Armenien

Vor der Einreise

Anreise

  • Visum

Seit dem Frühjahr 2013 ist kein Visum mehr erforderlich. Nach der Einreise gilt eine 120-tägige Aufenthaltsgenehmigung. Durch erneute Aus- und Einreise in ein Nachbarland (am besten Georgien) verlängert sich die Aufenthaltserlaubnis wieder um 180 Tage.

  • Verkehrsmittel zur Anreise

Am besten mit dem Flugzeug; im Reisebüro nachfragen. Direktflüge von Deutschland sind nicht möglich. Man muss entweder über Wien, Moskau, Prag, Paris oder Kiew fliegen, je nachdem, welche Fluggesellschaft man wählt.

Alternative: Direktflug von Deutschland nach Tiflis (Georgien) möglich, manchmal auch günstiger. Danach mit dem Schlafzug, Taxi oder Marschrutka nach Jerewan. Ist aber für einen Neuankömmling eher abenteuerlich und erfordert Mut, Nerven und Sprachkenntnisse zumindest in Russisch, außerdem dauert es wesentlich länger.

  • Impfungen, medizinische Vorkehrungen
    Das Auswärtige Amt empfiehlt die Standardimpfungen Tetanus, Diphtherie, Polio, Hepatitis A, sowie bei besonderer Exposition auch gegen Hepatitis B, Typhus und Tollwut. Da die Zahl der streunenden Tiere deutlich abgenommen hat, ist eine Impfung gegen Tollwut nicht unbedingt notwendig.
  • Wohnungssuche

Am besten mit Ansprechperson vor Ort in Verbindung setzen. Wohngemeinschaften sind äußerst schwierig zu finden, der Aufenthalt in einer Gastfamilie ist empfehlenswert.

  • Packliste

– Reiseapotheke (Anti-Durchfallmedikamente)

– Gastgeschenke: Beliebt sind Teesorten, Kaffee (für die deutsche Ansprechperson) und allerhand typische Souvenirs, z. Bsp. Magneten. Süßigkeiten kommen auch gut an, bspw. Special-Editions von Milka- und RitterSport-Schokolade, After Eight, Lebkuchen oder Marzipan. Gummibärchen und Nutella gibt es selbst in jedem Dorfladen.
– Weihnachtsdekoration/Plätzchenformen/Adventskalender für sich selber

– Wanderschuhe

– Bilder von Verwandten und Freunden (für sich und zum rumzeigen)

– evtl. einen Schlafsack und eine Wärmflasche

  • Zur Einstimmung: Filme, Bücher und Musik über und aus dem Land

Bücher
„Armenien – 3000 Jahre Kultur zwischen Ost und West“, Jasmine Dum-Tragut (super Reiseführer)
„Reportage Armenien – Im Schatten des Ararat“, Barbara Denscher (guter Reisebericht)
„Brennende Augen“, Brigitte Troeger (über Leben von Johannes Lepsius und den Genozid)
„Das Märchen vom letzten Gedanken“, Edgar Hilsenrath (über Genozid)
„Armenisch Wort für Wort – Kauderwelsch Bd. 119“, Robert Avak (Sprachführer)
„Das Haus der Lerchen“, Antonia Arslan (über Genozid)

Filme
Bei YouTube armenische Dokumentationsvideos anschauen
„Aghet – ein Völkermord“
„Das Haus der Lerchen“ (über Genozid)

Musik
Duduk-Musik
Ruben Hakhverdyan (Chanson-Sänger, Gitarrist, Barde)
Charles Aznavour
Tatul Avoyan
oder auch die Raggae-Band The Reincarnation

Internet-Seiten
Sprachproben zur armenischen und auch anderen kaukasischen Sprachen, sowie wissenschaftliche Auseinandersetzung mit den Literaturen Kaukasiens sind auf der Website von Steffi Chotiwari-Jünger zu finden: http://kaukasische-literaturen.jimdo.com/

  • Wie komme ich an weitere Infos?

Reiseführer siehe oben
http://www.eriwan.diplo.de/ (Deutsche Botschaft Eriwan)
http://news.am/eng/ oder http://www.lragir.am/index/eng/0/home/view (Armenische Nachrichten)
https://kulturweit.blog/thomasinarmenien/
https://kulturweit.blog/moritzinarmenien/

Vor Ort
1. Kosten
• Lebenshaltung (Miete und Verpflegung)
Armenien ist vergleichsweise billig. Für Miete, Verpflegung und Strom/Wasser/Gas sollte man insgesamt 150€ – 200€ einbeziehen.

