Veröffentlichungen

Wenn man glaubt es kommt nichts mehr….

Fast ein halbes Jahr bin ich nun schon hier in Damaskus und so langsam neigt sich mein Freiwilligendienst auch schon wieder dem Ende zu. Da denkt man man ist schon so viel herumgereist, hat fast alles gesehen, die andere kultur kommt einem kaum noch anders vor und ist zu etwas alltäglichem geworden. Dennoch sieht man noch sachen, die einem komisch oder einfach neu vorkommen. Hier einige Beispiele:

1. Das Militär

Das Militär hat in Syrien eine ganz besondere Bedeutung. Wer im Militär ist, bekommt eunter anderem ein Auto und dessen Benzin umsonst, hat zugriff auf besonders gute Militärkrankenhäuser usw. Aber nicht nur das, auch das Recht auf der Strasse behält sich das Militär hier vor:

Ein ganz normaler Morgen, ich fahre mit dem Taxi von Bab Tuma ins institut, ich bin schon fast da als wir an der Pilotenakademie vorbeifahren. Ganz plötzlich schnellt ein uniformierter soldat mit einer riesigen roten Flagge auf die Strasse – wie vom Blitz getroffen halten alle autos an, dasselbe sieht man auf der anderen Fahrbahnseite. Eine minute lang passiert nichts, als man plötzlich rythmisches Männergeschrei wahrnehmen kann: Eine Gruppe von etwa 100 in einheiltichen blauen sporttrikots eingekleideten Soldaten spurtet über die strasse – wahrscheinlich das morgenjogging – etwa 30 sekunden brauchen alle, bis die quatradformation die Straße vollständig überquert hat. Dann ziehen sich die Soldaten mit den roten fahnen zurück. Ich gucke ein wenig verdutzt, der taxifahrer lacht…

2. Die Schiiten

Da es in Syrien hauptsächlich Sunnitische Muslime gibt, bekommt man von den Schiiten, ausser einigen Pilgern in der ummayadenmoschee, relativ wenig mit. Vorgestern war allerdings das…keine ahnung wie es heißt aber ich nenne es mal geißelungsfest. Irgendwann in der Geschichte haben einige Sunnitische Truppen eine Menge schiiten umgenietet. Das muss ein solches Massaker gewesen sein, dass die Schiiten es heute noch als „Fest“ feiern undzwar indem sie sich selbst geißeln, um sich dafür zu bestrafen, dass sie die Sunniten nicht bewältigen konnten. Da rennen Männer durch die straße, die sich ständig selbst eine verpassen, frauen und kinder sind gefesselt und werden ausgepeitscht. Naja…für die einen ein Fest, für die anderen der wohl verrückteste Brauch, seit es die täglichen Blutopfer der Azteken (damit die sonne aufgeht), nicht mehr gibt.

3. Der Schnee

Ja es hat geschneit in Damaskus, undzwar zwei Tage lang. Liegengeblieben ist jedoch nichts, nur auf den autos lassen sich teilweise noch Schneespuren erkennen. Daher ist es hier auch sehr kalt…vor allem in ungeheizten wohnungen….menno

4. Die Elektroheizung

Mein Gastbruder Amer hat mir vorgestern erstmal gesagt, dass er mir bereits seit mitte februar einen elektrischen heizkörper ins fensterbrett gestellt hat, wo ich ihn aber schlecht sehen kann, da da die vorhänge davor sind. Naja da ich ihn nun gefunden habe benutze ich ihn auch. Um mich zu berichtigen er hat mir 2 heizkörper reingestellt, kurz zum aussehen und der Benutzung: Die Heizkörper könnten aus einem DDR-Maschinenbaukombinat importiert sein, so stylisch sehen die Klötze mit den 2 glimmstäben und dem mini-ventilator auf jeden fall aus. Bei dem einen ist das schutzgitter so eingedrückt, dass sich der  ventilator nicht drehen kann. Egal, dachte ich mir, ich probiers aus. Nach 2 minütigem erhitzen (und die dinger werden verdammt heiß) freute ich mich über die neue heizung, doch 30 sekunden später BOOOOM – Sicherung raus. Ich stelle also den ersten vor das Zimmer meines britischen Mitbewohners und lege ihn einen zettel darauf auf dem steht „Be Aware! Explosive!“

Der zweite Heizer sieht genauso stylisch aus wie der andere. Aber – man kann es kaum glauben – er funktioniert. Und ich hätte nie gedacht dass ich mich jemals so über einen 40-Jahre alten Heizkörper freuen werde, der so aussieht als hätte Gorbatschow persönlich ihn noch benutzt.  Aber immerhin – mein zimmer ist WARM.

So viel zu den neuen Erlebnissen und Errungenschaften…morgen sind es noch 14 tage bis zur Abreise…es geht also in großen Schritten dem Ende entgegen. Mal sehen was es noch so zu entdecken gibt hier in der nächsten zeit…

Bis dahin, liebe Grüße aus Damaskus,

Euer Tobias

Das Zwischenseminar in Amman

Tjaja, es ist mal wieder Zeit für ein wenig „Kulturweit“. Diesmal geht es für mich nach Amman, denn dort wird das „Kulturweit“-Zwischenseminar für all diejenigen Stattfinden, die im „Nahen Osten“ ihren Freiwilligendienst absolvieren. Die fahrt verläuft unproblematisch, mit einem Sammeltaxi geht es für 10 Dinar (umgerechnet auch etwa 10 €) von Damaskus nach Amman. Die fahrt dauert gerade einmal drei Stunden. Leider ist sie Landschaftlich weniger ansprechend, also schlafe ich eine ganze Weile. Ich unterhalte mich ein wenig mit dem Taxifahrer, er heißt Mohammad und hat zwei Töchter und einen Sohn, ansonsten halten wir ab und zu mal an und trinken den arabischen Kaffee (ich lieber Tee), bis wir an der Grenze ankommen. Da ich mich mit Grenzübergängen mittlerweile ganz gut auskenne, fülle ich schnell die Karte aus, tausche einige Syrische Pfund in JDs um und kaufe mir ein Visum für Jordanien. Dann geht es nochmal 1 ½ Stunden bis nach Amman. Der erste Eindruck von Amman hat mich ein wenig überrascht. Eine gute Freundin meinte mal zu mir, Amman sei im Vergleich zu Damaskus wie Ammiland, was ich jedoch definitiv nicht so sehe. Okay es gibt hier und da ein Mc Donald’s oder so und es ist halt auch wesentlich teurer, aber die Nahost-Probleme bleiben: teilweise schlechte Strassen, viele Kleinbaustellen, keine richtigen Regenabfangsysteme und und und. Erst wenn man tiefer in die Innenstadt kommt sehen die Häuser an sich etwas luxoriöser und schlicht moderner aus. Schließlich komme ich in der Taxistation „Abdali“ an, und bete den Taxifahrer mir sein Handy eben kurz zu leihen, da mein syrisches Mobiltelefon in Jordanien leider gesperrt ist (genauso wie auch die Israelischen Handies, was sich später rausstellte). Kurzerhand rief ich meine Mitfreiwillige, Lisa, in Amman an und sie kam um mich abzuholen. Dann haben wir erst einmal ganz in Ruhe meine Sachen zu ihr in die Wohnung gebracht (die übrigens ganz nett und geräumig ist) und sind dann noch abends ins Books@Cafe gegangen, ein nettes Cafe/Bar, wo wir dann noch gemütlich was getrunken und gegessen haben, eine Wasserpfeiffe war auch dabei. Das Trinken ist jedoch in Jordanien eine teure Angelegenheit, wer im Restaurant ein alkoholisches Getränk bestellt, zahlt nämlich 300 Prozent!!! Steuern, also kein Wunder dass es erstens deutsche Preise sind und zweitens dass der König so reich ist J.

