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Arbeit mit Kindern

Ende / Anfang.

Hallo.

Das hier wird wohl mein letzter Blogeintrag auf dieser Seite, denn mein Freiwilliges Soziales Jahr mit dem Dienst Kulturweit ist nun endgültig zuende.

Ich bin bereits seit Anfang August wieder in Deutschland und habe mich schon fast wieder eingelebt. Fast. An die hiesigen Bier- und Eintrittspreise kann ich mich noch nicht so ganz gewöhnen. Mir fehlt das Pécsi Est Café und Mitsingen zu ungarischer Musik, das Csinos und die Nappali-Bar direkt unter unserer Wohnung. Mir fehlen Fröccs und Kater-Langos. Mir fehlt der Sonntagsmarkt, auf dem man alles findet, was man gerade nicht sucht, und die 2nd-Hand-Läden, in denen man Klamotten zu Cent-Preisen kaufen kann. Mir fehlt meine idyllische Jogging-Route durch den Wald und an der Kapelle vorbei, von der aus man den schönsten Ausblick auf die Stadt hat. Mir fehlt das ständig jemanden treffen, den man kennt, und Abhängen mit Freiwilligen, denen es genauso geht wie einem selbst. Irgendwie vermisse ich auch den Sonderstatus, den ich als Deutsche so oft verliehen bekommen habe: Ein gesteigertes Interesse an meiner Person, Freude darüber, dass ich mich in ihrem Land befinde, Begeisterung bei meinen Bemühungen, mich auf Ungarisch zu verständigen, Stolz beim Vorführen der eigenen Deutschkenntnisse. Ich vermisse Ungarn, ich vermisse Pécs.

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Nachdem Anti und ich einen Monat lang durch alle möglichen Länder Europas gereist waren, blieb mir noch eine Woche in Pécs, um meine Sachen wieder neu zu packen, ein letztes Mal all die oben erwähnten Dinge zu genießen und Abschied zu nehmen. Diese letzte Woche fühlte sich komisch an. Die meisten anderen Freiwilligen waren schon wieder zuhause, meine Mitbewohnerinnen und alle anderen Studenten ebenfalls, die Schule war geschlossen – es gab nur wenig zu tun und vielleicht war das gut so, denn das hat es mir leichter gemacht, den endgültigen Rückweg anzutreten.

Der Rückweg: War total chaotisch und verrückt wie mein gesamtes Jahr in Ungarn – ich hätte mir keinen besseren Abschluss vorstellen können.Weil ich mein ganzes Gepäck unmöglich alleine hätte transportieren können (wie haben das eigentlich die aus Südamerika gemacht?), wollte ich per Mitfahrgelegenheit zurück nach Deutschland reisen. Dafür musste ich mich auf der ungarischen Mitfahrgelegenheits-Website anmelden und dort mit der Mitfahrgelegenheit auf ungarisch Kontakt aufnehmen – schon eine Challenge für sich. Als weitere Schwierigkeits-Upgrades kamen hinzu, dass ich in der letzten Woche kein Handy mehr besaß und unsere Türklingel erst noch gefunden werden muss. Außerdem ließ sich mein Mitfahrer Zeit mit der Benachrichtigung, um wie viel Uhr es denn eigentlich losgehen sollte.

Als ich am Tag der Abreise gegen halb 10 erwachte (kein Handy = kein Wecker) und meine Emails checkte, wusste ich dann Bescheid: Um 7 Uhr morgens hatte mein Fahrer geschrieben, dass er zwischen 10 und 11 bei mir vorbeikommen würde. Aufgrund plötzlich auftretenden Zeitmangels mussten Dusche und Butterbrote-Schmieren leider ausfallen. Gottseidank hatte ich sonst alles schon so weit gepackt, sodass ich fast pünktlich und in Schweiß gebadet mit meinen 2 riesigen schweren Koffern und den Taschen mit Bettzeug an unserer Eingangstür stand. Nur: Meine Mitfahrgelegenheit stand dort nicht. Und ohne Handy konnte ich ihn ja auch nicht anrufen.

Also sprintete ich wieder in den ersten Stock, schmiss den Computer meiner Mitbewohnerin an, klickte mich durch gefühlt eine Millionen ungarischer Seiten, bis ich die Handynummer fand, schrieb diese heraus, rannte wieder hinunter, an meinem Gepäck vorbei, das unbeaufsichtigt in der Eingangshalle unseres Wohnblocks herumstand, ins Nappali, unsere Hausbar, hinein, und schrie die Kellnerin an, ob sie nicht ganz schnell mit ihrem Handy diese Nummer anrufen könnte denn das ist meine Mitfahrgelegenheit nach Deutschland die leider weder Deutsch oder Englisch spricht und eigentlich hätte sie schon vor 20 Minuten hier sein sollen aber sie ist nicht gekommen und ich habe kein Handy um anrufen zu können und abgesehen davon kann ich nicht gut genug ungarisch um mich mit ihr verständigen zu können!

Gottseidank kannte die Kellnerin meine organisierte und reflektiere Art schon (unter anderem  hatte ich in den letzten Tagen aus Versehen ihr unabgeschlossen im Treppenhaus stehendes Fahrrad benutzt, weil ich dachte es wäre meins, und in der Überzeugung, ich hätte meine Tasche verloren, alle Kellner in die Suche involviert, bis die Tasche wieder dort auftauchte, wo ich sie auch abgestellt hatte – verrückt!) und rettete mir ein weiteres Mal das Leben. Anscheinend hatte meine Mitfahrgelegenheit ein paar Straßen weiter gewartet, weil meine Straße eine Anliegerstraße war, in die er nicht reindurfte.

Nachdem wir uns also gefunden hatten, mein Gepäck in dem Kleinbus für 12 Personen verstaut war, ich hinter den beiden Fahrern ohne Fremdsprachenkenntnisse Platz genommen hatte und wir die letzten Straßen von Pécs langsam hinter uns ließen, hatte ich schließlich Zeit für ein bisschen Emotionalität. Mein iPod spielte melancholische Musik, ich blickte zurück in Richtung Stadtkern und meine Augen füllte sich mit Tränen. Das war’s wohl jetzt. Tschüss, Pécs, es war wunderschön mit – doch dann machten wir ein ziemlich ruckartiges Bremsmanöver, einen abenteuerlichen U-Turn und fuhren wieder zurück in Richtung Stadt. Hää?
Meine beiden Fahrer hatten wohl beinahe das Kaffeedate mit ihrem Kumpel, vergessen, einem Gebrauchtwagenhändler, der mir erklärte, dass „Auto scheiße“ sei. Hát, nem baj. Macht nichts.

Nach dem Kaffee und einem netten Plausch, von dem ich leider nur die regelmäßig auftauchenden Worte „bazdmeg“ (fick dich) und „curva“ (Hure) aufschnappen konnte, ging es dann endlich richtig los. Wir fuhren, sammelten eine weitere Mitfahrerin ein, fuhren weiter, hielten bei Mc’s, fuhren noch ein Stück, und waren auf einmal am Balaton (der größte See Mitteleuropas, oder auch: Das ungarische Meer). Merkwürdig. Der lag doch gar nicht auf unserer Route!

