Um mir Gute-Laune und Vorfreude auf eine Reise und auf ein Land „anzulesen“ klicke ich mich immer wie wild durch das WorldWideWeb, lese Blogs und Reiseberichte, stoße dabei meistens auf noch 10000 neue Orte an die ich gerne reisen möchte und meine BucketList wird immer und immer länger.. In Vorbereitung auf unsere Philippinen-Reise bin ich auf „Snippets of a Traveler“ gestoßen und muss euch diesen Blog vor lauter Begeisterung ans Herz legen – die Bloggerin hat mit „kulturweit“ nichts zu tun, fühlt jedoch ganz offensichtlich ebenfalls den Drang zu reisen und die Welt zu entdecken. Dabei fasst sie eben diesen auch noch in wunderbare Worte, begleitet von detaillierten Berichten ihrer bisherigen Reisen. Liest sich wunderbar und macht Lust sofort den Rucksack zu packen, egal ob man grade erst am auspacken ist oder bei der Planung des nächsten Abenteuers ist.
Meine persönliche Reiseliste wird also Tag für Tag immer länger, mit fast jeder neuen Bekannschaft geht eine begeisterte Geschichte über ihr/sein Heimatland und zuvor bereiste Orte einher und löst bei mir jedesmal das dringende Verlangen aus, so schnell wie möglich all diese Orte zu entdecken und mich selbst von ihrer Existenz und Schönheit zu überzeugen.. Auch dass ich das Privileg genieße, mich 12-Monate im quasi-Dauerurlaub zu befinden (was ja nicht heißen soll, dass ich nicht arbeiten würde aber wie heißt es so schön? – Dort arbeiten wo andere Urlaub machen..) hat meine Abenteuerlust nicht verringert, ganz im Gegenteil, es ist eher schlimmer geworden. Es gibt so viel zu entdecken, zu sehen, zu hören, zu spüren und zu erleben, dass ich gar nicht hinterher komme und mir ein Ort nicht genug ist. Ich habe so viel Energie, so viel Abenteuerlust und das Verlangen zu reisen, dass ich es nicht stoppen kann.
Es sind nunmehr nur noch wenige Tage bis wir uns aufmachen, in die wunderbare Welt der Philippinen. Tausende Inseln, von denen wir fünf bereisen werden. Ich kann kaum warten bis es soweit ist und hoffe dennoch, dass die Zeit nicht wieder wie im Flug vergeht und mir das Gefühl gibt, noch irgendwo zwischen Erleben und Verarbeiten festzustecken. Ich bin voller Vorfreude und zähle die Tage, Stunden und Minuten bis es endlich losgeht! Kann es kaum erwarten, die Landschaft auf Cebu, die ChocolateHills auf Bohol, die Höhlen und den Untergrundfluss auf Palawan zu sehen, mir mal einen eigenen Eindruck von Manila zu verschafften und auf Boracay am Strand zu liegen, mal so richtig auszuspannen und ein sicherlich ungewöhnliches Weihnachts-/Geburtstagsfest zu feiern.
Damit verabschiede ich mich auch vorerst bis zum Neuen Jahr, ob ich zwischendrin die Möglichkeit zum bloggen haben werde weiß ich noch nicht – wir werden sehen. Passt auf euch auf, habt wunderbare Weihnachten, wo auch immer ihr feiern mögt!
Ich hatte Besuch. So in der Art zumindest fühlte es sich an, als am vergangenen Montag langsam aber sicher 13 „kulturweitler“ in KualaLumpur eintrudelten. Zwar quetschten wir uns nicht alle auf meine 28qm-Wohnraum sondern fanden Platz, gemeinsam mit unseren Trainerinnen Nicole+Franzi und seit Donnerstag auch mit Katharina aus dem kulturweit-Büro in Berlin, in einem schönen Hostel. Montag um 15 Uhr ging es los, mit einem großen Hallo und dem obligatorischen Energizer. Wir sind zurück in der kulturweit-Welt, eindeutig. Jeder ordnete seiner aktuelle Gefühlslage eine Farbe und sich selbst noch fix ein Tier zu (Kendra, Kamel, schneeweiß weil ich die Weihnachtszeit vermisse) und schon ging der Spaß los. Man kommt schnell wieder zurück in den Seminar-Rythmus, als Gruppe hatten wir beim Vorbereitungsseminar ja bereits zwei Einheiten gemeinsam verbracht und so gewöhnt man sich schnell aneinander. Um das neu gefundene Gruppengefühl noch weiter zu stärken ging es abends für uns ins „Breakout Malaysia“ – eine Art real-life Cluedo: Je 7 Personen werden gemeinsam in einen Raum eingeschlossen und versuchen, indem Rätsel gelöst werden, aus diesem auszubrechen. Zeit dafür: 45 Minuten. Eine Gruppe siegte, während die andere im Marionetten-Raum schier an Zahlenrätseln und abstrusen Hinweisen verzweifelte. Spaß hat es trotzdem gemacht, einigen so sehr dass wir am Donnerstag Abend gleich nocheinmal dorthin gingen und dieses mal auch ein Erfolgserlebnis haben durften. Ungünstigerweise hatte ich den Abend nicht nur bei Bier sondern auch bei einer Portion Reis von der Garküche gegenüber ausklingen lassen, was mir eine hochgradig unangenehme Nacht und einen elendigen Dienstag im Bett bescherte. Der Affe, der an eben jener Garküche rumhing hätte mich wohl misstrauisch machen sollen. Aber nach drei Monaten in Asien ist man nicht mehr so zimperlich..
Mittwoch früh stürzte ich mich dann wie neu in die Transkulturalitäts-Debatte, wir reflektierten gemeinsam unsere Erfahrungen der letzten Monate und entwickelten ein gemeinsames Freiwilligenprojekt, auf das ich sehr gespannt bin. Am Donnerstag besuchten wir gemeinsam „meine“ Schule zum Mittagessen und verbrachten den Nachmittag beim Sightseeing – Museum of Islamic Arts, die Nationalmoschee, CentralMarket und ChinaTown.
Nach einem kurzen Abendessen und „Breakout“ ging es anschließend für David, Marina, Merle, Luisa und mich auf die Changkat. Endlich war ich auch körperlich wieder fit genug um den andern mal die hervorragende Lage unseres Hostels, so nah am Kneipenviertel, vorzuführen. Es war ein lustiger Abend, mit dessen Folgen Luisa und ich auch am nächsten noch etwas zu kämpfen hatten.