Am nächsten Tag ging es dann mit dem Seminar los, wir holten am Mittag die Israelis von der North Station ab und fuhren dann gemeinsam noch etwas hinaus ins grüne um unser köstliches Schawarma zu geniessen. Danach ging es weiter in die Theodor Schneller Schule, die ein wenig ausserhalb von Amman liegt. Das Guest House der Schule war gerade ganz neu gemacht und daher auch sehr luxoriös im vergleich zu Damaszener Altstadtstandards. J

Im Seminar selber hatten wir viel Zeit zur Reflektion, haben aber auch gleichzeitig auf die Zeit geblickt, die noch vor uns liegt. Für mich war das Ganze natürlich weniger ein Ausblick als ein Rückblick, da ich, im Gegensatz zu der Mehrheit der Teilnehmer, ja nur noch 4 ½ Wochen hier bin und den Großteil meines Freiwilligendienstes schon hinter mir habe. Dafür war der Rückblick für mich umso wichtiger und Intensiver. Was ich bei dem Seminar gemerkt habe ist, dass es mir sehr gefehlt hat mich mit anderen Freiwilligen zu reflektieren, da ich ja in Damaskus der Einzige bin. Das hatte ich vorher garnicht so wahrgenommen, jetzt aber wo alle anderen da waren, die auch vorher schon dauerhaft miteinander gearbeitet haben, habe ich gemerkt dass mir eine solche Gruppe einfach irgendwie gefehlt hat. Ansonsten haben wir uns gegenseitig unsere Einsatzstellen vorgestellt, uns über den Nahen Osten und den Nahostkonflikt unterhalten, einen Filmabend gemacht, nach Jerrash gefahren (antike Stadt mit großem Forum und Theatern usw.) und haben uns gedanken über Projekte gemacht, die wir evtl in der verbleibenden Zeit noch realisieren wollen. Am letzten Abend gab es dann noch eine nette „Märchen-Runde“ in denen wir uns selbst ausgedachte Nahost-Märchen gegenseitig vortrugen. Es ging dabei um Rotlöckchen, Klemptner, die Rohre verlegen und Weihnachten 😛

Danach trennte sich die Gruppe und ich fuhr mit den drei „Schmidtis“ (Spitzname, da sie alle in der Ost-Jerusalemer Schmitd-Schule arbeiten) nach Petra. Wir kamen dort mit dem Service-Taxi gegen abend an. Wir haben ein günstiges Hostel gefunden, dass zwar aufgrund eines Boilerproblems ein wenig nach Diesel roch, aber naja, Naher Osten halt J . Für 7 € die Nacht inkl. Frühstück nahmen wir die Zimmer. Am ersten Abend gab es dann direkt „Petra by Night, eine Aktion die jeden Mittwoch bis Samstagabend gestartet wird. Dort werden in Petra auf dem Weg durch den Siq bis zum Schatzhaus ganz viele Kerzen aufgestellt und man geht im Halbdunklen Licht durch die Antike Stätte und setzt sich dann am Schatzhaus kurz zur Rast nieder, um traditioneller arabischer Musik zu lauschen oder dem alten Beduinen bei seinen Geschichten über Petra und seinem Stamm zuzuhören. Am nächsten Tag haben wir dann erstmal eine „Touristen-Route“ gemacht, sprich: uns erstmal alles angeguckt, was man halt mal gesehen haben sollte, wenn man in Petra war. Wir waren am Schatzhaus, sind durch den Siq gelaufen und dann hoch richtung Opferplatz, von dem aus man auch einen sehr schönen Blick hat. Der Tag war auch sehr schnell rum und endete mit einem Pizza-essen-gehen für 7.50€ pro Pizza Margherita. Der Zweite Tag war anstrengender, aber auch abenteuerlicher. Wir namen nämlich diesmal nicht den Touri-Weg, sondern den „Kraxel-Kletter-Weg“, der seinem Namen alle Ehre macht. Man muss durch schluchten Laufen, oft Klettern, über Abgründe springen und und und. Dafür wird man mit der wunderschönen Gesteinsnatur von Petra belohnt, die man nur auf diesem Weg so hautnah erleben kann. Als wir aus der Schlucht herausgekommen waren, luden uns noch einige Beduinen, die zufällig dort irgendwo in der Pampa saßen zum Tee ein. Wir unterhielten uns ein wenig und spielten auch etwas mit den Kindern, die sich freuten wie die Schneehasen. Die Beduinenkinder sind wirklich niedlich, sehen allerdings auch etwas ärmlich aus, sodass es oft wehtut die süßen Kiddies so zu sehen. Da die Beduinen nur untereinander heiraten dürfen und aus vielleicht 5 unterschiedlichen Familien bestehen gibt es oft Taubstumme Kinder, wegen der Erbschäden, diese werden besonders gern von den Bedus auf Touriverkauf geschickt, was natürlich etwas fies ist. Aber mal weg von den Leidlichen Geschichten hin zur Pracht von Petra. Nach dem Teekränzchen ging es dann hoch zum alten Kloster, das nochmal mindestens genau so prächtig ist wie das Schatzhaus selbst. Am ende waren wir einfach nur fertig und gingen nach Hause, um von dort ein Taxi nach Aqaba zu nehmen, eine Stadt am Roten Meer. Dort angekommen, fix ein Hotel gesucht und ab zum Strand gucken. In Aqaba gibt es tatsächlich ein richtiges arabisches Nachtleben, Familien und Junge Leute treffen sich dort abends, um am Strand Argileh zu rauchen oder Fußball zu spielen oder sich einfach gechillt am Strand zu unterhalten. Am nächsten Tag ging es dann nochmal zum Strand, es war der erste Arabische Strand den ich gesehen habe und sofort war ich erstaunt: Die Mädchen und Frauen gehen in voller Montur also sprich mit Pullover, Hose und Kopftuch ins Wasser undzwar alle. Kein Badeanzug oder so, von Bikinis ganz zu schweigen und selbst die Männer behalten oft ihr Unterhemd an. Für einen Europäer ein sehr seltsames Bild. Da ich leider meine Badehose vergessen hatte blieb ich am sonnigen Strand sitzen und genoss die Sonne und mampfte ein paar Orangen und Bananen. Die anderen waren alle kurz drinnen. Dann schnell wieder Sachen gepackt, den Rest aus dem Hotel geholt und schon hieß es wieder Abschied nehmen von den Schmidties, ich war ehrlich gesagt ziemlich traurig, denn wir waren schon eine echt coole Truppe und ich war echt froh dass ich mit ihnen mitgegangen war. Während die anderen sich in Richtung Palästina aufmachten ging es für mich zum Busbahnhof. Sofort sprach mich dort ein Taxifahrer an: „Amman?“ Ich „Jo“. Er wollte dann nur 2 Dinar von mir haben, was verdammt billig ist, ich frage ihn noch vier mal ob er wirklich nach AMMAN will und ob er dafür wirklich nur 2 Dinar haben will. Er bestätigte und ich stieg ins Taxi. Mit drei anderen Arabern fuhr ich also los. Da ich ziemlich geschafft war schlief ich ein wenig und wachte 1 ½ Stunden später auf. Der Taxifahrer lächelte mir ins Gesicht und sagte, dass wir nun da seien. Ich sah mich um und stellte fest dass dies sicherlich nicht Amman ist. Später stellte ich dann fest, dass mich der Taxifahrer statt nach Amman nach Ma’an gefahren hatte, was zwar ähnlich klingt aber eine ganz andere Stadt ist, die aber zum Glück auf dem Weg Richtung Amman liegt. Also nahm ich von dort ein Service Taxi nach Amman für gerade einmal 7 Dinar, was ganz okay ist, wie ich von einem Jordanier erfuhr. In Amman angekommen ging es dann mit Lisa zu ihr nach Hause. Sie erzählte mir von ihrem Trip nach Petra und ins Wadi Rum und dass sie dort 2 Italiener kennengelernt habe, die auch bei ihr übernachten würden. Die Beiden Italiener, ein Pärchen, waren Lorenzo, ein Anthropologe und Fotograf der jetzt in Mailand besitzer eines Eisladens ist und Carolina, die irgendwo im Kongo arbeitet. Wir haben uns alle Super verstanden und am nächsten Tag sind wir sogar gemeinsam nach Damaskus gefahren, was ziemlich cool war. Jetzt bin ich wieder hier und bin auch ein wenig froh darüber, denn in Amman ist es doch eine ganze Ecke teurer als hier und irgendwie habe ich Damaskus und mein „Zuhause“ ein wenig vermisst. Ja also nach all diesen Ereignissreichen Tagen ist für mich jetzt wieder das Daily life angesagt… mal sehen was die nächste Zeit noch so bringt.

