Die goldenen Regeln zum Warmwasser

Problemstellung 1 Duschwasser bleibt kalt:

Lösungsansätze:

1. Den Boiler zum Laufen bringen, indem man den Waschbeckenhahn nebendran aufdreht, weil man zum einen den Boiler besser im Blick hat und zum anderen der Erfahrungswert zeigt, hier springt die Flamme im Boiler am häufigsten an. Dann heißt es aber, Duschwasser aufdrehen, während es beim Waschbecken noch läuft, damit die Flamme nicht ausgeht.

2. Pusten hilft. In das kleine Loch des Boilers hineinpusten, damit sich das Gas besser verteilt. Bisherige Erfolgsquote: 70%. Leider erst spät herausgefunden.

3. Sorge um den Wasserverbrauch war deutscher Luxus. Manchmal braucht es eben ein zwei drei acht zehn Versuche bis es klappt.

4. Mal ne Woche kalt (eiskalt!) Duschen ist auch kein Ding!

Problemstellung 2 in der Küche wird das Wasser zum Abspülen nicht warm/heiß:

Lösung: Aufgeben! Wasserkocher an!

 

Jetzt bin ich meinem dringenden Bedürfnis nachgegangen, das wertvoll zusammengetragene Boilerwissen zu teilen. Für evtl Nachmieter oder Menschen mit ähnlichen ähm erschwerten Duschumständen.

Nationalfeiertag

Riga gleicht einem Meer von rot-weiß-roten Flaggen – die lettischen Farben. Bereits seit Tagen herrscht Ausnahmezustand in der lettischen Hauptstadt. Das jährliche Lichterfest hatte schon von Beginn der Woche an den trüben Herbst durch Kerzenlichter und Beleuchtungstechnologien in der Stadt vertrieben. Am 18. November selbst strömen die Menschen dann zu Tausend Richtung Freiheitsstatue in die Innenstadt. Heute ist der öffentliche Nahverkehr in der ganzen Stadt kostenfrei. An den Verkehrsmitteln drehen sich kleine Lettlandflaggen im Wind. Die Türen in den Bussen gehen nur noch mit Mühe zu. Jeder Stehplatz wird genützt. Vom muffigen Bus geht es in die Kälte. Die Temperaturen sind wieder gesunken. Die im Mittelpunkt stehende Freiheitsstatue durchstößt eine weiße Nebelwand. An ihrem Sockel befindet sich eine große Bühne und auch eine Rede des Präsidenten wird hier auf großen Leinwänden übertragen. Der grüne Parkgürtel um die Altstadt ist mit Kerzenlichtern übersäht. Auf dem umschließenden Fluss treiben kleine Boote.

Als ich die mich durch die Menschenmenge entlang der vielen kleinen Verkaufsstände hindurch schlängle, wandelt sich der Nieselregen zu kleinen Schneeflocken. Aus allen Winkeln der Stadt sind traditionelle lettische Lieder zu hören. Es kommt ein Gefühl von Weihnachtsstimmung auf. Wahrscheinlich weil es so festlich wirkt, wenn die Menschen zu Tausend zusammenkommen um die Nationalhymne gemeinsam in den Nachthimmel zu singen. Ich habe in Riga noch nie so viele Menschen auf einmal gesehen. Menschen, jeden Alters sind auf den Straßen. Kinder kauen an Lebkuchenfiguren und die Menschen tanzen auf der Straße, um sich warm zu halten. Ich entdecke einen Pulk von Menschen, die sich um einen Künstler herum versammelt haben, welcher mit Feuer jongliert. Spontan erinnert mich das Szenario an „Bamberg zaubert“. Nur, dass hier Riga und deren Bevölkerung bezaubern.

Um 21Uhr eilt die Menge zum großen Fluss Daugava. Hier findet ein großes Feuerwerk statt, welches sich im schwarzen Wasser des Flusses spiegelt. Ein schöner Abschluss des von Lichtern geprägten Festes – das Fest der lettischen Unabhängigkeit. Und weil in Lettland, der Nationalfeiertag, der auf einen Sonntag fällt, nicht weniger Freude bringen soll, gibt es dafür am Montag danach frei.

Perspektivwechsel

Riga – Warschau – Breslau – Dobkow – Breslau -Warschau – Riga

Zwei Nächte im Hostel erwarten uns in Warschau, bevor wir von dort mit dem Zug weiter nach Breslau und Richtung Zwischenseminar fahren wollen.