Neben Inhalten wurde in der Woche natürlich auch wahnsinnig viel gequatscht, erzählt, geplant, aufgemuntert, bewundert, verglichen und gelacht. Eine prägende Frage war sicherlich „Wie viel ist das umgerechnet?“, da wir alle mitlerweile in unserer jeweiligen Gastlands-Währung rechnen, in Euro bezahlt werden und hier Ringit ausgeben. Jede/r Freiwillige hat etwas aus seinem Gastland mitgebracht, so unterbrachen wir das Gequassel zwischendrin immer wieder für Kokos-Waffeln aus Bangkok, getrocknete Mangostreifen von den Philippinen, vietnamesische Ingwer-Bonbons, Tee aus Indien, Christstollen aus Deutschland (Franzi und Nicole kamen ja aus der Heimat zu uns..) und freuten uns außerdem über wunderschöne Armreifen aus Bangladesch.
Das Zwischenseminar war eine tolle Gelegenheit um diesen Austausch mit den anderen Freiwilligen zu erleben, es war aber auch wahnsinnig anstrengend. Thematisch wie gefühlsmäßig. Plötzlich stehen Leute, die du aus Deutschland kennst, in deiner neuen, so anderen Welt. Diese Welt ist für sie völlig fremd, anders und für dich ist sie bereits so normal. Das passt nicht zusammen, es verunsichert und erfordert von beiden Seiten viel Geduld. Klar, endlich konnte ich die Orte zu den vielen Geschichten zeigen, die anderen nachvollziehen lassen welche Geräusche und Dimensionen ich meine, wenn ich z.B. über den Straßenverkehr spreche, aber dennoch ist es komisch, ungewohnt. Luisa blieb dann noch bis Samstag bei mir in KL und war mein erster richtiger Gast. Wir veranstalteten eine angenehm ruhige, vietnamesisch-malaysische Pyjamaparty, da wir uns am nächsten Tag leider schon früh verabschieden mussten. Nach Treffen in Hanoi und KL werden wir uns wohl erst in Deutschland wiedersehen können – oder wohin auch immer es uns beide wohl in Zukunft verschlagen wird. Ich bin gespannt und freue mich schon drauf!
Natürlich wurden 100.000 tolle Bilder gemacht, diese sind auf diversen Kameras/Handys verteilt und ich werde einige hochladen sobald sie ihren Weg zu mir gefunden haben. Bis dahin!
Wie es so ist – „du musst das umbedingt aufschreiben“ im Hinterkopf, den Kopf aber voll mit anderen Dingen. Eigentlich ist auch nicht viel nennenswertes passiert seit meiner Rückkehr – der normale Alltag passiert, das malaysisches Leben ist für mich nicht mehr neu, fühlt sich nicht mehr fremd an, es ist anders aber für mich mittlerweile normal. „Ich bin angekommen“, endlich meine ich auch was ich sage. Der Satz „Manchmal muss man gehen um sich heimisch zu fühlen.“ beinhaltet durchaus etwas wahres – ich musste Deutschland verlassen um viele Dinge dort wirklich schätzen zu können und um mit einem leisen Patriotismus sagen zu können „Ich bin aus Deutschland.“ (leider bringt der Satz „Ich bin Europäerin“ Leute noch aus dem Konzept und stößt eher auf Verwunderung als auf Verständnis – das ist allerdings eine andere Geschichte) und ich musste Malaysia verlassen um zu realisieren dass ich mich hier nun zuhause fühle. Schlüsselmoment: An einem Abend in Vietnam dachte ich kurz daran, wie gerne ich zuhause in meinem eigenen Bett liegen würde. Nicht in Berlin, sondern in Kuala Lumpur. Der Gedanke überraschte mich selbst, rollte jedoch zeitgleich den symbolischen „Stein von meinem Herzen“ und beseitigte die letzten Zweifel (fast). Ob sich dieses Gefühl nachvollziehen lässt wenn man diese Dinge nicht grade selbst erlebt? Dass sich die Verbindungen zu daheimgebliebenen Menschen verändern, lässt sich schon nach wenigen Wochen nicht mehr leugnen. Zum negativen wie zum positiven. Verschiedene Lebensstile, verschiedene Erfahrungen die unterschiedliche Ansichten schaffen. Es wäre falsch diese Dinge zu beschönigen, mir selbst gegenüber, Freunden und Familie gegenüber und auch den andern/zukünftigen kulturweitlern gegenüber, die hier vielleicht mal vorbeischauen. Denn es ist wie es ist und ein Verlust ist auch nicht immer so schlimm wie er auf den ersten Blick scheint, manchmal ist es auch gar kein Verlust sondern einfach der natürliche Lauf der Dinge.
Genug der philosophischen Gedanken. Nach 75 Tagen in Asien habe ich also einen gewissen Stolz auf mein Heimatland entwickelt, auch wenn es sich leider immernoch furchtbar falsch anfühlt es so zu formulieren. „Verbindung“ könnte ein besserer Begriff sein, trifft den Nagel aber auch nicht auf den Kopf – sollte mir dazu eine zündende Idee kommen, werde ich diese hier kundtun. Natürlich verfolge ich die dortigen Geschehnisse, lese täglich die Nachrichten, wurde quasi live mit Bildernu und Videos von der „Lichtergrenze“ zum 25. Mauerfall-Jubiläum versorgt und kann einen gewissen Wehmut nicht leugnen. Da wäre ich gerne dabei gewesen.
Während ich hier, fernab allen Übels, den Kochlöffel schwinge, erscheint eine Benachrichtigung auf meinem Handy-Display: „Fahne der Sparkasse Berlin sorgt für Aufregung“. Wer diesen Riesenskandal verpasst haben sollte, kann ja gerne nachlesen.. Innerhalb weniger Tage der zweite Aufreger in den deutschen Medien, zuerst das olivgrüne Hemd und nun die Sparkasse. Ob dieser Faux-Pass wirklich eine Eilmeldung wert ist!? Nun ja, vermutlich eher nicht. Aber auch diese Art von Nachrichten sind typisch für Deutschland und gehören zu den Dingen, die ich eher nicht vermisse. Statt dass man sich auf eine sachliche Berichterstattung über „Kerzenmärsche“ am 9.11, immerhin dem Jahrestag der Reichsprogromnacht, in Erfurt oder über die „Hooligans gegen Salafisten“ Demonstrationen widmet, muss sich ein öffentlich-rechtlicher Fernsehsender für die Hemdfarbe eines Moderators entschuldigen. Sinnvoll? Äh, nein.
