Gestern, am 4.Mai, war der Tag der Erneuerung der Unabhängigkeit der Republik Lettland. An diesem Tag im Jahr 1990 wurde Lettland unabhängig von der Sowjetunion. Zwar nicht ganz so groß wie der Nationalfeiertag am 18.November, aber dennoch omnipräsent wird in Riga mit unterschiedlichen Konzerten und Veranstaltungen der Unabhängigkeitstag gefeiert.
Ich hatte mich mit einer bekannten Freiwilligen aus Jurmala verabredet um gemeinsam das Konzert der berühmten lettischen Band Instrumenti anzuhören. Die Stadt lässt sich an wichtigen Feiertagen nämlich nicht lumpen und es gibt (wie zum Beispiel auch an Silvester) Livekonzerte von den bekanntesten lettischen Bands. Davor sind meine Mitbewohnerin Kathrin und ich jedoch bei schönstem Sonnenschein noch zum public viewing Eishockes Lettland vs. Russland gegangen. Denn wer in einer Eishockeynation lebt, der weiß, dass momentan die WM in Schweden/Finnland stattfindet. Noch dazu ist Deutschland mit Lettland und Russland in einer Gruppe und somit könnte es kaum interessanter sein.
Peaceful?
Im Vergleich zur deutschen Fussball public viewing Kultur war alles relativ klein gehalten, aber für mich eine ganz neue Erfahrung, es gab von beiden Ländern fast gleich viele Fans. Dort standen die Fans mit Lettlandtrikot neben denen mit Russlandflagge und bei jedem erzielten Tor jubelten die einen, während sich die anderen ärgerten. Kathrin und ich waren fast etwas erstaunt, dass es so friedlich war und wir auch erstmal keine Sicherheitsleute sehen konnten. Doch nicht lange nachdem wir uns erfreut darüber ausgetauscht hatten, bewegte sich plötzlich was in der Menge. Hektisch entfernten sich einige Leute von dem Zelt, wo die Bildschirme waren und wenige Sekunden später sahen wir auch warum. Wir wurden tatsächlich Zeugen einer Schlägerei. Allerdings wurden die bereits blutigen Akteure nach kürzester Zeit voneinander getrennt. Lettland verlor übrigens 6:0 gegen Russland.
Peaceful!
An der Freiheitsstatur und dem Blumenmeer davor(auch die Botschaften hatten jeweils Sträuße dazu gelegt) in Form von Lettland vorbei, gingen wir schließlich zum Ufer der Daugava um mit Inga das Konzert anzuhören. Kurz nach 22Uhr als es bereits dunkel war, sahen wir dann noch dem Heißluftballonleuchten mit extra dafür komponierter Musik zu, welches, sich spiegelnd im Fluss, ein sehr schönes Bild ergab.
Nicht so cool dagegen fand ich die Information des lettischen Freundes von Kathrins Arbeitskollegin, dass die Hausbewohner dazu verpflichtet sind, Flagge zu hissen und bei nicht Erfolgen Strafen bis zu 200Lats (~300€) auferlegt werden können.
Einmal Türe öffnen, bitte!
Nach einer kurzen Nacht wurde ich dann heute zu einer unmenschlichen Zeit aus dem Bett geklingelt. Vor der Tür stand eine mir unbekannte Frau, die irgendwas auf irgendwas zu mir sagte. Ich bin nicht mal sicher, ob ich meine Augen offen hatte. Als ich dann „English“ sagte, sprach sie glaub ich Englisch mit mir und meinte, sie bekäme die Haustür nicht auf. Das ganze war mir sehr suspekt. Zum einen, weil es unheimlich früh war und weil wir im obersten Stockwerk wohnen. Nachdem ich aber auch keinen Grund sah, der Frau meine Hilfe zu verweigern, bin ich halb schlafend mit ihr runtergelaufen um wie gewohnt mit etwas mehr Körperkraft die Haustür für sie zu öffnen. Zurück im Bett war ich mir über die etwas verstörende Situation immer noch nicht ganz schlüssig, aber was soll´s.
Христос Воскресе!
Irgendwann am richtigen Morgen, nach 11Uhr, wollte ich mir in der Küche einen Tee machen, als ich meine Mitbewohnerin beim Eierfärben mit Zwiebelschalen beobachtete. Wir redeten ein bisschen darüber, dass natürlich Färben statt mit künstlichen Farben besser sei und schließlich überwund ich mich, sie zu fragen, warum sie das aber heute macht. Darauf sagte sie, russisch orthodoxe Usbekin, dass heute Ostern sei. Ui, also gleich mal sich gegenseitig frohe Ostern gewünscht und sich einiges über ihre Traditionen erzählen lassen. Spannend.



