Nationalfeiertag

Riga gleicht einem Meer von rot-weiß-roten Flaggen – die lettischen Farben. Bereits seit Tagen herrscht Ausnahmezustand in der lettischen Hauptstadt. Das jährliche Lichterfest hatte schon von Beginn der Woche an den trüben Herbst durch Kerzenlichter und Beleuchtungstechnologien in der Stadt vertrieben. Am 18. November selbst strömen die Menschen dann zu Tausend Richtung Freiheitsstatue in die Innenstadt. Heute ist der öffentliche Nahverkehr in der ganzen Stadt kostenfrei. An den Verkehrsmitteln drehen sich kleine Lettlandflaggen im Wind. Die Türen in den Bussen gehen nur noch mit Mühe zu. Jeder Stehplatz wird genützt. Vom muffigen Bus geht es in die Kälte. Die Temperaturen sind wieder gesunken. Die im Mittelpunkt stehende Freiheitsstatue durchstößt eine weiße Nebelwand. An ihrem Sockel befindet sich eine große Bühne und auch eine Rede des Präsidenten wird hier auf großen Leinwänden übertragen. Der grüne Parkgürtel um die Altstadt ist mit Kerzenlichtern übersäht. Auf dem umschließenden Fluss treiben kleine Boote.

Als ich die mich durch die Menschenmenge entlang der vielen kleinen Verkaufsstände hindurch schlängle, wandelt sich der Nieselregen zu kleinen Schneeflocken. Aus allen Winkeln der Stadt sind traditionelle lettische Lieder zu hören. Es kommt ein Gefühl von Weihnachtsstimmung auf. Wahrscheinlich weil es so festlich wirkt, wenn die Menschen zu Tausend zusammenkommen um die Nationalhymne gemeinsam in den Nachthimmel zu singen. Ich habe in Riga noch nie so viele Menschen auf einmal gesehen. Menschen, jeden Alters sind auf den Straßen. Kinder kauen an Lebkuchenfiguren und die Menschen tanzen auf der Straße, um sich warm zu halten. Ich entdecke einen Pulk von Menschen, die sich um einen Künstler herum versammelt haben, welcher mit Feuer jongliert. Spontan erinnert mich das Szenario an „Bamberg zaubert“. Nur, dass hier Riga und deren Bevölkerung bezaubern.

Um 21Uhr eilt die Menge zum großen Fluss Daugava. Hier findet ein großes Feuerwerk statt, welches sich im schwarzen Wasser des Flusses spiegelt. Ein schöner Abschluss des von Lichtern geprägten Festes – das Fest der lettischen Unabhängigkeit. Und weil in Lettland, der Nationalfeiertag, der auf einen Sonntag fällt, nicht weniger Freude bringen soll, gibt es dafür am Montag danach frei.