Wenn man glaubt es kommt nichts mehr….
Fast ein halbes Jahr bin ich nun schon hier in Damaskus und so langsam neigt sich mein Freiwilligendienst auch schon wieder dem Ende zu. Da denkt man man ist schon so viel herumgereist, hat fast alles gesehen, die andere kultur kommt einem kaum noch anders vor und ist zu etwas alltäglichem geworden. Dennoch sieht man noch sachen, die einem komisch oder einfach neu vorkommen. Hier einige Beispiele:
1. Das Militär
Das Militär hat in Syrien eine ganz besondere Bedeutung. Wer im Militär ist, bekommt eunter anderem ein Auto und dessen Benzin umsonst, hat zugriff auf besonders gute Militärkrankenhäuser usw. Aber nicht nur das, auch das Recht auf der Strasse behält sich das Militär hier vor:
Ein ganz normaler Morgen, ich fahre mit dem Taxi von Bab Tuma ins institut, ich bin schon fast da als wir an der Pilotenakademie vorbeifahren. Ganz plötzlich schnellt ein uniformierter soldat mit einer riesigen roten Flagge auf die Strasse – wie vom Blitz getroffen halten alle autos an, dasselbe sieht man auf der anderen Fahrbahnseite. Eine minute lang passiert nichts, als man plötzlich rythmisches Männergeschrei wahrnehmen kann: Eine Gruppe von etwa 100 in einheiltichen blauen sporttrikots eingekleideten Soldaten spurtet über die strasse – wahrscheinlich das morgenjogging – etwa 30 sekunden brauchen alle, bis die quatradformation die Straße vollständig überquert hat. Dann ziehen sich die Soldaten mit den roten fahnen zurück. Ich gucke ein wenig verdutzt, der taxifahrer lacht…
2. Die Schiiten
Da es in Syrien hauptsächlich Sunnitische Muslime gibt, bekommt man von den Schiiten, ausser einigen Pilgern in der ummayadenmoschee, relativ wenig mit. Vorgestern war allerdings das…keine ahnung wie es heißt aber ich nenne es mal geißelungsfest. Irgendwann in der Geschichte haben einige Sunnitische Truppen eine Menge schiiten umgenietet. Das muss ein solches Massaker gewesen sein, dass die Schiiten es heute noch als „Fest“ feiern undzwar indem sie sich selbst geißeln, um sich dafür zu bestrafen, dass sie die Sunniten nicht bewältigen konnten. Da rennen Männer durch die straße, die sich ständig selbst eine verpassen, frauen und kinder sind gefesselt und werden ausgepeitscht. Naja…für die einen ein Fest, für die anderen der wohl verrückteste Brauch, seit es die täglichen Blutopfer der Azteken (damit die sonne aufgeht), nicht mehr gibt.
3. Der Schnee
Ja es hat geschneit in Damaskus, undzwar zwei Tage lang. Liegengeblieben ist jedoch nichts, nur auf den autos lassen sich teilweise noch Schneespuren erkennen. Daher ist es hier auch sehr kalt…vor allem in ungeheizten wohnungen….menno
4. Die Elektroheizung
Mein Gastbruder Amer hat mir vorgestern erstmal gesagt, dass er mir bereits seit mitte februar einen elektrischen heizkörper ins fensterbrett gestellt hat, wo ich ihn aber schlecht sehen kann, da da die vorhänge davor sind. Naja da ich ihn nun gefunden habe benutze ich ihn auch. Um mich zu berichtigen er hat mir 2 heizkörper reingestellt, kurz zum aussehen und der Benutzung: Die Heizkörper könnten aus einem DDR-Maschinenbaukombinat importiert sein, so stylisch sehen die Klötze mit den 2 glimmstäben und dem mini-ventilator auf jeden fall aus. Bei dem einen ist das schutzgitter so eingedrückt, dass sich der ventilator nicht drehen kann. Egal, dachte ich mir, ich probiers aus. Nach 2 minütigem erhitzen (und die dinger werden verdammt heiß) freute ich mich über die neue heizung, doch 30 sekunden später BOOOOM – Sicherung raus. Ich stelle also den ersten vor das Zimmer meines britischen Mitbewohners und lege ihn einen zettel darauf auf dem steht „Be Aware! Explosive!“
Der zweite Heizer sieht genauso stylisch aus wie der andere. Aber – man kann es kaum glauben – er funktioniert. Und ich hätte nie gedacht dass ich mich jemals so über einen 40-Jahre alten Heizkörper freuen werde, der so aussieht als hätte Gorbatschow persönlich ihn noch benutzt. Aber immerhin – mein zimmer ist WARM.
So viel zu den neuen Erlebnissen und Errungenschaften…morgen sind es noch 14 tage bis zur Abreise…es geht also in großen Schritten dem Ende entgegen. Mal sehen was es noch so zu entdecken gibt hier in der nächsten zeit…
Bis dahin, liebe Grüße aus Damaskus,
Euer Tobias





















































