Man liest aber auch Erfreuliches aus der Heimat und aus anderen Teilen der Welt. Ganz herzlich gelacht habe ich über den Blogpost von Alisa aus Bolivien, da mir ihre Geschichte und die Sache mit dem „ohne Rucksack ins FSJ“ irgendwie vertraut vorkam.. Du bist nicht allein! Überhaupt sind in Bolivien wunderbare Menschen gelandet, von denen noch ein weiterer unglaublich amüsante Berichte abliefert. Ich kann euch versichern, dass Paul im Hinblick auf seine Sport-Begeisterung nicht übertreibt und erinnere gern an die Einkaufs-Radtour in den nächsten Ort des Werbellinsees, die er nur unter großem Protest antrat.. Gefühlt in einer komplett anderen Welt lebt Florentina in Kingston/Jamaica und teils aufgrund des großen Neids auf dieses wahnsinnig interessante Gastland, teils (vorwiegend) aufgrund ihrer regelmäßigen Posts mit vielen Bildern oder kurzen Geschichten, lese ich ihren Blog wahnsinnig gerne.
Die ganze Woche über hatte ich das dringende Bedürfnis alles aufzuschreiben, so schnell es geht, damit ich bloß nichts vergesse und nun sitze ich hier, kann keinen klaren Gedanken fassen und bin noch immer völlig überwältigt von den Eindrücken der letzten Tage. Gehen wir chronologisch vor: Am letzten Samstag fand ich mich plötzlich im Flugzeug Richtung Hanoi wieder, dort angekommen stellte man mir ohne großes Gezeter ein „Visum on Arrival“ aus und draußen setzte ich mich in einen Shuttlebus der mich direkt zum den Mädels nach Hause bringen sollte. Theoretisch. Denn irgendwie schien der Fahrer nicht aufmerksam zugehört zu haben, fuhr kreuz und quer durch die fremde, dunkle Stadt und ließ nach und nach alle anderen Fahrgäste raus. Und drehte sich schließlich erstaunt zu mir um und fragte, wo ich eigentlich hin wolle. Nach einem Blick auf den Zettel fing er heftig an den Kopf zu schütteln, auf Vietnamesisch zu reden und immer wieder „Taxi Taxi“ rufen, was mich in einen leichten Panikzustand versetzte. Während der knapp einstündigen Fahrt durch die stockdustere Stadt hatte ich bereits feststellen müssen, dass meine Handy streikte und ich weder raustelefonieren noch Anrufe annehmen konnte. So sah ich mein baldiges Ende schon vor mir, doch plötzlich hielt der Bus und nach einem schnellen Blick aus dem Fenster sah ich auf einmal Maja und Luisa vor mir stehen, die, ebenfalls etwas nervös, auf mich gewartet hatten. Die Erleichterung vermischte sich mit der Wiedersehensfreude und ließ diesen holprigen Start schnell vergessen. Wir quatschten noch ein wenig, vertagten längere Gespräche jedoch auf die folgenden Tage und fielen alle ins Bett. Am Sonntag (und auch die restliche Woche) nahm Maja mich unter ihre Fittiche, zeigte mir die Stadt, den absolut hammermäßigen Kaffee der mit Kokosnuss-Smoothie gemischt wird und am Nachmittag dösten wir an einem Hotelpool vor uns hin – mit einem tollen Blick auf den Westlake und Hanoi. Traditionell gab es eine Bun Cha Suppe zum Mittag, eingenommen auf circa 20 cm hohen Plastikhöckerchen mitten auf der Straße. Über diese recht unkomfortable Bestuhlung lässt sich streiten, die BunCha war es aber wert – wer hätte geahnt dass Nudelsuppe so gut schmecken kann!? Da ich ja eine Woche Zeit hatte und die Mädels unter der Woche (und teils auch am Wochenden) arbeiten mussten, schloss ich mich einer Tour des BackpackerHostels an. Zu einer höchst unchristlichen Zeit ging es am Dienstag los zur HaLongBay. Zahlreiche Bus-/Bootsfahrten später landeten wir im Paradis.. Eine abgelegene Bucht, durch dreckig-graue, hohe Felsen von der Außenwelt abgeschottet, mit weißem Sandstrand und noch circa 60 weiteren Backpackern, die bereits in den Tagen zuvor angekommen waren. Freudig wurden wir von eben diesen begrüßt, aßen Mittag und machten uns auf zu einer Rundfahrt durch die HaLongBucht. Landschaftlich ist diese einfach unbeschreiblich, obwohl es die Attraktion Vietnams schlecht hin ist, sehr ruhig und wir begegeneten kaum einem anderen Schiff. Trotz brennender Sonne gab man sich an Bord begeistert dem Bier hin und dementsprechend schnell wuchs die Gruppe zusammen. Es folgten zwei wunderbare Tage die von vielen neuen Bekanntschaften, entspannenden Strandtagen, guten Büchern, langen Nächten und erneut viel Gelächter bestimmt waren. Und von Plankton. Natürlich waren mir diese Mikroorganismen ein Begriff, dass diese jedoch meine bisher beeindruckenste Naturerfahrung sein würde (sagt das Ex-Waldorfkindergarten Kind!) hatte ich jedoch nicht erwartet. Und doch war es so, während wir auf dieser traumhaften Insel die Freude am Leben feierten, wo es bereits seit 18.00 Uhr stockdunkel war, zeigte sich im Wasser etwas, worauf wir alle gespannt gewartet hatten – sobald man im Wasser ist und sich bewegt, regt man das Plankton zu einem bläulichen Leuchten an. Zu einem wirklich hellen, klaren Leuchten. Bewegt man seinen Fuß, sieht man diesen auf einmal im Wasser scheinen, während man außen nicht einmal die Hand vor Augen erkennen kann. Ein Phänomen, welches ich zuvor noch nie beobachten konnte und das sich wohl mit keiner Kamera einfangen lässt. Leider und auch Gott sei Dank, denn so bleibt es (vorerst?) eine einzigartige Vietnam Erfahrung und wird zu keiner verblassenden Foto-Erinnerung, die dem Moment ohnehin nicht gerecht werden kann. Es blieb also bei der Konzentration auf das Wesentliche und auf den Moment. Das könnte eine der wichtigsten Lektionen aus diesem Jahr werden.