• Vergünstigungen, spezielle Angebote (z. B. für den Nahverkehr oder Museen; Vergünstigungen durch den Freiwilligenausweis)
Mit dem Freiwilligenausweis und ein bisschen Augenklimpern kommt man in manche Museen günstiger rein

2. Verkehrsmittel
• Wie komme ich am besten zu meiner Einsatzstelle?
Je nachdem, wo man wohnt, kann man innerhalb von Yerevan die Metro oder generell die Marshrutkas nutzen, beides kostet etwa 20ct pro Fahrt. Von Yerevan zur Einsatzstelle Sardarapat ist es etwas komplizierter: Marshrutka zum Kilikia Busbahnhof (20ct), von dort die 224 direkt nach Sardarapat (80ct) oder mit der 206/207 nach Armavir (80ct) und von dort in die 7 umsteigen (20ct). Fahrtdauer etwa 1,5h.

• Öffentlicher Nah- und Fernverkehr
Fernverkehr: Es gibt in ganz Armenien ein gut ausgebautes Bus- und Marshrutkanetz. Da die Marshrutkas häufig fahren, gibt es nur bei weiten Strecken Abfahrtszeiten. In der Regel fahren sie los, wenn sie voll sind. Die Preise sind sehr niedrig.
Außerdem gibt es eine Zugstrecke von Yerevan über Armavir und Gyumri nach Tiflis.
Nahverkehr: Es gibt viele verschiedene Marshrutka- und Buslinien. Sie fahren im Abstand von 10 Minuten, kosten ca. 20ct und vor allem die Marshrutkas sind häufig sehr voll. Am bequemsten ist die Metro. Auch sie kostet 20ct pro Fahrt, leider gibt es nur eine Linie.

• Anreise zum Zwischenseminar
Nach Georgien kann man mit der Marshrutka, dem Zug oder dem Taxi fahren. Ansonsten mit dem Flugzeug fliegen.

3. Medien
Man brauch unbedingt eine armenische SIM-Karte. Die kostet nicht viel, ebenso SMS oder Telefonate. Mit Orange kostet eine SMS nach Deutschland etwa 10ct.

• gute Radiosender
Einfach Durchzappen, es gibt viele verschiedene Sender.

• Stadtanzeiger

• Tageszeitungen
Gibt es, viel Spaß beim Lesen und Enträtseln!

• Blogs, Newsfeeds etc.
http://www.eriwan.diplo.de/ (Deutsche Botschaft Eriwan)
http://news.am/eng/ oder http://www.lragir.am/index/eng/0/home/view (Armenische Nachrichten)
https://kulturweit.blog/thomasinarmenien/
https://kulturweit.blog/moritzinarmenien/

4. Einkaufen
• Lebensmittel, Haushaltsartikel
Obst und Gemüse unbedingt auf dem Markt kaufen! Frisch, günstig und lecker!
Es gibt hier fast alles zu kaufen, nur nach Duschgel sollte man in größeren Läden Ausschau halten, meistens gibt es nur Shampoo.

• Souvenirs, Landestypisches
Am besten auf der Vernissage in Yerevan bummeln gehen. Das ist ein riesiger Trödelmarkt, wo es Souvenire, Schmuck, Antiquitäten, Bücher, Teppiche, Instrumente uvm. gibt.

• (Wochen-)Märkte
Die Vernissage hat täglich offen. Am Hauptbahnhof gibt es immer Obst- und Gemüsestände, im Sommer werden an mehreren Plätzen Waren feilgeboten.

5. Freizeittipps
• Sport
Es gibt einige Schwimmbäder, mit Freunden kann man Fußball oder Tischtennis spielen. Außerdem gibt es einige Fitnessstudios und in Ashtarak kann man auch reiten, allerdings habe ich das noch nicht ausprobiert.

• Insidertipps zu Sehenswürdigkeiten
Besuch der Kognakfabrik (deutsche Führung erhältlich), Festungsruinen von Erebuni (Gründungsfestung von Yerevan), die Blaue Moschee.

• Ausgehen (Bars, Kneipen, Kino, Konzerte, Diskos, bestimmte Viertel oder Gegenden)
Auch wenn Yerevan nicht so groß ist, gibt es doch allerhand Plätze, um einen schönen Abend zu verbringen. Sehr beliebt sind: Calumet (hohe Ausländerquote), Music Factory, Uptown 19, Best Western uvm. Im Sommer sind die Freiluftbars sehr zu empfehlen! Im In Vino kann man sehr guten Wein trinken.
Casfés gibt es auch viele, besonders empfehlenswert ist das Green Bean oder das Schakaladniza bei der Oper.
Nach Konzerten und kulturellen Veranstaltungen kann man sich hier informieren: http://www.visitarm.com/culturalevents.html und http://eventot.com/ à Yerevan
Kinos: Cinema Moskva oder im Dalma Center, meistens auf Russisch oder Armenisch, Karte für 2 – 4€.
Das nur als Anregung, am besten selber ausprobieren.

