Die Reportage

Es ist Mittwoch der 14 Oktober 2009. Stefanie Markert, ihrerseits Reporterin beim MDR, hat sich entschlossen über mich zu berichten und mich eine Woche lang zu begleiten. „Auswärtsspiel“ nennt sich das Programm der Deutschen Welle, das 5 junge Menschen aus Deutschland, die im Ausland arbeiten, begleitet. Mit der Reporterin hatte ich mich zuvor schon in Magdeburg bei einem Kaffee getroffen, daher kannten wir uns also schon. Hier möchte ich nun den Hergang der Reportage etwas näher erläutern und was ich in dieser Woche alles erlebt habe. Das ganze wird auch mit Fotos dokumentiert werden, ihr könnt euch also wieder auf Bilder aus der Wüste freuen 🙂 .

Tag 1 : Altstadt, Familie und co.

Frau Markert kam am Mittwoch erst so gegen 16 Uhr an. Es folgte eine Führung durch das Institut. Hier wurde ich viel befragt, was ich denn hier genau machen würde, wo mein Arbeitsplatz sei, ob mir die Arbeit spaß machen würde, wie das Arbeitsklima ist usw. Nach dieser Führung bin ich mit ihr erstmal ins Hotel Europe gefahren, in dem sie sich einquartiert hatte. Kurz danach ging es weiter zum Bab Tuma und zu meiner Gastfamilie. Die Reporterin war sofort von den Altstadthäusern fasziniert und beneidete mich um meine Situation. Die Gastfamilie nahm, wie sollte es auch anders sein, die Reporterin mit großer Gastfreundschaft auf. Hier wurden viele Fragen an die Familie gestellt, an meinen Gastbruder, wie er es mit mir findet, an meine Gastschwester, was sie studiert usw. Wir wurden Samstag um 10 Uhr zu meinem Gastvater in die Werkstatt eingeladen, er gehört zu den Wenigen, die die berühmten Arabest-Schatullen noch selber in einer Werkstatt herstellen, nach der althergebrachten art (bei ihm wird auch nur echter Perlmutt verwendet und kein Plastik-Immitat, wovon wir uns vor Ort in der Werkstatt überzeugen konnten, aber dazu später). Später am Abend gab es dann noch lecker essen in meinem Lieblingsrestaurant im Bab Tuma.

Tag 2: Shir und Hama (AUSGRABUNG!!!)

Am nächsten Tag ging es früh mit dem Fahrer los nach Shir. Frau Markert wollte nämlich gerne – wie sollte es auch anders sein – mich mal auf ner Grabung sehen…bzw hören denn das ganze ist ja größtenteils für das Radio bestimmt. Kurz einige Worte zu Shir: Shir ist ein Neolithischer (Neusteinzeitlicher) Fundplatz, dort hat man neben verschiedenen neuntausend jahre alten Häusern auch einige archäologisch interessante Gräber gefunden. Dort angekommen (es liegt ziemlich in der Pampa), gab es erstmal ein zweites Frühstück (ich hatte morgens im Bab Tuma frische Croissants besorgt), danach wurden wir von einem der Grabungsmitarbeiter auf der Grabung herumgeührt, er hatte sehr viel ahnung und es war auch sehr interessant ihm zuzuhören. Dann musste ich (für’s Foto) auch mal selber ran. Ich musste Nivellieren (zu deutsch: Ausmessen), Keramikscherben putzen und dann das highlight: Ich habe ein Stück neuntausend Jahre alten Fussboden freigelegt. Das war mein erster archäologischer Erfolg 🙂 . Nach der Besichtigung von Shir ging es weiter nach Hama, etwa 20 Minuten von Shir entfernt.

Hama ist eine der größeren Städte Syriens. Bekannt ist sie vor allem durch die so genannten „Norias“, das sind Wasserräder, die die Römer gebaut haben, um Wasser vom Grund also z.B. von Flüssen oder Seen auf ein Aquädukt zu heben. Diese Aquädukte haben das Wasser dann an Stellen transportiert, die weniger wasserreich waren. Nachdem wir uns die Wasserräder genau angesehen hatten, sowie auch die Altstadt und den prächtigen Azm-Palast, gingen wir in die „Arba Noair“, übersetzt die „vier Norias“, ein Restaurant, von dem aus man einen Wunderschönen Blick auf 4 der antiken Wasserräder hat und das Essen auch sehr lecker schmeckt.

