Parte 3 – El Seminario en Santa Marta (das Zwischensemianr in Santa Marta)

Parte 3 – El seminario en Santa Marta (das Zwischenseminar in Santa Marta)

Und schon wieder ist ein Monat um
Die Zeit vergeht wie im Flug und es ist mal wieder so viel los, dass ich kaum zum Schreiben komme. Jetzt habe ich zum Glück einen ruhigen Moment im Colegio abgepasst und etwas Zeit meine Gedanken und letzten Erlebnisse aufzuschreiben. Dieser Monat war besonders für mich, da es nun Halbzeit heißt. Seit 3 Monaten bin ich jetzt schon kulturweit-Freiwillige und so gab es für mich im November einen Wechsel der Gastfamilie und das Zwischenseminar. Mehr dazu gleich, aber beginnen wir am besten mit dem Anfang und einem Ausflug, den ich zusammen mit einer anderen Freiwilligen gemacht habe.

La Cathedrale de Sal
Wenn man in Bogotá lebt und ein Ausflugsziel fürs Wochenende sucht, wird man sowohl vom Internet, als auch von Einheimischen schnell nach Zipaquirá zur Salzkathedrale geschickt. Ich bin nun endlich auch dort gewesen, aber leider ist nichts wirklich nach Plan verlaufen.
Ich habe mich am morgen mit meiner Freundin in der Nähe meines Wohnortes in Usaquén getroffen und wir waren spät dran. Den Weg mit den Bussen hatte ich schon auf Google Maps rausgesucht und wir sprinteten zum Transmilenio und kamen gerade so rechtzeitig an der Haltestelle an, an der ich dachte, dass unsere Bahn abfahren würde. Wir fanden die Gleise auch recht schnell, nur der gewünschte Bahnhof „Estación Usaquén“ war nicht in Sicht. Verwirrt fragten wir einen Gleisarbeiter, ob er wüsste, wo die Station sei und er teilte uns bedauerlicherweise mit, dass wir am falschen Ort sein. Wir waren zu einer Bushaltestelle mit demselben Namen gefahren, die fälschlicherweise das Bild des Bahnhofes auf Google Maps zeigte. Der Zug, dessen Tickets wir online schon gekauft hatten, war auf jeden Fall schon abgefahren und würde erst wieder in Zipaquirá halten und so machten wir uns auf den Weg zum Busbahnhof. Tatsächlich schafften wir es auch mit dem Bus relativ einfach und schnell ans Ziel, jedoch hatten wir mindestens zwei Stunden verloren.


Nach einem schönen Spaziergang durch die Stadt, bei dem wir auch an der schönen „Plaza de la Independencia“ vorbeikamen und uns etwas Kleines zu essen kauften, schafften wir es endlich zur „Cathedrala de Sal“.

Dort ging es dann mit spanischen Audioguides durch die Mine und das ist auch die Besonderheit der Kathedrale: Sie liegt unterirdisch in einer alten Salzmine und erstrahlt in bunten Farben, dank der verwendeten Beleuchtung.

Im Allgemeinen hat sie mir gut gefallen, da sie wirklich etwas Besonderes ist, jedoch hat mich die Kommerzialisierung dieses alten, eigentlich heiligen Ortes, diesmal doch etwas gestört. Direkt neben dem Kirchenbereich gab es ein mindestens genauso großes Areal, in dem man einkaufen konnte. Es gab Cafés, Verkaufsstände mit Souvenirs, Schmuck, Taschen, kurz alles was Touristen interessieren könnte. Eigentlich bin ich an diesen Teil von Touristenattraktionen gewöhnt, aber dieses Mal war der Kontrast so groß, dass es mir etwas zu viel war.

Zurück schafften wir es dann zum Glück problemlos zu der Bahn, nur leider waren wir etwas gehetzt, da wir sie nicht schon wieder verpassen wollten. Die nächsten Tage war ich dann erkältet. Und die Moral von der Geschicht? Vergesse warme Kleidung nicht!

Suissemun IX
Kommen wir zu einem großen Highlight für mich, dass ich an der Schule begleiten durfte: das Suissemun IX.
Kurze Erklärung: Das Suissemun ist eine UN Simulation, die von den internationalen Schulen in Bogotá durchgeführt wird. Der Austragungsort wechselt jedes Jahr und dieses Jahr war meine Schweizer Schule Colegio Helvetia an der Reihe, deswegen auch SUISSEmun (= Schweiz). Zu Gast hatten wir unter anderem die deutsche, angloamerikanische und italienische Schule aus Bogotá und somit war der Campus voll von neuen Schülern und Lehrern und noch dazu waren alle sehr formal und chic angezogen.