Noch mehr Leute wurden eingesammelt, während wir den See einmal komplett umrundeten (ganz nett, aber warum bloß?). Es war ein unglaublich heißer Tag und wir schwitzten alle. Inzwischen entstanden aber lebhafte Gespräche zwischen den Mitfahrern, in die auch ich involviert wurde, sodass die Stunden wie im Flug vergingen. Es war inzwischen Abend geworden, und dann – erreichten wir Budapest. Wir hatten gerade 7 Stunden für eine Strecke gebraucht, die man auch in 1 1/2 Stunden hätten bewältigen können. Jetzt nur nicht den Glauben an eine noch in diesem Jahr stattfindende Ankunft in Deutschland verlieren…

In Budapest füllte sich unser Minibus dann komplett. Soweit ich das richtig verstanden habe, wollten alle Mitfahrer über den Sommer in Deutschland arbeiten und freuten sich riesig auf dieses Abenteuer. Handymusik schallte aus der letzten Busreihe, alle riefen durcheinander und mir, der Deutschen, wurden im Eiltempo noch stolz die wichtigsten Sehenswürdigkeiten Budapests präsentiert (Hier, Burg! Da, Parlament! Gut, oder? Schön Budapest!). Dass ich all diese Dinge schon des öfteren gesehen hatte, da ich mich während meines Ungarn-Jahres oft in Budapest aufgehalten hatte, schien meine aufgedrehten Mitfahrer nicht zu interessieren.

Dann wurde noch einmal ein Großeinkauf bei Tesco abgehalten (schließlich gibt es in Deutschland keine guten ungarischen Paprikas und kein Túró Rudi) und gegen 10 Uhr abends passierten wir tatsächlich die österreichische Grenze.

In Köln kamen wir schließlich gegen 8 Uhr am nächsten Morgen an. In der Nacht hatten wir uns alle aneinandergekuschelt, wobei mein Sitznachbar bestrebt war, dass ich es besonders bequem hatte. Ich bekam seine warme Jacke, seine Schulter zum Anlehnen, und wenn ich etwas aus Höflichkeit ablehnen wollte oder ihm anbot, dass er sich doch irgendwie auch an mich lehnen konnte, tat er dies mit einer energischen Handbewegung ab. Bei dieser Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft kann man die Ungarn nur lieb haben! Ich hoffe wirklich, dass meine neuen ungarischen Freunde während ihrer Zeit in Deutschland mit dem kleinen Prozentsatz der Deutschen in Kontakt gekommen sind, die genauso nett und aufopferungsbereit sind.

Verabschiedet wurde ich mit Umarmungen und Facebook-Freundschaftsanfragen. Dann verließ der kleine schrottige Minibus mit dem Rest Ungarn, das mir noch geblieben war, den Parkplatz am Kölner Hauptbahnhof und ich war wieder in Deutschland.
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Es war ein schönes Gefühl, meine kleinen, inzwischen aber unglaublich groß gewordenen Brüder, meine Mama, meinen Papa, meinen Stiefvater, meine Katze und meine Freunde wieder in die Arme schließen zu können. Es fühlt sich gut an, wieder in Deutschland zu sein, jeden auf der Straße verstehen und mit jedem ein Gespräch anfangen zu können, jederzeit ein Familienmitglied zum Sprechen und einen vollen Kühlschrank zum Essen zu haben. Ich habe mich gleich wieder herzlich aufgenommen gefühlt und mein Leben ist ohne große seelische Krise weitergegangen. Ich hatte, seitdem ich wieder hier bin, kaum Langeweile. Ich habe alte Freunde wiedergetroffen und mich um den Start in mein neues Leben als Studentin gekümmert. Als ich Anfang August nach Hause gekommen bin, wusste ich noch nicht zu 100%, wie es jetzt weitergehen würde. Nun, einen Monat später, ist alles so gekommen, wie ich mir den Idealfall ausgemalt habe: Ich wurde zum Wintersemester für den Studiengang Druck- und Medientechnik in Berlin angenommen und habe auch schon ein WG-Zimmer in Kreuzberg, in das ich nächste Woche einziehen kann, damit ich an den Vorkursen teilnehmen kann. Ich freue mich auf diesen neuen Abschnitt, weil ich weiß, dass mit dem Ende meines Ungarn-Jahres der Anfang von etwas Neuem einhergeht.

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Trotzdem können meine Erfahrungen, die ich in den letzten 12 Monaten gemacht habe, durch nichts ersetzt oder überspielt werden.

Auch wenn ich noch so viel berichte, wird niemand außer mir selbst das verstehen können, was ich in den letzten 12 Monaten gedacht, gesehen und gelebt habe.

Meine 12 Monate in Ungarn waren mit nichts aus der Vergangenheit vergleichbar, und ich werde sie auch mit nichts in der Zukunft Liegendem vergleichen können.

Auch wenn bald so viel Neues auf mich zukommen wird, werden meine Erfahrungen und Erlebnisse aus den letzten 12 Monaten so bleiben, wie sie waren: unbeschreiblich. Und nichts kann mir sie wieder nehmen.

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Zum Schluss möchte ich nochmal einer Menge Menschen meinen Dank aussprechen, auch wenn die meisten das hier wahrscheinlich nicht lesen werden. Ich danke allen Voran der Organisation Kulturweit und allen dort Beteiligten, für alles, was sie getan haben, um mir ein tolles und lehrreiches Jahr im Ausland zu ermöglichen. Ich danke den anderen Freiwilligen für den Spaß, den ich auf den Seminaren hatte, für Schlafpätze, Besuche und gemeinsame Ausflüge, für die tollsten Gespräche und die verrücktesten Erlebnisse – ganz ehrlich, wir müssen uns alle unbedingt wiedersehen! Insbesondere danke an meine liebsten Pécsis für die harmonische Zeit, die wir miteinander erleben konnten. 😛 Ich danke allen Lehrern an meiner Schule, insbesondere meiner Ansprechpartnerin Erzsi, für die herzliche Aufnahme am Koch-Valéria-Schulzentrum, und meinen Schülern fürs manchmal still sein, manchmal sich beteiligen und immer mich zum lachen bringen. Ich danke meinen Mitbewohnerinnen für Tipps, Gespräche, Nachsicht beim Putzplan-Einhalten und das mich-zu-coolen-Partys-mitnehmen-und-mich-anderen-Studenten-vorstellen. Ich danke allen Menschen, mit denen ich Nächte durchgetanzt und Abenteuer erlebt habe. Ich danke Erika, unserer Ungarisch-Lehrerin! Ich danke allen Busfahrern und Leute, die mir den Weg gezeigt haben. Ich danke meiner Mama und Carla fürs sich immer geduldig meine Geschichten anhören, und ich danke allen Leuten, die meine Blogeinträge gelesen haben.

Und jetzt danke ich noch allen anderen Menschen auf dieser Welt, weil ich Angst habe, jemanden vergessen zu haben und weil das Sich-Bedanken echt total Spaß macht! Ihr könnt es ja selber ausprobieren.

„… Natürlich verändert es mein Leben.“

Mai / Juni.