• Reisen im Land, Ausflugstipps
Armenien hat sehr viel zu bieten und ist vor allem für seine Klöster und Berge bekannt. Dabei gibt es zum einen stark touristisch geprägte Orte wie Garni und Geghard bei Yerevan, Edzschmiatsin oder die Klöster Chor Virap, Sevanavankh und Tatev. Darüberhinaus gibt es viele andere sehenswerte Plätze, wie das Weindorf Areni, die Dörfer und Kirchen entlang des Kasach oder die Klöster Goshavankh, Noravankh und Haghpat. Im den kühlen Wintertagen sind die Museen Yerevans sehr zu empfehlen. Es gibt mehrere Reiseanbieter, so zum Beispiel der von Hyur.am. Mit ihnen kann man günstig reisen und sie stellen auch einen Touristenführer. Außerdem kenne ich einen privaten Führer, der Trekkingtouren anbietet.

6. Sprachkurs
Egal ob man Russisch oder Armenisch lernen möchte sollte man zuerst in seiner Einsatzstelle nachfragen. Dort gibt es immer jemanden, der einen kennt der einen kennt und den man fragen kann. Auch wenn Russisch eine für das Berufsleben wichtigere Sprache ist, lohnt es sich doch, zumindest das armenische Alphabet und gewisse Wörter und Wendungen zu lernen. Die Leute freuen sich immer, wenn sie Armenisch hören und es ist auch nicht so schwer.

7. Lebensweise
Die Leute sind alle sehr höflich und freundlich. In den Marshrutkas ist es selbstverständlich, dass die jungen Leute den älteren ihren Platz anbieten. Man muss sich leider nur daran gewöhnen, dass überall geraucht wird, auch in Restaurants oder Autos, wo man sich übrigens nicht anschnallt. Der christliche Glaube ist sehr präsent und die Armenier sind stolz darauf, dass sie das erste Land waren, das das Christentum zur Staatsreligion erklärte. Als Ausländer wird man häufig die gleichen Fragen gefragt, z.Bsp. welche Fußballmannschaft man am meisten mag (aufgepasst, bei Borussia Dortmund spielt ein Armenier!), ob man von dem Genozid weiß, ob man Arthur Abraham kennt (ursprünglich Abrahamyan, armenischer Herkunft) und natürlich, ob einem Armenien gefällt.

• Esskultur
Die Armenier essen viel und am liebsten warm. Man muss aufpassen, wenn man zum Tee eingeladen wird, denn das bedeutet ein normales Abendbrot. Eine Einladung zum Abendbrot kommt einem kleinen Festmahl gleich. Dort gibt es Lavash (ein leckeres knuspriges und dünnes Brot), gegrilltes Fleisch, fettige Kartoffeln, eingelegtes Gemüse, immer Käse und je nach Jahreszeit frische Kräuter, manchmal Fisch, viele leckere Salate und weitere Fleischgerichte sowie selbstgemachten Saft, Wein, (armenischen) Kognak und/oder Vodka. Zum Nachtisch gibt es viel Obst, Kuchen und Konfekt.
Unter den Suppen ist die russische Krautsuppe sehr beliebt, aber auch Spas (Joghurtsuppe) und Khasch (fettige Wintersuppe mit Fett, meist mit Vodka) wird gern gegessen. Zum Frühstück gibt es bei mir Spiegelei, Nudeln oder einfach Brot mit Käse oder selbstgemachter Marmelade. Eins noch, beim armenischen Kaffee sollte man aufpassen, wenn man den das erste Mal trinkt, denn in der kleinen Tasse verbirgt sich immer ein großer Klecks Kaffeesatz. In Deutschland würde man türkischen Kaffee dazu sagen.

• Dos and Don’ts im Alltag
Da die Leute sehr herzlich sind, wird sich meistens mit einem Küsschen auf die Wange begrüßt und man sollte sich nicht wundern, wenn sich zwei gute männliche Freunde ebenso begrüßen. Wenn man Taxi fährt, ist es besser, den Preis vorher zu vereinbaren oder nach einem Kilometerzähler zu fragen, auch wenn es im Vergleich zu Deutschland extrem günstig ist. Man kann auch sagen, wenn der Preis zu hoch ist und auch auf dem bekannten Trödelmarkt in Yerevan (Vernissage) darf gerne verhandelt werden (und sollte man als Ausländer auch machen). Beim Essen gilt es als unhöflich, sich die Nase zu putzen und generell wird das leise und diskret getan.

