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Ende in Kroatien.

In Zadar, dem letzten mehrtägigen Stop unserer 4 Wochen andauernden Reise erwartete uns die wahrscheinlich größte Challenge des gesamten Urlaubs: In der Wohnung, die wir gebucht hatten, gab es kein Wifi!

Das bedeutet, keine Handygammelei am Morgen, keine Handygammelei am Abend, keine Handygammelei, während man darauf wartet, dass der jeweils andere fertig mit Duschen ist und auch keine Handygammelei einfach so, wenn man keine Lust darauf hat, irgendetwas produktives zu machen.

In diesen Tagen brauchten wir morgens und abends, nach dem Strand und vor dem Essen, viel weniger Zeit um uns fertig zu machen und unsere letzten Bücher waren in Rekordzeit ausgelesen.

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Die Altstadt Zadars ist hübsch mit ihren weiß-gräulichen Häuschen, süßen Kirchen und engen Gassen. Große Stufen führen zum Meer, das direkt an die Altstadt angrenzt. Hier befindet sich auch die Seeorgel, eine Installation, bei der durch das Meerwasser Töne erzeugt werden. Im Boden befinden sich verschieden große Orgelpfeifen, in die durch die Wellen Luft gepresst wird. Je nachdem, wie stark die Welle und wie groß die Orgelpfeife ist, entstehen so verschiedene Töne. Es ist eine ganz besondere Stimmung, bei Sonnenuntergang auf den Stufen am Meer zu sitzen, die milden Temperaturen zu genießen und den Orgeltönen zu lauschen, die die eigentümliche Melodie der Wellenbewegung spielt: Mystisch und befremdlich, unheimlich und beruhigend zugleich.

Wenige Schritte von der Seeorgel entfernt befindet sich eine andere Sehenswürdigkeit, die mir in Zadar sehr gefallen hat: Derselbe Künstler ließ hier einen großen Kreis aus begehbaren Glasplatten bauen, die im Dunkeln in verschiedenen Farben aufleuchten. Das Ganze wird durch Sonnenenergie betrieben, die am Tag gewonnen wurde. Die Glasplatten wechseln ihre Farben und bilden verschieden Formationen, Kinder versuchen den über die Platten huschenden Farbfeldern zu folgen. Auch hier entsteht eine faszinierende Stimmung, wenn man langsam über die Farbplatten schreitet und im Hintergrund der Seeorgel lauscht, die irgendwie mit der Farbchoreografie harmoniert. Lieber Herr Bašić, das haben sie gut gemacht. Nagyon szép!

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Weniger schön waren die deutschen Preise und die vielen deutschen Touristen, mit denen wir hier konfrontiert wurden – Zadar hat sich eben inzwischen (zu Recht) als Urlaubsziel etabliert und gehört nicht mehr zum wilden Osten, in denen sich die meisten Westeuropäer nicht trauen bzw. den sie noch nie wahrgenommen oder in Erwägung gezogen haben. Ich möchte mich da nicht drüberstellen, schließlich ging es mir vor meinem FSJ nicht anders.

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Nach 3 weiteren Strandtagen waren Anti und ich schließlich knackebraun, alle unsere T-Shirts rochen nach Schweiß und Sonnencreme, die eigene Reiselektüre und die des anderen war ausgelesen und das Bedürfnis nach Diskretion nicht mehr vorhanden – warum etwas anziehen, wenn es im Zimmer viel zu heiß war und einen eh nur der andere sehen konnte?

Es konnte also zurück gehen.

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Eine letzte Nacht im Bus und wir waren in Osijek. Das ist eine kroatische Stadt nahe der Grenze zu Ungarn. Ein letztes, leckeres, fettiges Stück Burek zum Frühstück. Hold on, we’re going home. Ich fühlte mich wie Chris MacCandles aus ‚Into The Wild‘, der beschließt, den Magic Bus zu verlassen und in die Zivilisation zurückzukehren. Gottseidank lag mir kein reißender Fluss im Weg. Nur ein 12-stündiger Aufenthalt in Osijek nach einer mehr oder weniger schlaflosen Nacht, bevor der Bus nach Pécs abfuhr.

Anti und ich liefen eine Weile durch die Gegend und schauten uns das Stadtzentrum Osijeks an. Die Stadt gefiel mir gut, weil sich hier viel weniger Touristen hinverirrten und die Altstadt nicht so hochglanzrenoviert war wie die in Zadar. An stolzen Bürgerhäuser konnte man den ehemaligen Glanz der Stadt trotz bröckelnder Fassade und Einschusslöchern gut erkennen.