Nie wieder Schule!
Diesen Jubelruf darf ich, nachdem ich ihn letztes Jahr zu meinem eigenen Abitur schon des öfteren verwendet habe, dank Kulturweit und dem Koch-Valéria-Gymnasium in Pécs, nun noch einmal ausstoßen. Das Schuljahr und damit meine Arbeit an meiner Einsatzstelle, ist vorüber.
Wenn man ein Jahr im Ausland plant, fragt man sich unzählige Male, wie leicht oder schwer einem der Abschied von zuhause wohl fallen wird, wie die erste Zeit im Gastland und an der Einsatzstelle sein werden und wie sich der neue Alltag anfühlen wird, aber zumindest ich habe kein Stück darüber nachgedacht, wie es sein wird, nach dem Jahr wieder zurück nach hause zu fahren. Entsprechend unvorbereitet sehe ich nun dem Ende meines FSJs entgegen und treffe die Entscheidung: Solange es noch nicht ganz vorbei ist, am besten weiter verdrängen.
Denn eigentlich will ich gar nicht gehen. In den letzten Wochen (die Wochen, in denen nichts neues von mir zu lesen war, weil ich zu faul war, neue Blogeinträge zu verfassen) habe ich noch einmal eine ganz neue Beziehung zu dem Land aufgebaut, in dem ich seit September lebe. Noch nie habe ich so lange an einem Ort gewohnt, der nicht mein eigentliches Zuhause ist, und mir gefällt diese neue Erfahrung. Ich habe mittlerweile das Gefühl, das Leben hier nicht nur oberflächlich kennengelernt zu haben, sondern tief eingedrungen zu sein und eine feste, unzerstörbare Bindung zu Ungarn, Pécs, den Menschen und dem Leben hier aufgebaut zu haben. Und jetzt höre ich aber auf, bevor es zu albern und patriotisch wird – ob das der Einfluss Orbáns ist?

Die Zwölftklässler beendeten ihre Schullaufbahn durch den traditionellen letzten Marsch durch die Schule. Das sieht folgendermaßen aus: Alle tragen dieses komische Hemd, das die Schüler bei festlichen Anlässen tragen sollen. Die Schüler bilden eine Art Karawane und laufen im Gänsemarsch vom Erdgeschoss in den 3. Stock, machen eine 180°-Wende und laufen wieder zurück ins Erdgeschoss. Dabei tragen die Karawanen-Anführer riesige Ungarn-Fahnen vor sich her und die ganze Gruppe guckt stolz und ernst und singt wichtige Lieder (die Nationalhymne? Die Hymne der Ungarndeutschen? Die Zwölftklässler-Hymne?), wobei die ersten Schüler in einem schnelleren Tempo singen als die Nachhut. Das wird dann problematisch, wenn der Beginn des Umzugs aus dem 3. Stock wieder herunterkommt, das Ende des Zuges sich jedoch noch auf dem Weg in den 3. Stock befindet und sich die beiden Liedteile zu einem unharmonischen Mix vermischen. Die restlichen Schüler und Lehrer stehen erfürchtig an der Seite und verfolgen das Spektakel, während ich an unsere Letzter-Schultag-Traditionen denken muss, die man in zwei Wörtern zusammenfassen kann: Viel Bier.
Meine letzten Schulwochen verliefen weniger dramatisch – mit den Sechst- und Siebtklässlern habe ich spannende Unterrichtsstunden zum Thema „Gesundheit und Krankheit“ veranstaltet, die Achtklässler haben mir auf viele verschiedene Weisen vermittelt, wie unzufrieden sie mit der Deutschlektüre „Emil und die Detektive“ sind und mit den Neuntklässler habe ich über die Vorzüge und Schwachstellen der Serie „Berlin Tag und Nacht“ geredet. Lustigerweise gibt es hier eine Serie mit identischem Drehbuch, die – welch Einfallsreichtum – „Budapest Tag und Nacht“ genant wird. In letzter Zeit gab es dann, wie es nunmal kurz vor den Sommerferien üblich ist, sowieso nur noch Personenraten, Kuchen und Galgenmännchen.
Meine Erstklässler, ihre Klassenlehrerin und ich sind dagegen ziemlich kreativ geworden – zum Klassenfest am Ende des Schuljahres haben wir eine Performance zu dem Lied „Die kleine Raupe Nimmersatt“ einstudiert und dazu Requisiten gebastelt. Tagelang anhaltende Ohrwürmer gab es gratis dazu. Ich glaube, es ist ganz gut geworden.
Insgesamt hatte ich in der Schule nicht viel zu tun. Das habe ich teilweise sehr genossen, teilweise führte es aber auch zu Problemen, die ich bald wahrscheinlich nicht mehr kennen werde: Zu viel Freizeit, bei der ich nicht wusste, wie ich sie füllen soll, ohne nachher das Gefühl zu haben, den Tag verplempert zu haben. Lange Tage, an denen ich schon um 12 Uhr fertig war mit der Schule und absolut nichts mehr zu tun hatte. Tage, die ich mit nichts anderem zu füllen wusste als mit lesen, Serien gucken, Sport machen und wieder lesen. Mittlerweile freue ich mich richtig auf mein Studium mit allem, was dazugehört: Vorlesungen, neue Leute, neue Stadt, Stress, lernen. Wobei ich jetzt schon weiß, wie sehr ich mein entspanntes und in gewissem Sinne sorgenloses Leben hier vermissen werde.

An den Wochenenden war glücklicherweise nie etwas von der an Schultagen manchmal auftretenden Langeweile zu spüren. Ich habe viel Besuch bekommen – angefangen von meinem Papa über die Freiwilligen Mascha und Milena bis hin zu meinen beiden Schulfreundinnen Leonie und Nadine. Mittlerweile bin ich zum Profi-Reiseführer für Pécs und Budapest avanciert – die Free Walking Tour kann einpacken, und Verirrungen sind dazu da, um die Stadtführung lebendiger und abenteuerlicher zu gestalten. Besondere Features meiner Touren sind „Die Unendliche Mecsek-Geschichte“ (Milenas und meine zweistündige Odyssee zum im Mecsek-Gebirge liegenden Fernsehturm und der Weg zurück über einen Trampelpfad, der sich als Mountainbike-Strecke entpuppte und bei der wir in ständiger Gefahr schwebten, überfahren zu werden) und „The Early Bird Catches The Worm – Catch The FIRST Langos On Pécsi Sunday-Fleamarket“ (nach dem Feiern gehen darf niemand nach hause, sondern wird von mir ohne Rücksicht auf Proteste zum Langos-Essen auf den sonntäglichen Flohmarkt geschleppt. Nebenbei kann ein bisschen Second-Hand-Mode geshoppt werden, die um halb 6 Uhr morgens bereits in rauhen Mengen auf dem Marktplatz ausgebreitet ist). Lust bekommen? Ein paar Wochen bin ich noch hier!

Jetzt im Sommer ist Pécs auch noch ein Stück schöner geworden, als die Stadt ohnehin schon ist. Auf magische Weise tauchen plötzlich an jeder Ecke Eisverkaufsstände auf und Häusereingänge öffnen sich zu wunderschönen Gartenbars, in denen an lauen Sommerabenden Fröccs (ungarische Weinschorle) getrunken und der aus allen Ecken schallenden Life-Musik gelauscht wird. In den letzten Wochen rutschten wird von Weinfest zu Bierfest zum nächsten Weinfest, wobei wir bereits auf eine beträchtliche Anzahl an Schülern und Lehrerkollegen stießen. Leider bin ich schrecklich schlecht im Gesichter und Namen merken und erkenne mein Schüler immer erst, wenn es schon zu spät ist. Betrunkene Gespräche (hauptsächlich über die Lehrer unserer Schule) sowie spontane Bier-Spendier- und Tanzaktionen sind die Folge.

