Ich werde abrupt aus meinen Gedanken gerissen, als der Zug abbremst und schließlich zum Stehen kommt. Alles ist auf einmal in gelbes Flutlicht getaucht und eine Truppe Grenzer betritt den Zug. Nach nur kurzer Zeit erreichen sie auch mein Abteil und meine erste Begegnung mit der kroatischen Bürokratie beginnt.
Dass ich kein Kroatisch spreche, fällt dem Beamten sehr schnell auf. Er ist sehr freundlich und nennt mich beim Vornamen. Ich bin mir nicht sicher, ob das in Kroatien Gang und Gebe ist oder ob es irgendeine Einschüchterungstaktik ist. Neben meinem Pass reiche ich ihm auch die Einreiseankündigung, die ich vorher ausgefüllt habe. So gut es geht, erkläre ich ihm, dass ich auf dem Weg nach Bjelovar bin und in Kroatien nicht als Tourist, sondern als Freiwilliger bin. Ich erkläre ihm, dass ich in den Wochen vor der Reise vorsichtig mit dem Kontakt zu Fremdpersonen gewesen war und, dass ich die Möglichkeit habe in Bjelovar meine Arbeit für die ersten 14 Tage von Zuhause aus zu führen.
Das ist zwar alles ganz schön, aber es ist nicht das, was ein Grenzer hören will. Beamten wollen am liebsten Dokumente sehen und ein Zettel fehlt mir besonders: mein negatives Coronaergebnis.
Das weiß er, das weiß ich. “Arne, we have a problem…” erklärt er mir und gibt mir zu verstehen, dass ich ohne ein negatives Testergebnis nicht einreisen dürfe. Ich wiederum erkläre zurück, dass das Ergebnis noch nicht angekommen ist, weil ich dem Test in dem mir zeitlich vorgeschriebenen Rahmen gemacht habe und Ergebnisse einfach nicht so schnell kommen. Um in Kroatien nämlich einreisen zu dürfen braucht man einen Corona-Test der nicht älter als 48 Stunden ist. Das muss man erst einmal hinbekommen, wenn die Testzentren in Sachsen-Anhalt völlig überlastet sind.
Und so geht es eine Weile hin und her, bis er mich fragt, ob ich ihm meine Adresse sowie meine Handynummer geben kann. Ich schreibe es ihm auf und er verschwindet. Für die nächsten 10 Minuten sehe ich ihn nicht wieder und das einzige Zeichen, das mir sagt, dass er nicht mit meinen Papieren weggelaufen ist, ist die dumpfe Stimme des Beamten, wie er telefoniert. Wahrscheinlich ruft er seinen Vorgesetzten oder irgendjemanden an, um zu klären, was mit mir passieren soll.
Nach einer kleinen Ewigkeit kommt er wieder zurück und händigt mir meine Papiere aus. Auf meine Rückfrage, ob ich mich irgendwo melden oder mich in Selbstisolation begeben soll, antwortet er, dass es nicht nötig sei. Es macht mich ehrlich gesagt doch ganz froh, dass ich nicht nach Deutschland zurückgeschickt werden, sondern weiterfahren darf. Ich bedanke mich und er verabschiedet mich mit den Worten:
“Welcome to Croatia” und damit rollt der Zug auch schon weiter nach Zagreb.
05.12.2020
Slowenien-Kroatien
Dobro došli u Hrvatskoj! #teamcroatia