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Baden in Montenegro.

An unserem letzten Tag in Mazedonien hatten wir uns gefragt, ob wir durch Albanien und durch den Kosovo nach Montenegro gelangen würden. Nachts, während der Busfahrt, fragte ich mich, warum die albanischen Straßen eigentlich so verdammt kurvig und holprig sein mussten, dass ich mehrmals (natürlich immer kurz vorm Einschlafen) fast von meinem Sitz gepurzelt wäre. Als wir am nächsten Morgen in Budva, Montenegro, ankamen, stellten wir uns 2 Fragen: Warum ist es um 7 Uhr morgens schon so unglaublich heiß?, und Wo sollen wir jetzt eigentlich schlafen?l1_1024

Irgendwie hatten wir in Budva im Vorfeld einfach kein billiges Apartment oder Hostel gefunden, aber gehört, dass vor dem Busbahnhof immer eine Menge Leute standen, die Zimmer vermieteten. Tatsächlich hatten wir Glück und bekamen für unsere Zeit ein schönes Zimmer bei einer süßen Tante und ihrem Hund.

Blieb noch die Hitze-Problematik.

Im Zuge des ersten Tages taten sich uns noch eine Menge weiterer Fragen auf: Was ist eigentlich das Adjektiv zu Montenegro? Montenegrisch? Montenegronisch? Und wie werden die Einheimischen genannt? Montenegroaner? Montenegrer? Was für eine Sprache spricht man hier? Montenegrisch? Montenegroanisch?

Gottseidank gab Google Auskunft: Die Montenegriner sprechen montenegrinisches Montenegrinisch. Alles klar.

Blieb immer noch die Hitze-Problematik.

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Während Anti und ich verschwitzt und müde nach einem Geldautomaten suchten, stellten wir fest: In Budva gibt esso viele riesige Hotelklötze, wie noch in keinem anderen der Orte, die wir auf unserer Reise kennengelernt hatten. Und die Stadt platzt aus allen Nähten.

Die montenegrinische Küste ist wunderschön, wie ich auf der Busfahrt feststellen konnte. Hohe, graue Berge ragen majestätisch aus dem Meer heraus, kleine Buchten laden zum Schwimmen gehen ein. Leider hat der Tourismus meiner Meinung nach viel von dieser Schönheit genommen. Zu viele protzige Hotelbauten versperren die Sicht, zu viele Sonnenschirme und Liegestühle nehmen Platz in den Buchten weg. Weil man in Budva aufgrund der Berge nicht gut expandieren kann, wachsen die Hotels eben in die Höhe, und die Straßen sind verstopft mit Autos, Bussen und hauptsächlich russischen Touristen in abenteuerlicher Strandmode.

Und diese Hitze!

Auch der Badebereich in Budva war nicht so das Wahre: Vollgestopft mit Menschen, Handtüchern, Tretbooten, Absperrseilen und Liegestühlen konnten wir weder am Strand noch im Wasser so richtig entspannen, uns war zu heiß und wir fühlten uns klebrig vom Salzwasser. Erschöpft von den ersten Eindrücken dieser hektischen Stadt und der unentspannten Nachtbusfahrt fielen wir um 8 Uhr abends in einen tiefen Schlaf, aus dem wir erst 13 Stunden später wieder erwachen sollten.

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Ab dem nächsten Morgen begann unser Aufenthalt in Montenegro schöner zu werden. Wir starteten mit dem leckersten Frühstück, dass ich während des gesamten Urlaubs zu mir genommen habe: Vollkornbrot (!!!), Frischkäse, frische Tomaten, Eurocrem (nutellaähnliches Zeug, auf das die Balkaneinwohner schwören), Banane und die leckerste Wassermelone, die ich je gegessen habe. Daraufhin trafen wir uns mit der anderen Mascha, einer Freiwilligen aus Budapest, die zur selben Zeit mit anderen Freiwilligen in Budva Urlaub machte. Als Gruppe fuhren wir mit dem Bus etwas aus der Stadt heraus, um an einer leereren und schöneren Bucht schwimmen zu gehen.

