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Ankommen / Aufbrechen.

 Auf den ersten Blick sieht mein Zimmer aus wie immer. Klamotten, Bücher und Taschen gleichmäßig verteilt auf Schreibtisch, Bett und Fußboden sind hier ein alltäglicher Anblick. Bei genauerem Hinsehen kann man jedoch auch die Indikatoren für meine morgige Abreise nach Pécs, Ungarn erkennen: Der große, halb gepackte Koffer steht geöffnet auf dem Boden, die Fotowand über meinem Bett weist merkwürdige leere Flecken auf und die in der Mitte des Zimmers plazierte Waage warnt davor, bloß nicht mehr als 23kg Gepäck einzupacken – eine mikrige Zahl, wie ich finde, denn schließlich muss das Ganze für ein Jahr reichen.

Morgen geht es also los. Ich gehe über die Organisation Kulturweit für ein Jahr nach Pécs, Südungarn, und arbeite dort in einer deutsch-ungarischen Schule. Als mir mein Einsatzland mitgeteilt wurde, war ich erstmal ziemlich perplex, hatte ich mich doch schon in Thailand auf dem Rücken eines Elefanten durch mein Auslandsjahr traben sehen. Trotzdem habe ich zugesagt und obwohl es noch gar nicht richtig losgegangen ist, bin ich davon überzeugt, die richtige Entscheidung getroffen zu haben.

Vom 2. bis zum 11. September fand unser Vorbereitungsseminar am Werbellinsee in der Nähe von Berlin statt. 212 Freiwillige, 27 Trainerinnen und Trainer und ein Orga-Team lebten in der Zeit auf dem Jugendherbergs-Gelände, und meine Befürchtung, dass es anstrengende 10 Tage werden würden, haben sich voll und ganz bestätigt: Hunderte fremde Menschen um einen herum, ein prall gefülltes Programm, jeden Tag früh aufstehen (das habe ich in den letzten Monaten ganz verlernt), eine Fahrt nach Berlin, Bier und daraus resultierende Spontanpartys, Schwimmen im See usw. hatten auf mich den Effekt, dass ich jetzt erstmal eine Woche durchschlafen könnte. Was leider aus Zeitmangel nicht möglich ist.

Dennoch war das Vorbereitungsseminar eine unglaublich tolle und spannende Erfahrung. Ich habe noch nie so viele nette, interessante und aufgeschlossene Menschen auf so engem Raum zusammen gesehen. Obwohl sich alle vorher fremd waren, ist in den 10 Tagen ein Gemeinschaftsgefühl zwischen uns gewachsen, das mir viel Kraft und Sicherheit für mein Auslandsjahr gegeben hat.

Jeden Tag wurde sich in kleinen Arbeitsgruppen namens „Homezones“ getroffen und verschiedene Themen wie der Kulturbegriff, Rassismus und Nachhaltigkeit erarbeitet. Außerdem hat jede Homezone ein eigenes Projekt durchgeführt. Des weiteren standen Vorträge von den Partnerorganisationen, ein Workshop-Tag, Regionsgruppen-Treffen, ein Besuch im Auswärtigen Amt und eine Fragestunde mit unserem Versicherungstypi auf dem Programm.

Durch das Seminar habe ich eine Menge gelernt, aber vor allem habe ich viele neue Freunde gefunden, die in derselben Situation sind wie ich. Ich fühle mich jetzt nicht mehr so auf mich alleine gestellt und ich weiß, bei wem ich mich einschleimen muss um ein paar Nächte kostenlos in z.B. Budapest zu übernachten. 😉

Das richtige Abenteuer startet dann also morgen. Ich war noch nie im Land der Paprika und des Gulaschs und ich bin gespannt, was mich erwartet!