Von oben denken wir, dass Warschau doch wirklich grau und hässlich ist. Unten fällt uns dann aber erstmal auf, dass alles super modern erscheint. Irgendwie drängt sich der Gedanke auf „Zurück im Westen“ – eine Sache der Perspektive also. Wir haben das Glück, dass uns unsere couchsurfing-Bekanntschaft abholen will und direkt auch zum Hostel bringen will – wie nett ist das denn! Wojziech hat uns gleich auch schon ein 3-Tagesbusticket besorgt (etwa tausend potentielle Verwirrungsquellen werden uns aus dem Weg geräumt! 🙂 ). Er zeigt uns den Weg zum Hostel, als wir allerdings die Hausnummern abklappern, ist die gesuchte Nummer eine weiße Villa in einem schicken Viertel. Unser Begleiter geht voraus, öffnet die Tür und geht hinein. Ich bin bis zum Schluss überzeugt, dass er gerade in ein Privathaus hinein gelaufen ist; kein Schild nichts(das mit dem Schild passiert uns allerdings auch in unserem Hostel in Breslau). Ich bin auch noch nicht restlich überzeugt, als Wojziech uns in den Gang hinein winkt. Wir stehen mitten in einem Wohnzimmer. Eine Frau mit einem Baby auf dem Schoss reicht uns einen karierten Block und wir sollen unseren Namen drauf schreiben. Oke, das Hostel ist also ziemlich familiär. Als wir um 16Uhr uns auf den Weg in die Innenstadt machen, ist es schon dunkel. Es fühlt sich an, als würde uns Wojziech alles zeigen. Und mir fängt Warschau an zu gefallen. Auch wenn es nicht wirklich in die Kategorie „ästhetisch“ hinein fällt. Freaky sind die vielen „Demos“ zum Gedenken an den Flugzeugabsturz bei dem der polnische Präsident Kaczynski ums Leben kam. Viele Menschen sind überzeugt, dass es sich nicht um einen Unfall handelte und nun finden am jeden 10. jedes Monats Demonstrationen dazu statt. Woyzech verheimlicht nicht, dass er nicht viel davon hält. Er erklärt sarkastisch, dass es in Polen ja keine Armut, keine Obdachlosigkeit, an sich keine anderen Probleme gäbe, gegen die man sich stattdessen stark machen könne. Nachdem wir die Stadt bereits etwas auf uns haben wirken lassen, gehen wir in ein Restaurant mit polnischer Küche. Die anderen drei essen Piroggi. Ich bin aber so erkältet, dass ich es für eine ziemlich geniale Idee halte, nur eine Hühnersuppe(nach polnischen Rezept) zu essen. Danach zeigt uns Wojziech weiterhin gefühlt Alles. Um Mitternacht sind wir dann schließlich im ersehnten Bett.

Am nächsten Tag sind wir wieder mit Wojziech verabredet (es ist einfach nur genial, dass es uns alles zeigt). Obwohl er selbst noch nie da war, hat er uns versprochen mit uns gemeinsam zum offiziellen Paradeteil des polnischen Nationalfeiertages(11.11) zu gehen. Davor genießen wir aber noch einen Panoramablick über Warschau vom Kulturpalast aus.

Wojziech hat uns bereits vorgewarnt. Letztes Jahr gab es am Nationalfeiertag viele Ausschreitungen. Er erzählt uns, dass aus dem ganzen Land Straßenkämpfer zu diesem Zweck angereist sind. Wir sind froh, dass wir ihn bei uns haben, als wir uns dem Stadtkern nähern. Ziemlich bald halten wir es für klug, überhaupt kein Wort Deutsch mehr zu verlieren. Die Stimmung ist seltsam und schließlich wird am Unabhängigkeitstag die Entwaffnung der deutschen Truppen gefeiert. Wir und tausende andere Menschen(so ziemlich jeder mit einer Polenflagge in der Hand) schauen der offiziellen Militärparade zu. Auch historische Soldaten aus dem 1. und 2. Weltkrieg sind immer wieder zu sehen. Parolen werden gerufen, Kanonenschüsse abgefeuert. Ich finde es extrem seltsam. Und freue mich, dass man sich „sowas“(~Patriotismus) in Deutschland nicht „traut“. Der Präsident spricht. Wir verschwinden Richtung Nationalmuseum(das ist heute kostenlos). Wieder Militär, diesmal eine Militärausstellung. Uns ist das zuwider. Wir präferieren die Gemäldegalerie.  Als wir später in einer Bäckerei(sooo wie Bäckereien sein sollten!) sitzen, läuft auch noch ein Demozug an uns vorbei. Wojziech erklärt, dass die Demos am 11. alle keine wirklichen Forderungen haben. Solch Ausschreitungen wie im Jahr davor gibt es dieses Jahr nicht, aber auf den Fernsehern in den Straßencafes werden die einen oder anderen „leuchtenden“ Bilder gezeigt.