Richtig zufrieden mit meinen Ungarisch-Kenntnissen bin ich immer noch nicht, aber immerhin bin ich mittlerweile vertraut im Umgang mit ungarischen Flüchen. Hierbei kann man aber auch nichts falschmachen – „bazdmeg“ und „kurva“ werden einfach an beliebiger Satzstelle vor beliebige Wörter gesetzt, um dem Ganzen etwas mehr Ausdruck zu verleihen. Und während viele Ungarn, die ich kennen gelernt habe, trotz teilweise 12 Jahren Deutsch- und Englischunterricht sehr schüchtern und unsicher bei Gebrauch der Fremdsprachen sind, versuche ich, mein Viertelwissen so gut es geht anzuwenden, was mit enthusiastischen Beglückwünschungen belohnt wird.

Nachdem nächste Woche nun die Ferien anfangen, geht der Spaß (hoffentlich) erst richtig los. Aber das ist eine andere Geschichte, und soll ein andermal erzählt werden.
Fest steht, zurück komme ich erstmal noch nicht. 🙂

Jahreswechsel.

Wir schreiben jetzt das Jahr 2014. Ein Jahr, von dem ich später vielleicht mal zu meinen Kindern oder zu sonst irgendwem sagen werde „Mensch, 2014, das war ein super Jahr. Mein Freiwilligendienst in Ungarn ist genauso toll weitergegangen wie es angefangen hat, nein, sogar besser! In der Schule war ich nun nicht mehr die neue, unerfahrene Freiwillige, sondern komplett integriert und von Schülern und Lehrern sehr geschätzt. Mit den anderen Freiwilligen und neuen Freunden habe ich jede Menge spannende Reisen durch den gesamten Balkan unternommen und beeindruckende neue Erfahrungen gemacht. Dann das Studium. Ich habe mich für genau das richtige Fach entschieden: Etwas, was mir Spaß macht, mich interessiert und für das ich gerne tagelang in der Unibib sitze und lerne. Eine neue Stadt, in der ich mich sofort wohlgefühlt habe. Und jede Menge nette Kommilitonen, mit denen ich viel Spaß hatte. Ja, 2014, da ist echt alles richtig gelaufen!“ Vielleicht kommt es aber auch anders. Vielleicht wird 2014 mein Jahr des großen Scheiterns. „2014 Kinder, das war der Anfang allen Übels. Pécs hatte ich bald satt. Die Stadt, die Arbeit an der Schule, meine Freunde hier, das alles hat mich irgendwann nur noch angeödet. Ich war froh als mein FSJ endlich vorbei war. Mit dem Studium ist auch nichts so gelaufen, wie es sollte. An der Traumuni nicht angenommen, Studieninhalt, der mich nicht interessiert hat, nicht bestandene Prüfung, unfreundliche Professoren und langweilige Studienkollegen. Monatelang quälte ich mich, dann gab ich schließlich auf und brach das Studium ab. Ich zog entmutigt wieder zurück zu meiner Familie und seitdem arbeite ich an der Kasse bei Lidl. Dann noch die ungewollte Schwangerschaft, die gescheiterte Beziehung und die chronische Krankheit. Dabei begann ich das Jahr 2014 noch so optimistisch und voller Ziele…“

Naja, wie auch immer es dieses Jahr für mich laufen wird, mir ist bewusst, dass ich selbst dafür verantwortlich bin. Ich kann selber entscheiden, welchen Weg ich einschlage, wofür ich mich einsetze, wie ich mit den Situationen umgehe, die mir wiederfahren.

Ich weiß noch wie ich Silvester 2013 auf das neue Jahr anstieß und dachte „wow, keine Ahnung, wo ich mich in einem Jahr befinde und wie und mit wem ich dann ins neue Jahr reinfeiere.“ Ein irgendwie beunruhigender, aber vor allem aufregender Gedanke.

Irgendwas scheine ich im Verlauf der letzten 12 Monate auf jeden Fall richtig gemacht zu haben (und eine große Portion Glück war auch dabei), denn das Jahr 2014 hat so angefangen, wie es sein sollte – chaotisch, lustig und aufregend.

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Nachdem ich etwa eine Woche zuhause war, viele Freunde wiedersehen und endlich wieder die Nervigkeit (und einige positive Eigenschaften) meiner Familie erleben konnte, ging es am 31. Dezember mit meinen besten Freundinnen Hannah und Rosa zurück nach Ungarn zum „Silvesterfest in Budapest“, wie Aliena das Ganze liebevoll titulierte. Zusammen mit ca. 20 anderen Freiwilligen und Freunden wurde in ihrer Wohnung mit Blick auf Donau, Margaretenbrücke und Parlament mit Luftschlagen, Vuvuzelas, Speis und Trank in das neue Jahr hineingefeiert. Später ging es ins Corvintetö, einen Club, den ich schon von unserem letzten Budapest-Besuch kannte, und in dem wir bis zum Morgen rumtanzten. Die Rückfahrt zum Hostel gehört nicht zu einen meiner Meisterleistungen: Am nächsten Morgen fand ich heraus, dass wir mit dem Bus, in den wir einfach mal eingestiegen war, genau eine Runde im Kreis gefahren sind, bis ich irgendwann ausstieg, weil mir der Name der Haltestelle so bekannt vorkam – komisch, es war ja schließlich dieselbe Haltestelle wie die, bei der wir eingestiegen sind. Danach fand ich mein Hostel glücklicherweise ohne Probleme und war nur mit dem Klingel- und Tür-aufdrück-System minimal überfordert. Das ist aber auch schwierig bei den alten Häusern in Budapest mit ihren komischen Freisprechanlagen!

Die nächsten Tage verbrachte ein Großteil der anderen Freiwilligen, meine beiden Freundinnen und ich noch in Budapest. Wir fuhren Schlittschuh auf einer riesigen Eislaufbahn direkt vor dem Vajdahunyad-Schloss, entspannten uns in den riesigen heißen Außenbecken des Széchenyi-Bads, gingen shoppen und, nachdem wir uns von der Silvesternacht halbwegs erholt hatten, noch einmal in einem sehr coolen Club namens „Instant“ feiern, hingen in tollen Cafés und Bars rum, die Aliena uns zeigte, und besuchten die Budapester Oper. Obwohl wir von der Oper nicht so richtig viel verstanden (Gesang auf italienisch, Untertitel auf ungarisch) war das ein beeindruckendes Erlebnis. Von unseren Plätzen aus hatten wir zwar nicht die beste Bühnensicht (bei Kartenpreisen von 300 Ft, also einem Euro, ist das aber verzeihbar), aber die pompöse Innenausstattung der Oper bot schon genug zu sehen. Ich habe mich gefühlt wie eine Adlige in einer Szene aus „Krieg und Frieden“ oder irgendeinem anderen der alten russischen Romane, die mein Papa so gerne liest. Nur Ballkleid und Fernglas zum Beobachten der anderen Operngäste haben gefehlt.

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Sonntag den 5. Januar ging es dann wieder zurück nach Pécs, denn Montag sollte die Schule wieder anfangen. Nach vollgepackten Tagen in Deutschland und der ereignisreichen Zeit in Budapest musste das entstandene Schlafdefizit erstmal wieder durch riesige Mittagsschläfe kompensiert werden. Ansonsten nervte ich meine Schüler, indem ich sie über ihr Weihnachten und Silvester ausfragte und sie gute Vorsätze fürs neue Jahr formulieren ließ. Ich habe da natürlich mitgemacht. Dabei ist meine Vorsatz-Top-3 entstanden:

  1. Weniger essen, mehr Sport treiben -> noch nicht so richtig geglückt…

  2. Weniger unproduktiv rumgammeln, mehr reisen und neue Dinge erleben -> da gibt es immerhin schon jede Menge Pläne für die nächsten Wochenenden!

