Von rumänischen Abenteuern – und dem Heimkommen

Žilina – Bratislava – Wien – Sibiu –  Făgăraş – Seligstadt – und das ganze nochmal rückwärts. Die letzten eineinhalb Wochen hatten es in sich!

Ja, bei mir war tatsächlich einiges los. Das Zwischenseminar in Rumänien stand an. Mit den anderen slowakischen Freiwilligen bin ich von Wien aus nach Sibiu geflogen – beziehungsweise nach Hermannstadt, wie der deutsche Name der Stadt lautet. Sie wurde um 1150 von Deutschen gegründet und bis Ende der 1930er Jahre zum Großteil von deutschen Siedlern, den Sachsen, bewohnt. Noch heute leben viele Sachsen in Siebenbürgen oder auch Transilvanien, wie das Gebiet im Zentrum von Rumänien genannt wird. Diese deutsche Minderheit und ihre Geschichte sollte uns auch während des Seminars begleiten, etwa beim Besuch der Stadt Sighişoara/Schässburg oder einem Treffen mit dem Pfarrer und Schriftsteller Walther Gottfried Seidner, der aus Siebenbürgen stammt.
Doch nicht nur, weil ich so viel Neues und Interessantes mitnehmen konnte werden mir die Seminartage in positiver Erinnerung bleiben. Es tat auch einfach mal wieder richtig gut, sich mit anderen auszutauschen, die im Moment in der gleichen Situation wie ich stecken. Und nebenbei war es natürlich auch spannend von den „Ungarn“ und den „Rumänen“ über die Eigenheiten des jeweiligen Gastlandes aufgeklärt zu werden. Ganz besonders war auch der Ort, an dem unser Seminar stattgefunden hat: In einem kleinen Bergdorf, das nur über eine Schotterpiste zu erreichen ist. Ohne Handyempfang. Ohne Internet. Dafür in traumhaft schöner Umgebung – ich fand es wundervoll!
Fast noch schöner als die Zeit in Rumänien war für mich aber das nach Hause kommen. Zum ersten Mal habe ich nämlich gemerkt, dass ich mich hier in der Slowakei, in Žilina heimisch fühle. Und nach einer Woche voller rumänischer Abenteuer habe ich mich fast schon nach der Arbeit an der Schule, den lieben Menschen hier und ja, sogar nach dem Wohnheim gesehnt. Ich denk das ist ein ganz gutes Zeichen!

Und hier noch ein paar Eindrücke für Euch:

   
   
   

Halušky, die [ɦaluʃki]

Schon lang vor meiner Abreise haben mir Bekannte, Freunde und Verwandte vom Nationalgericht der Slowaken, den bryndzové halušky, erzählt. Die Kartoffelnockerl, die mich ein wenig an deutsche Spätzle erinnern, werden meist mit Brimsen, einem speziellen Schafskäse, und Speck zubereitet. Manchmal isst man die Nockerl aber auch mit Kraut.

Ob ich sie denn nun endlich probiert habe, die leckeren halušky, das wurde ich in den vergangenen Wochen oft gefragt. Wenn ich dann erzählt habe, dass ich die Nockerl, die hier in der Slowakei so beliebt sind, zum ersten Mal in Bratislava gegessen habe, dann löste ich damit bei meinem Gegenüber ungläubiges Kopfschütteln aus. Die müsse man doch hier essen, im Norden der Slowakei! Dort wurde das Gericht erfunden und soll auch heute noch besser schmecken, als in den übrigen Teilen der Slowakei.
Den Slowaken ist ihre Nationalspeise scheinbar heilig. Aber ich hab mich an den Rat gehalten und bei meinem Ausflug in die Region Orava vor einigen Wochen tatsächlich die nordslowakischen halušky gekostet. Ich müsste lügen, wenn ich jetzt sagen würde, dass ich einen geschmacklichen Unterschied zu meinen ersten Nockerln bemerkt habe – denn lecker waren die bryndzové halušky beide Male.

 

 

Krakau

Ja, auch Lehrer haben ab und an ganz gern mal Ferien! Obwohl die Herbstferien hier eigentlich nur ein verlängertes Wochenende rund um den Allerheiligenfeiertag sind, bin ich mit zwei der anderen Freiwilligen, Lisa und Anita, weggefahren. Raus aus Žilina, raus aus der Slowakei. Das Ziel unserer Reise war Krakau.
Wir hatten viele schöne Momente, zum Beispiel während einer kostenlosen Führung durch die Altstadt, beim Stöbern in den kleinen Läden und in der Markthalle, bei unserem Spaziergang durch das jüdische Viertel und dem Ausflug ins polnische Nachtleben, beim gemeinsamen Nudeln- und Puddingkochen und dem Besuch des Schlosses Wawel, in dem im November alle Ausstellunge kostenlos besucht werden können.
Natürlich hatten wir auch manche nicht ganz so schöne Momente. Solche die nachdenklich gemacht haben. Damit meine ich nicht unbedingt die nächtlichen Störungen im Hostel, sondern den Besuch des ehemaligen Konzentrationslagers Auschwitz-Birkenau, das sich rund eine Stunde westlich von Krakau befindet.

Am schönsten am Reisen finde ich immer, dass man so viele neue, interessante Menschen kennenlernen kann. Das war auch diesmal so. Da war zum Beispiel Amir, der Holländer mit pakistanischen Wurzeln, der von sich selbst sagt: „It’s like an obsession – I have to see everything!“ und deshalb kreuz und quer durch die Welt reist. Ihm hat unser Deutsch so gut gefallen, dass er sich entschieden hat, auf der Heimreise in die Niederlande noch einen Stopp in Berlin einzulegen.
Und die junge Polin, die kostenlose Stadtführungen durch ihre Heimatstadt Krakau anbietet und erzählt hat, dass sie sich als Touristin immer auf die Suche nach Wäscheleinen macht – weil sie dann weiß, dass sie sich dann nicht mehr auf der Touristenroute befindet, sondern das einheimische Leben mitbekommt.
Oder Grzegorz aus Warschau, der bereits um zweiten Mal in Krakau war und es beim ersten Mal „nicht richtig gefühlt hat“. Der sich eine Auszeit von seinem streßigen Job nehmen wollte und uns großartige Bilder von seinen Reisen durch Südamerika gezeigt hat.

   

   

   

   

    

   

 

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