Veröffentlichungen

Betriebsausflug beim DAI

Wie sich das für einen guten Deutschen Arbeitgeber gehört, macht natürlich auch das Deutsche Archäologische Institut regelm?ssig Betriebsausflüge, so auch letzte Woche. Was gab’s zu sehn? : Ein alter römischer Staudamm, ein Wüstenschloss, einen alten Palast, eine alte Kirche und zum Schluss gab’s dann noch n richtig leckeres Essen, natürlich auf syrische Art.

Ich geh mal chronologisch ran: Es ging um 8 Uhr los. Zuerst ging es auf einer abenteuerlichen Tour zum Staudamm. Der Staudamm an sich ist wirklich riesig und tatsächlich einen Blick Wert. Nur leider ist er sehr schwer zu erreichen: Zuerst fuhren wir durch ein felsiges Wadi, das dann einfach irgendwann zu felsig für den VW Bus war. Dann also wieder zurück und durch anderes Wadi, das vom vorhergehenden Regen noch ganz feucht war. Das doofe an feuchten Wadis: extremer Schlamm. Wir waren mit 2 Autos unterwegs, ein VW-Bully und ein Toyota Geländewagen. Und wer bleibt natürlich stecken? Der Toyota.

Zum glück haben wir ihn dann da noch raus bekommen und sind dann tatsächlich doch noch an den Staudamm herangekommen. Der Blick war echt toll und der Staudamm war wirklich Gigantisch

…jaja die Römer… Doch dann ging es weiter zu den Umayyaden. Wir fuhren zu einem der Wüstenschlösser, das waren Schlösser, die gebaut wurden, damit die Ummayadischen Herrscher auch mal rauskamen und was machen konnten (praktisch Lustschlösser), früher war ja hier alles mal viel grüner als jetzt und natürlich wurden sie auch gebaut, um die Kontrolle über die Beduinen nicht zu verlieren. Dort angekommen gab’s erstmal Picknick im Schatten des einzigen Turmes der noch vom Schloss übrig ist.

Nach dem Essen gab es dann eine kurze Information zum Schloss und der Umgebung. Dann wurde erstmal etwas besichtigt und rumgeguckt, bevor es dann zum alten Palast weiterging. Der Palast war, wie viele Antike Sachen in Syrien, in ein Dorf eingebaut. Viele nehmen nämlich Antike stätten als Baumaterial oder bauen ihr Haus an eine antike Wand, schliesslich spart man so das Geld für eine Wand.

Als Europäer ist man in so kleinen Dörfern immer gleich Attraktion des Tages, wenn nicht sogar der Woche. Die Jugendlichen, die gern mal in den Ruinen abhängen, haben uns sofort beäugt, als wären wir Aliens. nachdem wir uns alles angesehen hatten und unser Fahrer, Marwan, kurzzeitig mal das Fahrrad eines kleinen Jungen okkupiert hatte ging es dann weiter zur Kirche. Die alte Kirche war nicht von Häusern zugebaut, weil sie ausserhalb des Dorfes lag. Viel gesehen hat man davon leider nicht mehr. Manches war so seltsam zusammengefallen, dass man das Gefühl hatte, alles fällt gleich zusammen. Das denkt man aber in Syrien öfters mal. 🙂 Dann ging die Fahrt auch schon wieder zurück und endete mit einem riesigen Essen in einem sehr edlen syrischen Restaurant und wir waren alle Satt und glücklich. So ein Betriebsausflug ist doch was tolles.

Schlangeeeeeeeeeeeee im sand

könnte auch Afghanistan sein….oder?

Lösche in Gefahr

Lange hab ich schon nichts mehr in meinen Blog geschrieben, doch mittlerweile hat sich wieder einiges ereignet im fernen Osten. Anfangen möchte ich mit einer Geschichte beim Grenzübergang nach Libanon. Aus Visatechnischen Gründen muss ich nämlich öfters mal aus- und einreisen. Vornehmlich in die von Damaskus aus gesehen naheliegenden Länder, genauer gesagt in den Libanon und nach Jordanien. Letztes mal ging es mal wieder in den Libanon. Da man ja nicht einfach einmal durch die Grenze und dann gleich wieder umkehren will (wäre etwas offensichtlich ^^) machen wir dann immer noch einen kurzausflug ins naheliegende Grenzgebiet. Da gibt es z.B. alte Umayyadenstädte oder römische Tempel zu sehen. Wir haben uns diesmal für den römischen Tempel nahe der besagten Umayyadenstadt Anjar entschieden. Der Tempel ist von der Grenze aus schon zu sehen, er ist sehr schön auf einem Wüstenberg gelegen – die Römer wussten halt wo sie ihre Kultorte platzierten. Das einzige Problem – es ist keine große Touristenattraktion und daher touristisch nicht aufgearbeitet, sprich: schlecht zu erreichen, blöder weg, keine infotafeln etc., aber egal. Wir fahren also den schmalen weg durch ein kleines Dorf, in dem man den VW-Bully mit dem Diplomatenkennzeichen mit sehr großem Erstaunen wahrnimmt und dann noch ein stück weiter auf den Hügel, undzwar auf einem Weg, der definitiv nicht für VW-Busse geeignet ist. Oben angekommen steigen wir aus und sehen uns um. Der Tempel ist bereits gut sichtbar. Ausser dem Dorf hinter uns, aus dem uns komischerweise keine Schaulustigen Libanesen gefolgt sind, und einem Hirten samt seiner Herde ist nichts zu sehen. Achso mit „wir“ meine ich übrigens Marwan, den fahrer des Deutschen Archäologischen Instituts Damaskus, Alexander, Referent im DAI Damaskus, Kristina, eine Mitarbeiterin von mir und mich. Wir also zu viert zum Tempel hoch und plötzlich passiert’s. Es kommt der genialste Spruch meines Auslandsaufenthalts. Wenn irgendjemand mich einmal fragen wird: Was war DAS Zitat deines Auslandsaufenthaltes, dann werde ich das sagen: Denn in eben diesem augenblick sahen wir, dass das Gelände um den Tempel umzäunt war, darin eine kleine Betonbarracke, die Tür war offen aber kein Mensch zu sehen aber ein Zwei Meter langes stationäres Maschinengewehr lag in voller montur davor. Und jetzt das eigentliche Zitat. Ungewiss, was zu Tun ist, ergreift Alexander das Wort und macht einen Vorschlag: „Marwan gehst du mal vor, da liegt n Maschinengewehr.“ Ich musste so lachen wie lange nicht. Vielleicht erinnert sich der ein oder andere an die Operation „Menschliches Schutzschild“ aus Southpark-der Film, da musste ich dann als erstes dran denken und wenn man eine ähnliche szene wie aus south park im richtigen Leben erlebt dann muss man einfach lachen. Und der Spruch ist auch lustig wenn man den Film nicht kennt. Ganz nach dem Motto: „Schick doch einfach mal den Syrer vor“ 🙂 Auf jeden Fall DAS Zitat des Aufenthalts für mich. Vielleicht findet ihrs auch garnicht lustig, oft ist sowas auch nur in der Situation komisch, aber ich wollts trotzdem mal erzählt haben. So aber nun geht die Geschichte weiter: Nachdem Alexander besagten Spruch und ich mich halb kaputt gelacht hatte, traten zwei Libanesische Soldaten aus der Barracke, mit Sturmgewehren, versteht sich. Kristina hat sich wohl nicht so gut in ihrer Haut gefühlt, ein verzweifeltes „Ach du scheisse“ höre ich ihr entwischen; später erinnert sie sich garnicht mehr, dass sie das wirklich gesagt hat. Zum Glück gab es da aber auch noch einen ganz ohne Maschinengewehre, der uns dann gerne durch die antike Tempelanlage eskortiert hat, es hat leider gergnet und die Kamera hatte ich auch nicht dabei (falls ich dort überhaupt hätte Fotos machen dürfen) aber an sich sind wir doch noch sicher durch den Tempel, den Hügel runter und durch die Libanesische Grenze gekommen. Dennoch war es eine sehr … interessante erfahrung gewesen… und wir wissen an wen wir uns wenden müssen, wenn wir mal wieder zufällig ein Maschinengewehr brauchen sollten 🙂 .