Wie ist eigentlich Hanoi?
Ein Smart fährt durch die Straßen und erinnert mich daran, wie sehr ich das Autofahren vermisse.Vietnam ist ein Kaffee-Paradis
Es ist eine Stadt die atmet, eine Stadt die lebt. Im Vergleich zu KL ist es klein, die Häuser sind nicht einmal halb so hoch, alles ist so viel belebter. Man bemerkt den Kommunismus, der nach wie vor das Land bestimmt: Läden bieten nur ein bestimmtes Produkt an, bunte Pfeile weisen auf Shops mit „Propaganda Plakaten“ hin, Hồ Chí Minh wird auch 45 Jahre nach seinem Tod noch vereehrt und ist auf/in jedem öffentlichen Gebäude abgebildet. Es rauschen tausende Menschen an einem vorbei, ohne dabei die gestresste Genervtheit auszustrahlen wie sie normalerweise bei Großstädtern zu finden ist. Und das ist der Punkt, in Hanoi spürt man den Großstadtcharakter nicht, es gibt viele kleine Parks und Seen, die alles entschleunigen. Gefühlt entschleunigen, nicht in der Realität, denn die 100000000 Motorräder schlängeln sich stets durch die Straßen, weichen mit stoischer Ruhe Fußgängern und vorallem den anderen Motorradfahrern aus und hupen dabei ununterbrochen. Was viele sicherlich als anstrengend wahrnehmen würden, hat mich begeistert. Hier habe ich endlich die Authentizität gefunden die mir in KL so sehr fehlt. Fast alles ist hier zu Fuß zu erreichen und man kann sich auch nachts ohne Bedenken durch die Straßen bewegen. Neben den vielen optischen und akustischen Reizen bot diese Woche auch die Gelegenheit zumindest drei der anderen kulturweitler wiederzusehen, lange Gespräche über den Wahnsinn und das Wechselbad der vergangenen Wochen zu führen. Wieder ist da die Gewissheit, bei Frunden zu sein, ungeachtet der Tatsache dass wir uns eigentlich erst zwei Monate kennen und bis dato nur wenige Tage miteinander verbracht haben. Aber mit den Menschen, entwickeln sich auch Freundschaften im Ausland schneller und ich freue mich jetzt schon sehr auf das Wiedersehen in KL. Drei Wochen sind es noch bis zum Zwischenseminar und mich beschleicht die Ahnung, dass auch diese Zeit noch schneller rumgeht als die letzte Woche.
Plankton – National Geographic http://images.nationalgeographic.com/wpf/media-live/photos/000/501/overrides/glowing-waves-bioluminescent-ocean-life-explained-close-up_50149_600x450.jpgHaLongBayDer normale Wahnsinn.Es geht schlimmerWillkommen in Vietnam.
Meine Damen und Herren, es folgen nun die neusten Nachrichten. Während einer zweiwöchigen Schreibblockade meinerseits, überstürzten sich die Ereignisse im beschaulichen Malaysia nahezu. Ganz nach dem Motto „der frühe Vogel fängt den Wurm“ begannen engagierte ElterInnen, LehrerInnen und die Assistentinnen (hier ist tatsächlich nur die weibliche Form nötig, da der einzige männliche Assistent sich gedrückt hat) der deutschen Schule bereits am letzen Septemberwochenende mit den Bastelarbeiten für den Charity-Weihnachtsmarkt der Deutschen Community. Bei brütender Hitze wurden Plastiktannenzweige geschnitten und Adventskränze geflochten. Auf das Abspielen von Weihnachtsmusik wurde aus naheliegenden Gründen bisher verzichtet. Mein dröhnender Schädel, eine Folge eines lustigen Abends im Nachtleben von KL, war mehr als dankbar dafür. Zusätzlich zu den normalen Ereignissen des Alltags, wurden für die Grundschüler der DSKL Projekttage abgehalten – inhaltlich wurde die Transkultualität vermittelt, angepriesen wurden sie unter dem knackigen Titel: „Our earth is home for all“. Mit großer Begeisterung malten die fünf bis zehnjährigen mit Fingerfarben, bastelten Weltkugeln, sangen das „Lied vom Frieden“ und exkusierten am Donnerstag, den 2.10, ins Batikmuseum Kuala Lumpur. Nicht nur 70 strahlende Kinder schwangen hochkonzentriert die Pinsel, auch Mitglieder des Kollegiums batikten Eulen, Katzen und Fische als Dekoration für ihre jeweiligen Klassen. Nicht ganz ohne Stolz sei hier mein eigener künstlerischer Durchbruch erwähnt, ein Fotobeweis ist am Schluss dieses Posts zu sehen! Ein durchaus erquickender Tag, der angesichts der geballten Grundschüler-Energie jedoch mit einem frühen Zubettgehen und tiefem Schlaf endete. Am 3. Oktober, Deutschlands höchstem Feiertag, wurde die Vereinigung von Ost- und West nicht nur mit den Schülern der Klassen fünf bis zwölf sowohl in Projektgruppen, als auch auf dem Pausenhof thematisiert, sondern am späteren Abend auch in einer gewissen Wohngemeinschaft am Stadtrand. Da am darauffolgenden Sonntag mal wieder ein Feiertag gefeiert wurde, kamen auch SchülerInnen und LehrerInnen der Deutschen Schule in den Genuss eines langen Wochenendes. Es zog vier (aber irgendwie auch sechs) wanderwütige Seelen in die nahe, weite Ferne. Nahe der Stadt Ipoh, welche aufmerksamen Lesern bereits ein Begriff sein dürfte, liegen die Cameron Highlands, welche mit zu den kühlsten Orte Malaysias zählen. Und die Temperaturen fielen merklich mit jedem Höhenmeter. Die Schönheit des Regenwaldes, gepaart mit der Begeisterung über kleine Obst-/Baskstände am Straßenrand der Serpentinen löste bei der Besatzung des, nicht klimatisierten, Jeeps Begeisterung aus und boten den Auftakt für ein erholsames und schönes Wochenende. Die Teeplantagen, Erdbeerfelder (!), Waldwege und auch ein überaus gemütlich eingerichteter Starbucks boten ein abwechslungsreiches, jedoch nicht überforderndes Program. Zudem trafen wir noch unsere Kollegin Sophie mit ihrem Freund. Durch ungewöhnlich starke Regenfälle und nahezu arktischen Temperaturen von nur 18 bis 24 Grad war die Couch eines gemütlichen Hostels für die Abende der Place-to-be der Gegend und der örtliche Kamillentee das It-Getränk schlechthin. Auf jedes Wochenende folgt bekanntlich eine Arbeitswoche, welche nicht weiter auffällig verlief. Am Donnerstag um 15.15 Uhr öffneten sich die Türen der Aula für die allererste Aufführung der Tanz-AG – ein kurzer Tanz auf „Hier kommt die Maus“ von Stefan Raab. Nicht nur