Das Zwischenseminar in Amman
Tjaja, es ist mal wieder Zeit für ein wenig „Kulturweit“. Diesmal geht es für mich nach Amman, denn dort wird das „Kulturweit“-Zwischenseminar für all diejenigen Stattfinden, die im „Nahen Osten“ ihren Freiwilligendienst absolvieren. Die fahrt verläuft unproblematisch, mit einem Sammeltaxi geht es für 10 Dinar (umgerechnet auch etwa 10 €) von Damaskus nach Amman. Die fahrt dauert gerade einmal drei Stunden. Leider ist sie Landschaftlich weniger ansprechend, also schlafe ich eine ganze Weile. Ich unterhalte mich ein wenig mit dem Taxifahrer, er heißt Mohammad und hat zwei Töchter und einen Sohn, ansonsten halten wir ab und zu mal an und trinken den arabischen Kaffee (ich lieber Tee), bis wir an der Grenze ankommen. Da ich mich mit Grenzübergängen mittlerweile ganz gut auskenne, fülle ich schnell die Karte aus, tausche einige Syrische Pfund in JDs um und kaufe mir ein Visum für Jordanien. Dann geht es nochmal 1 ½ Stunden bis nach Amman. Der erste Eindruck von Amman hat mich ein wenig überrascht. Eine gute Freundin meinte mal zu mir, Amman sei im Vergleich zu Damaskus wie Ammiland, was ich jedoch definitiv nicht so sehe. Okay es gibt hier und da ein Mc Donald’s oder so und es ist halt auch wesentlich teurer, aber die Nahost-Probleme bleiben: teilweise schlechte Strassen, viele Kleinbaustellen, keine richtigen Regenabfangsysteme und und und. Erst wenn man tiefer in die Innenstadt kommt sehen die Häuser an sich etwas luxoriöser und schlicht moderner aus. Schließlich komme ich in der Taxistation „Abdali“ an, und bete den Taxifahrer mir sein Handy eben kurz zu leihen, da mein syrisches Mobiltelefon in Jordanien leider gesperrt ist (genauso wie auch die Israelischen Handies, was sich später rausstellte). Kurzerhand rief ich meine Mitfreiwillige, Lisa, in Amman an und sie kam um mich abzuholen. Dann haben wir erst einmal ganz in Ruhe meine Sachen zu ihr in die Wohnung gebracht (die übrigens ganz nett und geräumig ist) und sind dann noch abends ins Books@Cafe gegangen, ein nettes Cafe/Bar, wo wir dann noch gemütlich was getrunken und gegessen haben, eine Wasserpfeiffe war auch dabei. Das Trinken ist jedoch in Jordanien eine teure Angelegenheit, wer im Restaurant ein alkoholisches Getränk bestellt, zahlt nämlich 300 Prozent!!! Steuern, also kein Wunder dass es erstens deutsche Preise sind und zweitens dass der König so reich ist J.