Das Event ging drei Tage lang von Mittwoch bis Freitag und ab Donnerstag würde ich von meinem Unterricht befreit, um mich in die Konferenzen der Schüler zu setzten und zuzuhören. Die simulieren Komitees waren in vier verschieden Sprachen: Spanisch, Englisch, Deutsch und Französisch und ich hörte mir alle Sprachen, außer Französisch an. Es gab jeweils einen Sicherheitsrat auf jeder Sprache, eine Wahrheitskommission, eine Sitzung mit dem internationalen Währungsfonds und noch mehr. Die besprochenen Konflikte waren alle top aktuell und sehr interessant. Es ging zum Beispiel um die Konflikte zwischen China und Taiwan, Jerusalem und Palästina und Russland und der Ukraine. Während der Simulation sollte ein möglicher Lösungsprozess vorgestellt werden und in den meisten Fällen hat dies auch relativ gut geklappt. Das Niveau, sowohl sprachlich als auch inhaltlich war ziemlich hoch, aber es gab natürlich besonders starke Schüler, die die Diskussion und Zusammenarbeit geführt haben. Jene wurden am Ende der Woche auch nochmal ausgezeichnet und die Arbeit fand einen schönen Abschluss. Es ging jede Menge Zeit und Aufwand in dieses Projekt und ich ziehe meinen Hut vor den Schülern und Lehrern, die parallel zum stressigen Schulalltag daran gearbeitet haben.

Das Zwischenseminar
Das Zwischenseminar findet nun leider online statt. Da wir Kolumbien- und Nicaragua-Freiwilligen uns jedoch so gut verstehen, haben wir schon beim Vorbereitungsseminar beschlossen, uns alle gemeinsam zu treffen. Die Entscheidung fiel auf Santa Marta, eine Stadt am karibischen Meer im Norden von Kolumbien.
Insgesamt verbrachten wir neun herrliche Tage in einem Hostel im Zentrum der Stadt und erlebten fast jeden Tag ein kleines Abenteuer. Einmal fuhren wir nach Minca, einem kleinen Dorf in der Nähe des Sierra Nevadas. Dort verbrachten wir die meiste Zeit in einem Restaurant und warteten ab, ob es irgendwann wieder aufhören würde zu regnen und erkundetet letztendlich in sehr provisorischer Regenkleidung (großen Tüten) die Gegend. Der Tag endete mit dem Besuch eines Wasserfalles und einem Spinnenbiss, welche ich zum Glück unbeschadet überlebte.

Das Seminar war im Allgemeinen sehr nett, aber ich muss zugeben, dass wir auch den deutlichen Vorteil hatten, uns an einem Ort getroffen zu haben und somit einen deutlich herzlicheren und direkteren Austausch gehabt haben. Etwas schwieriger war die Kommunikation mit unserer Leiterin aus Deutschland, die viel Nachsicht mit uns haben musste, wenn das WLAN mal wieder nicht funktionierte und gleich am ersten Tag gab es im ganzen Centro von Santa Marta kein Strom und Wasser und somit viel der Seminartag ins Wasser. Zum Glück hatte sie viel Verständnis und hat sich sehr an unsere Bedürfnisse und Situation angepasst, sodass wir die Zeit bestmöglich nutzen konnten. Besonders interessant fand ich das Gespräch mit dem deutschen Botschafter in Nicaragua, dem wir viele Fragen gestellt haben und von dem wir echtes Insiderwissen und einen authentischen Einblick in seine Arbeit zurückbekam.      Aber das größte Abenteuer kam zum Schluss, und zwar unser Ausflug zum Nationalpark Tayrona, der ganz in der Nähe, nördlich von Santa Marta liegt. Um fünf Uhr morgens machten wir uns schon los auf den Weg, frühstückten vor den Toren des Parks und machten uns dann auf, die weiten Wälder zu erkunden.

Die Flora und Fauna ist unglaublich divers und nach nur einer Weile, sah der Ort, an dem man sich befand, schon wieder ganz anders aus. Wir kletterten durch Wälder, liefen an einem Strand entlang, der von den größten Wellen heimgesucht wurde, bis hin zu weiten Ebenen, tiefen Schlammgräben, die wir nur barfuß bezwingen konnten und warteten durch überschwemmte Wege und kleine Flüsse.

