Gestern wurde ich auf einen Artikel der Washington Post aufmerksam gemacht, der zum Thema macht, wo auf der Welt Ausländer sich am willkommensten fühlen. Zwischen dem blauen Estland und dem hellroten Litauen befindet sich ein tiefroter Fleck, wo laut Grafik ausländische Besucher nicht sehr willkommen sind und auf welchem ich übrigens gerade lebe. Wie ist es also als Ausländer auf rotem Gebiet? Man sagt, die Letten hätte eine sehr nordische Mentalität, distanziert, verschlossen, aber dafür nicht oberflächig und besonders gute Freunde, wenn man sich ihr Vertrauen erarbeitet hat. Daraus resultierend lächeln sie wenig, aber wenn, dann ist es allerdings auch ein aufrichtiges, aus dem Herzen kommendes Lächeln. Ich würde diese Mentalitätsbeschreibung nicht vorbehaltslos unterschreiben, denn was „man sagt“ wird meistens den unheimlich vielen unterschiedlichen Individuen nicht gerecht, jedoch ist dieser Eindruck in diesem Fall wohl ein Ansatz einer Erklärung für das Ergebnis. Allerdings hebt sich Lettland von den anderen nordischen (skandinavischen) Ländern ab, stattdessen wirkt es wie ein Anschluss an das unfreundliche(?) Russland. Also das Ergebnis einer (ehemaligen) politischen Ideologie? Aber warum dann das schon fast blaue Belarus? Auch der Artikel findet keine ultimative Antwort. Viel wichtiger ist vielleicht die Frage, ob ich dem zustimmen würde, ob ich es so wahrnehme. Neulich scherzte ich mit einem Amerikaner, dass man in den rigaschen Bussen die Menschen kaum anschauen kann, weil sonst depressive Wellen überschwappen. Und wir haben darüber gelacht – ich, der Amerikaner und die Dritte in der Runde, eine Lettin. Vielleicht würde ich nicht widersprechen, dass Lettland ein Land ist, in dem man sich als ausländischer Besucher auf den ersten Blick nicht besonders willkommen fühlt, vielleicht kann man das so wahrnehmen, vielleicht nehmen vieles es so wahr, aber um dem Ganzen ein bisschen plump zu begegnen (auch weil in meinem Kopf alles zu verwischt und komplex ist, um dem differenzierter etwas entgegen setzen zu können): Trotz allem an keinem Ort wär ich soeben lieber. 😉