公共汽车 – gonggong qiche

„gunggongtschietsche“ heißt auf Chinesisch „Bus“ und der Wortklang dieses Begriffes passt wirklich überaus zum Erlebnis Busfahren in Wuhan! „Gunggong“ hebt  lautmalerisch das Klappern und Schütteln des Gefährts hervor, „Tschietsche“ allgemein das Abbremsen mit quietschenden Reifen. Busfahren ist hier ein Abenteuer, das eigentlich nur den Einheimischen vorenthalten ist, da es keine Busfahrpläne gibt. Fremden in dieser Stadt entschlüsseln sich die Routen der Buslinien nur sehr schwer. Das beste Mittel, einen Überblick zu gewinnen, ist, die verschiedenen Buslinien auszuprobieren und zu entdecken, welche Endhaltestellen angesteuert werden – Sightseeing erster Qualität für nur zwei Yuan! Hat man ein bestimmtes Ziel, so lohnt es sich meistens, einfach eine Station weiter zu fahren, als geplant – so erschließen sich einem immer wieder neue Stadtgebiete!

In einem Supermarkt habe ich auch eine Buskarte erworben, was super war, da das Busfahren (etwa 50 Cent) noch zusätzlich ermäßigt wird und man nicht immer diese lästigen 1 Yuanscheine in der Hosentasche haben muss. Hat man nur größere Scheine dabei, so muss man sich sogar selbst um sein Rückgeld kümmern, in dem man es den neu zusteigenden Fahrgästen aus den Händen reißt.

Das Busfahren in Wuhan ist mit keiner anderen Stadt zu vergleichen. Denn Wuhan ist eine große Baustelle. Tiefe Schlaglöcher und Eisenplatten auf den Straßen, oder kaputte Fensterscheiben in den Bussen verhindern, dass man seine Bushaltestelle verpasst, weil mein eingeschlafen ist. Am lautesten ist es ganz vorne, wo Motor und die Schaltung sind, die beide sehr laut schnaufen und puffen. Auch wenn man an der Frontscheibe einen tollen Ausblick hat, so sind die Sitze in der Nähe der hinteren Tür außerdem gemütlicher, ruhiger, und zuverlässiger, was das Aussteigen betrifft. Riskante Überholmanöver scheinen unter Bus- und Taxifahrer dieser Stadt ein Sport zu sein, Hindernisse stellen Fußgänger, Fahrradfahrer, Mopeds, Dreiräder oder Autos dar. Und kürzlich passierte auch, was hätte schon tausendmal zuvor passieren müssen: mein erster Busunfall. Ich weiß nicht, wie lang der Stau hinter uns war, als die Polizei gerufen wurde, um den Lackschaden des Taxis festzustellen, das der Bus gerammt hatte,- aber wir Fahrgäste hatten Glück, dass diegleiche Buslinie gerade direkt neben uns hielt. Und nachdem wir mitten auf der drei-spurigen (meist 5-spurig genutzten) Straße ausgestiegen waren, nahm sie uns weiter mit.

Besonders aufregend ist das Busfahren in der Ferienzeit. Denn selbst der am hoffnungslosesten überfüllte Bus nimmt immer wieder neue Fahrgäste mit, der Fahrer ruft einmal „Zao!“ in den Bus, versetzt den Leuten an der Frontschreibe einen Stoß in die Rippen, mit der Aufforderung, weiter nach hinten zu drängen. Notfalls wird auch die hintere Tür geöffnet, um weitere Gäste aufzunehmen. Ich habe inzwischen eine große Furcht vor den Klapptüren entwickelt, die soerbarmungslos zuschlagen können…

Schließlich aber liegt es an einem selbst, sich durchzusetzen, sobald man aussteigen will. Mit Ellenbogeneinsatz boxt man sich bis zum Ausgang vor, bis die Türen (nach mehrmaligem Versuch und nachdrücken) wieder aufgehen und einen meistens tatsächlich an der richtigen Haltestelle ausspucken.