  3. Aufhören, wichtige Dinge (z.B. Unterrichtsplanung, Wohnung putzen oder mein Freiwilligenprojekt) vor mir herzuschieben -> kein Kommentar.

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Außerdem besuchten wir den Freiwilligen Julius in der verschlafenen aber schönen Kleinstadt Baja und ich sah bei der Bandweihe-Zeremonie unserer Schule zu. Hierbei kriegen die Zwölftklässler von ihren Klassenlehrern feierlich ein Band an ihre Pullis geheftet, das aussieht wie eine AIDS-Schleife, aber zeigen soll, dass die Schüler jetzt zum Abitur zugelassen sind. Außerdem werden Reden gehalten und die Klassen führen einen eigenen Tanz auf. Ich habe zwar nicht ganz verstanden, was die Schüler eigentlich feiern (ihr Abitur haben sie ja schließlich noch nicht), aber es war trotzdem eine ganz witzige Veranstaltung, die mich irgendwie an unsere Abiturzeugnisvergabe erinnert hat. Ich bin sogar ein bisschen wehmütig geworden. Die Abizeit war schon cool. Und obwohl das alles noch gar nicht so lange her ist habe ich das Gefühl, hier unendlich weit weg davon zu sein. Mein Besuch zuhause und die vielen vertrauten Menschen haben alles wieder ein bisschen aufleben lassen.

Trotzdem ist es mir leicht gefallen, zurück in den Flieger nach Ungarn zu steigen. Ein gutes Zeichen, denke ich, das zeigt, dass ich hier noch lange nicht fertig bin. Es gibt noch viel zu erleben in den nächsten 7 Monaten. Und darauf freue ich mich.

Dezember.

„Boldog karácsonyt és új évet“ kommt es quasi fließend über meine Lippen und ich bin ein bisschen stolz auf mich, während ich meine Lehrerkollegen mit den zwei puszi (Küsschen) auf beide Wangen verabschiede. Es ist Freitag, der 20. Dezember, der letzte Schultag vor den Weihnachtsferien ist überstanden und nach dem traditionellen Fischsuppe-Essen gehen auch die Lehrer auseinander. Für mich steht in den Weihnachtsferien ein kurzer Zuhause-Urlaub auf dem Programm: Pünktlich zum Abglühen auf dem Weihnachtsmarkt werde ich wieder in Bonn sein und all die Menschen wiedertreffen, die ich vor ziemlich genau 3 Monaten dort verabschiedet habe. Die erste Etappe meines Freiwilligendienstes ist um.

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Meine Arbeit in der Schule macht mir immer noch Spaß und ist auch ziemlich abwechslungsreich. Besonders lieb habe ich ‚meine‘ Erstklässler, die inzwischen alle schon richtig gut Deutsch sprechen können. Jeden Tag werde ich von ihnen mit stürmischen Umarmungen und einem enthusiastischen „Guten Taaag, Mascha!“ begrüßt, bei Bastelarbeiten bin ich die Hifskraft ihres Vertrauens und wenn ich neue Ungarisch-Vokabeln an den Kindern ausprobieren, wird die frohe Botschaft innerhalb weniger Sekunden bis in die hintersten Winkel der Klasse verbreitet („Mascha beszel magyarul! Mascha beszel magyarul!“). Beim Weihnachtswichteln wurde ich nicht nur von meinem Wichtelkind sondern gefühlt von der halben Klasse mit selbstgebackenen Keksen versorgt, was ich sehr süß fand.

Auch die Lehrer verschenken in der Weihnachtszeit sehr gerne Süßigkeiten. In den letzten Wochen habe ich auf meinem Tisch im Lehrerzimmer so oft Kekse, Kuchen oder Schokolade gefunden, dass ich den fehlenden Adventkalender kaum vermisst habe. Und wenn ein Lehrer Namenstag oder Geburtstag oder die Schulleiterin ein Schwein geschlachtet hat (was letzten Mittwoch der Fall war) gibt es noch mehr Essen für umsonst.

Das kulinarische Highlight der letzen Zeit war jedoch eindeutig die schon am Anfang erwähnte Fischsuppe, die traditionell zu Weihnachten gegessen wird. Hierbei werden  Fische und scharfe Paprikas zusammen mit Knoblauch, Zwiebeln, Tomatensoße, Rotwein und jede Menge Paprikapulver in einem Kessel von der Größe einer Babybadewanne erhitzt. Mit der Zerkleinerung von Fisch und Paprika müht man sich dabei gar nicht erst ab: Gräten, Fischköpfe und anderes ungenießbares Zeug werden einfach beim Essen herausgefischt. Dazu gab es Wein und selbstgebrannten Palinka – mein Widerwillen gegen letzteres aufgrund der Uhrzeit (mittags!) stieß bei den ungarischen Hausmeistern leider auf kein Verständnis.

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Ansonsten stand bei den Zwölftklässlern die DSD-Prüfungen an: Schriftliche Arbeiten, Hörverstehensübungen und eine mündliche Prüfung mussten überstanden werden, um das Deutsche Sprachdiplom zu erhalten – ich erhielt die anspruchsvolle Aufgabe, Blätter zu sortieren, zu tackern und einzuscannen. Außerdem hielt ich in der 10. Klasse eine Unterrichtsreihe zum Thema Jugendsprache in Deutschland, versuchte die Schüler für Musik von Peter Fox zu begeistern und verbrannte mir die Finger beim Adventskranz-Basteln auf der Weihnachtsfeier. In meinen Freistunden versuche ich im Lehrerzimmer Gespräche zwischen meinen Kollegen zu verstehen – dabei schnappe ich immer mehr bekannte Wörter auf und wenn mir genug Zeit zum Nachdenken gelassen wird, kann man sich auch schon richtig gut mit mir unterhalten („Wir sind in der Schule. Das ist ein Stuhl. Dort sind die Fenster. Du bist ein Lehrer. Ich esse eine Orange.“)

An den Wochenenden haben Anti, Jacqueline und ich den Pécser Weihnachtsmarkt samt Nachtleben unsicher gemacht (wobei ich beim Tanzen mit einem Lehrer unserer Schule von meinen Schülern beobachtet wurde. Diese interessieren sich jetzt brennend für die ganze Sache und erfinden jede Menge Gerüchte – na toll) und wir waren für einen Tag in Szeget, einer sehr schönen Universitätsstadt knapp 200 östlich von Pécs.

Zum Abschluss vielleicht noch etwas zum Wetter, denn das Wetter ist ja immer eine interessante Sache.

Hier ist es inzwischen relativ kalt geworden (um die 0° C), dafür ist das Wetter meistens richtig gut. Es hat schon seit Wochen nicht mehr geregnet und es scheint fast jeden Tag die Sonne – so lässt sich der ungarische Winter gut überstehen! Wenn mir zu kalt wird, brauche ich nur ein bisschen mit meiner riesigen Heizung zu kuscheln, die ursprünglich mal ein Kachelofen war. Je weiter man sich jedoch von der Heizung weg in Richtung Fenster bewegt, desto mehr gleicht sich die Zimmertemperatur der Temperatur draußen an – der Schreibtisch am Fenster ist daher als Arbeitsfläche im Moment nicht wirklich nutzbar, aber im Bett lässt es sich auch super Unterricht vorbereiten.