die tanzenden SchülerInnen waren stolz wie Oskar, auch ich war gerührt vom Anblick „meiner Kleinen“ dort oben, wie sie strahlten und sich bemühten jede Bewegung im Takt auszuführen. Erstaunlich, wie sehr die Schüler einem in kurzer Zeit ans Herz wachsen können, ich möchte mir gar nicht ausmalen wie dies am Ende des Schuljahres sein wird. Auch das zweite Wochenende war stressig, jedoch auf die bestmögliche Art: den Freitag ließ ich gemeinsam mit einigen Kollegen gemütlich beim Essen in Bangsar ausklingen, am Samstag zerrte Nadia mich in „Annabelle“, wir shoppten (endlich mal wieder) auf den CentralMarket und in ChinaTown und am Abend lud Sophie (Lehrerin) zum BurgerEssen ein. Ein Abend voller Gelächter, der in den frühen Morgenstunden im „The Roof“ endete – ein recht eleganter Club, dessen aufgetakelten Besuchern man mit einer Portion Humor begegnen sollte. Jedes Coctailkleid in Ehren, aber in meinen Augen sind einige Kleider dann doch etwas too much. Am Sonntag regnete es gefühlt den gesamten Tag durch und ich entschied mich gegen jede Aktivität, für einen kleinen Stapel DVDs und meinen Reiseführer. Denn am Freitag beginnen bereits die Herbstferien und am Samstag mache ich mich auf nach Hanoi, wo ich Louisa, Maja und Sylvia einen Besuch abstatten werde. Ich freue mich schon sehr darauf und kann es kaum abwarten endlich in den Flieger zusteigen! Trotz ohnehin bereits chronischem Schlafmangel – 7 Stunden Schlaf sind hier nicht das gleiche und fühlen sich an wie 5 1/2 – liege ich nun im Bett und tippe diese Zeilen. Absenden werde ich sie morgen, da ich nach wie vor kein WLAN in der Wohnung habe. Es darf aber damit gerechnet werden, dass dies in den nächsten 6 Wochen noch eingerichtet wird. Derweil übe ich mich in Verzicht – es heißt ja nicht umsonst „In der Ruhe liegt die Kraft.“
Samstag. 6:45 Uhr, der Wecker klingelt. Ich verfluchte mich selbst dafür, unserem 1-Tages-Roadtrip nach Ipoh* zugestimmt zu haben. Irgendwo, tief unter der Müdigkeit vergraben, schlummerte jedoch auch eine riesige Freude darüber, dass die Tante meines Mitbewohners uns zu ihr eingeladen hat und wir den Tag in Ipoh verbringen würden. Nover, offensichtlich ein echter Kenner malayischer Straßen sagte, Ipoh sei nur etwa 90 Minuten nördlich von KL. Das überraschte mich, da auf der Karte die Entfernung doch etwas größer schien. Die Karte sollte Recht behalten: knapp drei Stunden später parkten wir, einigermaßen pünktlich, vor dem Haus und wurden von seiner Tante, drei Cousins und drei überaus bissigen Hunden in Empfang genommen. Die Verspätung wurde uns nicht übel genommen, man scheint in der Familie daran gewohnt zu sein. Mein erster Besuch bei Einheimischen und natürlich trampelte ich gleich ins Fettnäpfchen. Im wahrsten Sinne des Wortes. Mit Sandalen an den Füßen betrat ich die Vorhalle des Hauses. Prinzipiell wäre das kein Problem gewesen, es war eher eine Art Übergang zwischen Garten und Wohnhaus, indem auch gegessen wird, aber … Nachdem wir bereits eine halbe Stunde dort waren, die Familie sich nett unterhielt und ich, dank mangelnder Indisch-Kentnissen, freundlich lächelte und nickte wann immer es angemessen erschien, schaute mich Nadia erschrocken an: „Hast du etwa deine Schuhe noch an?“ Offensichtlich eine rethorische Frage, trotzdem nickte ich stumm, während ich nur dachte: „Oh shit, da hast du wohl richtig was falsch gemacht.“ In der Tat. Gemeinsam hatten wir bereits den kleinen Altar bewundert und ohne es zu bemerken, stand ich nun mit Schuhen im Gebetsraum der Familie und schändete die Heiligkeit des Raumes. Dies war zwar nicht meine Absicht gewesen, änderte jedoch an der Tatsache herzlich wenig. Dankbar für die Entscheidung ein langes Kleid zu tragen, mache ich mich ein paar Zentimeter kleiner, das Kleid ein paar Zentimeter länger und schlich mich aus dem Raum. Ohne Schuhe und mit einem schlechten Gewissen kehrte ich zurück und „Aunty“ wird wohl hoffentlich nie von der Entweihung des Raumes erfahren. Grad nochmal gut gegangen. Nach dem Mittagessen gingen wir gemeinsam einkaufen und kehrten für eine kurze Entspannungspause mit Kuchen und O-Saft zurück. Nover, verschwand „kurz“ um seinen Onkel abzuholen und ließ Nadia und mich zurück. Zwei Stunden später wurden wir etwas ungeduldig, da Nadia sich auf Bahasa zwar einigermaßen verständigen konnte, jedoch nicht genug um 120 Minuten zu überbrücken. Im Schlepptau hatte er dann keinen Onkel aber seinen Cousin, der Nadia und mir die Stadt zeigen würde, während Nover eine Hochzeit besuchte. Sein Cousin ist nicht der gesprächigste Zeitgenosse was bei Labertaschen wie Nadia und mir durchaus unangenehm werden kann. Für ihn. Im Laufe des Abends taute er richtig auf und es stellte sich raus, dass er in KL studiert hatte und gar nicht weit von unserer Wohnung lebte. Soweit so gut, wir stiegen also ins Auto und guckten uns Ipoh an. Eine Stadt die gefällt, viel ruhiger als Kuala Lumpur, entspannte Autofahrer und alle Gebäude sind eine Nummer kleiner. Optisch liegt die Stadt irgendwo zwischen Bruchbuden, modernen Malls und schöner Altstadt. Die Atmosphäre der Stadt hat mich fasziniert. Alles wirkt entspannt, authentisch und es gibt viel zu entdecken. Nach Einbruch der Dunkelheit fuhren wir zur „Riverfront“, einer am Fluss liegenden Promenade mit kleinen Läden, Restaurants und vorallem bunt beleuchteten Bäumen, Brücken und Lampions. Eine wunderschöne Kulisse und ebenfalls unglaublich ruhig. Würde man einen solchen Ort in Europa besuchen, wäre es brechend voll, Musik und Stimmengewirr wären deutlich zu hören. Natürlich, auch das hat seinen Charme, aber die Stille machte für mich das Besondere der Riverfront aus. Gegen Mitternacht machten wir uns auf den Heimweg, ich persönlich in der Gewissheit, dass es nicht mein letzter Besuch in Ipoh war und ich auch versuchen werde, allen Besuchern diese Stadt zu zeigen.