Am nächsten Tag ging es dann mit dem Seminar los, wir holten am Mittag die Israelis von der North Station ab und fuhren dann gemeinsam noch etwas hinaus ins grüne um unser köstliches Schawarma zu geniessen. Danach ging es weiter in die Theodor Schneller Schule, die ein wenig ausserhalb von Amman liegt. Das Guest House der Schule war gerade ganz neu gemacht und daher auch sehr luxoriös im vergleich zu Damaszener Altstadtstandards. J
Im Seminar selber hatten wir viel Zeit zur Reflektion, haben aber auch gleichzeitig auf die Zeit geblickt, die noch vor uns liegt. Für mich war das Ganze natürlich weniger ein Ausblick als ein Rückblick, da ich, im Gegensatz zu der Mehrheit der Teilnehmer, ja nur noch 4 ½ Wochen hier bin und den Großteil meines Freiwilligendienstes schon hinter mir habe. Dafür war der Rückblick für mich umso wichtiger und Intensiver. Was ich bei dem Seminar gemerkt habe ist, dass es mir sehr gefehlt hat mich mit anderen Freiwilligen zu reflektieren, da ich ja in Damaskus der Einzige bin. Das hatte ich vorher garnicht so wahrgenommen, jetzt aber wo alle anderen da waren, die auch vorher schon dauerhaft miteinander gearbeitet haben, habe ich gemerkt dass mir eine solche Gruppe einfach irgendwie gefehlt hat. Ansonsten haben wir uns gegenseitig unsere Einsatzstellen vorgestellt, uns über den Nahen Osten und den Nahostkonflikt unterhalten, einen Filmabend gemacht, nach Jerrash gefahren (antike Stadt mit großem Forum und Theatern usw.) und haben uns gedanken über Projekte gemacht, die wir evtl in der verbleibenden Zeit noch realisieren wollen. Am letzten Abend gab es dann noch eine nette „Märchen-Runde“ in denen wir uns selbst ausgedachte Nahost-Märchen gegenseitig vortrugen. Es ging dabei um Rotlöckchen, Klemptner, die Rohre verlegen und Weihnachten 😛
Danach trennte sich die Gruppe und ich fuhr mit den drei „Schmidtis“ (Spitzname, da sie alle in der Ost-Jerusalemer Schmitd-Schule arbeiten) nach Petra. Wir kamen dort mit dem Service-Taxi gegen abend an. Wir haben ein günstiges Hostel gefunden, dass zwar aufgrund eines Boilerproblems ein wenig nach Diesel roch, aber naja, Naher Osten halt J . Für 7 € die Nacht inkl. Frühstück nahmen wir die Zimmer. Am ersten Abend gab es dann direkt „Petra by Night, eine Aktion die jeden Mittwoch bis Samstagabend gestartet wird. Dort werden in Petra auf dem Weg durch den Siq bis zum Schatzhaus ganz viele Kerzen aufgestellt und man geht im Halbdunklen Licht durch die Antike Stätte und setzt sich dann am Schatzhaus kurz zur Rast nieder, um traditioneller arabischer Musik zu lauschen oder dem alten Beduinen bei seinen Geschichten über Petra und seinem Stamm zuzuhören. Am nächsten Tag haben wir dann erstmal eine „Touristen-Route“ gemacht, sprich: uns erstmal alles angeguckt, was man halt mal gesehen haben sollte, wenn man in Petra war. Wir waren am Schatzhaus, sind durch den Siq gelaufen und dann hoch richtung Opferplatz, von dem aus man auch einen sehr schönen Blick hat. Der Tag war auch sehr schnell rum und endete mit einem Pizza-essen-gehen für 7.50€ pro Pizza Margherita. Der Zweite Tag war anstrengender, aber auch abenteuerlicher. Wir namen nämlich diesmal nicht den Touri-Weg, sondern den „Kraxel-Kletter-Weg“, der seinem Namen alle Ehre macht. Man muss durch schluchten Laufen, oft Klettern, über Abgründe springen und und und. Dafür wird man mit der wunderschönen Gesteinsnatur von Petra belohnt, die man nur auf diesem Weg so hautnah erleben kann. Als wir aus der Schlucht herausgekommen waren, luden uns noch einige Beduinen, die zufällig dort irgendwo in der Pampa saßen zum Tee ein. Wir unterhielten uns ein wenig und spielten auch etwas mit den Kindern, die sich freuten wie die Schneehasen. Die Beduinenkinder sind wirklich niedlich, sehen allerdings auch etwas ärmlich aus, sodass es oft wehtut die süßen Kiddies so zu sehen. Da die