Neue Woche, Neues Glück

Jetzt doch mal wieder was neues, bevor ihr denkt ich bin total in der Wüste verschwunden…

Die letzte Woche war eigentlich eher ruhig. Ich habe viel am Flyer gearbeitet und an sonsten sehr viel Arabisch gelernt, denn: Ich habe jetzt einen Privatlehrer, mit dem ich in der Woche sage und schreibe 15 Stunden unterricht hab. Also meistens arbeite ich so von 8 bis 13 Uhr und abends um sechs gehts dann zum Arabisch. Zwischendurch hab ich noch „Tandem“ also Deutsch-Arabisch mit meinem Freund Haithen. Es ist also wenig Zeit für anderweitige Ausflüge vorhanden. Nächste Woche geht’s vielleicht mal nach Jordanien und dann übernächste Woche wirds heiß: Deir Az-Zor an der Irakischen Grenze. Ich werde euch selbstverständlich wieder rechtzeitig mit Bildern und Text versorgen. Achso übrigens ist jetzt die Reportage im Netz, wer mitverfolgen will: http://www.dw-world.de/auswaertsspiel

Angeblich war ich auch schon auf Sputnik zu hören…. dass ich das noch erleben darf 🙂

also dann bis demnächst

euer

توبياس

Die Reportage

Es ist Mittwoch der 14 Oktober 2009. Stefanie Markert, ihrerseits Reporterin beim MDR, hat sich entschlossen über mich zu berichten und mich eine Woche lang zu begleiten. „Auswärtsspiel“ nennt sich das Programm der Deutschen Welle, das 5 junge Menschen aus Deutschland, die im Ausland arbeiten, begleitet. Mit der Reporterin hatte ich mich zuvor schon in Magdeburg bei einem Kaffee getroffen, daher kannten wir uns also schon. Hier möchte ich nun den Hergang der Reportage etwas näher erläutern und was ich in dieser Woche alles erlebt habe. Das ganze wird auch mit Fotos dokumentiert werden, ihr könnt euch also wieder auf Bilder aus der Wüste freuen 🙂 .

Tag 1 : Altstadt, Familie und co.

Frau Markert kam am Mittwoch erst so gegen 16 Uhr an. Es folgte eine Führung durch das Institut. Hier wurde ich viel befragt, was ich denn hier genau machen würde, wo mein Arbeitsplatz sei, ob mir die Arbeit spaß machen würde, wie das Arbeitsklima ist usw. Nach dieser Führung bin ich mit ihr erstmal ins Hotel Europe gefahren, in dem sie sich einquartiert hatte. Kurz danach ging es weiter zum Bab Tuma und zu meiner Gastfamilie. Die Reporterin war sofort von den Altstadthäusern fasziniert und beneidete mich um meine Situation. Die Gastfamilie nahm, wie sollte es auch anders sein, die Reporterin mit großer Gastfreundschaft auf. Hier wurden viele Fragen an die Familie gestellt, an meinen Gastbruder, wie er es mit mir findet, an meine Gastschwester, was sie studiert usw. Wir wurden Samstag um 10 Uhr zu meinem Gastvater in die Werkstatt eingeladen, er gehört zu den Wenigen, die die berühmten Arabest-Schatullen noch selber in einer Werkstatt herstellen, nach der althergebrachten art (bei ihm wird auch nur echter Perlmutt verwendet und kein Plastik-Immitat, wovon wir uns vor Ort in der Werkstatt überzeugen konnten, aber dazu später). Später am Abend gab es dann noch lecker essen in meinem Lieblingsrestaurant im Bab Tuma.

Tag 2: Shir und Hama (AUSGRABUNG!!!)

Am nächsten Tag ging es früh mit dem Fahrer los nach Shir. Frau Markert wollte nämlich gerne – wie sollte es auch anders sein – mich mal auf ner Grabung sehen…bzw hören denn das ganze ist ja größtenteils für das Radio bestimmt. Kurz einige Worte zu Shir: Shir ist ein Neolithischer (Neusteinzeitlicher) Fundplatz, dort hat man neben verschiedenen neuntausend jahre alten Häusern auch einige archäologisch interessante Gräber gefunden. Dort angekommen (es liegt ziemlich in der Pampa), gab es erstmal ein zweites Frühstück (ich hatte morgens im Bab Tuma frische Croissants besorgt), danach wurden wir von einem der Grabungsmitarbeiter auf der Grabung herumgeührt, er hatte sehr viel ahnung und es war auch sehr interessant ihm zuzuhören. Dann musste ich (für’s Foto) auch mal selber ran. Ich musste Nivellieren (zu deutsch: Ausmessen), Keramikscherben putzen und dann das highlight: Ich habe ein Stück neuntausend Jahre alten Fussboden freigelegt. Das war mein erster archäologischer Erfolg 🙂 . Nach der Besichtigung von Shir ging es weiter nach Hama, etwa 20 Minuten von Shir entfernt.

Hama ist eine der größeren Städte Syriens. Bekannt ist sie vor allem durch die so genannten „Norias“, das sind Wasserräder, die die Römer gebaut haben, um Wasser vom Grund also z.B. von Flüssen oder Seen auf ein Aquädukt zu heben. Diese Aquädukte haben das Wasser dann an Stellen transportiert, die weniger wasserreich waren. Nachdem wir uns die Wasserräder genau angesehen hatten, sowie auch die Altstadt und den prächtigen Azm-Palast, gingen wir in die „Arba Noair“, übersetzt die „vier Norias“, ein Restaurant, von dem aus man einen Wunderschönen Blick auf 4 der antiken Wasserräder hat und das Essen auch sehr lecker schmeckt.