Am Sonntag begann der Tag etwas langsamer und mit Spaghetti zum Frühstück, da in unserer Küche sonst nicht besonders viel zu finden und es ohnehin schon 12Uhr30 war. Kurze Zeit später trafen wir Assistenten der DSKL uns in Asia Jaya, unserer LRT-Station und fuhren gemeinsam zum Central Market. Obwohl noch kein Monat seit meiner Ankunft vergangen ist, war ich bereits zwei mal dort und liebe diesen Ort. Der Markt befindet sich in einem hübschen, alten Gebäude und verteilt sich auf zwei Stockwerke. Es ist kein klassischer Markt, die meisten Stände sind dauerhaft dort, man kann (und sollte) jedoch handeln wie auf dem normalen Baazaar. In den indischen, chinesischen und malaisischen Teilen, taucht man in andere Welten ab, umgeben von wunderschönen Stoffen, hölzernen Masken, schlecht gefälschten Uhren und liebevoll gemalten Bildern. Gefunden haben wir, unter anderem, in Malaysia gefertigte Handtaschen zum selber bauen. Fühlen sich an wie ein harter, kratziger Teppich, sind aber irgendwie cool. Ein ähnlich faszinierender Ort ist der wöchentliche Foodmarket um die Ecke, ein bunter Mix verschiedenster Küchen und Geschmäckern. Jedesmal wünschte ich riechen zu können, wie sich der Geruch der Gewürze mit dem von gegrilltem Huhn und frisch gebackenem Apam Balaik (Maiskuchen, mit Nüssen gefüllt) vermischt. Am Montag ist es hier von Einbruch der Dämmerung bis zum späten Abend brechend voll, viele Leute kaufen Fisch, Obst und andere Zutaten für die ganze Woche ein. Auch wir konnten einen Fisch erstehen, den wir nach allen Regeln der Kunst auseinander nehmen und zubereiten werden. (Wozu hat man schließlich sonst eine ausgebildete Köchin in der WG..)
Es gibt so viele Dinge, die ich erlebe und gerne erzählen, zeigen und teilen möchte, es ist unmöglich alles hier rein zu packen. Ich würde gerne von meinen tollen Kollegen erzählen, den anderen Assistenten der DSKL: Salome, Kai, Gloria, Svenja und Nelly. Und auch von den Lehrern und Schülern, die dafür sorgen dass ich mich hier sehr wohl fühle. Von den vielen Details die diese „andere Welt“ komplett machen und das, obwohl ich noch weit davon entfernt bin, so richtig angekommen zu sein. So geht es wohl fast allen Freiwilligen, zumindest meine ich es aus vielen Nachrichten und Blogs herauslesen zu können. Blogs, die ich wahnsinnig gerne lese und auf die ich von heute an immer mal hinweisen werde. Jakob hat dieses Gefühl von der Fremde, die trotzdem nicht so richtig fremd ist, wunderbar in diesem Blogeintrag beschrieben: https://kulturweit.blog/mongofaber/2014/09/18/alles-gleich/ Herzlich gelacht habe ich über die Berichte von Roman aus Russland (https://kulturweit.blog/russlandroman/2014/09/17/schnelldurchlauf/) , habe mich gefreut über Tonis Berichte aus Argentinien (https://kulturweit.blog/selbstgespraeche/) und Pattys Fotos aus Polen( https://kulturweit.blog/pattyinpolen/) und Thores Bildern aus China! (https://kulturweit.blog/thore/)
Bleibt sauber.
Ein paar Schnappschüsse, eher niedrige Qualität aber für mehr reicht die Geduld nicht.
Es sind viele kleine Dinge, die jeden Tag aufs Neue meinen Eindruck von diesem Land, den Leuten und dem Leben in Malaysia erweitern. Kleine Puzzelstücke, die ich zu meinem ganz eigenen Malaysiabild zusammensetze und die zu der Struktur meines Alltags beitragen. Das kleine Mädchen mit ihrer Mutter, die jeden Morgen vor ihrem Haus gemeinsam auf den Schulbus warten und mir fröhlich winken, wenn ich vorbei laufe. Die Nachbarin aus dem 15. Stock, die zur selben Zeit das Haus verlässt. Die Inder, die täglich vor ihrem Tempel stehen, der direkt gegenüber der Schule liegt. Die Baristas in meinem Lieblingskafe*, meinem Rückzugsort, in dem ich auch jetzt sitze. Heute konnte ich erstmals fehlerfrei einen Kaffee bestellen – einen Satz, den die beiden mit Engelsgeduld mit mir geübt haben! Obwohl in der Theorie wohl korrekt, löste ich mit meinem „Hello. Kopi a sila.“ einen Lachanfall aus. Und das, nach dem ich schon das typisch-malayische „laaah“ hinten rangehangen habe – ein Universal-Wort, welches grob mit „ok“ übersetzt werden könnte, würde man nicht auch an jedes ausgesprochene „ok“ noch ein „laaah“ ranhängen.
