Lösche in Gefahr

Lange hab ich schon nichts mehr in meinen Blog geschrieben, doch mittlerweile hat sich wieder einiges ereignet im fernen Osten. Anfangen möchte ich mit einer Geschichte beim Grenzübergang nach Libanon. Aus Visatechnischen Gründen muss ich nämlich öfters mal aus- und einreisen. Vornehmlich in die von Damaskus aus gesehen naheliegenden Länder, genauer gesagt in den Libanon und nach Jordanien. Letztes mal ging es mal wieder in den Libanon. Da man ja nicht einfach einmal durch die Grenze und dann gleich wieder umkehren will (wäre etwas offensichtlich ^^) machen wir dann immer noch einen kurzausflug ins naheliegende Grenzgebiet. Da gibt es z.B. alte Umayyadenstädte oder römische Tempel zu sehen. Wir haben uns diesmal für den römischen Tempel nahe der besagten Umayyadenstadt Anjar entschieden. Der Tempel ist von der Grenze aus schon zu sehen, er ist sehr schön auf einem Wüstenberg gelegen – die Römer wussten halt wo sie ihre Kultorte platzierten. Das einzige Problem – es ist keine große Touristenattraktion und daher touristisch nicht aufgearbeitet, sprich: schlecht zu erreichen, blöder weg, keine infotafeln etc., aber egal. Wir fahren also den schmalen weg durch ein kleines Dorf, in dem man den VW-Bully mit dem Diplomatenkennzeichen mit sehr großem Erstaunen wahrnimmt und dann noch ein stück weiter auf den Hügel, undzwar auf einem Weg, der definitiv nicht für VW-Busse geeignet ist. Oben angekommen steigen wir aus und sehen uns um. Der Tempel ist bereits gut sichtbar. Ausser dem Dorf hinter uns, aus dem uns komischerweise keine Schaulustigen Libanesen gefolgt sind, und einem Hirten samt seiner Herde ist nichts zu sehen. Achso mit „wir“ meine ich übrigens Marwan, den fahrer des Deutschen Archäologischen Instituts Damaskus, Alexander, Referent im DAI Damaskus, Kristina, eine Mitarbeiterin von mir und mich. Wir also zu viert zum Tempel hoch und plötzlich passiert’s. Es kommt der genialste Spruch meines Auslandsaufenthalts. Wenn irgendjemand mich einmal fragen wird: Was war DAS Zitat deines Auslandsaufenthaltes, dann werde ich das sagen: Denn in eben diesem augenblick sahen wir, dass das Gelände um den Tempel umzäunt war, darin eine kleine Betonbarracke, die Tür war offen aber kein Mensch zu sehen aber ein Zwei Meter langes stationäres Maschinengewehr lag in voller montur davor. Und jetzt das eigentliche Zitat. Ungewiss, was zu Tun ist, ergreift Alexander das Wort und macht einen Vorschlag: „Marwan gehst du mal vor, da liegt n Maschinengewehr.“ Ich musste so lachen wie lange nicht. Vielleicht erinnert sich der ein oder andere an die Operation „Menschliches Schutzschild“ aus Southpark-der Film, da musste ich dann als erstes dran denken und wenn man eine ähnliche szene wie aus south park im richtigen Leben erlebt dann muss man einfach lachen. Und der Spruch ist auch lustig wenn man den Film nicht kennt. Ganz nach dem Motto: „Schick doch einfach mal den Syrer vor“ 🙂 Auf jeden Fall DAS Zitat des Aufenthalts für mich. Vielleicht findet ihrs auch garnicht lustig, oft ist sowas auch nur in der Situation komisch, aber ich wollts trotzdem mal erzählt haben. So aber nun geht die Geschichte weiter: Nachdem Alexander besagten Spruch und ich mich halb kaputt gelacht hatte, traten zwei Libanesische Soldaten aus der Barracke, mit Sturmgewehren, versteht sich. Kristina hat sich wohl nicht so gut in ihrer Haut gefühlt, ein verzweifeltes „Ach du scheisse“ höre ich ihr entwischen; später erinnert sie sich garnicht mehr, dass sie das wirklich gesagt hat. Zum Glück gab es da aber auch noch einen ganz ohne Maschinengewehre, der uns dann gerne durch die antike Tempelanlage eskortiert hat, es hat leider gergnet und die Kamera hatte ich auch nicht dabei (falls ich dort überhaupt hätte Fotos machen dürfen) aber an sich sind wir doch noch sicher durch den Tempel, den Hügel runter und durch die Libanesische Grenze gekommen. Dennoch war es eine sehr … interessante erfahrung gewesen… und wir wissen an wen wir uns wenden müssen, wenn wir mal wieder zufällig ein Maschinengewehr brauchen sollten 🙂 .

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