Wir trafen überraschend viele deutschsprachige Touristen, viele Pferde, die auch als Transportmittel benutzt wurden und kamen nach vier Stunden (mit längeren Pausen) an unserem Ziel, dem Strand „Cabo San Juan del Guia“ an und reservierten uns einen Platz auf einem der Boote, die am Nachmittag wieder zurück nach Taganda fahren würden. Nach ein paar Stunden am Strand stiegen wir in genau ein solches ein und fuhren zurück. Die Fahrt war jedoch alles andere als entspannend. Das Meer war wild, das Boot flog hoch und die Passagiere schrien sich die Seele aus dem Hals wie in einer Achterbahn. Letztendlich bin ich einfach froh, schon öfter Boot gefahren zu sein, ansonsten wäre das wohl meine erste und letzte Fahrt gewesen.

(Quelle der Karte: https://es-la.facebook.com/230927280609658/posts/sitios-tur%C3%ADsticos-de-santa-marta-cu%C3%A1l-es-tu-plan-playa-o-riotienes-muchas-opcion/799178863784494/)

Alles in einem hatten wir also ein unglaublich schönes Seminar und ich würde es anderen Freiwilligen sehr empfehlen, sich, wenn möglich, auch gemeinsam an einem Ort zu treffen und das Seminar zusammen zu verbringen.

Der Wechsel der Gastfamilie
Nach dem Seminar hatte ich meinen geplanten Wechsel der Gastfamilie und ich bin super glücklich in der neuen Familie. Ein besonderer Vorteil ist die Lage. Jetzt brauche ich nur noch eine Minute zu Fuß zur Schule und bin deutlich flexibler, da ich nicht mehr vom Schulbus abhängig bin. Des Weiteren verstehe ich mich sehr gut mit allen. Die Familie besteht aus zwei Eltern mit einem fünfjährigen Sohn, dem großen Hund Lulu, einer Haushälterin und einem Kindermädchen.

Ein traditionelles „Onces“
Am ersten Wochenende wurde ich außerdem zu einem traditionellen „Onces“ eingeladen. Es ist quasi die kolumbianische Variante der britischen „Tea time“ oder des deutschen „Nachmittagskaffees“, nur, dass hier weder Tee noch Kaffee getrunken wird, sondern eine heiße Schokolade mit Käse. Mein Gastvater, der auch einige Zeit in Deutschland gelebt hat, hat mir erzählt, dass er dort einmal im Supermarkt nach dem geeignetsten Käse für heiße Schokolade gefragt hat und ziemlich verwirrt angeschaut wurde. Und es stimmt, auf den ersten Blick scheint dies eine ziemlich bizarre Kombination, aber tatsächlich funktioniert es irgendwie doch. Zusätzlich zu der Tasse Kakao, bekommt man noch ein paar Scheiben Käse, die man sich in Stücke reißen kann und dann in die Schokolade schmeißt. Wenn er geschmolzen ist, angelt man ihn sich mit dem Löffel raus und isst es. „Onces“ nennt man diesen Nachmittagssnack übrigens nur in Bogotá. Traditionell besteht es aus der „Chocolate caliente con queso doble crema“ oder einem „Agua de panela“ (einer Art Zuckerwasser) und dazu „Tamal“ und/oder „Almojábanas“ (beides sehr lecker, siehe Foto). Aber natürlich kann man auch Kaffee, Tee und andere Arten von kolumbianischen Teigwaren essen. In anderen Teilen von Kolumbien ist das „Onces“ auch unter vielen anderen Namen bekannt. Falls es euch interessiert, habe ich hier einen Link für einen Artikel der Supermarktkette „ara“ mit mehr Infos (https://aratiendas.com/blog/recetas/las-onces-colombianas/).

Erste Weihnachtsvorbereitungen
Seit November wird es außerdem immer weihnachtlicher in Kolumbien. Die Läden sind voll von Dekoration, auf der Straße stehen leuchtenden Weihnachtsbäume und an den Haustüren hängen bunte Kränze. Auch in der Schule haben wir angefangen Weihnachtslieder zu singen, Deko zu basteln und die Kinder kamen mit weihnachtlichen Pullovern zur Schule.

In meiner neuen Gastfamilie haben wir schon den Tannenbaum aufgebaut (nicht aufgestellt).
Im Allgemein freue ich mich unglaublich auf die kolumbianischen Weihnachten, da sie doch ziemlich anders sind als traditionelle deutsche und ich bin gespannt, was ich in einem Monat alles so zu berichten habe.

Ganz viele Grüße aus Bogotá
Kathi