Was fällt sonst noch auf?
Die Vorteile des Wetters. Kurze Information für die, denen ich nicht bereits vor der Ausreise mit Funfacts über mein Gastland auf die Nerven gegangen bin: Es gibt in (West-) Malaysia keine Jahreszeiten. Nicht mal eine Regenzeit, es ist immer Sommer. Die Temperaturen sinken in kalten Nächten auf ungefähr 24 Grad und steigen je nach Lust und Laune des Wettergottes. Kombiniert wird das mit gelegentlichen Regenschauern und Gewittern und einer relativ hohen Luftfeuchtigkeit. Anfangs durchaus ermüdend und gewöhnungsbedürftig. Ganz meiner super-optimistischen Natur entsprechend, versuche ich mir das Klima schön zu reden. Erfolgreich. Der entscheidende Vorteil ist, dass das Wetter einen in der Regel nicht überrascht. Um 7 Uhr früh bringt das eine nicht unerhebliche Zeitersparniss mit sich. Wie oft steht man vor dem Spiegel und fragt sich: „Brauche ich ne Jacke?“ Das kann hier getrost mit NEIN! beantwortet werden, bzw. die Frage stellt sich schon gar nicht mehr. Selbst in Klassenzimmern, Restaurants und Malls mit 24/7 laufender AirCondition ist ein dünner Schal noch eine Zumutung. Nur einen Regenschirm und/oder eins dieser heißen Plastikregencapes kann ich jedem Expat oder Besucher empfehlen. Man braucht es einfach täglich. Und ja, ich finde Regencapes auch nicht besonders sexy, aber nun ja, sie sind funktional. Über den Smog sei an dieser Stelle mal gnädig hinweg gesehen und noch mal auf die ach-so-praktische Zeitersparniss hingwiesen.
Die Geschwätzigkeit
Die Menschen hier unterhalten sich gerne. Sie sind die Meister des Smalltalks, ihnen fällt immer eine Frage ein, die sich nicht einfach mit „Ja oder Nein“ beantworten lässt. Die Taksi*-Fahrer stehen dabei an der Spitze der Redseeligkeit. Besonders gerne unterhalten sie sich über ein naheliegendes Thema: Malaysia. Schließlich ist das Land (am Anfang der Fahrt) die einzige Schnittstelle zwischen Fahrer und Fahrgast. Und dieser kann ja wohl kaum leugnen hier zu sein und die Aussage „Just arrived in Malaysia, I don’t know anything yet.“ bietet ja auch eine ganz wunderbare Gesprächsbasis. „So how comes you’re in Malaysia?“ „Do you like Malaysia?“ „Great, how long are you staying?“ Wenn sie dann erfahren, dass man sich tatsächlich für ein ganzes Jahr hier niedergelassen hat und an einer Schule arbeitet, geraten sie außer sich vor Begeisterung. (Die Malaien lieben Kinder, darum finden sie Schulen grundsätzlich auch super und verleihen mir ohne zu Zögern zwei Staatsexamina und erheben mich zur wohl jüngsten, vollwertigen Lehrerin Deutschlands) Natürlich freut man sich über nette Gespräche, liebe Worte und neue Bekanntschaften. Allerdings kommt man nicht umhin die offene Neugier der Menschen zu bemerken, die besonders in Geldfragen unangenehm werden kann. Man möchte mit dem Taksifahrer, der einen für RM12 (=2,90€) 45 Minuten durch die Gegend gefahren hat, nicht seinen Mietpreis und das Einkommen erörtern. Also lenkt man ab und stimmt erneut ein Loblied auf das tolle Land an: „Malaysia is great, I love it – laaah!“. Meistens klappts. Ein weiterer Störfaktor ist die Faszination für (dunkel-) blondes Haar. Trotz tausender Touristen, darunter viele mit hellem Haar, löse ich regelmäßig, ungewollte, Begeisterung aus und muss jeweils auf die Gottesfigur meines Gesprächspartners schwören, dass die nicht gefärbt sind. Zugegeben, wenn unsere kleine Gruppe (ein Pakistani, eine Malayin und eine chinesische Australierin, alle samt mit dunklem Haar/Haut und daher eher „unauffällig“) ausgeht, landen wir eher in einheimischen Restaurants statt den üblichen Touristenplätzen und dadurch wird der Überraschungseffekt wohl noch verstärkt. Mal sehen, wie lange der noch anhält.
Die Verkehrsmoral
Die Taksi-Fahrer wurden ja bereits schon kurz erwähnt. Trotz überfüllter Straßen sind sie, wie gesagt, sehr gesprächig, was wohl auch an dem ständigen im-Stau-stehen liegt. Die Bezeichnung „Stop and Go“ ist während der Stoßzeiten die Untertreibung des Jahres, „Stop and never go“ trifft es schon ehr. Stoßzeit ist übrigens immer genau dann, wenn man es mal etwas eiliger hat. Und grade weil sich hier im Prinzip nichts bewegt, werten Autofahrer bei freier Fahrt eine rote Ampel als persönlichen Affront, halten entweder überhaupt nicht oder aber recht plötzlich. Gepaart sind diese, nennen wir sie unerwarteten Notfallbremsungen, mit lauten, zornigen Wortschwallen und Hupgeräuschen, die sich gegen niemand bestimmten richten. Als wäre dieser Fahrstil nicht schon aufregend genug, herrscht in Malaysia auch noch Linksverkehr. Eines der Dinge, an die ich mich partout nicht gewöhnen kann. Sieht einfach falsch aus und fühlt sich auch falsch an. Man braucht trotzalledem keine Angst zu haben, in Malaysia ins Auto zu steigen – Stau verringert die Geschwindigkeit potentieller Unfallgegner und damit auch das Verletzungsrisiko. Das gilt für PKW. Ein größeres Problem sind die vielen kleinen, wendigen Motorroller. Motorroller stehen aus Prinzip nicht im Stau, dann könnten sie ja gleich das Auto nehmen. Sie schlängeln sich zwischen den Autos hindurch, überholen links und/oder rechts und ohne das Tempo zu verringern. Wäre ja noch schöner. Überquert man also als Fußgänger eine Straße, sollte man hochkonzentriert und vorsichtig sein. Den Zusammenprall kann man in der Regel nicht gewinnen und will es ja auch gar nicht so weit kommen lassen.
