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Zug fahren in Bulgarien.

Wenn ich an unseren Aufenthalt in Sozopol denke, fallen mir sofort 2 Sachen ein: Sonnenbrand und Shopska-Salat. Ersteres ist schmerzhaft, letzteres schmeckt sehr lecker.

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Sozopol ist eine kleine, hauptsächlich von einheimischen Touristen besuchte Stadt am Schwarzen Meer. Die Altstadt ist wunderschön auf einer kleinen Halbinsel gelegen: An jedem Haus ranken sich Weinreben entlang, bestickte Bettwäsche und riesige Unterhosen werden auf quer über die Straßen gespannten Wäscheleinen zum Trocknen aufgehängt und dicke bulgarische Tanten in Blümchenkleidern verkaufen selbstgemachte Marmelade auf Klapptischen am Straßenrand. In jedem noch so kleinen Garten wachsen hohe Bäume, die Schatten spenden, und das Wasser glitzert blau unter den Klippen, auf denen die Stadt erbaut ist. Es ist wunderschön und ultra romantisch – aber die deutschen Touristen können ruhig am Goldstrand bleiben.

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Anti und ich wohnten in Sozopol bei einer sehr lieben Familie, dessen Omi sich besonders gerne mit uns unterhielt. Dass sie kein Wort englisch, deutsch, französisch oder ungarisch sprach und wir ebensowenig bulgarisch, schien sie dabei nicht zu stören. Ansonsten lagen wir viel am Strand rum, schwammen im wunderbar unsalzigen Meer und aßen das leckerste Eis, das ich je gegessen habe.

Am 8. Juli fuhren wir abend mit dem Nachtzug weiter in die Hauptstadt Sofia. Um Geld für Übernachtungen zu sparen, mehr von den Tagen zu haben und weil es oft auch gar nicht anders ging, sollten wir in den nächsten Wochen unsere Nächte sehr oft so verbringen: Zusammengeknüddelt auf einem oder zwei Sitzplätzen in einem ranzigen Zug, irgendwo zwischen Schlaf und Wach sein.
In Sofia kamen wir entsprechend topfit an und machten uns mit unserem schweren Gepäck auf den Marsch zu unserem Hostel. Die Stadt machte einen ziemlich ramponierten Eindruck auf uns: Auf dem Boden lagen Äste, Blätter und Glassplitter, Fenster waren eingeschlagen und Unterführungen standen unter Wasser. Ratlos spielten wir in unserem Kopf Szenarien durch, die diesen Zustand erklären könnten: Amoklauf eines Arbeiters einer Baumbeschneide-Firma! Tsunami! Bürgerkrieg!

Im Hostel angekommen erfuhren wir dann den wahren (aber genauso weit hergeholten) Grund: Während wir im Zug saßen hatte es in Sofia einen heftigen Hagelsturm gegeben, mit bis zu 5cm langen Eisklumpen, die vom Himmel fielen. Diverse Handyvideos und -fotos der Hostelbewohner belegten dieses ungewöhnliche Naturphänomen, und ich bin mir bis heute nicht sicher, ob ich froh sein oder mich ärgern sollte, es verpasst zu haben.
Beim Frühstück mit den anderen Gästen erfuhren wir dann das andere Event, das wir während der Zugfahrt verpasst hatten – „Yeah, what the fuck was up with these german soccer players last night? Still can’t believe they scored 7 goals in a worldcup match!“, beglückwünschte uns ein Amerikaner und wir taten das Ganze als Scherz ab, bis wir im Laufe des Tages in diversen Cafés Wiederholungen eben dieser 7 Tore sahen. Da ist wohl was an uns vorbeigegangen.
Die Stadtarchitektur Sofias ist ein riesiger Mischmasch, der aus den verschiedensten Epochen und Kulturkreisen entstanden ist. Während wir durch die Stadt liefen, sahen wir Ruinen aus der Römerzeit, mittelalterliche Steinkirchen, schicke Bürgerhäuser, die auch nach Wien oder Budapest gepasst hätten, Synagogen, Moscheen, sozialistische Protzbauten im Bukarest-Stil und moderne Büro- und Shoppingcenter. Ich wusste überhaupt nicht, dass Sofia so eine lange Geschichte hat und war einigermaßen beeindruckt. Das schönste Gebäude ist meiner Meinung nach die Aleksandar-Newski-Kathedrale mit ihren typisch orthodoxen Kuppeln und Malereien, die mich immer so an Bilderbuchzeichnungen erinnern.

Während unser Tage in Sofia verbrachten wir sehr viel Zeit mit den anderen Hostelgästen. Wir nahmen an der Free Walking Tour und der Free Food Tour teil, die ich beide sehr empfehlen kann, führten verwirrende Gespräche über die Bedeutung der Wörter ‚Stuhl‘, ‚Stool‘, ‚Hocker‘, ‚Glühbine‘, ‚Leiter‘, ‚Lighter‘, ‚Ladder‘ und ‚Schnabeltier‘, testeten eine Menge einheimisches Bier, irrten durch die Stadt auf der Suche nach Nachtclubs und endeten zusammen mit bulgarischen Jugendlichen in einem der vielen Parks in Sofia.

Insgesamt erlebten wir eine lustige Zeit in Sofia und lernten eine Menge interessante Menschen kennen. Am 11. Juli ging es dann, nachdem wir 7 Tage in Bulgarien verbracht hatten uns sich das Wort für „danke“ noch immer nicht in meinem Kopf vrfestigt hatte, weiter nach Ohrid in Mazedonien. Darüber wird im nächsten Eintrag berichtet.