Beduinen nur untereinander heiraten dürfen und aus vielleicht 5 unterschiedlichen Familien bestehen gibt es oft Taubstumme Kinder, wegen der Erbschäden, diese werden besonders gern von den Bedus auf Touriverkauf geschickt, was natürlich etwas fies ist. Aber mal weg von den Leidlichen Geschichten hin zur Pracht von Petra. Nach dem Teekränzchen ging es dann hoch zum alten Kloster, das nochmal mindestens genau so prächtig ist wie das Schatzhaus selbst. Am ende waren wir einfach nur fertig und gingen nach Hause, um von dort ein Taxi nach Aqaba zu nehmen, eine Stadt am Roten Meer. Dort angekommen, fix ein Hotel gesucht und ab zum Strand gucken. In Aqaba gibt es tatsächlich ein richtiges arabisches Nachtleben, Familien und Junge Leute treffen sich dort abends, um am Strand Argileh zu rauchen oder Fußball zu spielen oder sich einfach gechillt am Strand zu unterhalten. Am nächsten Tag ging es dann nochmal zum Strand, es war der erste Arabische Strand den ich gesehen habe und sofort war ich erstaunt: Die Mädchen und Frauen gehen in voller Montur also sprich mit Pullover, Hose und Kopftuch ins Wasser undzwar alle. Kein Badeanzug oder so, von Bikinis ganz zu schweigen und selbst die Männer behalten oft ihr Unterhemd an. Für einen Europäer ein sehr seltsames Bild. Da ich leider meine Badehose vergessen hatte blieb ich am sonnigen Strand sitzen und genoss die Sonne und mampfte ein paar Orangen und Bananen. Die anderen waren alle kurz drinnen. Dann schnell wieder Sachen gepackt, den Rest aus dem Hotel geholt und schon hieß es wieder Abschied nehmen von den Schmidties, ich war ehrlich gesagt ziemlich traurig, denn wir waren schon eine echt coole Truppe und ich war echt froh dass ich mit ihnen mitgegangen war. Während die anderen sich in Richtung Palästina aufmachten ging es für mich zum Busbahnhof. Sofort sprach mich dort ein Taxifahrer an: „Amman?“ Ich „Jo“. Er wollte dann nur 2 Dinar von mir haben, was verdammt billig ist, ich frage ihn noch vier mal ob er wirklich nach AMMAN will und ob er dafür wirklich nur 2 Dinar haben will. Er bestätigte und ich stieg ins Taxi. Mit drei anderen Arabern fuhr ich also los. Da ich ziemlich geschafft war schlief ich ein wenig und wachte 1 ½ Stunden später auf. Der Taxifahrer lächelte mir ins Gesicht und sagte, dass wir nun da seien. Ich sah mich um und stellte fest dass dies sicherlich nicht Amman ist. Später stellte ich dann fest, dass mich der Taxifahrer statt nach Amman nach Ma’an gefahren hatte, was zwar ähnlich klingt aber eine ganz andere Stadt ist, die aber zum Glück auf dem Weg Richtung Amman liegt. Also nahm ich von dort ein Service Taxi nach Amman für gerade einmal 7 Dinar, was ganz okay ist, wie ich von einem Jordanier erfuhr. In Amman angekommen ging es dann mit Lisa zu ihr nach Hause. Sie erzählte mir von ihrem Trip nach Petra und ins Wadi Rum und dass sie dort 2 Italiener kennengelernt habe, die auch bei ihr übernachten würden. Die Beiden Italiener, ein Pärchen, waren Lorenzo, ein Anthropologe und Fotograf der jetzt in Mailand besitzer eines Eisladens ist und Carolina, die irgendwo im Kongo arbeitet. Wir haben uns alle Super verstanden und am nächsten Tag sind wir sogar gemeinsam nach Damaskus gefahren, was ziemlich cool war. Jetzt bin ich wieder hier und bin auch ein wenig froh darüber, denn in Amman ist es doch eine ganze Ecke teurer als hier und irgendwie habe ich Damaskus und mein „Zuhause“ ein wenig vermisst. Ja also nach all diesen Ereignissreichen Tagen ist für mich jetzt wieder das Daily life angesagt… mal sehen was die nächste Zeit noch so bringt.
Ach so Fotos konnte ich leider keine machen da ich – und das ausgerechnet in Petra – meine Kamera in Damaskus vergessen habe. Naja…
Also ansonsten kommt sicher auch bald wieder was neues von mir, bis dahin liebe Grüße,
Euer Tobias
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