Ach so Fotos konnte ich leider keine machen da ich – und das ausgerechnet in Petra – meine Kamera in Damaskus vergessen habe. Naja…

Also ansonsten kommt sicher auch bald wieder was neues von mir, bis dahin liebe Grüße,

Euer Tobias

Damaskus und was sonst so geht…

So, da ich ja, wie ihr sicher gesehen habt, meinen Blog mal nach langer Zeit wieder aktualisiert habe, kommt jetzt auch noch was zu meiner aktuellen Lage. Kurz nach Neujahr gibt es im Institut ne Menge zu tun, im Mai soll vom DAI eine Ausstellung stattfinden und ich soll stark mithelfen, unter anderem beim Entwurf der Broschüre, die also schon relativ fertig gemacht werden soll, so lange ich noch da bin und das ist nicht mehr so lange. Ehrlich gesagt verging die Zeit wie im Flug. Am Wochenende fahre ich nach Amman und treffe dort meine mitfreiwilligen zum Zwischenseminar. Ich komme wahrscheinlich am 18 oder 19 zurück. Dann sind es nur noch ein Monat und 3 tage bis ich wieder nach Deutschland komme. Obwohl die Zeit hier in Damaskus einfach unbeschreiblich toll war und auch immernoch ist sowie auch im letzten Monat definitiv noch sein wird, freue ich mich verdammt nochmal auch wieder auf Deutschland. Denn irgendwann gehen einem bestimmte Dinge einfach zu gut Deutsch auf den Sack, seltsamerweise sind es die Kleinen Dinge, z.B. dass man abends kein fließendes Wasser hat, dass die Strassen uneben sind und man beim Schlendern sich nicht umgucken kann weil man die ganze zeit auf den Fußweg achten muss, der Verkehr an sich, die Sanitären Anlagen, all das kann man definitiv ertragen, andere (z.B. in Afrika) leben sicherlich in noch viel schlechteren Umständen, aber wie ich sagte, es nervt einfach irgendwann. Vielleicht ist man als Deutscher einfach zu verwöhnt, aber so ist das nun mal. Vielleicht würde ich anders denken wenn ich, so wie einige meiner Mitfreiwilligen, mir zu Wiehnachten einen Deutschland-Urlaub geleistet hätte, ich habe es aber nicht und ich bereue es auch nicht hiergeblieben zu sein. Übrigens habe ich festgestellt dass ich noch nie mal so richtig Bilder von Damaskus, der Altstadt usw. reingestellt habe, das sei hiermit getan (siehe Fotos), an sonsten kommt dann nach dem Amman-Aufenthalt wieder was neues.

Bis bald,

Euer Tobias

FOTOS:

Umayyadenmoschee:

Früher teil des Jupitertemüels, heute der Eingang zum größten Suq (Markt) Damaskus, dem Suq Al-Hamidieh

Die Altstadt:

Silvester in Beirut: Wir lassen’s Krachen

Das erste was mein Bruder gesagt hat, als ich ihm erzählt habe dass ich über Silvester nach Beirut fahre war: „Du bist ja krass drauf.“