Jetzt heißt es jedoch erstmal „Viszontlátasra, Magyaroszag“ und „Szia, Bonn“. Ein merkwürdiges Gefühl, nach Hause zu fahren, wo ich mich doch hier auch so zuhause fühle.

Schule / Ferien.

Vertretungsstunde in einer 10. Klasse, Aufgabe: Arbeitsblatt mit Übungen zur Passivbildung besprechen. Schüler, die morgen eine Arbeit in genau diesem Thema schreiben. Kein Problem für die Muttersprachlerin, sollte man meinen. „Im Krankenhaus darf man nicht rauchen“ wird zu „Im Krankenhaus darf nicht geraucht werden“ und aus „Das Konsulat hat mir das Reisevisum ausgestellt“ wird „Mir ist vom Konsulat ein Reisevisum ausgestellt worden“. Soweit kein Problem. Bei „Der Arzt hat dem Patienten nicht mehr helfen können“ wird es jedoch kompliziert. Nachdem ich den Satz „Dem Patienten hat vom Arzt nicht mehr geholfen werden können“ mit Überzeugung für falsch befunden habe, regen sich in der Klasse Proteste. Das hätten sie aber so gelernt. Ich bin verwirrt. Was ist mit „Dem Patienten konnte nicht mehr geholfen werden“? Klingt doch viel richtiger. Die Lehrerin meint, das ist „Küchendeutsch“, wird mein Vorschlag von den Schülern runtergemacht, der Satz steht dann nämlich in der falsche Zeit. Jetzt fangen sie an, mich über Perfekt und Präteritum zu belehren. Gottseidank ist die Stunde bald zuende und die Küchendeutsch sprechende Muttersprachlerin verlässt den Raum etwas durcheinander im Kopf. Und sowas auch noch am ersten Schultag.

Hier waren nämlich letzte Woche Herbstferien, und diese wurden mir mit einem Besuch meiner Familie versüßt. Stolz konnte ich ihnen mein neues Zuhause zeigen, das meine Mutter als „schön, aber ein bisschen schmuddelig“ befand, „und die Fenster solltest du auch mal putzen!“, wir bestiegen einen kleinen Berg am Stadtrand, auf dem sich eine süße kleine Kapelle und eine gruselige Jesusfigur am Kreuz befindet, und wir gingen essen, ohne dass ich irgendetwas bezahlen musste – Familienbesuche sind super!

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Da meine Familie mit dem Auto gekommen war, konnten wir auch die Umgebung um Pécs herum erkunden. Im Vergleich zu den kleinen verschlafenen Dörfern im Umland kommt mir Pécs jetzt wie eine richtige Metropole vor.

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Schließlich waren wir noch ein paar Tage am Balaton auf der Halbinsel Tihany. Weil Nebensaison war, schienen die Dörfer und Städte um den Balaton herum total ausgestorben – um 7 Uhr abends waren die liebevoll sanierten, von kleinen Restaurants und Geschäft gesäumten Straßen und Plätze, die im Sommer von unzähligen Touristen bevölkert werden, wie ausgestorben. Einmal waren wir um 5 Uhr nachmittags essen (eine ungewöhnliche Zeit, ich weiß), und als wir um kurz nach 6 wieder aus dem Restaurant traten, wurden hinter uns Türen geschlossen und Fensterläden runtergeklappt – es wurden wohl keine Gäste mehr erwartet.

Trotzdem (oder gerade deswegen?) fand ich es am Balaton total schön. Wir haben eine lange Wanderung auf der unter Naturschutz stehenden Halbinsel gemacht (kleine Seen, Schilf, Berge, Klippen, Bäume und Boden voller bunter Blätter) und schwammen in einem Nebensee des Balatons, der aufgrund einer heißen Quelle durchgehend Temperaturen von 25 bis über 30°C aufweist.

Und dann waren die Ferien auch schon wieder zuende.

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Am 23. Oktober, in der Woche vor den Herbstferien, war ungarischer Nationalfeiertag aufgrund eines Volksaufstandes im Jahre 1956. An diesem Tag protestierten viele Ungarn gegen das kommunistische System und die Unterdrückung durch die sowjetischen Besatzungsmacht. Der Protest endete jedoch blutig und der Freiheitskampf der Ungarn wurde durch den Einsatz der sowjetischen Armee unterdrückt und beendet.

Am Tag vor dem Nationalfeiertag fand daher eine kleine Feier in meiner Schule statt, in der das Geschehene schauspielerisch nachgestellt wurde. Auch die traurig und schwergängig klingende Nationalhymne wurde gesungen. An diesem Tag habe ich das erste Mal etwas von der Melancholie und Depression gespürt, die dem ungarischen Volk aufgrund seiner vielen verlorenen Kriege, der Unterdrückung und Dezimierung durch andere, und nicht zuletzt aufgrund seiner Armut- und Wirtschaftsprobleme nachgesagt wird.

Oder auch aufgrund der Dunkelheit. Diese bricht mittlerweile immer schon gegen halb 5 Uhr nachmittags ein, und Lehrerkollegen haben mich vorgewarnt, dass es hier im Dezember schon um 4 Uhr stockduster ist. Na super.

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Jetzt noch einige völlig unzusammenhängende Beobachtungen, die ich in den letzten Wochen machen konnte. Diese Beobachtungen sind subjektiv und können daher nicht verallgemeinert werden.

  1. In Ungarn knutscht man in der Öffentlichkeit. Immer und überall. Entweder die Leute finden das cool oder sie haben keinen Ort, an dem sie ungestört rumknutschen können, das habe ich noch nicht herausgefunden.
  2. Überall gibt es Sauerrahm, aber nirgendwo gibt es Sahne.
  3. Es ist super, jeden Tag in einer 1. Klasse im Unterricht mitzuhelfen: Ständig hat jemand Geburtstag und es gibt Muffins, Kuchen und Torte. 
  4. Wenn Ungarn etwas megacool finden sagen sie nicht megacool sondern kürbiscool.
  5. Ungarns geringe Größe lässt sich super durch möglichst umständliche Wegstreckenführung im öffentlichen Personenverkehr kompensieren – dachten sich die Chefs von Bus und Bahn und lassen eine Strecke von 130 km 4 1/2 Stunden dauern.
  6. Ich besitze jetzt eine Paprikapflanze, und das finde ich kürbiscool! Ich habe sogar schon eine kleine Paprika geerntet und sie in mein Essen gemischt – und die kleinen Stückchen beim Essen wieder herausgefischt, weil sie einfach VIEL ZU SCHARF waren!
  7. Langos schmeckt leckerer als es aussieht, der ungarische Palinka ist dagegen schwer aushaltbar. Ich bleibe wohl doch lieber beim stadteigenen Pécsi-Bier.
  8. Ungarische Busfahrer scheinen sich der Länge ihrer Fahrzeuge nicht immer bewusst zu sein, oder es macht ihnen Spaß, unschuldige Fahrradfahrer weg vom befahrbaren Teil der Straße in die Schlaglöcher des Straßenrandes zu drängen. Ich als Amos-Absolventin lasse mich davon natürlich nicht abschrecken.

Das war es erstmal wieder an Berichtenswertem. Ich hoffe es geht allen Menschen gut, die das hier lesen. Ich hoffe natürlich auch, dass es allen anderen Menschen gut geht. Jetzt noch ein paar Sankt-Martins-Lieder für den morgigen Unterricht in der 1. Klasse einstudieren, yeah!

Eindrücke / Alltag.