Es war wieder unerträglich heiß, sodass wir etwa alle 10 Minuten von unserem Handtuch ins geringfügig kühlere Wasser flüchten mussten. Highlight des Tages: Ich kletterte auf einen kleinen, aus dem Wasser ragenden Felsen, übte Kopfsprünge und kam mir unglaublich mutig vor.

Am nächsten Tag besichtigten wir mit den anderen Freiwilligen die ehemalige Hauptstadt, Cetinje. Die verschlafene Kleinstadt erinnert jedoch nur noch durch einige alte Regierungsbauten an ihre frühere Hauptstadtfunktion und das Spannendste an unserem Ausflug war die abenteuerliche Hin- und Rückfahrt: In enormem Tempo düste der Bus in Serpentinen Berge rauf und runter und offenbarte uns beeindruckende und beängstigende Blicke auf mehrere Hundert Meter unter uns liegende Orte und Buchten.

Außerdem schauten wir uns die süße Altstadt Budvas an, suchten mehr oder weniger vergeblich nach der Partyszene der Stadt und versuchten uns wieder an Europreise zu gewöhnen.

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Obwohl Montenegro nicht zur EU gehört, ist der Euro nämlich Landeswährung. Das rührt daher, dass in Montenegro früher mit Deutscher Mark bezahlt wurde – warum auch immer! Als Deutschland auf den Euro umstellte, machte Montenegro mit und ist seitdem das einzige Nicht-EU-Land, dem es erlaubt ist, den Euro als offizielle Währung zu benutzen (allerdings ist die Europäische Zentralbank wohl nicht besonders glücklich damit). Weil Montenegro den Euro jedoch nicht selbst produzieren darf und das Geld ausschließlich durch Touristen ins Land gebracht wird, sind vor allem Münzen Mangelware. Wir haben es ständig erlebt, dass uns Geld nicht passend zurückgegeben werden konnte und im Restaurant einzeln bezahlen fällt sowieso aus dem Bereich des Möglichen.

 

Budva ist, abschließend betrachtet, wahrscheinlich der Ort, der mir auf unserer Reise am wenigsten gefallen hat, weshalb wir uns freuten, nach 3 Tagen den Bus nach Mostar in Bosnien-Herzegowina zu besteigen. Trotzdem verbrachten wir eine schöne Zeit in Montenegro, die mir vor allem gefallen hat, weil ich Mascha, mit der ich schon zusammen nach Ljubljana, Zagreb, Sarajevo, Belgrad, Subotica und Eger gereist war, noch einmal wiedersehen konnte, bevor es für uns beide zurück nach Deutschland gehen sollte. Über unseren Kurz-Abenteuerurlaub in Bosnien werde ich dann im nächsten Eintrag berichten.

Eine Reise, die ist…

Am heißen Spätnachmittag des 25. Julis 2014 war auf den Straßen der ungarischen Stadt Pécs nicht allzu viel los. In den schattigen Cafés der Király utca wurde an kühlen Getränke genippt, Menschen schlenderten mit Eis in der Hand über den Széchenyi tér und Kinder plantschten in den müde vor sich hinplätschernden Springbrunnen.
Am Pécser Busbahnhof ratterte der Bus aus Mohács, einem ca. eine Stunde entfernten Ort nahe der kroatischen Grenze, schwerfällig auf seinen Bussteig zu. Quietschend öffneten sich die Türen, und zwei braungebrannte, staubige und etwas zerzaust aussehende Mädchen mit großen Rucksäcken auf den Schultern hüpften die Stufen hinunter. Anti und ich, Veteranen einer einmonatigen Balkantour, sind back in town!
Noch nie habe ich eine so lange Reise durch so viele verschiedene Länder mit so vielen Zwischenstops gemacht und ich bin sprachlos, wie schnell die 4 Wochen vergangen sind, wie gut alles trotz allem geklappt hat und wie viel verrücktes Zeug wir erlebt haben. Die Seiten meines Kalenders sind vollgekritzelt, damit ich ja kein Erlebnis vergesse, und jetzt befinde ich mich in der verzwickten Situation, zusammenfassend über unsere Reiseerfahrungen zu berichten. Zuerst zur besseren Übersicht ein paar Randdaten:

Start: 29. Juni in Pécs, Ungarn.
Ende: 25. Juli in Pécs, Ungarn.
So weit so gut.

Reisestops:
Budapest (Ungarn), Istanbul (Türkei), Sozopol (Bulgarien), Sofia (Bulgarien), Ohrid (Mazedonien), Budva (Montenegro), Mostar (Bosnien-Herzegowina), Zadar (Kroatien), Osijek (Kroatien).

Fortbegewungsmittel:

  • Flugzeug: von Budapest nach Istanbul,
  • Busse und Züge in verschiedensten Verfassungen: von ultramodern bis abgeranzt, von mit-Aircondition-in-Schockzustand-gefrohren bis ZU-heiß, von ein-Abteil-für-2-Personen bis so-voll-dass-manche-eben-stehen-müssen,
  • Autos von fremden Menschen, und
  • unsere Füße.

Übernachtungen:

  • Bei netten Freiwilligen und Freiwilligen in spe (danke!)
  • in Hostel-Mehrbettzimmern
  • bei Einheimischen, die im Sommer zu mehrern in einem Zimmer schlafen, um den Rest an Touristen zu vermieten, und
  • sehr sehr oft, im Bus.

Finanzielles:

  • Währungen: Forint, Lira, Lew, Denar, Euro, Konvertible Mark und Kuna.
  • Davon am Hübschesten: Eindeutig die mazedonischen Denars.
  • Am kompliziertesten umzurechen: Gleichstand zwischen Denars (1€ = 61 Denar) und Kunas (1€ = 7,6 Kunas).
  • Billigstes Land: Gleichstand zwischen Bulgarien, Mazedonien und Bosnien. Zigaretten kosten um die 1€, fürs Essen gehen ca. 5-6€ einkalkulieren.
  • Teuerstes Land: Eindeutig Kroatien, dank der vielen deutschen Touristen. Buuh!

Nervigster Bestandteil der Reise:
Grenzkontrollen. Keiner blickt bei diesem System durch. Die Passkontrolle ist ein Paradebeispiel der Willkürlichkeit: Mal braucht man den Reisepass, mal nur den Perso. Mal wird nur kurz auf den Pass draufgeschaut, mal wird er eingesammelt und eingescannt, mal muss jeder einzeln antreten und dem Grenzbeamten erzählen, warum man wo hinfährt. Mal kriegt man Stempel, mal keine. Was alle Grenzübergänge gleich haben: Es dauert ewig. Hiermit setze ich mich für den weltweiten Wegfall dieser veralteten und unsinnigen Maßnahme ein, deren einziger Sinn darin besteht, unschuldige Menschen aus dem Schlaf zu reißen!

Meistbenutztes Wort auf der Reise:
Bazdmeg!

Bevor ich jetzt richtig loslege mit erzählen, möchte ich noch klarstellen: Ich fahre am 1. August wieder zurück nach Deutschland. Mein Vorsatz, in der verbleibenden Woche in Pécs meine Einträge über die Reise zu veröffentlichen, haut leider nicht ganz hin, ich bin einfach zu lahm im Schreiben. Auch wenn ich noch munter über Hostelbekanntschaften in Bulgarien, Partynächte in Montenegro und Hitch-Hiking-Versuche in Kroatien berichte, bin ich also schon wieder in Bonn. Also kommt mich besuchen! 🙂