Okay vielleicht hat er damit nicht ganz unrecht aber lasst euch sagen: Beirut ist toll und ausser dem gepanzerten UN-Amphibienfahrzeug mit dem Gasmaskierten Blauhelmsoldaten oben an der MG war von Krieg und Bomben und Terror im Libanon nichts zu sehen. Das ganze war eine Dreitägige Reise vom 30.12. bis zum 01.01. Ich fuhr mit meinem arabischen Freund Wael und einigen mir und ihm unbekannten Syrern mit einem Minibus dort hin, um ordentlich ins neue Jahr zu feiern. Die fahrt an die Grenze dauert nicht sehr lange und schon bald sind wir da. Zunächst möchte ich euch an dieser Stelle einen kleinen Nahost-trick verraten, besonders wenn ihr vorhabt, mal hier her zu reisen und wenn ihr mal an die Grenze kommen solltet. An den meisten Grenzen findet man für Ausländer zwei Schalter: über dem einen steht einfach nur „foreigners“, dieser ist auch meist relativ voll und man muss lange warten bis man drankommt. Dann gibt es noch einen zweiten Schalter, der meist weniger voll ist: über diesem steht die Aufschrift „Diplomats“. Ordnungsgewöhnte Europäer stellen sich natürlich ordnungsgemäß bei „foreigners“ an und warten ewigkeiten, zu mal sich viele arabische Ausländer, z.B. aus dem Libanon, gerne unter irgendeinem Aufwand vordrängeln, denn wirkliche „schlangen“ zum Anstehen gibt es im Orient oft nicht, sondern „trauben“ die sich vor den Schalter quetschen, das traurige: man muss mitquetschen, sonst kommt man nicht dran, sich aufregen und sagen „stell dich hinten an“ geht nicht, da es erstens oft unklar ist wo überhaupt „hinten“ ist und zweitens derjenige einem zweifelsohne den Vogel zeigen würde…andere Länder andere Sitten. Aber dieses System hat auch sein gutes: Denn den Grenzbeamten ist es genauso egal wer sich gerade vordrängelt, wie ob man nun ein Diplomat ist oder nicht. Man geht also einfach zum Diplomatenschalter. Die arabischen Ausländer trauen sich das wohl nicht, ein Europäer geht aber immer als Diplomat durch. Ich war in diesem fall sogar schneller an der Grenze als die Syrer. Im Libanon angekommen ging es erst einmal zu Mc Donald’s und ich hätte nie gedacht dass ich mal so ne lust habe zu „Mäcces“ zu gehen wie dort. Denn in Syrien gibt es aufgrund des Embargos gegen die USA kein Mc Donald’s oder Burger King. Also rein mit den Burgern ^^. Das Libanesische Geld ist übrigens grauenhaft. Es sieht aus wie spielgeld und hat unheimlich viele nullen und ist zudem noch total blöd umzurechnen. 2000 Libanesische Pfund sind nämlich ungefähr ein Euro. Egal, ich habe mir vorsorglich einige Dollar gezogen, die werden im Libanon nämlich oft viel lieber genommen als Pfund. Dann ging es ab nach Beirut feiern, Beirut an sich ist sehr schön am Meer gelegen, der Unterschied zu Damaskus fällt sofort auf, alles sieht einfach viel moderner, viel westlicher aus. Leider werden wir aufgrund der ganzen Feierei wenig von der Stadt sehen, dennoch haben wir die nacht durchgefeiert und waren erst morgens um Acht im Hotel. Das Hotel liegt etwas ausserhalb von Beirut in einem Ort Namens Faraya. Das Hotel ist wunderschön auf einem Berg gelegen, von dem aus man nach unten Beirut sehen kann. Faraya ist ein Skiort und es gibt an jeder Ecke Läden mit Snowboards und Skizubehör. Der Berg (seinen Namen weiß ich leider nicht) etwas weiter im Hintergrund hat eine dicke Schneehaube…wenigstens bekomme ich ein wenig schnee zu gesicht J . Am 31 stehen wir am Nachmittag auf, es gibt frphes Abendbrot und dann geht’s schon wieder auf zur nächsten Feier, diesmal direkt in Faraya und wir feiern ins neue Jahr, undzwar eine Stunde früher als die Deutschen. Um 1 uhr denke ich noch an meine Familie in Deutschland und bin auch ein wenig traurig… leider gibt es oben in Faraya keinen Handyempfang. Zurück im Hotel schlafen wir bis mittag/nachmittag und fahren noch einmal nach Beirut zur „City Mall“, die sich von einem modernen europäischen Einkaufszentrum nicht unterscheidet. Es gibt hier aber sogar ein Starbuck’s J. Danach ging es wieder richtung Damaskus, insgesamt habe ich viel gefeiert, meinen besten arabischen Freund Wael viel besser kennengelernt und ne Menge spaß gehabt. Ein schöner Ausflug war’s in Beirut. Manchmal ist es auch gut „krass drauf“ zu sein.

FOTOS:

Beirut at night

Das Hotel in Faraya bei Beirut

Wilkommen im Orient, wo alles immer so schön warm und Sonnig ist und die Palmen blühn und die Beduinen selbst im Winter Datteln essen…… JA KLAR!!!!

Weihnachten in Damaskus…

Ja es ist Weihnachtszeit im Orient und hier,garnicht sooooo weit von dem Ort an dem vor 2000 Jahren das Jesuskind geboren wurde wird natürlich auch ordentlich gefeiert. Hier möchte ich kurz beschreiben, wie die Wehnachts- und Adventszeit im Orient aussieht und wie ich mich in dieser Zeit gefühlt und was ich erlebt habe. Die Adventszeit in Damaskus ist definitiv anders als in Deutschland. Sie unterscheidet sich zwar von anderen Zeiten des Jahres, was man allein schon an den geschmückten und mit Neon-Ketten behängten Schaufenstern sehen kann, wird aber sagen wir mal nicht so extrem gefeiert wie in unseren Breiten. Also um mal ein Beispiel zu nennen, besser gesagt das Beispiel was wohl auch gleichzeitig den extremsten Unterschied zu unserer Adventszeit darstellt: In Deutschland fährt man anfang Dezember (viele fangen auch (leider) schon viel früher damit an und die Supermärkte sogar ab ende September J ) allen möglichen Weihnachtsschmuck hoch und verwandelt alles mit einem Mal in eine Weihnachtsstube, undzwar komplett ausgerüstet mit Lichterketten, Schwibbögen, Weihnachtsmännern und was weiß ich nicht noch alles. Das ist zunächst auch oft schön anzusehen, wird aber im Laufe des Dezembers relativ langweilig, weil man dann irgendwann alle Ausschmückungen seiner Nachbarshäuser schon kennt. In Damaskus läuft das etwas anders. Anfang Dezember fängt man ganz langsam an, die Altstadt zu schmücken und im Laufe des Monats kommt schritt für schritt immer mehr dazu, sodass die vorfreude auf das Weihnachtsfest auch mit der Schrittweisen Ausschmückung doch sehr gut verstärkt wird. Zunächst werden die Lichterketten ausgehängt. Dann kommt der Fensterschmuck hinzu. Später stehen überall kitschige Weihnachtsmänner und Rentiere mit roten Nasen in den Schaufenstern und zum Schluss kommen die Weihnachtsbäume. Der Weihnachtsbaum hier bei uns (siehe Fotos) ist natürlich aus plastik. Man kann sich gewisse Zedernarten, die weihnachtsbaumähnlich aussehen, allerdings nach einer gewissen Zeit furchtbar nadeln, in den örtlichen Baumschulen kaufen. Die aus Norwegen importierten Blautannen sind da schon ein wenig teurer. Was in Deutschland so 10 bis 30 Euro kostet, ist hier in Syrien 100 bis 150 Euro wert. Da greift man doch lieber zur Plastik. Eine Weihnachtskrippe gibt es natürlich auch bei uns stehen vor dem Weihnachtsbaum sogar 2 Krippen, eine etwas Größere und eine Kleinere. Die Temperaturen gehen einem hier im Winter doch relativ in die Knochen, auch wenn die Gradzahlen de facto nicht sonderlich hoch sind. Meistens hat man so 10 bis 12 Grad die sich anfühlen wie 5. Trotz der relativen kühle ist es aber merklich wärmer als in Deutschland, was ich sehr angenehm finde. Dennoch vermisse ich den Schnee ein wenig, denn bisher ist hier noch nicht eine Flocke gefallen und durch die Tagsüber dennoch sehr präsente Sonne, will sich ein richtiges Weihnachtsgefühl einfach nicht einstellen. Ausserdem fehlten mir natürlich einige Sachen, die ich in Deutschland sonst gehabt hätte so wie der übliche Christstollen und die Lebkuchen, so wie die Plätzchen. Freundlichsterweise hat meine Familie mir ein tolles tolles Weihnachtspaket geschickt mit allem drum und dran…äähh drin J . Daher hatte ich wenigstens ein bisschen „deutsche Weihnacht“ hier in Damaskus. Natürlich habe ich die Sachen auch gerne mit meiner Familie und meinen Freunden geteilt, die ganz aus dem Häuschen waren. Nur Marzipan mögen die Araber anscheinend nicht so gern ^^ . Das Weihnachtsfest an sich ist hier auch relativ groß aufgezogen, es wird toll gekocht und die Familie trifft sich zur Bescherung. Wie auch in meiner Familie in Deutschland üblich, verkleidet sich einer (in diesem Fall der Schwiegersohn meiner Gastfamilie) als „Papa Noel“ (also Weihnachtsmann) und bringt die Geschenke. Komischerweise beschenken sie sich nicht gegenseitig; es gab lediglich eine Menge Geschenke für den kleinen 2 Jahre alten Fadi. Danach wurde ordentlich getafelt und auch an den Weihnachtsfeiertagen gibt es einiges Gutes zum Essen: Da gibt es Rindfleisch, Spinatteigtaschen mit so Granatapfelkernen drin, mit einer Reis-Fleisch-Mischung gefülltes Lammfleisch und und und. Dennoch gebe ich ehrlich zu dass ich den jährlichen Entenbraten doch irgendwie vermisst hab ^^. Und die Würstchen mit Kartoffelsalat natürlich auch, aber Schweinefleisch ist sowieso das, was ich an Essenssachen hier am Meisten vermisse ^^. Gut also so viel hier zum Weihnachtsfest. Dass ich nicht mit meiner Familie gefeiert habe war in der Tat etwas gewöhnungsbedürftig, aber meine Gastfamilie hat sich wirklich rührend um mich gekümmert und mir ein sehr gutes „Zuhause“ Gefühl gegeben. So nun noch ein Paar fotos:

FOTOS:

Die Weihnachtskrippe

Der Weihnachtsbaum

Das kiffende Räuchermännchen aus dem Erzgebirge ^^

Nachtrag: Im Hammam

Hallo liebe Leute, schon lange habe ich nichts mehr geschrieben, denn die Weihnachtszeit ist nah und da ist allerhand zu tun. Nicht nur gemütliche Weihnachtsfeiern des DAI stehen an, sondern auch das Päckchen packen ist angesagt und es ist ziemlich aufwendig, all die tollen sachen zu besorgen, die typisch für Damaskus und Syrien sind. Heute möchte ich allerdings von etwas erzählen, was ich bereits vor einigen Wochen erlebt habe: Einen besuch im Hammam. Hammam heißt auf Arabisch einfach nur „Bad“, auch das Badezimmer heißt Hammam. Wenn man jedoch sagt, ich gehe heute ins Hammam, meint man natürlich keineswegs das übliche Badezimmer, sonder das „türkische Bad“, ein öffentliches Gebäude in dem man sich mal so richtig schön Waschen kann…. oder Waschen lassen. 🙂

Der Normale Europäer geht an solcherlei sachen natürlich erstmal etwas vorsichtiger heran. Etwas beängstigt gehe ich durch den schmalen Zugang zum Hammam „Nur-Ed-Din“ das wohl berühmteste und älteste Hammam in Damaskus, zudem auch noch architektonisch wertvoll, da es den Altstadt-Stil über die jahrhunderte behalten hat, und noch immer dampft es wie eh und je. Er liegt sehr schön am Süßigkeiten-Suq mitten in der Altstadt. Als ich reinkomme sehe ich die gerade fertig gebadeten Syrer in Handtücher eingewickelt und gemütlich auf arabischen Kissen und teppichen sitzend und ihre Wasserpfeiffe rauchend. Das ist nämlich das Hammam-Flair: Gechillt rumsitzen und es sich gut gehen lassen. Ich bestelle ein türkisches Bad mit Massage, Sauna lasse ich erst einmal weg und ziehe mich aus, und lege eins der Hammam-Tücher um. Danach geht es mit komischen Holz-Latschen ins Bad. Dort ist es wie in einer Sauna, ganz heiß und eine extrem hohe luftfeuchtigkeit, so hoch dass man vor Wasserdampf fast nichts mehr sehen kann. Ich bekomme eine art schwamm in die Hand gedrückt, der aus einer art sehr weichem Stroh hergestellt zu sein scheint…schwer zu beschreiben und ein Stück Aleppo-Seife, die berühmteste und beste Seife Syriens. Unten an der Wand verteilt stehen riesige Waschbottiche, in die ständig neues Wasser hineinläuft, aus schön verzierten Wasserhähnen sprudelnd. Ich suche mir einen freien Waschbottich aus und nehme mir eine der silber-glänzenden Hammam-Schüsseln. Jetzt schöpft man das Wasser aus dem Bottich und begiesst sich damit vollständig. Danach seift man sich ein, schrubbelt sich ordentlich mit dem Schwamm ab, um sich dann mit Wasser vom Schaum der Seife zu befreien. Diesen Vorgang kann man auch ruhig mehrfach wiederholen, denn es ist gemütlich dort zu sitzen und auch angenehm warm. Irgendwann ist der obligatorische Stroh-Schwamm jedoch zerfetzt und man geht wieder zurück in den etwas kühleren Vorraum. Dort wird mal dann nochmals eingeseift und mit einer art Lappen richtig abgeschrubbelt. Der Lappen scheint irgendwelche harten Borsten zu haben, wie eine Bürste, jedoch kleiner, aber genauso stabil, sodass man richtig wie ein Pferd abgeschmirgelt wird. Zunächst brennt das auch ganz schön, aber nachdem man dann wieder abgespült wurde , fühlt man sich gleich besser. Dann noch eine Ordentliche Massage und das nasse Hammam-Tuch, was man übrigens die ganze zeit anbehält und was danach natürlich klatschnass ist, wird durch ein dickeres, wärmeres Handtuch ersetzt. Dann geht man in den Eingangsbereich zurück und wird komplett in verschiedenste Tücher eingemummelt, sogar um den Kopf bekommt man eins gebunden. So sitzt man nun, frisch gebadet, chillig auf einem Kissen in der Ecke und bestellt sich n Tee, ne Wasserpfeiffe, ne Cola oder was auch immer. Insgesamt ein wirklich lohnenswertes Erlebnis, was jeder mal im Orient gemacht haben sollte.

