10 Tage Shanghai

30 09 2010

Oke, am besten, ich fange ganz am Anfang an. Am Montag den 20.9. wurde ich vormittags von zwei Chinesen, die zu unserer Betreuung in der ersten Woche vom Goethe-Institut engagiert wurden, vom Flughafen abgeholt. Zwei andere der Goethe-Leute sind, wenn auch teilweise unfreiwillig, nicht wahr David, etwa zeitgleich mit mir angekommen. Auf unserer Taxifahrt zur Jugendherberge konnten wir dann schonmal den Shanghaier Verkehr in Action erleben, sprich, Verkehrsregeln sind dehnbar und auch Krankenwagen mit Sirenen muss nicht unbedingt Platz gemacht werden. Auch wenn das daran liegen soll, dass diese mal als eine Art Taxi verwendet wurden und mit der Sirene schneller vorankommen. Aha, denkt man sich dann erstmal.

Auch wenn das Jugendherbergszimmer ziemlich eng und eher für 3 als für 5 Personen geeignet war, waren wir froh bis beeindruckt darüber, was das GI in Shanghai uns in dieser Woche so geboten hat, denn vorauszusetzen war dieses praktisch zweite Vorbereitungsseminar nicht und wir wurden dementsprechend nicht direkt mit der Arbeit konfrontiert. In dieser Woche brauchten wir uns um nicht viel kümmern, für das Mittagessen war meist gesorgt und es gab immer Programm, wie zum Beispiel einen Workshop zum Thema Deutsch als Fremdsprache spielerisch vermitteln. Die neun Tage am Werbellinsee waren zum kennenlernen und zum allgemeinen drumherum sehr gut, aber die konkrete Methodik wurden uns leider erst hier vor Ort einigermaßen vermittelt. Es war auch ein Sinologe da, der uns einiges über China erzählen konnte. Außerdem haben wir die Stadt ein wenig erkundet. Gewundert hat mich dabei, dass das große Shanghaier Museum kostenlos ist, dafür aber die Parks Eintritt kosten und nur begrenzt offen haben. Vom Bund, der Altstadtuferpromenade, hat man einen tollen Ausblick auf die Skyline, besonders abends, wenn die Lichter an sind, lohnt sich das.

Am darauffolgenden Montag platzte die „deutsche Blase“ vorläufig und auch die letzten sind zu ihren Schulen gefahren. Ich wurde recht herzlich empfangen und im Vergleich ist meine kleine Wohnung im Schulwohnheim gut ausgestattet, es sind zwei Räume, in den einen ist die Küche integriert und ein westliches Bad gibt es auch (jawoll, keine Loch-im-Boden-Toilette!). Kühlschrank, Wasserkocher, Putzzeug, alles da, die Waschmaschine steht im Flur, nur die muss ich mir teilen. Kosten tut das alles auch nicht viel, Wasser und Internet sind gratis, auch bekomme ich 20 Tage im Monat umsonst Mittagessen von der Schule, nur den Strom muss ich noch bezahlen.  Die Registrierung bei der örtlichen Polizei, die man normalerweise als Ausländer vornehmen muss, wurde auch schon für mich von einem Lehrer übernommen.  Am Montagnachmittag wurde ich auch prompt zu einem EXPO-Besuch mit den Lehrern eingeladen. Leider sind die Wartezeiten vor einigen Pavillons auch unterhalb der Woche recht lang und so sind wir durch einige kleinere, wie den von der Ukraine, Tschechien oder der Türkei gelaufen. Da wir Deutsche eh nochmal zusammen hingehen wollten hatte ich nicht das Bedürfnis lange warten, um zum Beispiel in den deutschen Pavillon zu kommen, weil ich auch recht müde war. Die Deutschlehrerinnen waren sowieso schonmal da und hatten schon einiges gesehen. Blöd war, dass am Dienstag ersteinmal der Klempner kommen musste um die Toilettenspülung und das Abflussrohr des Waschbeckens zu reparieren, aber das war auch kein Drama.

Das Essen schmeckt mir bisher sehr gut, chinesische Nudelgerichte sind voll mein Geschmack und auch sonst vermisse ich westliches Essen bis jetzt eigentlich garnicht. Ich habe auch bisher auch nur einmal Messer und Gabel benutzt, nämlich als ich mit den Lehrern auf der EXPO in einem Irish Pub essen war.

