Ich weiß, meine Motivation hier viel zu schreiben war recht kurzlebig, ich erstelle jetzt hier auch nur ein paar Artikel, um euch Fotos von unseren Reisen inklusive einer Beschreibung zeigen zu können.
Unsere, wobei „wir“ meistens verschiedene Leute sind, ersten Reisen gingen im Herbst letzten Jahres nach Suzhou und Hangzhou, zwei ganz schicke Städte in der Nähe von Shanghai. Davon und von Hong Kong (auf Chinesisch „Xiānggǎng“ genannt), wo ich im Dezember ein neues Visum für die VR China beantragen musste, hat Felix einige tolle Bilder gemacht, die ihr hier sehen könnt. In Hong Kong war ich allerdings nicht mit Felix, sondern mit Patrick und Nico, auch alles „kulturweit“-Freiwillige.
So, worum es hier ja gehen soll, ist die Reise nach Chengdu. Chengdu ist die Provinzhauptstadt der relativ großen und bevölkerungsreichen Provinz Sichuan, diese wiederum befindet sich direkt östlich von Tibet, was bedeutet, dass dort im Westen auch Tibeter leben, und grob weit nordwestlich von Hong Kong. Sichuan ist berühmt für seine scharfe Küche und dort waren auch die schweren Erdbeben 2008, dessen angerichtete Schäden wir später in den Bergen auch sehen konnten. Die Stadt selbst ist nicht über die Maßen interessant, aber wir haben Ausflüge zu einem riesigen, in Stein gemeißelten Buddha, einem wunderschönen Naturreservat und in ein pseudo-ursprüngliches Dorf gemacht. Nach Chengdu sind wir noch nach Chongqing, einer direkt der Zentralregierung unterstellten Stadt wie Shanghai oder Peking, gefahren. „Wir“ bedeutet hier Jan Luis, einem anderen „kulturweit“-Freiwilligen aus Shanghai, und ich.
Dieser Artikel soll aber nur von der Reise, die eigentlich schon selbst eine Erzählung wert war, Chengdu selbst und dem Dorf handeln, der Rest kommt später. Das ganze hat im Februar/März diesen Jahres während des Frühlingsfestes stattgefunden. Das Frühlingsfest ist hier sowas wie Weihnachten, was ALLE (und wenn da ALLE steht, meine ich auch ALLE) mit ihren Familien verbringen und dementsprechend in ihre Heimatstadt zurückfahren. Das führt am Anfang und am Ende der Ferien zu gewaltigen „Wanderbewegungen“ und überfüllten Zügen, denn wenn man keinen Sitz- oder Schlafplatz bekommen hat, gibt es IMMER die Möglichkeit, einen Stehplatz zu bekommen, selbst wenn die Fahrt, wie unsere, 38 Stunden dauert. Wieviele Stehplatzkarten verkauft werden ist dabei egal. Jetzt dürft ihr dreimal raten, welche Art von Fahrkarten wir bekommen haben, nachdem kurze Zeit nach dem Verkaufsstart alle anderen Karten weg waren. Die einzige Alternative wäre ein „Softsleeper“, ein weiches Bett in einem Hochgeschwindigkeitszug gewesen, also die teuerste Art mit dem Zug zu reisen, was wir dann aber auch nicht wollten.
Wir wussten genau, was auf uns zukommen würde (Zitat einer Lehrerin von meiner Schule: „Das ist ja eine Katastrophe!“). Am Anfang ließ sich unsere Stimmung aber eher mit einer Art fatalistischen Aufregung beschreiben. Wir hatten uns extra kleine Plastikhocker gekauft. Es war furchtbar voll, nicht nur mit Wanderarbeitern, die gar nicht glauben konnten, dass sich Westler auf so etwas einlassen, sondern auch mit Tonnen und großen Taschen voller Kram, die überall herum standen. Extrem nervig waren die ungefähr alle zwanzig Minuten mit Wagen kommenden Zugangestellten die dann Essen verkaufen wollten, weil dann alle aufstehen und Platz machen mussten. Natürlich wurde alles, besonders die Toiletten immer dreckiger und unsere Mitreisenden waren auch nicht die hygienischsten Menschen. Aber wir durften manchmal für ein paar Stunden auf „richtigen“ Sitzen von anderen Leuten für ein paar Stunden schlafen. Als der Zug dann ankam, waren wir sehr glücklich. Noch einmal würden wir sowas nicht machen, aber es war auch eine Erfahrung und jetzt weiß man den deutschen ICE richtig zu schätzen!
In Chengdu selbst haben wir einen Tempel, einen Park und eine Straße mit tibetischen Souvenirläden angesehen.
Einen Tag haben wir dann damit verbracht, ein Dorf namens Pingle zu besichtigen, welches im Reiseführer empfohlen wurde. Wie das meiste in China, was alt ist und Besucher anlocken soll, waren aber die meisten Gebäude großzügig renoviert und sahen recht künstlich aus. Aber wir haben im Bus dorthin eine Chinesin getroffen, die bei einer Outdoor-Kletterwand dort arbeitet und sie hat uns angeboten, dort umsonst zu klettern und uns alles zu zeigen, was sehr cool war. Die Bilder vom Klettern sind aber leider verloren gegangen.
Im nächsten Artikel schreibe ich dann was über den Riesenbuddha und das Naturreservat.