Trip nach Palmyra

Palmyra ist einfach nur eins: Faszinierend. Inmitten der Wüste steht eine antike Ruinenstadt, direkt an einer Oase. Die Ruinen sind dermaßen imposant, dass selbst die Syrer hier oft einige Tage verbringen. Nach Palmyra bin ich letztes Wochenende gemeinsam mit Daniel, dem Praktikanten des DAI, gefahren. Wir kamen am frühen Nachmittag in Palmyra an. Zunächst schauten wir uns die Ruinenstrasse an, mit ihren vielen Säulen, dann den Baaltempel, der allerdings leider geschlossen hatte. Schon bald wurde es dunkel (es wird um 16:30 dunkel) und wir sahen nur noch den Sonnenuntergang, bevor wir im Restaurant gut speisten und dann ins Bett gingen. Am nächsten Tag waren wir um 5 Uhr auf den beinen. Es sollte hoch auf den Berg zur Zitadelle gehen, von dem aus man nicht nur einen tollen Blick auf die Ruinen sondern auch auf den Sonnenaufgang haben sollte. Auf dem Weg nach oben gabelten wir noch 4 andere Deutsche Studenten auf, die auch in Damaskus lebten und dort arabisch studierten. Oben angekommen mussten wir feststellen dass es einfach nur Arschkalt und Diesig war…der Sonnenaufgang war leider nicht zu sehen und auch die Ruine blieb im diesigen Dunst verborgen…naja manchmal hat man einfach Pech mitm Wetter. Danach ging es dann zu den alten römischen Grabtürmen (siehe Fotos). Die großen Grabtürme gehörten den Reichen, die kleinen den etwas ärmeren Familien (wat sonst). Danach haben wir uns dann in Ruhe den Baal-Tempel und die restlichen Ruinen (z.B. den Palast der Königin Zenobia) usw. angeguckt. Es war auf jeden Fall ein Tolles Wochenende mit viel spaß und viel zu sehen.

DAS ist Palmyra, hier reiten auch allerlei Tiere umher, wie z.B.:

Kamele oder

Pferde…. der Beduine auf seinem Motorrad hat leider angehalten, als wir ihn auf seinem Motorrad beim durchhuschen fotografieren wollten…

Willkommen im Orient, wo es immer so schön warm und sonnig ist……JA KLAR!!!

Der Sonnenaufgang war leider bei diesem kalten und dieseigen Wetter kaum zu sehen

So sieht es innerhalb eines Grabturmes aus

Der Baal-Tempel

Das Theater

Das Tetrapylon

Die Ruinen

Wer bei diesen Temperaturen in einem Beduinenzelt nächtigt ist entweder verrückt oder lebensmüde……oder beides.

Sonnenuntergang über der Oase von Palmyra

So weit erstmal von mir, Ich hoffe dass es euch allen gut geht und man hört bald wieder voneinander.

Bis denn

Euer Tobias

Trip nach Deir-Ez-Zor an den Euphrat

Deir-Ez-Zor ist eine für Syrische Verhältnisse relativ große Stadt (vielleicht so 150.000 Einwohner) und es ist, auch wenn das komisch klingen mag, eigentlich die bisher schönste Stadt die ich in Syrien kennengelernt habe. Damaskus ist Alt, schön, aber eben auch moderne Haupt- und Großstadt. Der Suq Al Hamidieh z.B. ist ein sehr schöner Suq, ein sehr alter Suq und auch sehr geschichtsträchtig, aber dennoch ist er überfüllt von Menschenmassen und er ist auch sehr lang, sodass jeder, der einmal dort hindurchgehen will sich auf eine lange quetsch- und Gerangeltour einstellen muss. Ganz klar, dass man den Suq an sich nicht so gut geniessen kann. Dann ist da die Altstadt. Wunderschön mit ihren alten Häusern, den kleinen Lädchen an der seite usw. Dann aber wiederum das Negative: durch die kleinen engen Gassen zwängen sich autos, sodass zwischen Wand und Auto gerade einmal ein Fingernagel passt, man muss ständig aufpassen oder in Haustüren ausweichen, damit man nicht umgefahren wird. Neulich war ich sogar zwischen zwei sich entgegenkommenden Autos eingesperrt. Dann sind auch in den Altstadtgassen viele Leute unterwegs…auch wieder Rangelei usw. Lange Rede kurzer Sinn: Deir-Ez-Zor ist anders. Vielleicht ist es auch das typische Gewohnheitstier-Prinzip, ich komme aus Magdeburg, eine relativ große Stadt, in der es aber auch noch relativ ruhig zugeht, wenn man sie mit anderen Städten vergleicht. Mann hab ich in Köln gelitten, diese Massen, diese Großstadt, oder Berlin, dagegen kann man Magdeburg tatsächlich als Dorf bezeichnen, aber wenigstens hat man Platz zum laufen. Deir-Ez-Zor ist das Magdeburg Syriens. Im Osten des Landes an einem großen Fluss gelegen und relativ ruhig für eine „Großstadt“. Der Verkehr dort ist toll. Große, gut ausgebaute straßen, die nur mäßig befahren werden, sodass man auch, ganz anders als in Damaskus, als Fußgänger eine chance zum Überleben hat. Der Euphrat ist besonders eindrucksvoll. Als wir ankamen war er ganz vom Regen geschwollen. Abends waren wir an der französischen Brücke, eine wunderschöne Brücke die über den Euphrat langt und vor der man einen atemberaubenden Blick hatte. In DEZ hatten wir eine gute Unterkunft gefunden. Zwar recht kühl, mit einer Dusche, die eigentlich nicht benutzbar war, aber dennoch annehmbar. In der nähe gab es ein gutes, sauberes und auch noch sehr günstiges Restaurant, das hervorragendes arabisches Essen zubereitete. 2 Nächte haben wir in DEZ verbracht und an beiden Abenden waren wir dort essen, es gab sogar Wein und Bier. Doch fangen wir lieber beim ersten Tag an:

Station 1.: Isriye

Hierzu gibt es nicht viel zu sagen: ein alter Tempel wie es hier tausende in Syrien gibt:

Image Hosted by ImageShack.us

Station 2.: Resafa

Das war dann schon interessanter. Resafa ist eine alte Ruinenstadt, die lange besiedelt und schliesslich von den Mongolen zerstört wurde. Sie ist allerdings hervorragend erhalten und es gab viele tolle Fotos :

Die Hallen von Moria 😛

Station 3: Halabiye

Eine wunderschön am Euphrat gelegene alte Burg, auf die man auch noch hochgehen kann, auch hier entstanden tolle Bilder undzwar nicht nur von der Burg, sondern vor allem auch von der Atemberaubenden Architektur:

Der tolle Blick auf den Euphrat

Toller Blick auf das Wadi

Deir-Ez-Zor:

Darüber habe ich ja bereits gesprochen: Wunderschöne angenehm ruhige Stadt, hier mal ein Paar Bilder:

Die französische Brücke über den Euphrat

Station 4:

Abu Kamal:

Kurz dazu: Wir waren zu 3t unterwegs: Kristina, wissenschaftliche Mitarbeiterin beim DAI Damaskus; Daniel, Praktikant und ich. Kristina wollte unbedingt an die Irakische Grenze….immer diese Kriegstouristen… naja aber Abu Kamal mit seinem alten Grabturm ist jetzt auch nicht sooo uninteressant:

Der Blick über die Landschaft

Die Irakische grenze….unspektakulär wenn ihr mich fragt

Einer der alten Grabtürme

Station 5:

Dura-Europos:

Eine GIGANTISCHE antike Ruinenstadt mit einer Vielfalt an Tempeln, Palastbauten und anderen Gebäuden. Besonders interessant ist die Vielfalt an Gotteshäusern hier, es reicht von Hethitischen bzw. Altarabischen Gottheiten über römische Götter bis hin zu Synagogen:

Station 6: Mari

Ein riesiger Palastbau von vor puh keine ahnung 5000 Jahren vielleicht? Evtl. noch älter so genau hab ich das nicht mehr im Kopf. Es ist auf jeden fall kurz nach den Sumerern und die waren ja die erste Zivilisation überhaupt mit Ur und so. Auf jeden Fall hatte der König hier n ganz lustigen Namen, aber auch den hab ich schon wieder vergessen, wer lust hat guckt einfach mal im Net nach…evtl gibt’s ja ne Wiki-seite dazu ^^.