Tag 3: Crac de Chevaliers, Maalula, Deir Mar Musa

Der dritte Tag war der absolute Hammertag, denn es gab viel zu sehen und vor allem – viel zu laufen. 7.30 Uhr ging es los richtung Crac des Chevaliers, eine gigantische alte Kreutzritterfestung, die praktisch komplett erhalten ist. Der weg führte uns durch die Aussenmauer, in der sich neben zahlreichen, riesigen Stallungen auch ein Mamelukisches Bad und Lagerräume befanden, weiter über die innenburg mit den Rittersaal, der umgebauten Moschee und dem grossen Burgplatz bis hoch auf den Burgfried, in dem man nicht nur eine Wunderbare aussicht geniessen konnte, sondern in dem sich auch der mächtige Thronsaal befand. Besonders spannend, nicht nur im Crac sondern generell in Syrien ist, dass die Sehenswürdigkeiten nicht alle so Touristenfreundlich hergerichtet sind, weil man hier noch nicht so lange mit dem Tourismus konfrontiert ist. Das heißt: an vielen Stellen muss man antike Mauern erklimmen oder abgebrochene Treppen hochkrackseln, das ist sehr abenteuerlich.

Nach diesem Gigantischen event folgte gleich das nächste: Die grösstenteils von Christen bewohnte Stadt Maalula. Dort befindet sich wahrscheinlich die älteste Kirche der WELT. Ausserdem ist es der einzige Ort, in dem noch fließend Aramäisch gesprochen wird, die Sprache Christi. Zunächst haben wir die besagte alte Kirche besichtigt. Dort gab es auch ein Interview mit dem Vater höchstpersönlich, eine sehr mächtige Aura haben diese Orthodoxen Würdenträger ja, das muss man ihnen lassen. Dann ging es weiter zu Thekla. Thekla ist eine Heilige, die Geschichte zu ihr ist folgende: Thekla wurde von Räubern überfallen, ist geflohen, fand aber keinen unterschlupf, doch plötzlich tut sich vor ihr eine Grotte auf, sie schlupft rein und die Grotte schliesst sich wieder hinter ihr. Praktisch. Dort überlebte sie auch einige Tage durch heiliges Wasser, auch praktisch. An dieser Grotte steht heute ein modernes kloster. Man kann immernoch in die angebliche Grotte hinein und sogar das heilige Wasser aus einer schüssel schlürfen. Ich hab mir mal keinen Schluck genehmigt, denn wenn da täglich 500 Leute aus aller Welt an der metallschale rumschlabbern muss ich erstens nicht meine Bazillen noch dazu packen und zweitens deren bazillen auch nicht unbedingt mit aufnehmen. Das kloster erreicht man übrigens durch eine Eindrucksvolle schlucht, die ein ganz bisschen an Petra erinnert, nur dass der Fels hellgelb und nicht so rötlich-braun ist wie in Petra.

Das dritte und gigantischste event war jedoch der Besuch im Deir Mar Musa. Das Deir Mar Musa ist ein altes Kloster, irgendwo in den Bergen östlich von Damaskus, man kommt dort ziemlich schwer hin, aber es ist wirklich beeindruckend. Wie ein Kleinod erstreckt sich der Klosterkomplex mitten in der felsigen Wüstenlandschaft. Wenn man an der Asphaltstrasse unten ankommt muss man noch ein ganzes Stück laufen und dabei viele Treppen und Felskanten erklimmen. Oben angekommen erwarten einen gastfreundlich die Brüder und Schwestern des Klosters, machen einem Tee usw. Was ist jedoch das ganz besondere an Deir Mar musa? Es sind prinzipiell zwei sachen: Erstens man kann dort nächtigen, einfach aber in Ruhe und Stille , über die Bezahlung entscheidet man selbst: entweder man gibt etwas geld oder man bringt essen und Trinken mit oder man hilft den Brüdern und schwestern bei den alltäglichen Arbeiten (manchmal muss man sogar richtig schuften, sprich: Wäsche mit Hand waschen usw.) oder man bezahlt einfach garnichts. Es ist einem komplett selbst überlassen. Das zweite ist: Es ist ein Ort der Ruhe. Leute kommen hierher um zu meditieren, um vom alltag abstand zu nehmen, um Pause zu machen. Hier ist noch richtig altes Klosterleben angesagt, morgens gehen Mönche und schwestern auf die Wüstenfelsen zum Kräutersammeln und sowas. Es ist auf jeden Fall unglaublich, wer sich mehr informieren will sollte mal auf www.deirmarmusa.org vorbeischaun. Als ich dort war war mein erster Gedanke: Hier will ich auch nochmal 4 Monate oder so Praktikum machen!!! 🙂

Nach einem Düsteren abstieg über die Felsen, kamen wir dann doch sicher mit dem Fahrer nach Hause ins verdiente Bett.

