Berlin – Ein Rückblick

Schon viele andere Freiwillige haben in ihren Blogs ihre Erlebnisse und Erfahrungen aus den 10 Tagen Seminar Dargestellt. Manche sogar während des Seminars (trotz mancher technischer WLAN schwierigkeiten). Dennoch möchte ich hier meine ganz persönlichen Eindrücke loswerden und euch ein bisschen erzählen wie ich die Zeit am Werbellinsee empfunden habe.

Mit sehr gemischten Gefühlen ging ich in dieses Seminar hinein. Einerseits mit der Freude darauf, andere Freiwillige zu treffen, die ähnliche Interessen haben wie ich, andererseits aber auch mit der Befürchtung unter den 200 leuten unterzugehen. Mein guter Freund Konstantin hat mir ein bisschen die Angst genommen. Er kommt auch aus Magdeburg und macht auch bei Kulturweit mit. Ich kenne ihn schon länger aus unserer Gemeinde, daher hatte ich also schon mal einen den ich gut kannte und das war erstmal ein sicheres Gefühl. Trotz meiner anfänglichen Erkältung konnte ich mich doch auf das Seminar freuen und habe auch schnell andere Freunde gefunden, z.B. meine Zimmergenossen Thomas und Julius. Bei der Ankunft erstaunte mich zunächst die Größe des Geländes. In der schönen Brandenburger Natur lagen unsere ehemaligen FDJ-Barrackenhäuschen, deren Ostalgie von innen zwar deutlich zu erkennen war, deren Zimmer aber trotzdem sehr geräumig waren und die Badezimmer waren auch nicht schlecht.

Der erste Tag wurde nach einem netten Wilkommensempfang im „Kino“ mit einem Grillabend abgeschlossen.

Am zweiten Tag ging es dann mit den Einführungen in die jeweiligen Partnerorganisationen weiter. Dort lernte ich meine beiden DAI-Koleginnen kennen, die mich auch im weiteren Verlauf des Seminars öfters mal begleiteten. Da es für drei Leute nicht soooo viel zu erzählen gibt, hatten wir den Nachmitag frei und ich habe mich etwas am wunderschönen Werbellinsee aufgehalten und mit meinen Verwandten zuhause telefoniert.

Am dritten Tag ging es in die Regionengruppen und ich lernte andere Freiwillige kennen die das Privileg haben in den wunderschönen Orient reisen zu dürfen. Auch bekannt als „Naher Osten“. Neben interessanten Gesprächsrunden zu den unterschiedlichsten Themen wurden wir auch von einer kleinen „Theaterdarstellung“ im satirischen Stil erheitert. Abends gab es dann noch ein Gespräch mit den Expertinnen unseres Versicherungsbüros „Dr.Walter“ auf dem man wichtige Informationen erhielt, so z.B. dass man im Falle einer Schwangerschaft NICHT versichert ist. Zu diesem Thema stellte mir ein hinter mir sitzendes Mädchen eine interessante Frage: „Sag mal kannst du die mal bitte fragen ob die Schwangerschaft versichert ist, im Falle einer Vergewaltigung? Ich trau mir das nämlich nicht.“ … Natürlich habe ich nicht gefragt, denn wer weit weg reisen und freiwillige Aufgaben übernehmen will, der muss auch solche Fragen stellen können. Die „heißen Beats aus Osteuropa“ habe ich mir nach etwa 25 minuten geschenkt und habe den Abend dann doch lieber auf dem Zimmer anstatt auf der Polka-Party verbracht.

Es gibt manchmal Tage an denen lernt man ganz wunderbare Menschen kennen. Menschen, von denen man vorher nie gehört hat, die einen aber aufgrund verschiedener Fähigkeiten unglaublich faszinieren.  Einer von ihnen ist Prof. Dr. Dietrich Wildung. Dieser Mann ist der Direktor des Ägyptischen Museums in Berlin. Er kann, so schien es mir zumindest, neben seiner Muttersprache Deutsch, auch noch fließend Arabisch, Französisch und Englisch sprechen. Er ist ausserdem Vizepräsident der Deutsch-Arabischen Freundschaftsgesellschaft, kurz: DAFG. In dieser Institution waren wir am vierten Tag und konnten uns interessante Dinge von diesem sowohl humorvollen als auch intelligenten Menschen erzählen lassen. Ich war fasziniert. Den Nachmittag verbrachten wir neben der Humboldt Universität und dem Regierungsviertel im Starbuck’s, in dem Philipp zahlreiche Cookiehälften spendiert bekam :).