Station 7: Hethitertempel

Das hab ich ehrlichgesagt schon wieder vergessen, wann wir da waren und wo genau das liegt, es ist auf jeden Fall ein Tempel der Hethiter (älter als Römer und co. also frühzeit), berühmt für den tollen Löwen und die riesigen Fußabdrücke des Hethitergottes Ishtar, die in den Tempelfußboden eingemeißelt (oder vielleicht sogar eingetreten?) worden sind:

Station 8: Aleppo

Jaja leider leider schon wieder in dieser widerlichen Touristenstadt, in der man an jeder Ecke angelabert wird und in der es stinkt und die auch einfach nicht schön ist….lassen wir das, ich mag die Stadt einfach nicht

Station 9: Tote Städte

Uralte byzantinische Ruinenstädte, inmitten eines Olivenanbaugebiets. Der Kontrast zwischen den Olivenhainen und den alten Grabanlagen ist einfach toll:

Station 10: Simeonskloster

Hier saß der heilige Simeon auf einer Säule und wurde angepilgert. 40 Tage im Jahr soll er dort oben gesessen und gefastet haben und seinen Pilgerkumpels n nettes Sprüchlein mit auf den Weg gegeben haben oder vielleicht auch einfach nur n Segen. Die Klosteranlage ist einfach toll, besonders wenn man so schönes Wetter hat wie wir an diesem Tag:

Der letzte noch stehende Teil der Säule….viel ist davon nicht mehr übrig….

Station 11: Masyaf

Mein persönlicher Höhepunkt, ich mag ja das Zeitalter der Kreuzzüge so gerne…muss einfach ne coole Zeit gewesen sein damals. Umso besser dass es hier in Syrien so tolle Kreuzritterburgen gibt. Aber auch Arabische Burgen aus der Zeit gibt es viele, die die Kreuzritterburgen teilweise an Pracht übertreffen. Die Burg der Assassinen, namens Masyaf kennen die „Zocker“ unter euch vielleicht aus dem Videospiel „Assassin’s Creed“. Die echte Burg sieht natürlich etwas anders aus als im Spiel, ist ja auch schon zum Teil zusammengefallen. Die Assassinen waren bekannt für ihre hinterlistigen Mordversuche. Sie waren weder auf der Seite der Kreuzritter, noch auf der Seite Saladdins. Saladdin mochten sie aber noch weniger als die Kreuzritter, denn der wollte die Assassinen unbedingt in sein Bündis der Arabischen Völker mit einbeziehen, den Assassinen gefiel das aber garnicht, woraufhin sie 2 Attentate auf ihn ausübten, die allerdings beide misslungen. Keinesfalls hat man sich die Assassinen allerdings als akrobatische Messerwerfer mit verborgenen Klingen vorzustellen, sie waren mehr wie Spione, die in die heimlich in die Gesellschaft Saladdins eindrangen, um beispielsweise seine Speisen zu vergiften. Die Burg der Assassinen hatte damals Saladdin selbst lange Belagert, doch er schaffte es nicht, sie zu erobern und zog schliesslich mit seinen Truppen ab. Die Burg als solche ist noch sehr gut erhalten und man kann noch vieles wiedererkennen:

So das wars erstmal von diesem Ausflug, und schon geht es weiter mit Palmyra.

Neues aus Damaskus

Hallo liebe Leute,

Wie ihr sicher bemerkt habe, habe ich lange nichts mehr in meinen Blog geschrieben. Das lag vor allem daran, dass innerhalb der letzten 4 Wochen ein anderer Praktikant hier an dem Rechner gearbeitet hat, der den Internetzugang besitzt. Sprich: Ich kam höchstens mal kurz zum e-mails gucken ran. Doch jetzt soll es fröhlich weiter gehen mit Bildern und jeder Menge zu erzählen. Die Folgenden einträge werden beinhalten: 1. Die Reise nach Deir-Ez-Zor an den Euphrat 2. Die Reise nach Palmyra 3. Der besuch im Arabischen Bad, dem so genannten Hammam.

Alle diese Einträge werde ich natürlich entsprechend mit Fotos versehen, die euch einen Eindruck davon verschaffen werden, wie es mir hier so in den letzten Wochen erging und was ich alles gesehen und erlebt habe. Dieser, erste Eintrag seit langer Zeit soll sich allerdings mit meiner aktuellen Verfassung hier auseinandersetzen.

In den letzten drei Wochen bin ich viel viel viel gereist, was auch richtig war, denn drei Ziele hatte ich mir hier in Damaskus erwünscht: 1. Den Kontakt zur Bevölkerung aufzubauen, was ich seitdem ich im Bab Tuma wohne bereits geschafft habe. 2. Das Land zu bereisen und zu erkunden, was ich, so wie ich das sehe, auch mittlerweile zum Großteil geschafft habe und 3. Die Sprache auf einem guten, zwar nicht fließendem aber dennoch für mich für die Aufenthaltszeit eines halben Jahres entsprechenden Level zu beherrschen. Dieses Ziel habe ich definitiv noch nicht erfüllt. Das liegt generell an zwei Sachen: Erstens: ich unternehme auch gerne mal etwas mit den anderen Kollegen vom Institut, was nicht nur Zeit kostet, sondern auch Spracherfahrung, da ich mit denen ja deutsch spreche. Zweitens: Ich bin manchmal einfach zu faul mich einfach mal auf meinen Hosenboden zu setzen und zu lernen (Vokabeln!), was ich jetzt, nach dem Kollegen und Praktikanten alle wieder zurück nach Deutschland gefahren sind, hoffentlich öfter machen werde. Es ist einfach anders als in der Schule. Hier lerne ich die Sprache freiwillig, was nicht heißt dass mir Sprachen lernen in der Schule keinen Spaß gemacht hat und ich es nur gemacht habe weil ich es irgendwie musste, es ist nur so dass einem die Schule irgendwie eine Art Struktur vorgibt, die meist vom Lehrer bestimmt wird und in der man sich als Schüler bewegt und diese Sprache lernt, hat man eine solche Struktur nicht, so ist man ganz auf sich allein gestellt und muss sich selbst eine solche Struktur errichten und das ist oft nicht einfach bzw. es kostet viel Selbstdisziplin.

An sonsten geht es mir sehr gut. Die Arbeit läuft Super (ich digitalisiere gerade alte Stadtpläne, was zwar für den einen nicht sehr spannend ist, für mich ist es aber mittlerweile ENTspannend, denn wenn man mit dem Programm erst einmal umgehen kann, dann macht man das wie im Schlaf und nebenbei höre ich immernoch Hörbücher, im Moment das Silmarillion, die Vorgeschichte zu „Der Kleine Hobbit“ und der „Herr der Ringe“ – Trilogie von J.R.R. Tolkien). Das einzig störende ist, dass ich wahrscheinlich bis zum Ende meines Freiwilligendienstes aller zwei Wochen ausreisen muss, um meine Aufenthaltsgenehmigung zu verlängern. Das nervt und ist umständlich und das doofe ist, dass ich noch nicht mal jemanden dafür verantwortlich machen kann. Da ich die Geschichte aber jetzt nicht weiter ausbreiten möchte, bleibe ich dabei und sage, mit ausnahme der Ausreisen, lässt es sich nach wie vor als „Kulturweit“ – Freiwilliger in Damaskus beim DAI sehr gut leben.