Am nächsten Tag geht es mit dem „Schnellzug“ nach Breslau – 7h und der Zug fährt nicht selten um die 30km/h. Ich vermisse deutsche ICEs(obwohl die DB böse ist!!). In Breslau wollen wir nach einer weiteren erschwerten Hostelsuche nur noch schlafen. Das Hostel allerdings ist super süß und wir sind die ersten Gäste überhaupt je.

Nach einem Vormittag in Breslau geht es zur Bussammelstelle von kulturweit. Nach 1,5h Busfahrt sind wir in  Dobkow(das zum schönsten Dorf Unterschlesiens gewählten Dorf) und auch mitten in der polnischen Provinz. Ich finde es toll, nicht zuletzte, weil ich seit einem viertel Jahr zum ersten Mal wieder etwas wie Berge um mich herum habe. 😀

Das Zwischenseminar ist dann irgendwie ziemlich cool. Vor allem gemütlich(unser Seminarraum ist ein Kaminzimmer), mit gutem Essen und auch so ganz konstruktiv. Besonders war auch noch unser Ausflug zur Begegnungsstätte in Kreisau, wo wir eine Führung über das Gelände und zu dem historischen Hintergrund der Widerstandsgruppe „Kreisauer Kreis“ erhielten.

Mit Zwischenstopp in Warschau waren wir dann 8 Tage später also wieder im fast 1000km entfernten Riga. So nah an Deutschland war ich schon länger nicht mehr. Breslau ist ja mal so viel näher bei Berlin als bei Riga. Aber mir hat die Reise in den Westen getaugt und vor allem habe ich auch mein persönlich gestecktes Ziel erreicht: weiter an meinem zuvor sehr sehr einseitigen Polenbild malen. Bei der Einreise noch mit der Hoffnung, dass mir danach Polen etwas lieber wird, habe ich das Land (wie ich es irgendwie dann doch erwartet hatte) jetzt in mein Herz geschlossen. 😉

 

„Sowjetische Geschenke“:

in Warschau:

in Riga:

(sehen sich bei gleichen Lichtverhältnissen zum Verwechseln ähnlich)

 

(Bal)lettland

Juhuu! Jule, Claudia und ich haben heute Karten für´s Ballett in der Nationaloper gekauft – der Nussknacker. 🙂 Ich bin gespannt. Jetzt erstmal morgen auf das Zwischenseminar nach Polen und am Wochenende drauf dann in die Oper.

Eine Busfahrt durch Riga

Busfahren ist ja so stressig, aber eben leider auch viel zu spannend um es vermeiden zu wollen.

Wenn ich unsere schwere Eingangstür aufgedrückt habe, einen Blick links die Straße entlang werfe und die 40 sehe, heißt es rennen. Ich lasse die Tür hinter mir ins Schloss fallen. Es sind vielleicht 40m bis zur Bushaltestelle und der Bus hat seine Türen schon/noch offen. Ich gebe mir jede Mühe schnell zu sein. Denn es gibt nichts ärgerliches als den Wunschbus gerade noch so verschwinden zu sehen. Und verpasse ich die 40 muss ich entweder 8-15min warten oder 50sentime(~70cent) für einen anderen Bus zahlen, da ich das Monatsticket nur für diesen einen Bus habe. Der Bus steht schon ungewöhnlich lange an der Haltestelle. Er wartet auf mich. Lässt die Türen noch offen oder schließt sie und öffnet sie noch einmal, wenn ich dann keuchend davor stehe. Ich könnte dem Busfahrer tausend rote Rosen schenken, wenn er – mal wieder- für mich gewartet hat.