Tag 3: Crac de Chevaliers, Maalula, Deir Mar Musa

Der dritte Tag war der absolute Hammertag, denn es gab viel zu sehen und vor allem – viel zu laufen. 7.30 Uhr ging es los richtung Crac des Chevaliers, eine gigantische alte Kreutzritterfestung, die praktisch komplett erhalten ist. Der weg führte uns durch die Aussenmauer, in der sich neben zahlreichen, riesigen Stallungen auch ein Mamelukisches Bad und Lagerräume befanden, weiter über die innenburg mit den Rittersaal, der umgebauten Moschee und dem grossen Burgplatz bis hoch auf den Burgfried, in dem man nicht nur eine Wunderbare aussicht geniessen konnte, sondern in dem sich auch der mächtige Thronsaal befand. Besonders spannend, nicht nur im Crac sondern generell in Syrien ist, dass die Sehenswürdigkeiten nicht alle so Touristenfreundlich hergerichtet sind, weil man hier noch nicht so lange mit dem Tourismus konfrontiert ist. Das heißt: an vielen Stellen muss man antike Mauern erklimmen oder abgebrochene Treppen hochkrackseln, das ist sehr abenteuerlich.

Nach diesem Gigantischen event folgte gleich das nächste: Die grösstenteils von Christen bewohnte Stadt Maalula. Dort befindet sich wahrscheinlich die älteste Kirche der WELT. Ausserdem ist es der einzige Ort, in dem noch fließend Aramäisch gesprochen wird, die Sprache Christi. Zunächst haben wir die besagte alte Kirche besichtigt. Dort gab es auch ein Interview mit dem Vater höchstpersönlich, eine sehr mächtige Aura haben diese Orthodoxen Würdenträger ja, das muss man ihnen lassen. Dann ging es weiter zu Thekla. Thekla ist eine Heilige, die Geschichte zu ihr ist folgende: Thekla wurde von Räubern überfallen, ist geflohen, fand aber keinen unterschlupf, doch plötzlich tut sich vor ihr eine Grotte auf, sie schlupft rein und die Grotte schliesst sich wieder hinter ihr. Praktisch. Dort überlebte sie auch einige Tage durch heiliges Wasser, auch praktisch. An dieser Grotte steht heute ein modernes kloster. Man kann immernoch in die angebliche Grotte hinein und sogar das heilige Wasser aus einer schüssel schlürfen. Ich hab mir mal keinen Schluck genehmigt, denn wenn da täglich 500 Leute aus aller Welt an der metallschale rumschlabbern muss ich erstens nicht meine Bazillen noch dazu packen und zweitens deren bazillen auch nicht unbedingt mit aufnehmen. Das kloster erreicht man übrigens durch eine Eindrucksvolle schlucht, die ein ganz bisschen an Petra erinnert, nur dass der Fels hellgelb und nicht so rötlich-braun ist wie in Petra.

Das dritte und gigantischste event war jedoch der Besuch im Deir Mar Musa. Das Deir Mar Musa ist ein altes Kloster, irgendwo in den Bergen östlich von Damaskus, man kommt dort ziemlich schwer hin, aber es ist wirklich beeindruckend. Wie ein Kleinod erstreckt sich der Klosterkomplex mitten in der felsigen Wüstenlandschaft. Wenn man an der Asphaltstrasse unten ankommt muss man noch ein ganzes Stück laufen und dabei viele Treppen und Felskanten erklimmen. Oben angekommen erwarten einen gastfreundlich die Brüder und Schwestern des Klosters, machen einem Tee usw. Was ist jedoch das ganz besondere an Deir Mar musa? Es sind prinzipiell zwei sachen: Erstens man kann dort nächtigen, einfach aber in Ruhe und Stille , über die Bezahlung entscheidet man selbst: entweder man gibt etwas geld oder man bringt essen und Trinken mit oder man hilft den Brüdern und schwestern bei den alltäglichen Arbeiten (manchmal muss man sogar richtig schuften, sprich: Wäsche mit Hand waschen usw.) oder man bezahlt einfach garnichts. Es ist einem komplett selbst überlassen. Das zweite ist: Es ist ein Ort der Ruhe. Leute kommen hierher um zu meditieren, um vom alltag abstand zu nehmen, um Pause zu machen. Hier ist noch richtig altes Klosterleben angesagt, morgens gehen Mönche und schwestern auf die Wüstenfelsen zum Kräutersammeln und sowas. Es ist auf jeden Fall unglaublich, wer sich mehr informieren will sollte mal auf www.deirmarmusa.org vorbeischaun. Als ich dort war war mein erster Gedanke: Hier will ich auch nochmal 4 Monate oder so Praktikum machen!!! 🙂

Nach einem Düsteren abstieg über die Felsen, kamen wir dann doch sicher mit dem Fahrer nach Hause ins verdiente Bett.

Tag 4: Damaszener Altstadt

Am vierten Tag gingen wir es dann etwas ruhiger an. Altstadt war angesagt. Zunächst besuchten wir die Werkstatt meines Gastvaters, kurz dazu: In Damaskus gibt es ganz besondere Schatullen, die mit Arabest verziert sind. Die Touristen lieben sie, ich gebe zu, ich auch, es gibt sie in allen Formen, Farben und größen. Leider gibt es kaum noch Leute, die diese Kunst per Hand herstellen, heute wird alles maschinell gemacht und der Perlmutt ist kein echter Perlmutt sondern plastik, aber in dieser einen Werkstatt kann man sich noch selber von der Handarbeit überzeugen. Mein Gastvater macht das zusammen mit seinen beiden Brüdern und noch so einem Onkel. Sie stellen praktisch alles her: kleine Schatullen, Große schatullen, Kreuze, Stifthalter, Schach/Backgammonspiele, ganze Tische, alles. Ich lad demnächst mal ein Foto dazu hoch.

Nach der eindrucksvollen Besichtigung der Werkstatt ging es dann weiter über die Umayyadenmoschee, die Suqs, Karawansereien und und und, da ich öfters noch hier in der Altstadt rumgurken werde versuche ich mich hier mal kürzer zu fassen und lass euch etwas zappeln 🙂 .

Tag 5: Bosra

Bosra ist eine Antike Stadt, vor allem bekannt durch das best erhaltene Theater der Welt, es gibt aber auch verschiedene Tempelanlagen und ne Moschee und bla, siehe Bilderbeschriftung, ich kann nur eins sagen: viel viel viel zu sehen und abends totmüde ins Bett gefallen. Es gab allerdings am Abend noch einen Höhepunkt: Die Reporterin hat mich netterweise am letzten Abend zu einem hervorragenden Essen im Bab Tuma eingeladen. Es gab drei Gänge mit „Antipasti“ am Anfang, einer gemischten Grillplatte und zum Nachtisch frisches Obst und Gebäck, es war vom Feinsten; in einem sehr edlen Altstadtlokal. Damit war es also zu Ende mit der Fragerei, wann wo und wie ihr das ganze hören/sehen könnt sag ich euch in 2 Wochen.

Fotos:

ein kleines Theater bei Bosra

Der Antike Tempel in Qanawat, an dem wir auch vorbeigekommen sind, als wir nach Bosra gefahren sind. Qanwat hat seinen Namen jedoch nicht wegen des Tempels, sondern wegen der römischen Kanäle (Qanats), die unter der Erde verliefen.