Mittlerweile weiß ich auch mehr über das Zwischenseminar. Es wird Mitte Januar in Jordanien stattfinden. Ich freue mich schon sehr von meinen Mitfreiwilligen zu hören, wie es ihnen so ergeht. Wenn ich mir so angucke, wieviel Zeit noch vor mir liegt, fällt mir auf, wie bald ich schon wieder zurück bin und wie kurz das halbe Jahr eigentlich ist. Es kommt jetzt bald Weihnachten. Dieses Fest werde ich hier in Syrien bei meiner Orthodoxen Gastfamilie verbringen. Das wird sicher ein tolles erlebnis. Trotzdem werde ich die Deutsche Weihnacht vermissen (besonders die Fressgelage 😛 ). In der Weihnachtszeit habe ich 2 Wochen frei, denn das Institut schließt. Danach sind es noch nicht einmal 2 Wochen bis zum Zwischenseminar und danach wiederum wird es gerade einmal ein guter Monat bis zu meiner Abreise am 22.02.10 sein. Ich denke also praktisch schon in „Etappen“ und umso mehr wächst in mir das Bedürfnis, die Sprache doch etwas schneller und besser zu lernen, um auch das letzte von mir gesetzte Ziel erfüllen zu können. Doch genug von meinem Gemütszustand, jetzt geht es los mit Etappe eins: Deir-Ez-Zor und der Euphrat.

Deir Mar Musa die Zweite

Wer einmal im Deir Mar Musa war, der will da aucch nicht so schnell wieder weg. Wer sich jetzt denkt „What the fuck is eigentlich das Deir Mar Musa“, den kläre ich nochmal auf: Das Deir Mar Musa ist ein Kloster, weit ausserhalb von…allem, in dem man seine Ruhe finden kann und zu dem man hingeht wenn man einfach mal den tollen Sternenhimmel und die Stille der Wüste geniessen will. Das Kloster ist ne ziemlich geniale Idee, denn: Bezahlen tut man wie und was man will. Ob Naturalien, Geld oder Arbeitskraft oder sogar garnichts, je nachdem was man selbst dazugeben möchte. In diesem Kloster war ich damals schon mit Frau Markert, der Reporterin vom MDR gewesen, jedoch konnten wir dort nicht übernachten, weil unser Fahrer auf uns gewartet hat. Daher hab ich einfach meine beiden Mitarbeiter, Kristina und Daniel ins Schlepptau genommen, um noch einmal auf den Wüstenberg zu steigen und ganz intensiv das klosterleben mitzubekommen. Den Aufstieg empfand ich schwieriger als beim letzten mal, das Wetter war auch schlechter und vor allem sehr kalt. Oben angekommen ging es erstmal in den Aufenthaltsbereich. Das Kloster ist nämlich in drei Abschnitte geteilt: Ganz aussen das alte Kloster, in das man nur sehr selten geht, höchstens mal zur Messe oder so und an dem auch grad noch gebaut wird, links vom Haupteingang, der Frauenabteil, also praktisch dort wo die Badezimmer und Schlafzimmer für die Frauen sind, dort befindet sich auch der Speisesaal und der allgemeine Aufenthaltsbereich und Rechts vom Haupteingang, der Männerabteil. Wir waren also im Aufenthaltsbereich. Zur ankunft bekommen wir von einem der Brüder Tee eingeschänkt. Wir sitzen sehr lange und treffen viele nette leute. So z.B. Andrew, einen Neuseeländer mit Deutsch/Schweizerischen Eltern, der auch etwas deutsch sprechen konnte oder zwei Reporterinnen aus der Schweiz der Frauenzeitschrift „Annabell“ (ein kleines Grinsen konnte ich mir einfach nicht verkneifen). So saßen wir also eine Weile, bis die Schwestern und Brüder, die wohl den Tag über auf einem Ausflug waren, zurückkehrten, undzwar leider mit einer relativ großen Gruppe an syrischen Christen. Leider deswegen, weil große Gruppen an einem Ort der Ruhe halt einfach etwas stören ^^. Beim Abendbrot müssen alle mit anpacken und auftischen. Das Abendessen war arabisch. Man sitzt und hat einige Schüsseln mit Essen zur Auswahl. Z.B. kann man sein Fladenbrot nehmen, es zu einer kleinen Schaufel falten, es dann in das öl und anschliessend in das Sesam-Kräuter-Gemisch (ich vergesse den Namen immer wieder) tunken, es schmeckt wunderbar. Oder man nimmt mit Käse vorlieb. Ausserdem gab es auch noch Reis und Suppe. Danach wurde abgeräumt, natürlich auch von allen-viele Hände machen der Arbeit eben immer schnell ein Ende. Nachdem wir dann nochmal den einfach atemberaubenden Sternenhimmel genossen hatten sind wir dann auch ins Bett. Ich habe zusammen mit Andrew, Daniel und Abdul, einem Bruder des Klosters in einem Zimmer geschlafen. Nachts wurde es sehr kalt, denn das Kloster ist sehr hoch gelegen und Nachts in der Wüste ist es ja erstmal generell kalt. Ich habe mich also in meine beiden dicken Wolldecken eingemummelt, trotzdem war mir oft etwas kühl nachts. Am nächsten morgen war ich gerade pünktlich zum Frühstück wach.Wir haben natürlich wieder gut mit angepackt, dann haben wir unser Zimmer sauber gemacht und sind nochmal los auf eine sehr spannende Tour, nämlich durchs wadi. Eigentlich wollten wir ja nur mal rüber zum alten Kloster gucken. Leider war aber der Weg gesperrt, weil die syrischen Arbeiter gerade versuchten einen Traktor, der oben vom Berg runtergefallen war und nun immernoch da lag, wieder hochzuziehen. Also mussten wir aussen rum. Der Weg durchs Wadi war kein einfacher Wanderweg. Teilweise wurden uns spannende Klettereinlagen abverlangt. Belohnt aber wurden wir durch einen Tollen Ausblick vom Wüstenberg aus. Nachdem wir dann über eine Stunde die syrischen Arbeiter dabei beobachtet hatten, wie sie den Traktor hochhievten, besichtigten wir noch das alte Kloster und machten uns dann zusammen mit Andrew, der auch nach Damaskus wollte und den wir grad mal mitgenommen hatten, wieder auf den Weg zum sweet home.

FOTOS:

Blick vom Kloster aus ins Wadi

Blick auf den Wüstenberg, an diesem Seil wird übrigens der Korb mit Lebensmitteln usw. von unten hoch zum Kloster gezogen.

Das alte Klostergebäude

Die neuen Klostergebäude, das für die Männer hinten, vorne das für die Frauen

 
Zur Werkzeugleiste springen