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Weil wir unglaublich müde waren, suchten und fanden Anti und ich 2 Parkbänke im Schatten, auf denen wir uns ausstreckten und promt einschliefen. Leider wurde mein 2. Burek, den ich in seiner Verpackung auf den Boden neben mich gelegt hatte, in dieser Zeit von Ameisen erobert. Jetzt fühlte ich mich wie Chris MacCandles, der den Elch geschossen hat und ihn nicht rechtzeitig ausnehmen kann, bevor sich Maden im Fleisch einnisten.

1 1/2 Stunden und einen Kaffee später hatten Anti und ich eine Entscheidung getroffen: Anstatt noch 10 Stunden auf unseren Bus warten zu müssen, wollten wir trampen und somit auch das letzte Häkchen auf meiner Reise-To-Do-Liste machen.

Ziemlich aufgeregt und euphorisch begannen wir, Schilder zu malen und uns den strategisch besten Startplatz zu suchen. Dann ging es los: Wir schulterten unsere schweren Rucksäcke und liefen sehr, sehr, sehr lange an einer sehr, sehr, sehr langen Straße entlang. Das war glaube ich der anstrengendste Moment auf der ganze Reise. Wir waren zwar nicht ganz so lange unterwegs wie auf unserer Mostar-Odyssee, dafür liefen wir diesmal in der prallen Mittagshitze. Die Sonne knallte unbarmherzig auf unsere Schultern, unsere Rucksäcke klebten am schweißnassen Körper und unsere Wasservorräte schwanden in beängstigendem Tempo.

Schließlich hatten wir die Autobahnauffahrt in Richtung Norden erreicht, doch – oh Schreck! Kein Auto fuhr hier auf die Autobahn auf, denn sowohl Auf- als auch Abfahrt waren aufgrund einer Baustelle gesperrt.

Bevor wir jedoch in einen Status der kompletten Verzweiflung versinken konnten (denn der Weg zur nächsten Autobahnauffahrt hätte uns locker weitere 2 Stunden gekostet), winkte uns ein Rudel braungebrannter und muskulöser kroatischer Bauarbeiter heran. Per Handzeichen bedeuteten sie uns, einmal quer über die Baustelle zu latschen und uns auf der gesperrten Autobahnabfahrt zu positionieren. Wieder eine Situation, die in Deutschland so garantiert nicht stattgefunden hätte.

i1_1024Nun standen wir also mitten auf der vor Hitze flimmernden Autobahn in Richtung Ungarn. Als erstes wurde ein kurzes Fotoshooting abgehalten, bei dem wir stolz mit unserem „Pécs“-Schild vor vorbeibrausenden Lastwagen posierten. Wenige Minuten später hielt auch schon ein älterer kroatischer Herr mit seinem etwas baufälligen Wagen neben uns, der uns bis zur ungarischen Grenze brachte und auf dem Weg begeistert von seinen Verwandten und seinem Aufenthalt in Deutschland berichtete. Ich musste mich wieder ein bisschen schämen: So viele Leute in den Ländern, die wir bereist hatten, konnten wenigstens ein bisschen Deutsch, kannten sich dort so gut aus und sprachen meist in höchsten Tönen von unserem Heimatland. Und wir Deutschen behandeln diese Länder im Gegenzug mit Desinteresse, Ignoranz und Überheblichkeit.

Zu Fuß passierten wir unter amüsierten Blicken der Grenzbeamten die ungarische Grenze und fühlten uns gleich ein bisschen wie zuhause. Üdvözlés Magyarországan.

Hinter der Grenze bauten wir uns wieder mit unserem Pécs-Schild auf. Leider fuhr kaum jemand von Kroatien nach Ungarn, während am Übergang nach Kroatien sogar ein bisschen Stau herrschte, und wir mussten diesmal etwas länger warten. Dann aber wurden wir von einem ungarischen Mann mitgenommen, der leider weder englisch noch deutsch sprach, uns aber auf ungarisch versicherte, dass wir die schönsten Mädchen seien, die er je gesehen hätte, dass er sich auf den ersten Blick in uns verliebt hätte und dass er uns so gerne mit in seine Heimatstadt Szeged nehmen würde – äh, neeeee!

Glücklicherweise wurden wir ohne unerfreuliche Zwischenfälle in Mohács wieder ausgesetzt. Von dort aus war es nur noch ein Katzensprung nach Pécs – den wir aber nach der letzten Erfahrung lieber mit dem Bus bewältigten.

Und ja, dann kam die Situation, die ich vor langer Zeit in meinem ersten Reiseblogeintrag schon beschrieben habe:

Am heißen Spätnachmittag des 25. Julis 2014 ratterte am Pécser Busbahnhof der Bus aus Mohács schwerfällig auf seinen Bussteig zu. Quietschend öffneten sich die Türen, und zwei braungebrannte, staubige und etwas zerzaust aussehende Mädchen mit großen Rucksäcken auf den Schultern hüpften die Stufen hinunter. Anti und ich, Veteranen einer einmonatigen Balkantour, sind back in town!