• Dresscode/Kleidung
Man kann sich anziehen, wie man möchte, wenn man nicht gar zu auffällige und außergewöhnliche Kleidung trägt, aber man fällt als Ausländer eh auf. Ich habe das Gefühl, dass sich die armenischen Männer Sommer wie Winter gleich anziehen: schwarze Jacke oder Mantel, lange Hose und schwarze blankpolierte Schuhe.

• Feiertage, besondere Anlässe
Kirchliche Feiertage:
– 6. Januar bis 13. Januar: Weihnachtszeit
– Mariä Himmelfahrt an dem dem 15. August folgenden Sonntag
– 8. September: Mariä Geburt
– 09. Dezember: Mariä Empfängnis
– Der Tag der Kreuzerscheinung wird am vierten Sonntag nach dem Ostersonntag gefeiert.
– Der Tag der Kreuzerhöhung wird an jenem Sonntag begangen, der dem 14. September am nächsten liegt.

Arbeitsfreie kirchliche Feiertage:
–          31. Dezember: Sylvester
–          1. und 2. Januar: Neujahrstage
–          6. Januar: Weihnachtstag

Arbeitsfreie Staatsfeiertage:
–          24. April: Gedenktag für die Opfer des Völkermordes an den Armenierin von 1915
–          9. Mai: Siegestag, an dem man den Toten des 2. Weltkrieges gedenkt.
–          28. Mai: Tag der ersten Republik
–          5. Juli: Tag der Verfassung
–          21. September: Unabhängigkeitstag

Weitere arbeitsfreie Tage:
–          7. April: Tag der Mütter und der Schönheit
–          1. Oktober: Alphabettag (Die Armenier sind sehr stolz auf ihr Alphabet)
–          7. Dezember: Gedenktag für die Opfer des Erdbebens 1988
Quelle: „Armenien – 3000 Jahre Kultur zwischen Ost und West“, Jasmine Dum-Tragut (super Reiseführer)

Es gibt allerdings noch mehr.

• Rauchen, Alkohol
Geraucht wird viel und überall. Wenn man in Bars oder Clubs sitzt wird man selbst leider eingeräuchert. Daher ist es als Nichtraucher teilweise unangenehm, aber man wird häufig fürs Nichtrauchen gelobt.
Zigaretten kosten ca. 1€ und Alkohol ist auch billig. Bei jedem größeren Essen wird mit Schnaps angestoßen, dabei ist zu beachten, dass der Hausherr bzw. Gastgeber das Glas erhebt und ein paar Worte spricht, vorher trinkt man nicht.

8. Gay Travel
Allmählich entwickelt sich das Verständnis für Homosexualität, trotzdem bleibt es ein Tabuthema. Man spricht nicht darüber und sollte es besser für sich behalten.

Die Organisation PINK-Armenia setzt sich für die Rechte von LGBT-Personen in Armenien ein. Dort engagieren sich viele Diaspora-Armenier vor allem aus dem „westlichen“ Ausland.

9. Sicherheit
Ich fühle mich in Armenien sehr sicher. Auch wenn man nachts durch die Wohnviertel geht, wird man eher zum Kaffee eingeladen, als ausgeraubt. Auch wenn beim Auswärtigen Amt Sicherheitshinweise stehen, kann ich diese glücklicherweise noch nicht bestätigen. Die Ploizei ist sehr präsent und auch in der Metro gibt es Aufsichtspersonal. Trotzdem sollte man immer auf der Hut sein, da auch Yerevan wie jede Großstadt ein gewisses Gefahrenpotenzial bietet. Lediglich die Grenzgebiete zu Aserbaidschan würde ich meiden, in der Region Karabach ist es allerdings sicher und jeder empfiehlt mir, einmal dorthin zu fahren.

10. Reisetipps für Frauen
Das ist kein Problem, man kann auch alleine reisen, trotzdem sollte man ein paar Brocken Armenisch können (Wie zum Beispiel: Ich habe einen Mann in Deutschland). Es will niemand etwas Böses, aber europäische Frauen sind begehrt und die Männer sehr interessiert.

11. Kuriositäten, Sonstiges
„Der Deutsche“ auf Armenisch heißt „Germanazi“, das hängt mit der grammatikalischen Endung -azi zusammen und bedeutet nichts Böses.