Ein mehrere tausend Jahre alter Sarkophag.

Ein modernes Denkmal an die gefallenen Revolutionäre.

Alles bilder des best erhaltenen Theaters der Welt, schööööööön

Die Antike Stadt um das Theater herum (Das alte Theater wurde übrigens zur Festung ausgebaut…sieht man auch auf den Bildern, daher siedelte sich die Antike Stadt um die Festung herum)

Das alte Eingangstor der Stadt

Die alte Moschee

So das waren die Fotos, ich hoffe ihr hattet spaß 😛

Tag 6: Baalbek

Am Sechsten tag war ich in Baalbek….moment mal die Reproterin ist doch schon weg? Ja aber trotzdem durfte ich heute mit unserem Fahrer Baalbek besuchen. In Baalbek stehen vor allem zwei wichtige Sachen: Der Bacchustempel, einer der besterhaltenen Tempel der Welt und der Jupitertempel oder auch Sonnentempel, die GRÖßTE Tempelanlage der WELT. Es ist wirklich gigantisch, aber was sage ich, das muss man selbst gesehen habe…

FOTOS:

Die Säulen des antiken Sonnentempels

Ein Teil der Tempelanlage

Tja früher waren die Zeiten noch andere …..

SO gross müssen die sein!!!

Gut gebrüllt, Löwe!

Noch mehr Säulen vom Jupitertempel

Der Tempel des Bacchus, des Weingottes…. ein guter Freund von mir 😛

Isser nich schön?

Löwen waren damals sehr angesagt….

So so viel erstmal zu den letzten Tagen, weitere Updates folgen,

Grüße aus Damaskus,

Tobias

NACHTRAG: Oktoberfest in Damaskus

Ja ihr habt richtig gehört, es ist Oktoberfest in Damaskus! Eine deutsche Studentengruppe hat sich zusammengetan und in einer SUPER location eine Oktoberfestparty organisiert. Die ganze Sache fand in der ZEN-Lounge statt, eine Bar auf einem Hochhaus in Damaskus, der Ausblick war einfach atemberaubend, die Musik eher nicht ^^ denn wie sollte es auch anders sein kamen aus den Lautsprechen lieder wie „wir sind so blaublaublau wie der Enzian“ oder „Delphine sind schwule Tiere“, wie gut dass die anwesenden Syrer nichts davon verstanden haben . So toll die Location auch war, umso teurer war sie auch. Ein 0.3 liter Bier kostete umgerechnet 6 euro, also für damaszener Verhältnisse unglaublich teuer. Trotzdem hab ich mir mit meinem Kollegen das ein oder andere Beck’s gegönnt und auch die Brez’n waren für Syrien echt nicht schlecht. Kurzum: ein toller Abend der ein bisschen „Heimatgefühl“ aufkommen ließ.

FOTOS:

NACHTRAG: „Neues“ aus Damaskus

Hallo liebe Leute,

Heute schreibe ich einmal von zuhause….nein ich habe kein Internet zuhause, aber heute (Samstag) ist gerade nichts los und ich dachte mir ich schreibe schonmal etwas für meinen blog und lad es dann später hoch, denn ihr müsst wissen auf der Arbeit hab ich oft viel zu tun und dann hab ich später keine Lust mehr was zu schreiben oder der Rechner mit dem Internet ist besetzt oder sonst was. Ich hoffe ich kann euch bald mal mit ein paar Bildern verwöhnen, hab nämlich mal n paar Schnappschüsse von meinen Freunden und mir gemacht, aber das mit dem Bilder hochladen dauert hier halt sehr lange, ich hoffe ich habe mal die zeit dazu. Dieses Wochenende war ich vor allem über eine Sache sehr dankbar: SCHLAF . Denn erstens wird die nächste Woche sehr anstrengend (viel Arbeit und dann noch das Fest am 5.10 und dessen Vorbereitungen) und zweitens war die letzte Woche auch nicht ohne. Also habe ich am Freitag erstmal ausgeschlafen. Dann bin ich hoch gegangen zu meiner Gastfamilie, die mir dann erstmal gleich lecker essen gemacht haben. Dann wollte ich mich eigentlich direkt wieder hinhauen, als plötzlich mein bester arabischer Freund Wael anrief. Er wollte fragen was ich denn gerne so machen möchte heute. Ich wusste nicht so richtig also hab ich einfach gesagt er soll was vorschlagen. Er meinte wir könnten ja mal wieder nach Alrabweh fahren. Kurz dazu: Alrabweh ist ein Stadtteil von Damaskus. Dort gibt es vor allem Gelegenheiten zum weggehen, feiern etc. also Restaurants, Cafés usw. Dort befindet sich auch ein Internetcafé, in dem man nicht nur leckere Sandwiches und Limonade bekommt, sondern sich auch mit Kartenspielen und Backgammon die Zeit vertreiben kann. Natürlich ist dort alles ganz muslimisch, also n Bier sollte man dort nicht bestellen, dann wird man nämlich schief angeguckt J. Ich fahre also mit einem Taxi dorthin, der Taxifahrer ist sehr sonderbar, aber auch lustig, er erzählt mir auf englisch wie toll doch die Syrischen Frauen seien und immer wenn wir an gutaussehenden Frauen vorbeifahren hupt er und winkt ihnen zu und lacht mich danach an „Beautyful Beautyful“, sagt er. Dort angekommen treffe ich meinen besagten Freund Wael, der sich gerade an der Imbissbude 2 sandwiches bestellt hat. Ich hab auch etwas hunger und besstelle zwei. In die sandwiches kommen in diesem fall Oliven, etwas Lammfleisch, saure Gürkchen und noch etwas gewürz, alles in allem sehr lecker. Zwei waren aber doch etwas zu viel, ich bin nach den beiden Röllchen echt voll. Doch mit der hausgemachten Limonade aus frischen Orangen lässt sich alles gut runterspülen. Wael und ich bestellen uns zwei Argileh, das sind die arabischen Wasserpfeifen. Ich klappe meinen Laptop auf. Einen Laptop zu besitzen ist hier doch schon etwas mehr besonders als in Syrien, also kann man sich beim aufklappen auch getrost mal den coolen Blick aufsetzen. Ich logge mich im Netz ein und alles klappt supi. Nur ist es manchmal etwas langsam, weil so viele Leute gleichzeitig im WLan sind. Im Laufe des Abends füllt sich das Café, neben interessanten Gesprächen mit meinen Freunden, wird fleißig Geskyped und Backgammon gezockt. Die Damaszener scheinen darin besonders gut zu sein, an fast allen Tischen wird dieses Spiel gespielt und das mit einer horrenden Geschwindigkeit. Nebenbei packt neben mir ab und zu mal einer seinen Gebetsteppich richtung Mekka aus und betet ne runde. Achso was noch dazu zu sagen ist… das Café in dem wir meist verkehren ist ein „men only“ Café, wer also nach schönen Frauen sucht, sollte nach Malki oder Bab Tuma gehen. Spät erst komme ich mit dem Taxi wieder nach Hause und lege mich schlafen. Der Samstag wird zum absoluten chilltag deklariert. Was sollte man auch tun? Eine unserer Praktikantinnen ist mit ihren Freundinnen unterwegs und schaut sich Syrien an, Wael hat mit seiner Englischklausur zu tun, Amer (mein Gastbruder) muss arbeiten und die andere Praktikantin ist krank… TOLL! Also hilft alles nichts: Schlafen ist angesagt. Ich schlafe erstmal bis um 14:30 Uhr durch. Dann bleibe ich direkt liegen…vielleicht schlaf ich ja direkt wieder ein J, aber nee: Der Körper ist zu energiegeladen nach dem Schlafen, also entscheide ich mich, mich anzuziehen und meine Kontaktlinsen reinzuschmeissen und in die Altstadt zu gehen, vielleicht n paar von diesen leckeren mit Käse gefüllten Croissants zu kaufen, die der Bäcker in Richtung Umayyadenmoschee backt. Auch hiervon werde ich vom Zufall abgehalten: Meine Gastmutter kommt gerade die Treppe herunter und fragt mich, ob ich was essen will. Okay, da sage ich nicht nein, und folge ihr die Treppen hoch. Es gibt so gekochte Kartoffeln und Fleisch in Tomatensoße und dazu Reis und Brot. Ich weiß nicht ob ich schonmal erzählt habe, wie man hier isst. Man macht sich sein Essen auf das Fladenbrot und rollt sich ein kleines Röllchen, das man dann verzehrt. Das hat zur Folge, dass man JEDES gericht mit Brot isst, aber bisher fand ichs trotzdem immer lecker….vor allem weil ich auf das doch meist frische Fladenbrot stehe J . Dann kommt noch ein ganz guter Film im TV mit Eddie Murphy. Danach gehe ich runter und schreibe diesen Eintrag. Tjoar so viel zu meinem Wochenende und jetzt noch ein Paar interessante Sachen über Syrien und den Nahen Osten:

Erstens: Die Begrüßung unter Männern und Männerfreundschaften allgemein

Männer, sofern sie Freunde sind, begrüßen sich folgendermaßen: Erst die Hand geben, dann den Partner zu sich ziehen,ein küsschen links, drei küsschen rechts, sich vom Partner entfernen, Hand loslassen, die eigene Hand küssen. Tja so is dat hier. Und Männer laufen hier auch gerne mal Arm in Arm oder Hand in Hand rum, das is hier aber ganz normal und alltäglich, man fasst sich im allgemeinen hier auch mehr an, man muss sich an sowas als Europäer erst gewöhnen aber die sind hier nicht alle schwul oder so .

Zweitens: Der Verkehr

Warum die im Nahen Osten so viel hupen? Ganz einfach, das ist das Zeichen für: „Ey, aufpassen, ich überhol dich jetzt“, die Hupe gehört also zum täglichen Verkehr dazu und wird daher auch häufiger benötigt. Auch lustig: Im nahöstlichen Kreisverkehr hat immer das Fahrzeug vorfahrt, das von AUSSEN in den Kreisverkehr REINKOMMT nicht das was schon DRIN ist. Klingt doof, isses auch, aber ich hab die Regeln nicht gemacht ^^. Ausserdem haben viele Ampeln hier einen Countdown, der anzeigt, wie lange es noch rot bzw grün ist. Das ist manchmal sehr hilfreich, oft beobachtet man aber auch dass die Leute schon bei „3“ losfahren, obwohl noch rot ist.

Drittens: Das Rauchen

Syrer rauchen immer und überall, die Zigarette ist hier nicht nur sehr günstig sondern auch sehr beliebt. Mir wurde sogar schon zwei mal eine im Taxi angeboten, ich lehne immer mit den Worten „La, La Shukran“ (zu Deutsch: Nein, Nein Danke) ab. Kulturell interessanter ist das Argileh rauchen. Argileh wird hierzulande von einigen Leuten so viel geraucht, wie andererorts Zigaretten. Mein Freund Wael rauchte einst 14 Köpfe am Tag. Ich selbst sehe in der Wasserpfeife das einzige, was ich überhaupt rauchen kann. Rauchen mag zwar ungesund sein, es stellt aber irgendwo doch für mich ein kulturell gewachsenes, gesellschaftliches Phänomen dar. Rauchen gehört zu einer jeden Kultur. Die Indianer rauchten einst Friedenspfeife, wir klauten ihnen den Tabak und entwickelten die Zigarette, die in den unterschiedlichsten Formen zu finden ist. Einige Formen sind sogar Statussymbole gesellschaftlicher Schichten. So stellt z.B. die Zigarre weithin ein Zeichen des Wohlstands dar. Auch das Zigarillo gilt vor allem bei weiblichen Personen mit Samthandschühchen als edel. Die Araber haben die Wasserpfeife. Sie ist ebenfalls eine Art statussymbol. So gibt es z.B. besonders gut verzierte Pfeifen, mit Mosaiken geschmückt, einige Scheichs sollen sogar Rauchsäulen aus Elfenbein besitzen. Die Argilehs die es hier gibt sind größtenteils aus Metall, und relativ einfach, aber dennoch schön anzusehen. In meiner Jugend habe ich schon oft versucht zu rauchen, erst die Zigarette, nicht um cool zu sein, sondern aus gemütlichkeit, doch es schmeckte mir widerlich und der Rauch kratzte in der Lunge und im Hals. Ich erinnerte mich an meinen Großonkel Jochen, dessen Wohnung immer sehr gut nach Vanilletabak roch, den er in einer Pfeife rauchte. Auch damit versuchte ich es, denn die Pfeife, wenn auch schwerer zu Stopfen und zu Pflegen als die Zigarette, schien mir noch gemütlicher zu sein. Doch auch hier die enttäuschung: Der Pfeifentabak riecht zwar nach Vanille, schmeckt aber genauso scheusslich nach Nikotin wie die Zigarette. Die Wasserpfeife musste also her. Das erste Mal habe ich sie in Magdeburg geraucht und war fasziniert. Der Tabak schmeckt tatsächlich so wie er riecht, mit unterschiedlichsten Geschmacksrichtungen von Mango über Apfel bis Kirsche, er kratzt nicht im Hals, schmeckt kein bisschen nach Nikotin und hat eine immense Rauchentwicklung, mit der man, mit entsprechenden motorischen Fähigkeiten versehen, sogar Ringe machen kann. Ich war begeistert. Der Tabak hier in Syrien ist sogar noch besser als der in Deutschland. Wenn man den Argilehschlauch angeboten bekommt, dann muss man erst die Hand des anderen anschlagen und dann darf man den Schlauch nehmen (keine Ahnung warum…is so). Wenn man fertig ist muss man dem „Argileh-Mann“, der einem immer neue Kohle auf den Kopf legt und für alle Argilehs im Café verantwortlich ist, einen Bakshish, ein Trinkgeld geben (meist so 50 Lira also 90 cent). Die Preise sind aber doch sehr gut. Ich habe für den Internetzugang, eine Argileh, 2 sandwiches, eine Cola, einen Tee und eine Limonade gerade mal 300 Lira bezahlt, also etwas weniger als 5 € … so lässt es sich leben ( in Magdeburg bezahlt man allein für die Argileh 5€ 🙂 ).