Die eigentliche Arbeit läuft eher schleppend an. Alle, nicht nur ich, auch die Deutschlehrinnen (männliche Deutschlehrer gibt es nicht) müssen sich ersteinmal zurechtfinden. Es wurde mit meiner Ankunft eine Deutsch-AG eingeführt und in der kann ich praktisch tun was ich möchte. Da habe ich am Dienstag eine Präsentation mit vielen Bildern über Hilden gehalten um mich vorzustellen. Viel verstanden haben die aber trotzdem nicht, glaube ich. Beim nächsten Mal mache ich mit denen dann ein paar Deutschlernspiele, mal schauen. Den Deutschunterricht selbst planen und halten nach wie vor die Lehrer selber, ich bin da wohl eher für Sprechübungen zuständig, kann aber auch selbst Vorschläge einbringen. Ganz klar ist das aber noch alles nicht, bisher war ich auch erst einmal richtig dabei. Irgendwie haben die Lehrer auch keine komplette Vorstellung von der ganzen Sache habe ich das Gefühl. Aber alle sind sehr nett und helfen mir wo sie können.

Weil der Fokus der Schule auf Fremdsprachen liegt, es werden Englisch, Deutsch, Französisch, Russisch, Koreanisch und Spanisch unterrichtet, gibt es auch viele ausländische Lehrer, die dann ihre Muttersprache unterrichten. Bisher habe ich allerdings erst eine Deutsche und eine Amerikanerin kennengelernt, selbst die drei die auf meinem Flur leben habe ich bisher noch nie gesehen. Die Deutsche hilft mir aber einen Sprachkurs zu finden und die Amerikanerin hat mir auch schon Hilfe angeboten, falls ich welche benötige.

Die Schüler wirken einigermaßen neugierig und aufgeregt, aber auch schüchtern. Ich hab nur Angst, dass ich, wenn ich welchen begegne, sie nicht wiedererkenne, weil ich sie bisher maximal zweimal gesehen habe.

Heute war ich zum ersten Mal einkaufen. Im Supermarkt gibts lebende Fische, Kröten, Krebse und schlangenartige Tiere, ich glaube das sind auch Fische, zu kaufen. Ihr könnt euch sicher vorstellen, was mit denen passiert.

Alleine zu wohnen ist neu und gewöhnungsbedürftig. Man muss sich um alles kümmern, kann aber irgendwie tun was man will. Theoretisch kann ich zwar nachhause kommen wann ich will, weil am Tor immer eine Wache steht, aber das wird wohl nicht gerne gesehen.

Das mit der Sprache ist auch so eine Sache, ich kenne ungefähr 5-6 Zeichen, kann also außer „Shanghai“, „China“ und „Menschen“ nichts lesen. Sprechen geht besser, aber erstens beherrsche ich nur ein paar Sätze und zweitens ist mein Akzent bestimmt nicht soo leicht zu verstehen :D. Immerhin versteht der eine oder andere Chinese Englisch und bald mache ich ja auch den Sprachkurs.

Morgen ist der Nationalfeiertag der Chinesen, am 1. Oktober wurde nämlich die Volksrepublik ausgerufen, also haben die gleich mal alle eine ganze Woche frei. Hoffentlich hat nicht alles zu, sonst muss ich nämlich verhungern.

Irgendwann lade ich auch noch ein paar Bilder hoch.

So, das wars ersteinmal von mir. Der Blog sieht noch ein bisschen gammelig aus, aber das ändert sich bald. Ich hoffe ihr fandet das einigermaßen spannend und wünsche euch noch ein schönes Wochenende, wo auch immer ihr jetzt seid 🙂


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5 Antworten

15 10 2010
Daniel

Interessanter Bericht, Herr Biesenbach!
Die Sirenentaxis klingen lustig. Da konnten die Taxifahrer ja noch richtig Spaß haben bei ihrer Arbeit haben xP
Ich werde deinen Blog weiterhin mitverfolgen! ;D

1 10 2010
Breiti

haha, Kulturschock. Und übrigens mag ichs nicht, dass die Chinesen einfach mal ne Woche frei haben am Nationalfeiertag, unserer fällt auf Sonntag, wir haben GAR NIX!

Wenn ihr nochmal zur Expo geht, mit nem deutschen Pass kann man sich an der Schlange am deutschen Pavillon vorbeimogeln ^^ Müsst ihr mal gucken.

7 10 2010
Philipp Biesenbach

Ja, das mit dem Pass klappt, habe ich auch gehört. Am Samstag gehen wir warscheinlich hin, wird bestimmt cool.

1 10 2010
Sari

Na das klingt doch schonmal prima 🙂 das mit dem alleine wohnen hab ich jetzt auch teikweise,hab nämlich jetzt n eigenes bad(das natürlich geputzt werden möchte..wuhu!) 😀

Wenn wir wieder in Deutschland sind musste mir mal n bissl Chinesisch beibringen,das is bestimmt voll witzig 😀

bye bye & greetings from Colorado 😉

7 10 2010
Philipp Biesenbach

hehe auf jeden fall 😀




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