahrt ist gedrängt und etwas unbequem: Im Auto sitzen neben dem Fahrer und uns noch drei weitere Insassinnen. Als wir Lomé hinter uns lassen, wird die Landschaft schnell grüner, hügeliger und wunderschön. Kpalimé ist die viertgrößte Stadt Togos und liegt etwa 120 Kilometer nördlich von Lomé direkt an der Grenze zu Ghana. In der Gegend um Kpalimé gibt es tropischen Regenwald. Den Samstag nutzen wir deshalb sogleich für eine Wanderung. Unser Guide Jean-Baptiste führt uns zu einem großen Wasserfall. Auf dem Weg erklärt er uns einiges zur Natur um uns herum: Kakao- und Mangobäume. Ananas und andere Früchte, die wir noch nie gesehen haben. Uns kommen viele Frauen und Männer entgegen, die auf dem Kopf Kilo um Kilo Bananen in Richtung Kpalimé tragen. Der Weg der Bananen geht von dort weiter Richtung Lomé. Die Menschen grüßen uns freundlich: Wezo lo – Willkommen. Den Gruß vieler Kinder hören wir schon von weitem: Yovo, yovo, bon soir – Weiße, Weiße, guten Tag. Sebastian kauft sich zusammengebundene Holzstöcke für 100 Francs in dem Glauben, es sei Süßholz. Das Süßholz stellt sich jedoch als etwas anderes heraus: Diese Art Stöcke werden hier vielerorts zum Zähneputzen verwendet. Doch kein Snack für Sebastian.
Wir baden im natürlichen Becken unter dem Wasserfall und essen unsere mitgebrachten Sandwiches. Unser Guide erzählt mir, dass er Ewe-Lehrer in einem Alphabetisierungskurs für Frauen seiner Kirche ist. Ich freue mich: Wir tauschen ein paar Worte auf Ewe aus und er erklärt mir etwas. Kleine Ewe-Nachhilfe unterm Wasserfall.
Am Sonntag besuche ich die Familie meines togoischen Freiwilligenfreundes Edem, der gerade ein Jahr in Berlin verbringt. Mit dem Moto fahre ich zum abgemachten Treffpunkt, einer Baptistenkirche im Viertel Kligué Kondji. Ich warte eine Weile auf dem Sandplatz und genieße den Augenblick: Festlich und bunt gekleidete Menschen strömen in die Kirche, es riecht nach Essen, die Sonne scheint, die Farben leuchten. Zwei Jungs sprechen mich an, sie sind vielleicht etwas jünger als ich. Sie laden mich in die Kirche ein, aber ich erkläre ihnen, warum ich hier bin. Wir sprechen eine Weile und stellen dann fest, dass sie Edem kennen. Sie lachen ungläubig: Le monde est petit – die Welt ist klein. Dann holt mich Edems Schwester ab und wir spazieren ein kurzes Stück zum Haus der Familie. Ich übergebe Edems Geschenk an seine Schwester und seine Mutter und dann stampfen die beiden im Hof Fufu. Das Mittagessen ist großartig: Fufu mit scharfer Soße mit Fisch und Soja. Zum Abschied machen wir noch einige Fotos. Ich möchte sie gerne Edem schicken. Le monde est petit – für mich ist das gerade ein großartiges Gefühl.
Nachmittags fahren wir mit dem Taxi zurück nach Lomé. Der Wind weht durch die offenen Fenster und es riecht so sehr nach Regen. Es dämmert, als ich den Hof meiner Gastfamilie betrete und Nicole wiedersehe. Ein Gefühl: Nach Hause kommen.
Reisen ist gut. Nach Hause kommen auch. Es ist ein Geschenk, beides erleben zu dürfen. Hier in Togo.