Also quetsche ich mich in den Bus. Manchmal kann man froh sein, wenn man sich schmal genug machen kann, dass die Türen noch zu gehen. Manchmal bekommt man einen bequemen Stehplatz. Und manchmal hat niemand die Absicht sich hinzusetzen. Alle stehen und viele Sitzplätze sind frei.

Bustickets sind irgendwie auch überall verschieden. In Lettland werden die Monats- und Streifentickets elektronisch abgelesen an dafür im Bus verteilten Geräten. Wenn man es gut anstellt, muss man noch nicht mal das Ticket herausnehmen, sondern nur seine Tasche an das Lesegerät halten und es piept grün auf. Wenn die Karte abgelaufen ist, leuchtet es rot auf und macht ein lautes Geräusch. Dann drehen sich nicht selten viele Köpfe zu einem hin. Unangenehm unangenehm!

Ich schaukel also im Bus durch die 5/4-spurige Straße(Achtung immer wieder akute Umfallgefahr!). Stop Tallinas iela: Hier ist ein Viertel namens „Mieriela“, wo es viele Secondhandläden, die große Laima-Schokoladenfabrik und vor allem eins meiner Lieblingscafés gibt, in dem man super lecker vegetarisch essen kann.

Um mich herum wird mal kollektiv geschwiegen, Telefonatgespräche geführt und beendet („давай давай!“), mit dem Busfahrer laut diskutiert oder einfach nur so gequatscht. Und der Bus ist eigentlich immer bilingual, selten hört man zudem auch mal ein englisches(/deutsches) Wort. Stattdessen hier lettisch, dort russisch. Diese sprachliche Zweigleisigkeit ist kompliziert, nicht konfliktfrei, mit (komplexen)Problemen verbunden, aber auch etwas ganz besonderes. Es macht Riga besonders.

„Nākamā pietura Matīsa iela“: Hier ist mein Fitnessstudio, hier steige ich oft aus.

Dann kommt die Ģertrūdes iela. Hier steige ich noch viel öfter aus. Das ist die nächste Haltestelle zu meiner lettisch Sprachschule und von hier hat man auch schon einen bezaubernden Blick auf die goldene orthodoxe Kirche.

Wenn ich nicht zum Bahnhof will(was auch nicht all zu selten vorkommt), dann steige ich an der Inženieru iela aus. Direkt vor der lettischen Universität und der deutschen Botschaft. Durch den grünen Gürtel und schon ist man in der Altstadt. Das ganze in vielleicht 15min. Aber da Fahrradfahren durch begrenzt eine Alternative ist, ist diese kleine Fahrt stetiger Bestandteil meines Alltages. Wenn ich zu meiner Schule fahre, dann allerdings mit dem gleichen Bus direkt in die gegengesetzte Richtung mit doppelt so langer Fahrzeit. Allerdings gibt es hier kein „Ich renne zum Bus“, denn leider ist das überqueren der fünfspurigen Straßen dann doch ein etwas aufwendigerer Act.

Ich vermisse es nicht wie in meiner Heimatstadt in Deutschland alles mit dem Rad machen zu können, aber da ich nur so semilebensmüde bin, bleibt mein umständlich erstandenes Fahrrad leider viel zu oft im Treppenhaus. Aber nach einer kurzen Annährungszeit sind die 40 und ich ganz gute Bekannte geworden – denn sie erzählt mir nicht selten spannende Geschichten.

Heimweh

Ich glaube, ich habe die letzten Tage zum ersten Mal so konkret festgestellt, dass Riga zu meinem neuen Zuhause geworden ist. Wie? Ich hatte Heimweh – und zwar nach Riga. Die letzten Tage haben meine Mitbewohnerin Jule und ich die Schulferien genützt um ein paar Tage nach Schweden zu gehen(als wir in Ventspils waren, standen wir sozusagen genau gegenüber von Schweden. Nur durch die Ostsee voneinander getrennt). Und Stockholm ist wirklich super und doch fielen uns immer tausend Gründe ein, warum wir uns freuen, bald wieder in Riga zurück zu sein. Es ist auch eine lustige Sache, wenn man gefragt wird, woher man kommt. Mal habe ich geantwortet: „I am from Latvia but I`m German“ und irgendwie hat es das ganz gut getroffen. Was ich die Tage über also herausgefunden habe? Stockholm ist eine wunderschöne Stadt, aber Riga mag ich lieber – weil es zu meinem Zuhause geworden ist. 😉