Jojo und ich haben uns verabredet, ursprünglich ist der Plan ins Frida-Kahlo Museum zu gehen, Camila warnt mich jedoch rechtzeitig, dass es eine zweiwöchige Warteliste gibt um das Gebäude von innen betrachten zu dürfen. Wir treffen uns also woanders, genau in der Mitte zwischen ihrer Wohnung und meiner. Wir laufen zu einem Park und verquatschen ingesamt zwei Stunden. Auf einem Wochenmarkt zu beginn des Parkes, bekommen wir Honig-Kostproben geschenkt. Es tut gut mal wieder Deutsch zu reden und die sozialisation hatte ich auch bitter nötig.
Nach einem kurzen halt bei Jojo, machen wir uns auf den Weg zum Stadtteil Coyoacán. ich helfe ihr noch, eine Metro-Karte zu ziehen und nachdem wir dreimal hoffnungslos falsch mit unserer Richtung liegen, finden wir endlich die sagenumwobene Metro-Station die wir brauchen. Wir steigen in Coyoacán aus und laufen zur Cineteca Nacional, einem Kino das dafür gedacht ist, wertvolles Kuturgut in Form von mexikanischen aber auch ausländischen Filmen aufzuheben und regelmäßig auszustrahlen. Auf den Weg dortin verkauft mir ein Straßenverkäufer einen kleinen One-Piece-Pin und einen süßen Katzen-Sticker, das wars dann auch mit meinem Bargeld. Bei der Cineteca fischt Jojo eine Analog-Kamera aus ihrer Bauchtasche und wir verewigen unseren Besuch auf Film von dem wir nicht wissen ob er was wird.
Wir laufen weiter in Richtung eines Marktes den mir Jojo unbedingt zeigen möchte, bei einem Friedhofseingang beschließen wir einen Detour zu machen. Die Vape die wir uns bis hierhin teilen, wird eingepackt und wir bestaunen die aufwendig gestalteten Grabsteine und überlegen, wieso dieser Friedhof so verweist aussieht. Manche Gräber sind fast im Boden versunken, unsere Theorie ist zu starker Regen. Graue Eichhörnchen lassen uns sehr nah an sie rankommen bevor sie wegflitzen und zusammen mit dem schönen sonnigen Wetter fühlt sich die Kulisse etwas magisch an. Wir setzen uns auf eine Bank und führen unsere Unterhaltung weiter.
Nach einer Weile tauchen Jugendliche mit einer Alkoholflache auf und fangen an, wie Jugendliche das nunmal tun, Unsinn zu machen und Spaß zu haben. Johanna und ich müssen lachen als der Schuh von einem im Wassertrog landet der gegenüber von uns ist. Wir beide fühlen uns etwas alt im vergleich, dabei ist unsere adolesenz echt nicht soo lange her.
Nach ein paar Fotos fürs Erinnerungsalbum, gehen wir weiter unseren google-maps-gegebenen Weg.
Im Zentrum von Coyoacán ist viel los an diesem Sonntag, wir erschrecken uns sehr als eine Bronze-Statue an der wir vorbeilaufen plözlich blinzelt. Es gibt viele Stände mit schönem schnick-schnack, aber das Highlight ist tatsächlich der überdachte Markt. Fester Bestandteil von Coyoacán, treten wir in diesen Markt voller Möglichkeiten. Handgemachte Notizbücher mit bestickten Mustern, traditionelle Kleidung, home-decor und (mein favorit) ton-Geschirr zu guten Preisen findet man hier alles und noch mehr. Zum Glück hatte ich mein letztes Bargeld schon ausgegeben, sonst hätte das gewiss hier seine Verwendung gefunden. Den ganzen Rundgang über kalkuliere ich, was für Geschenke ich Freunden und Familie mitbringen werde, mit dem guten Gewissen, dass wir ohne Frage wiederkommen werden. Höchstwahrscheinlich mehr als einmal.
Nachdem unsere Sinne endgültig Reizüberflutet sind von den ganzen Farben, Gerüchen und Geräuschen, verlassen wir den Markt, nur um auf der Plaza einem Indigenen Tanz-ritual beizuwohnen. Da alle Beteiligten, nunja, beteiligt sind, finde ich an diesem Tag nicht heraus was für eine Bevölkerungsgruppe sie sind und welche die Hintergründe des Rituals sind. Es sieht jedoch beeindruckend aus und wir schauen der Gruppe länger zu.
Es ist schon Abend und Jojo und ich sind uns sicher dass wir für heute unsere 10-tausend steps auf jeden Fall drinne haben und der drohende Regen überzeugt uns endgültig: Wir möchten endlich nach Hause. Wir verabschieden uns in der Metro nachdem uns zwei Damen sehr perplex anschauen da wir die ganze Zeit Deutsch sprechen und so geht unser kleines Abenteuer in Coyoacán zu ende.