 Es ist Mittwoch, ich lebe schon seit 1 1/2 Wochen im ungarischen Städtchen Pécs, und ich kann es nicht weiter aufschieben: WÄSCHEWASCHEN steht an. Nach E-Mail-Austausch mit meiner Mama, langen Gesprächen mit meinen Mitfreiwilligen und der Hilfe von zwei ungarischen Schülerinnen, die mir den Knopf für „viele Farben“ zeigten, sitze ich jetzt in meinem Zimmer im Schülerwohnheim und warte gespannt auf das Ergebnis meiner ersten selbst-in-die-Waschmaschine-gesteckten Wäsche – fast ein bisschen peinlich, das zuzugeben, aber dafür habe ich bestimmt andere weit entwickelte haushältnerische Qualitäten!

Auch Einkaufen, Kochen und Aufessen, ohne dass irgendetwas fehlt oder schlecht wird, entpuppt sich als logistische Herausforderung des Alltags. Aber ich komm schon klar.

Die Umstellung vom Gar-nichts-tun der letzten Monate zurück zum Schulalltag fällt mir zugegebenermaßen nicht ganz leicht. Ich weiß jetzt wieder wie es ist, sich morgens um halb 7 aus dem Bett zu quälen, und ich habe dieses Gefühl nicht vermisst. Auch ‚Hausaufgaben‘ gehören insofern wieder zu meinem Tagesablauf, als dass ich Unterricht vorbereiten und Aufätze korrigieren muss. Ich weiß gar nicht wie ich das 13 Jahre lang ohne den mehrstündigen Mittagsschlaf, den ich mir hier angewöhnt habe, geschafft habe.

Insgesamt kann ich mich aber nicht beklagen: Ich habe auf meinem Stundenplan pro Tag durchschnittlich nur 3 Stunden Unterricht, von denen ich die meisten in der 1. Klasse verbringe. Die Kinder werden ganz auf Deutsch unterrichtet, was teilweise sehr gut klappt, weil sie die Sprache schon von zuhause oder aus dem Kindergarten kennen. Es gibt aber auch Kinder, die noch gar kein Deutsch können und entsprechend überfordert sind, und denen soll ich im Unterricht ein bisschen unter die Arme greifen – nicht ganz einfach, wenn sie mich nicht verstehen und ich sie ebensowenig, aber es macht auch jede Menge Spaß. Die Erstklässler scheinen mich wirklich zu mögen, zumindest werde ich mit jede Menge Oberschenkelumarmungen beglückt, aber vielleicht sind alle auch nur hinter meiner Einhornkette her.

Außerdem kriege ich jeden Tag 7.- und 8.-Klässler zugeteilt, mit denen ich in Kleingruppen für ihre DSD-Püfung (Deutsches SprachDiplom) lernen soll. Hier besteht die Schwierigkeit darin, die Jugendlichen zum Reden zu bringen, da Partner- und Gruppenarbeit in ungarischen Schulen wohl nicht besonders verbreitet ist und nicht alle Schüler zu verstehen scheinen, dass man dabei miteinander kommunizieren muss. Ich habe mir aber jetzt ein MEGA kreatives Spiel ausgedacht, bei dem die Schüler Kärchen ziehen und die darauf stehenden Aufgaben bewältigen müssen (z.B. ‚Beschreibe einen Mitschüler, die anderen müssen erraten wen du meinst‘), damit klappt alles gleich viel besser.

Abgesehen von den festgelegten Stunden übernehme ich ab und zu mal Vertretungsunterricht oder Aufsicht und korrigiere Aufsätze, außerdem helfe ich ab nächster Woche bei der deutsch-sprachigen TheaterAG mit.

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Auch außerhalb der Schule ist hier immer was los: Neben den eben schon erwähnten Haushaltsabenteuern treffe ich mich unter der Woche oft mit meinen Mitfreiwilligen hier in Pécs, und wir kochen zusammen (oder auch: Kilian kocht, die anderen sitzen in der Küche rum). Am Wochenende waren wir mit anderen Freiwilligen vom Euopäischen Freiwilligendienst auf dem nächsten Weinfest hier in Pécs, es gab einen von Studenten organisierten Karnevalsumzug mit jeder Menge lauter Musik und alkoholisieren, auf der Straße tanzenden Menschen, und drei Studentinnen haben mir den jeden Sonntag stattfindenden Flohmarkt gezeigt. Dort habe ich mir ein klappriges, aber wunderschönes Fahrrad gekauft – es sieht so aus wie mein Punktefahrrad, nur ohne Punkte, falls sich da noch jemand dran erinnern kann. Bei jedem Schlagloch habe ich ein bisschen Angst, dass es einfach auseinanderfällt (betrachtet man die Anzahl der Schlaglöcher hier befinde ich mich also in permanenter Gefahr), aber bis jetzt ist alles gut gegangen.

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Was ich sonst noch so gelernt habe:

  1. Ungarisch ist eine schwierige Sprache mit langen Wörtern: ‚Prost‘ heißt zum Beispiel ‚egészségére‘ – ich frag mich wer das nach mehreren Gläsern Palinka noch ausprechen kann. Vielleicht um solche Worte zu kompensieren scheinen die Ungarn eine Vorliebe für Spitznamen zu haben, die ähnlich klingen wie die Zwergennamen aus ‚Der kleine Hobbit‘. Meine Lehrerkollegen heißen unter anderem Ricci, Erzsi, Joszi und Audri, die Schüler werden Tibi, Jombi, Buggi, Gobbi usw genannt.

  2. Ungarn haben eine Vorliebe für sehr laute, nervige Klingeltöne (zumindest kommt mir das so vor): Anstatt eines Schulgongs wird jeden Tag in gehörbelastendem Pieps-Sound „Freude schöner Götterfunken” abgespielt, die Türklingel in Kilians und Jacquelines Wohnung erfreut einen mit „Für Elise”, ebenfalls in schrillen Pieps-Tönen, und im Lehrerzimmer erschrickt niemand, wenn auf einmal ein Handy in höchster Lautstärke das „Fluch der Karibik”-Theme bimmelt.

  3. In Ungarn sind alle Menschen so nett und hilfsbereit! Gut, das ist vielleicht ein bisschen verallgemeinert. Aber zumindest auf meine Schule trifft es zu. Am Wochenende habe ich mir eine Erkältung eingefangen und als ich Montag morgen die anderen Lehrer mit ziemlich heiserer Stimme begrüßte, wurde ich sofort mit Angeboten wie „Soll ich mit dir zum Arzt fahren?” oder „Ich kann dir Medikamente besorgen!” überhäuft. Am selben Tag habe ich den Hausmeister des Schülerwohnheims gefragt ob er Werkzeuge hat, mit denen ich den Sattel meines Fahrrads verstellen kann. Er mobilisierte sogleich einen Werkzeugkasten mit dazu passendem Typ, der mir meinen Sattel auf die richtige Höhe schraubte. Einen Tag später kam der Physik- und Chemielehrer in der Schule mit dem Satz „Ich habe meinen Werkzeugkasten dabei, soll ich mir nachher mal dein Fahrrad ansehen?” auf mich zu.

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Tja, ich denke das wars erstmal an spannenden neuen Geschichten ausm Osten. Mal schauen, was aus meiner Wäsche geworden ist.

Zweiundsiebzigstunden.