Jo also soviel erstmal dazu, vielen dank für die aufmerksamkeit und bis zum nächsten Mal…..

Tobias

Im Nahen Osten nichts Neues

Hallo liebe Leserinnen und Leser,

Heute mal wieder ein kurzer Statusbericht meinerseits. Mittlerweile bin ich nun schon 3 Wochen hier und sammle Erfahrungen aller Art. Inzwischen habe ich nicht nur meine Freundschaften zu den Arabischen Jugendlichen gefestigt, sondern auch viele nette Deutsche kennengelernt, denn das Grabungsteam aus Hama ist zurückgekehrt. Ziemlich erstaunt bin ich davon, wie viele junge Leute sich doch für Archäologie interessieren. Mit mir sind hier 4 jugendliche, 2 Mädchen und wir 2 jungs. Wir haben in den letzten Tagen viel gemeinsam unternommen. Habe ich den Suq zunächst als störend, überfüllt und unangenehm empfunden, so habe ich jetzt, durch die Deutschen, erkannt, wie viele nette Lädchen es hier gibt, mit den unterschiedlichsten Sachen. Auch orientalische Früchte habe ich lieben gelernt. So z.B. frische Feigen (hmmm lecker). Und die Pistazien hier sind auch top. Vom Sprachkurs her hat sich leider noch nicht viel getan, ich muss endlich anfangen, aber die Sekretärin will mir einfach nicht unter die Arme greifen. Naja wahrscheinlich muss ich mich einfach selbst darum kümmern. Leider gibt es im Moment sehr viel Arbeit hier zu tun. Am 5. Oktober ist hier in der Botschaft das Fest der Deutschen Einheit, da muss viel gearbeitet und vorbereitet werden…daher bin ich im Moment auch etwas fertig und müde. Ehrlich gesagt gibt es im Moment auch nicht so viel über das leben hier zu Erzählen. Ich habe hier einen ziemlich geregelten Tagesablauf: Morgens um 7 Aufstehn, bis 15 Uhr oder manchmal auch länger im Institut sein, nach hause fahren, manchmal noch was mit meinen arabischen freunden machen und dann mal mehr mal weniger spät ins bett gehn um völlig müde ins bett zu fallen. Ich freue mich schon riesig auf den Sprachkurs, auch wenn es dann noch viel stressiger für mich wird. In ein Paar Wochen kommt der neue Praktikant, ich hoffe, dass ich mit ihm auch mal wegfahren kann, denn alleine rumreisen is jetzt nich sooo doll, auch wenn ich es früher oder später wohl trotzdem machen muss. Ebenfalls in 2 Wochen kommt die Reporterin des MDR, mit der ich dann auch auf Grabung fahre…das wird sicher interessant :). Na gut also ich hoffe euch geht es allen gut und ihr habt auch ohne mich spaß 😉

Bis dann

Tobias

Die letzten Tage und einige Fotos

So nun schreibe ich doch wieder einmal was in meinen Blog, warum ich so lange nichts geschrieben habe? Ganz klar: 4 tage langeweile und einen Tag krank. Nein so schlimm ist es nun auch wieder nicht. Ich hatte aufgrund des Fastenbrechens des Ramadan 2 tage frei (mit Wochenende also 4 Tage) in denen ich nicht ins institut gefahren bin, sondern erst einmal zuhause war. Hauptsächlich habe ich geschlafen, und das habe ich auch genossen, denn ihr müsst wissen im Ramadan und auch die Zeit danach, ist nichts los hier, kaum geschäfte haben geöffnet, die Leute sind feiern usw. Da ist es gut wenn man die zeit mit Schlaf totschlagen kann. Gestern ging es mir dann richtig schlecht, ich hatte das übliche auslandszeug, also Magen-Darm bla. Heute, einen Tag später geht es mir schon wieder besser (zum Glück). Ich bion heute wieder auf arbeit und es geht so einigermassen. Mal sehen was der restliche Tag noch so bringt. An sonsten bin ich mitten im Arabischen Lifestyle gelandet. Ich hab hier schon viel erlebt, vom abendlichen Nargileh (Arabische Wasserpfeiffe) rauchen auf dem Dach des Hauses, über abenteuerliches Autofahren (zu zweit auf einem einer-sitz und den schaltknüppel gefährlich zwischen den Beinen) bis hin zum gemeinsamen Musizieren (Trommel und singsang) im Hof. Damit ihr aber auch mal wisst wie es wirklich hier aussieht, hab ich hier mal einige Fotos vorbereitet (es war nicht leicht die Hochzuladen, glaubt mir 🙂 )

Als erstes die Lichter von Damaskus:

Dann mein Zimmer (einmal die Seite wo mein Bett steht und einmal die andere Seite mit Ofen und Schrank:

Der Hof:

Die „Küche“:

Bad („Dusche“ und Klo):

Und zuguterletzt das Fallafel-Sandwich, das mich wahrscheinlich zum Kotzen gebracht hat 🙂 :

Tjoar so siehts hier also aus. Ich werd versuchen die nächsten Tage, je nachdem was ich vorhab, n paar Bilder von der Altstadt zu machen, von der Zitadelle und von der Umayyadenmoschee, aber solche Bilder könnt ihr euch im Internet zuhauf ansehn ^^

An sonsten bin ich sehr froh über meine beiden arabischen Freunde Amer und Wael, die viel mit mir unternehmen, essen gehn, mit anderen Studenten treffen usw. Sehr gespannt bin ich auf den Sprachkurs, den ich hoffentlich bald beginnen werde (wenn dann am Sonntag endlich die Sekretärin wiederkomt, die für mich zuständig ist). Und ich freu mich auf den Praktikanten, der im Oktober kommt, der bleibt nämlich bis dezember und dann hab ich jemanden zum rumreisen 😛

Also mir geht’s hier den Umständen entsprechend gut und ich hoffe euch weiterhin auf dem Laufenden halten zu können,

Also bis denn dann,

Euer Tobias

Ahlan Wa Sahlan

Ja nee…. is kla, denkt sich der Durchschnittsdeutsche, wenn er/sie diesen Ausspruch hört geschweige denn selbst auszusprechen versucht. Eigentlich heißt es einfach nur „Wilkommen“ auf Arabisch. Normalerweise antwortet man darauf mit den Worten Ahlan bekum oder man sagt einfach garnichts, getreu nach dem Motto wenn man keine Ahnung hat (und das hab ich von Arabisch definitiv (noch) nicht) einfach mal: Fresse halten. Trotzdem wollte ich die lieben Leser/innen meines Blogs heute an meinem Sechsten Tag im wunderschön warmen Damaskus nicht länger auf die heißen News aus dem Nahen Osten warten lassen. Daher eine kurze Revue meiner letzten Tage:

Am ersten Tag komme ich um 19 Uhr nochwas Ortszeit (eine stunde auf die deutsche zeit Drauf) am Flughafen in Damaskus an. Der Polizist der mein Visum stempelt ist freundlich, ein anderer, der später das Visum NOCHMALS kontrolliert, sieht da schon etwas grimmiger aus. Der Flug mit der Air France verlief sehr gut, ich kam gleich in Kontakt mit einem Syrischen Ehepaar, das in Atlanta wohnt (wohnen da alle ammis?). Dieses Ehepaar hat sich auf dem Flug sehr nett mit mir unterhalten und mich mit interessanten Fakten und Ansichten über Syrien versorgt. Mein Gepäck war sogar auch da! Ich wurde von einem freundlichen syrischen Fahrer abgeholt, der zwar weder Englisch noch Deutsch sprach, der mich aber sicher nach Hause gefahren hat und mir mein Zimmer gezeigt hat. Am nächsten Tag wurde ich von einem Kollegen, der auch hier im Institut arbeitet etwas herumgeführt, an sonsten hab ich fast den ganzen Tag über geschlafen weil ich von der Reise her doch noch sehr müde war. Am Dritten tag nahm dann das Ganze schon etwas gestalt an. Als erste Arbeit durfte ich Karten inventarisieren, okay, es gibt spannenderes, aber erstmal okay. Die Sekretärin hat gleich ihre Kontakte spielen lassen und mir ein Zimmer in der Altstadt besorgt, wofür ich ihr sehr dankbar bin. Am Nachmittag kamen dann noch Gäste aus Deutschland, der ehemalige Leiter des Instituts und seine Tochter. Abends waren wir noch bei der Chefin zum Essen eingeladen (lecker). Tag 4 war ebenfalls sehr interessant ich habe die Karten fertiggemacht und dann wurde ich zur Besichtung des Zimmers herangeholt. An diesem tag habe ich auch zum ersten Mal die Altstadt so richtig gesehen. Es ist wunderschön, überall kleine Läden und Cafes, belebte Gassen, alte Gebäude, verschiedene Religionen, einfach klasse! Das Zimmer ist sehr schön. Das viertel in dem ich Wohne nennt sich „Bab Tuma“ also übersetzt Thomastor, eines der 7 Tore von Damaskus. Hinter diesem Tor befand sich und befindet sich noch immer das Christenviertel. Hier sieht man auch viele Europäer und andere „Westler“, die sich hier ein Zimmer genommen haben, um Arabisch zu studieren. Die meisten sind dafür so 6 Wochen hier. Ich bin mit einem Halben Jahr also doch schon ganz gut dabei :). Zur Vorstellung meines Wohnraumes ( Bilder folgen): Altstadthäuser sind in Damaskus so aufgebaut: In der mitte ein kleiner Hof, nicht so groß wie die Hinterhöfe der Deutschen Wohnblöcke, eher wie ein Großer Flur. Manchmal ist der Hof oben Offen, manchmal überdacht. Unserer ist überdacht. An diesen Hof grenzt eine kleine Küche mit einem Herd und einem Kühlschrank, die wiederum den Durchgang zum Badezimmer bildet, welches eine Toilette enthält, wie wir sie auch in Europa kennen und eine Dusche. Weiterhin grenzen an den Hof zwei Zimmer, das eine ist meins und in dem anderen wohnt eine amerikanische Studentin. Dann gibts noch eine Treppe nach oen, dort wohnt die Familie, die die Zimmer vermietet. Es sind Arabische Christen, sehr nett. Die Mutter wechselt sogar einmal die Woche die Bettwäsche und wäscht sogar meine Sachen!!! Besser als zuhause sag ich da nur 🙂

Am fünften Tag bin ich dann in mein Zimmer gezogen. Das ganze kostet mich 220€ miete im Monat, da ich 250 bekomme ist es also locker im Budget. Ich habe an diesem tag auch einen neuen Freund gefunden. Sein Name ist Wael (sprich: Uaaaaael) und er studiert englisch. Er hat mir die Altstadt gezeigt und wir waren bei einigen seiner Freunde, haben arabischen Kaffee getrunken, haben andere „Westliche“ studenten kennengelernt usw. War also sehr cool der Tag. Abends kam ich dann spät nach hause. Im Flur saßen dann noch drei Brüder, irgendwelche verwandten der Familie. Ich habe mich dann vorgestellt und mich kurz noch mit hingesetzt und wir haben etwas Tee getrunken, so richtig schön gemütlich. Der eine konnte etwas Englisch, es war sehr lustig. Heute am sechsten tag bin ich dann mit dem Taxi von Bab Tuma zum Institut und hab hier etwas gearbeitet, mal sehen was der Tag noch so bringt.

Also dann bis zum nächsten kurzbericht 🙂

Maa Salama und Liebe Grüße aus Damaskus,

Euer

Tobias

Berlin – Ein Rückblick

Schon viele andere Freiwillige haben in ihren Blogs ihre Erlebnisse und Erfahrungen aus den 10 Tagen Seminar Dargestellt. Manche sogar während des Seminars (trotz mancher technischer WLAN schwierigkeiten). Dennoch möchte ich hier meine ganz persönlichen Eindrücke loswerden und euch ein bisschen erzählen wie ich die Zeit am Werbellinsee empfunden habe.

Mit sehr gemischten Gefühlen ging ich in dieses Seminar hinein. Einerseits mit der Freude darauf, andere Freiwillige zu treffen, die ähnliche Interessen haben wie ich, andererseits aber auch mit der Befürchtung unter den 200 leuten unterzugehen. Mein guter Freund Konstantin hat mir ein bisschen die Angst genommen. Er kommt auch aus Magdeburg und macht auch bei Kulturweit mit. Ich kenne ihn schon länger aus unserer Gemeinde, daher hatte ich also schon mal einen den ich gut kannte und das war erstmal ein sicheres Gefühl. Trotz meiner anfänglichen Erkältung konnte ich mich doch auf das Seminar freuen und habe auch schnell andere Freunde gefunden, z.B. meine Zimmergenossen Thomas und Julius. Bei der Ankunft erstaunte mich zunächst die Größe des Geländes. In der schönen Brandenburger Natur lagen unsere ehemaligen FDJ-Barrackenhäuschen, deren Ostalgie von innen zwar deutlich zu erkennen war, deren Zimmer aber trotzdem sehr geräumig waren und die Badezimmer waren auch nicht schlecht.

Der erste Tag wurde nach einem netten Wilkommensempfang im „Kino“ mit einem Grillabend abgeschlossen.

Am zweiten Tag ging es dann mit den Einführungen in die jeweiligen Partnerorganisationen weiter. Dort lernte ich meine beiden DAI-Koleginnen kennen, die mich auch im weiteren Verlauf des Seminars öfters mal begleiteten. Da es für drei Leute nicht soooo viel zu erzählen gibt, hatten wir den Nachmitag frei und ich habe mich etwas am wunderschönen Werbellinsee aufgehalten und mit meinen Verwandten zuhause telefoniert.