Julius war auch dabei….hier hab ich ihn grad mal „erwischt“ 🙂

Den nächsten Tag kann ich ganz kurz beschreiben: Workshops Workshops Workshops. Welche ich gemacht habe und welche ich davon gut oder schlecht fand werd ich jetzt nicht aufdröseln, das hab ich nämlich schon in den Reflektionsgruppen oft genug gemacht. Fazit: Workshops oftmals zu Kurz, zu grosse Gruppen und zu früh voll (da es noch kein Lossystem gab). Insgesamt Thematisch und Didaktisch mal mehr – mal weniger gut umgesetzt. Anti-Bias war supi.

05.09.: Welthandelssimulation. Das war echt ne coole Sache, wenn auch zu kurz. Ich war im Kongo, wir haben erstmal den scheis Japsen ihre Schere geklaut, dann waren wir kurzzeitig friedlich und weil wir es doof fanden dass Tanzania und Togo sich ohne uns in einem Afrika-Bündnis zusammengeschlossen hatten, habe ich als Kongo-Diplomat die Leute aus Togo bei Frankreich angeschwärzt, wodurch sie noch mehr geld an Frankreich zahlen mussten und so richtig schön ins Minus gerieten. Ganz klar nach dem Spruch von Jean-Luc Picard: „Wer sich mit mir anlegt, echt ey………. stirbt langsam.“ Insgesamt fand ichs echt lustig. Der Workshop danach war an sich okay, nur dass manche ein etwas übertriebenes Mitteilungsbedürfnis hatten, aber solche Leute hat man in jeder Gruppe. Abends gabs Film…keine Ahnung mehr welcher. Ich hab 2 gesehn: Am ende kommen die Touristen (Gut) und Let’s make money (sehr gut).

Am 06.09 ging es um ein anz besonderes Thema, über welches man zwar üblicherweise in der sechsten Klasse eine Menge zu hören bekommt, aber über das man anscheinend als Kulturweitler noch mehr erfahren müsse. SEX. Ganz kurz: Erstens:  Wir waren mit Asien in einer Gruppe (scheisse, weil es nur um China ging und das hat mich halt mal nicht interessiert). Zweitens: Wenn ich mich in Syrien mit ner Frau einlasse wird sie sicherlich genügend Väter/Brüder/Cousins/Onkel etc. , die äußerst potenzschwächende Werkzeuge besitzen und die diese auch benutzen würden also für mich daher insgesamt eh kein Thema. Einige Länderspezifische Hinweise waren trotzdem ganz nützlich, trotzdem fand ichs überflüssig.

Am nächsten Tag mal wieder Berlin. Diesmal das Archiv des Auswärtigen Amtes (ja ich mag Alliterationen auch). Obwohl ich dachte dass ein Archiv zu besichtigen nur langweilig sein kann, musste ich mich vom gegenteil überzeugen. Es gab verdammt viele interessante Dinge zu sehen, wie z.B. den Ärmel einer altdeutschen Tropenuniform unter Kaiser Wilhelm II. oder eine Karte, auf welcher der damalige deutsche Aussenminister und Stalin die Aufteilung Polens beschlossen hatten. Neben solchen Sachen wurden wir auch direkt in die Tätigkeit des Archivaren eingewiesen und können jetzt z.B. mit einem Findbuch umgehen.

„Time to say goodbye“ hieß es dann am vorletzten Tag des Seminars. Wir besuchten das Auswärtige Amt und hatten die Möglichkeit mit Botschaftern und Repräsentanten unserer Länder, in die wir entsendet werden, zu sprechen. Sogar Syrien war vertreten, obwohl ich der einzige Freiwillige bin. Lisa hat sich dann noch dazugesellt, weil Jordanien doch nicht gekommen war. Da sie fließend arabisch spricht war ich ihr sehr dankbar, dass sie ein wenig übersetzen konnte. Am Abend gab es dann nochmal Grillen unten am See und nette Fotos und Abschiedsstimmung.

Der letzte Tag war eigentlich nur noch Aufräumen, sauber Machen und dann das Abschiedsritual. MAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAA ZUNGA!

Gegen 18 Uhr war ich dann wieder in meiner geliebten heimatstadt Magdeburg, der Perle an der A2. Heute, einen Tag später bin ich sehr aufgeregt wegen meines Fluges morgen. Ich hoffe dass alles gutgeht und dass ich nicht zu viel „kulturstress“ hab. Aber naja, der Fahrer holt mich vom Flughafen ab, zeigt mir mein Zimmer und im Eisschrank is sogar was zu essen. Sind Wissenschaftler nicht fürsorgliche Menschen? Also dann kann ja eigentlich nichts mehr schiefgehn. Damaskus: ICH KOMME!

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