 Es ist so viel passiert seit Samstag Nacht um 4, als mein Wecker geklingelt hat und ich zum ersten Mal realisiert habe „Scheiße, jetzt gehts los!“ Das wichtigste zuerst: Mir geht’s gut, Pécs ist total schön, die Lehrer sind freundlich, gefühlt alle Menschen sprechen hier deutsch und mein provisorisches Zimmer im Schülerwohnheim besitzt sogar eigenes Bad und Kühlschrank. Also alles tipi topi.

Jetzt die detailliertere Fassung.

Wir starten mit dem langen Samstag, der wie gesagt um 4 Uhr morgens begann. Ich habe es tatsächlich geschafft, mit 23,9kg im Koffer (von denen die 0,9kg Übergepäck gottseidank in den Toleranzbereich von germanwings fielen) und 8kg im Handgepäck halbwegs auszukommen. Es ging dann auch schnell, bis alles inclusive mir im Flugzeug verstaut war und wir in Richtung Budapest aufbrachen.

Außer mir flogen noch 2 andere Kulturweit-Freiwillige nach Budapest, und dort angekommen konnten wir gemeinsam die Koffer vom Band hiefen und unsere Euro in erste Forint umtauschen (1€ = ca. 300 Forint). Vom Flughafen aus fuhr ich mit Bus und Bahn zum Keleti-Bahnhof, von wo aus mein Zug nach Pécs fahren sollte, während die anderen ein Taxi zu anderen Bahnhöfen nahmen. Trotz fremder Sprache, zwei mal Umsteigen und nicht vorhandenen Rolltreppen habe ich meinen Weg gut gefunden und auch ohne Probleme ein Zugicket gekauft. Beim Warten auf den Zug traf ich Julius, einen der Kulturweit-Freiwilligen, wieder. Sein Zug nach Baja (ebenfalls in Ungarn) sollte laut Deutsche Bahn an einem anderen Bahnhof abfahren, dort wurde er aber zum Keleti-Bahnhof geschickt. Wir stellten fest, dass wir zunächst mit demselben Zug fahren würden. Also warteten wir zusammen. Und warteten. Und warteten.

Da es an diesem Tag beinahe zu einem Zugunfall in Budapest gekommen wäre, hatten alle Züge jede Menge Verspätung. Wir nahmen schließlich einen Zug, der eigentlich um 10.15 Uhr abgefahren wäre, so aber erst um 12.45 Uhr losfuhr.

Die dreistündige Fahrt verlief recht ereignislos, bis auf die Tatsache dass Julius beinahe seinen Bahnhof verpasst hätte, diese wurden nämlich nicht angesagt. Gegen 16.00 Uhr bin ich dann in Pécs angekommen und wurde von der Deutsch-Lehrerin Adrienn empfangen. Im Gegensatz zu Bonn und Budapest regnete es hier nicht, es war sogar richtig schönes, warmes Wetter. Gleich ein dicker Pluspunkt für Pécs.

Adrienn brachte mich zunächst zum Schülerwohnheim, in dem ich fürs erste leben werde, bis ich eine richtige Wohnung finde. Dann machten wir eine kleine Rundtour mit dem Auto, wechselten nochmals Geld im Einkaufszentrum (habe einen H&M gesichtet – juhu!) und kauften ein paar Lebensmittel bei Aldi (fühle mich so heimisch!).

Gegen 19.00 Uhr wurde ich von Adrienn wieder aus dem Schülerwohnheim abgeholt, da sie und ihr Mann mir das Weinfest zeigen wollten, das im Moment in Pécs stattfindet. Vor der riesigen Pécser Kathedrale waren zu dem Zweck kleine Stände aufgebaut, an denen man verschiedene Weinsorten und jede Menge Essen kaufen konnte. Auf dem Weinfest trafen wir noch mehr von meinen zukünftigen Kollegen, die mich alle sehr herzlich in perfektem Deutsch begrüßten.

4 Stunden und 7 Flaschen Wein später (es waren aber auch mindestens 9 Kollegen beteiligt) war ich dann wieder in meinem neuen Zuhause, todmüde, aber auch sehr zufrieden.

Der nächste Tag verlief im Vergleich zum Samstag sehr entspannt: Ich schlief bis 11 Uhr, räumte meinen Koffer aus, richtete mich ein und traf mich nachmittags mit Ann-Kathrin, eine der anderen 3 Freiwilligen aus Pécs. Wir schlenderten ein bisschen durch das wirklich schöne alte Stadtzentrum und aßen später an einer der kleinen Buden vom Weinfest – sehr lecker.

 

Montag begann für mich der Ernst des Lebens: Mein erster Schultag im Valeria-Koch-Schulzentrum, bestehend aus Kindergarten, Grundschule (1. – 8. Klasse) und Gymnasium (9. – 12. Klasse). Ich lernte meine Ansprechpartnerin Erszi kennen, und sie zeigte mir die Schule und stellte mich allen möglichen Menschen vor, bei denen ich mir leider von keinem den Namen merken konnte – na toll. Außerdem wurde ich insgesamt 3 Schulklassen vorgestellt. Die Jugendlichen sollten mir Fragen stellen, waren jedoch ein bisschen schüchtern. Ich glaube ich habe mich trotzdem ganz gut geschlagen in meinen ersten „Unterrichtsstunden“. Gegen 1, nachdem ich in der Deutsch-Fachschafts-Konferenz Haribo verteilt habe, durfte ich erstmal nach hause gehen.

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Später bin ich zur Universität von Pécs aufgebrochen, weil es da eine Wohnungs- und WG-Vermittlung gibt. Ich habe mir einige potentielle WGs aufgeschrieben und später eine davon besichtigt. Sie ist WUNDERSCHÖN aber es ist alles noch nicht ganz sicher, weitere Informationen folgen (hoffentlich) demnächst.

Außerdem habe ich einen spontanen Spaziergang in die Ausläufe des kleinen Mecsec-Gebirges gemacht, an das die Stadt grenzt. Je weiter ich die schmale Straße hinaufstieg, desto dörflicher und verlassener wurde es um mich herum: Die Häuser wirkten kleiner und heruntergekommen, während die Gärten an Größe zunahmen. Überall wuchsen Obstbäume und Weinreben, teilweise standen verrostete alte Autos am Wegrand, und ich wurde von aufgeregten Hunden empfangen, die bellend am Zaun entlangliefen – Menschen sah ich kaum. Ein bisschen beänstigend, aber auch irgendwie idyllisch.

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Mein erster Eindruck von Pécs steckt zwar teilweise schon in diesem Bericht, aber ich möchte trotzdem nochmal gesondert darauf eingehen: Die Stadt ist mit ca. 150 000 Einwohnern zwar nicht groß, aber umso gemütlicher. Insbesondere das Stadtzentrum mit einem großen Platz, historischen Bauten, kleinen Gässchen und jede Menge gemütlichen Bars und Cafés besitzt viel Charme. Durch die vielen internationalen Studenten und die Tatsache, dass es hier noch schön warm ist, ist auf den Straßen immer etwas los. Insgesamt herrscht eine mediterrane, freundliche Athmosphäre.

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In den rändlicheren Bezirken gibt es einige Hochhaussiedlungen, außerdem sind Häuser und Straßen außerhalb des Zentrums teilweise etwas heruntergekommen. Aber auch das gehört meiner Meinung zum „Flair“ der Stadt dazu und ist nicht negativ zu sehen.

Dieser persönlichen Bewertung sollte allerdings nicht zu viel Aufmerksamkeit geschenkt werden, denn schließlich bin ich erst seit ein paar Tagen hier und habe noch lange nicht alles von der Stadt gesehen.