Am dritten Tag ging es in die Regionengruppen und ich lernte andere Freiwillige kennen die das Privileg haben in den wunderschönen Orient reisen zu dürfen. Auch bekannt als „Naher Osten“. Neben interessanten Gesprächsrunden zu den unterschiedlichsten Themen wurden wir auch von einer kleinen „Theaterdarstellung“ im satirischen Stil erheitert. Abends gab es dann noch ein Gespräch mit den Expertinnen unseres Versicherungsbüros „Dr.Walter“ auf dem man wichtige Informationen erhielt, so z.B. dass man im Falle einer Schwangerschaft NICHT versichert ist. Zu diesem Thema stellte mir ein hinter mir sitzendes Mädchen eine interessante Frage: „Sag mal kannst du die mal bitte fragen ob die Schwangerschaft versichert ist, im Falle einer Vergewaltigung? Ich trau mir das nämlich nicht.“ … Natürlich habe ich nicht gefragt, denn wer weit weg reisen und freiwillige Aufgaben übernehmen will, der muss auch solche Fragen stellen können. Die „heißen Beats aus Osteuropa“ habe ich mir nach etwa 25 minuten geschenkt und habe den Abend dann doch lieber auf dem Zimmer anstatt auf der Polka-Party verbracht.

Es gibt manchmal Tage an denen lernt man ganz wunderbare Menschen kennen. Menschen, von denen man vorher nie gehört hat, die einen aber aufgrund verschiedener Fähigkeiten unglaublich faszinieren.  Einer von ihnen ist Prof. Dr. Dietrich Wildung. Dieser Mann ist der Direktor des Ägyptischen Museums in Berlin. Er kann, so schien es mir zumindest, neben seiner Muttersprache Deutsch, auch noch fließend Arabisch, Französisch und Englisch sprechen. Er ist ausserdem Vizepräsident der Deutsch-Arabischen Freundschaftsgesellschaft, kurz: DAFG. In dieser Institution waren wir am vierten Tag und konnten uns interessante Dinge von diesem sowohl humorvollen als auch intelligenten Menschen erzählen lassen. Ich war fasziniert. Den Nachmittag verbrachten wir neben der Humboldt Universität und dem Regierungsviertel im Starbuck’s, in dem Philipp zahlreiche Cookiehälften spendiert bekam :).

Julius war auch dabei….hier hab ich ihn grad mal „erwischt“ 🙂

Den nächsten Tag kann ich ganz kurz beschreiben: Workshops Workshops Workshops. Welche ich gemacht habe und welche ich davon gut oder schlecht fand werd ich jetzt nicht aufdröseln, das hab ich nämlich schon in den Reflektionsgruppen oft genug gemacht. Fazit: Workshops oftmals zu Kurz, zu grosse Gruppen und zu früh voll (da es noch kein Lossystem gab). Insgesamt Thematisch und Didaktisch mal mehr – mal weniger gut umgesetzt. Anti-Bias war supi.

05.09.: Welthandelssimulation. Das war echt ne coole Sache, wenn auch zu kurz. Ich war im Kongo, wir haben erstmal den scheis Japsen ihre Schere geklaut, dann waren wir kurzzeitig friedlich und weil wir es doof fanden dass Tanzania und Togo sich ohne uns in einem Afrika-Bündnis zusammengeschlossen hatten, habe ich als Kongo-Diplomat die Leute aus Togo bei Frankreich angeschwärzt, wodurch sie noch mehr geld an Frankreich zahlen mussten und so richtig schön ins Minus gerieten. Ganz klar nach dem Spruch von Jean-Luc Picard: „Wer sich mit mir anlegt, echt ey………. stirbt langsam.“ Insgesamt fand ichs echt lustig. Der Workshop danach war an sich okay, nur dass manche ein etwas übertriebenes Mitteilungsbedürfnis hatten, aber solche Leute hat man in jeder Gruppe. Abends gabs Film…keine Ahnung mehr welcher. Ich hab 2 gesehn: Am ende kommen die Touristen (Gut) und Let’s make money (sehr gut).

Am 06.09 ging es um ein anz besonderes Thema, über welches man zwar üblicherweise in der sechsten Klasse eine Menge zu hören bekommt, aber über das man anscheinend als Kulturweitler noch mehr erfahren müsse. SEX. Ganz kurz: Erstens:  Wir waren mit Asien in einer Gruppe (scheisse, weil es nur um China ging und das hat mich halt mal nicht interessiert). Zweitens: Wenn ich mich in Syrien mit ner Frau einlasse wird sie sicherlich genügend Väter/Brüder/Cousins/Onkel etc. , die äußerst potenzschwächende Werkzeuge besitzen und die diese auch benutzen würden also für mich daher insgesamt eh kein Thema. Einige Länderspezifische Hinweise waren trotzdem ganz nützlich, trotzdem fand ichs überflüssig.

Am nächsten Tag mal wieder Berlin. Diesmal das Archiv des Auswärtigen Amtes (ja ich mag Alliterationen auch). Obwohl ich dachte dass ein Archiv zu besichtigen nur langweilig sein kann, musste ich mich vom gegenteil überzeugen. Es gab verdammt viele interessante Dinge zu sehen, wie z.B. den Ärmel einer altdeutschen Tropenuniform unter Kaiser Wilhelm II. oder eine Karte, auf welcher der damalige deutsche Aussenminister und Stalin die Aufteilung Polens beschlossen hatten. Neben solchen Sachen wurden wir auch direkt in die Tätigkeit des Archivaren eingewiesen und können jetzt z.B. mit einem Findbuch umgehen.

„Time to say goodbye“ hieß es dann am vorletzten Tag des Seminars. Wir besuchten das Auswärtige Amt und hatten die Möglichkeit mit Botschaftern und Repräsentanten unserer Länder, in die wir entsendet werden, zu sprechen. Sogar Syrien war vertreten, obwohl ich der einzige Freiwillige bin. Lisa hat sich dann noch dazugesellt, weil Jordanien doch nicht gekommen war. Da sie fließend arabisch spricht war ich ihr sehr dankbar, dass sie ein wenig übersetzen konnte. Am Abend gab es dann nochmal Grillen unten am See und nette Fotos und Abschiedsstimmung.

Der letzte Tag war eigentlich nur noch Aufräumen, sauber Machen und dann das Abschiedsritual. MAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAA ZUNGA!

Gegen 18 Uhr war ich dann wieder in meiner geliebten heimatstadt Magdeburg, der Perle an der A2. Heute, einen Tag später bin ich sehr aufgeregt wegen meines Fluges morgen. Ich hoffe dass alles gutgeht und dass ich nicht zu viel „kulturstress“ hab. Aber naja, der Fahrer holt mich vom Flughafen ab, zeigt mir mein Zimmer und im Eisschrank is sogar was zu essen. Sind Wissenschaftler nicht fürsorgliche Menschen? Also dann kann ja eigentlich nichts mehr schiefgehn. Damaskus: ICH KOMME!

 
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