Tag 4: Damaszener Altstadt

Am vierten Tag gingen wir es dann etwas ruhiger an. Altstadt war angesagt. Zunächst besuchten wir die Werkstatt meines Gastvaters, kurz dazu: In Damaskus gibt es ganz besondere Schatullen, die mit Arabest verziert sind. Die Touristen lieben sie, ich gebe zu, ich auch, es gibt sie in allen Formen, Farben und größen. Leider gibt es kaum noch Leute, die diese Kunst per Hand herstellen, heute wird alles maschinell gemacht und der Perlmutt ist kein echter Perlmutt sondern plastik, aber in dieser einen Werkstatt kann man sich noch selber von der Handarbeit überzeugen. Mein Gastvater macht das zusammen mit seinen beiden Brüdern und noch so einem Onkel. Sie stellen praktisch alles her: kleine Schatullen, Große schatullen, Kreuze, Stifthalter, Schach/Backgammonspiele, ganze Tische, alles. Ich lad demnächst mal ein Foto dazu hoch.

Nach der eindrucksvollen Besichtigung der Werkstatt ging es dann weiter über die Umayyadenmoschee, die Suqs, Karawansereien und und und, da ich öfters noch hier in der Altstadt rumgurken werde versuche ich mich hier mal kürzer zu fassen und lass euch etwas zappeln 🙂 .

Tag 5: Bosra

Bosra ist eine Antike Stadt, vor allem bekannt durch das best erhaltene Theater der Welt, es gibt aber auch verschiedene Tempelanlagen und ne Moschee und bla, siehe Bilderbeschriftung, ich kann nur eins sagen: viel viel viel zu sehen und abends totmüde ins Bett gefallen. Es gab allerdings am Abend noch einen Höhepunkt: Die Reporterin hat mich netterweise am letzten Abend zu einem hervorragenden Essen im Bab Tuma eingeladen. Es gab drei Gänge mit „Antipasti“ am Anfang, einer gemischten Grillplatte und zum Nachtisch frisches Obst und Gebäck, es war vom Feinsten; in einem sehr edlen Altstadtlokal. Damit war es also zu Ende mit der Fragerei, wann wo und wie ihr das ganze hören/sehen könnt sag ich euch in 2 Wochen.

Fotos:

ein kleines Theater bei Bosra

Der Antike Tempel in Qanawat, an dem wir auch vorbeigekommen sind, als wir nach Bosra gefahren sind. Qanwat hat seinen Namen jedoch nicht wegen des Tempels, sondern wegen der römischen Kanäle (Qanats), die unter der Erde verliefen.

Ein mehrere tausend Jahre alter Sarkophag.

Ein modernes Denkmal an die gefallenen Revolutionäre.

Alles bilder des best erhaltenen Theaters der Welt, schööööööön

Die Antike Stadt um das Theater herum (Das alte Theater wurde übrigens zur Festung ausgebaut…sieht man auch auf den Bildern, daher siedelte sich die Antike Stadt um die Festung herum)

Das alte Eingangstor der Stadt

Die alte Moschee

So das waren die Fotos, ich hoffe ihr hattet spaß 😛

Tag 6: Baalbek

Am Sechsten tag war ich in Baalbek….moment mal die Reproterin ist doch schon weg? Ja aber trotzdem durfte ich heute mit unserem Fahrer Baalbek besuchen. In Baalbek stehen vor allem zwei wichtige Sachen: Der Bacchustempel, einer der besterhaltenen Tempel der Welt und der Jupitertempel oder auch Sonnentempel, die GRÖßTE Tempelanlage der WELT. Es ist wirklich gigantisch, aber was sage ich, das muss man selbst gesehen habe…

FOTOS:

Die Säulen des antiken Sonnentempels

Ein Teil der Tempelanlage

Tja früher waren die Zeiten noch andere …..

SO gross müssen die sein!!!

Gut gebrüllt, Löwe!

Noch mehr Säulen vom Jupitertempel

Der Tempel des Bacchus, des Weingottes…. ein guter Freund von mir 😛

Isser nich schön?

Löwen waren damals sehr angesagt….

So so viel erstmal zu den letzten Tagen, weitere Updates folgen,

Grüße aus Damaskus,

Tobias

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