Heute ist übrigens, zum zweiten Mal diesen Monat, Nationalfeiertag und konsequenterweise war Montag auch gleich schulfrei. Daher ist dieser Dienstag eigentlich ein Sonntag. Gibt schlimmeres! Just während ich diese Zeilen tippe, kommt Nadia um die Ecke und hat eine junge Deutsche im Schlepptau, die grade angekommen ist und für die nächsten 5 Monate ebenfalls in unserem Condo wohnen wird. Die Gute zieht uns Neulinge wohl an wie die Fliegen. Naja, bin ja dankbar dass ich sie hab.
Bis bald, laaah!
Erster Ausflug in Malaysias Nachtleben.
*(Begriffe werden hier geschrieben, wie sie gesprochen werden- aus „café“ wird „kaffe“, aus „Central Station“ – „Sentral Station“ und aus „Depot“ – „Depoh“)
P.S: Fast hätte ich die beste Nachricht der Woche vergessen: Wir haben zwei Kochplatten! Das heißt, wir müssen nicht mehr für jede Mahlzeit das Haus verlassen und könnten uns sogar mal selbst ein Spiegelei zum Frühstück machen! Foto füge ich an, es ist nicht die Welt aber deutlich besser als das Vorgängermodell!
nun ist die erste Woche rum (an dieser Stelle bitte das obligatorische „die Zeit verging ja echt wie im Flug“ einfügen). Nach dem Feiertag am Montag hatte ich am Dienstag eine Art „Probelauf“ – Schule aber ohne Schüler, am „Pädagogischen Tag“. Es war eine großartige Gelegenheit das ganze Kollegium kennenzulernen aber auch ein anspruchvolles Programm für den ersten Tag. Organisationstreffen für die Projekttage, Vorbereitung auf den Besuch der Prüfstelle für Auslandsschulen (?), Differenzierungsdiskussionen und einem außerordentlich unterhaltsamen Lehrer-Impro-Slowmotion-Theaterkurs. Nach den acht Stunden fiel ich zuhause direkt ins Bett und stand nur für ein kurzes Abendessen wieder auf. Einigermaßen erholt fand ich mich wenige Stunden später in der Ersten Klasse wieder (wie übrigens jeden Tag in den ersten beiden Stunden). Ungefähr 20 supersüße, hoch motivierte und, auch bereits am frühen Morgen sehr aktive, Kinder mit denen wir im Sitzkreis das Wochenende besprachen, das Schreiben übten und frühstückten. Nach so viel Action brauchte ich erstmal einen Kaffee, da in der Wohnung (noch) keine Kaffeemaschine steht und der Coffeeshop zwischen Apartment und Schule erst um 10 Uhr öffnet. Nur woher nehmen? Nach verzweifelten Suchen klärte eine hilfsbereite Kollegin mich auf und trug mich auch in die Kaffee-Verbrauchsliste ein (wo ich schon jetzt ganz weit vorne liege). Wer mich kennt, wird wohl nicht überrascht sein dass sich mit dem Zugang zur Kaffeemaschine mein Wohlfühlfaktor an der Schule gleich noch verzehntfacht hat. Als mir zudem noch die allmächtige Schlüsselkarte überreicht wurde fühlte ich mich endgültig als Teil der DSKL akzeptiert. Gemeinsam mit einer Mutter betreuue ich Mittwochsnachmittags die Handarbeits-AG, die sich großer Beliebtheit erfreutund an der sehr lernbereite Kinder teilnehmen, die alles ganz genau wissen wollen. So lobenswert das auch ist, bringt es jemanden ohne jegliche Talentierung für Stricken, Häckeln oder – Gott hilf – Weben doch in eine gewisse Zwickmühle. Einige Kinder belegen die AG im zweiten Jahr und können die Neulinge, also auch mich, über sämtliche Techniken in Kenntniss setzen. Svenja, eine Praktikantin an der DSKL, und ich hoffen auf ein ähnliches Wunder für unsere wöchentliche Tanz-AG, ebenfalls nicht unser Spezialgebiet. Aber im Notfall kann man ja immernoch Macarena tanzen. Oder halt den Ententanz.
Wie bereits angedeutet, sind die restlichen drei Tage wie im Flug vergangen, gefüllt mit vielen neuen Gesichtern, unglaublich netten Leuten und langen Gesprächen mit den Mitbewohnern. ** Es bleibt, nach den leisen Zweifeln der ersten Tagen, das Gefühl dass ich mich hier sehr wohl fühlen werde. Bis bald!
** Fast vergessen zu berichten: Mittwochabend stand, plötzlich und unverhofft, eine völlig Fremde in der Küche und auf meine Frage, was sie denn da mache, erwiederte sie fröhlich sie würde jetzt hier wohnen. Nun sind wir in unserer halb-WG also um eine australische Köchin und Patisserie Azubine reicher und vorerst komplett.
die entscheidene Nachricht gleich vorweg: Ich bin da. Und habe Gedanken, Eindrücke und alles andere während der letzten beiden Tage auch gleich festgehalten, leider konnte ich sie ohne Internet nicht veröffentlichen, daher ist der folgende Text etwas unstrukturiert und witzlos.
30. August 2014, Tag 1.
Ich bin da. Im (19. Stock des Millenium Square, in einem Ein-Schlafzimmer-plus-Bad-und-einer-ausgelagerten-(absolut schrottreifen)-Küche-Apartment. Und mit zwei wunderbaren Mitbewohnern im Zimmer nebenan, die mich sofort unter ihr Fittiche genommen haben, mich zum Einkaufcenter fuhren um Wifi-Tarife zu prüfen, mich dort empört von den „viel zu teuren“ Angeboten der Mobilfunkständen wegzogen und mich zu guter Letzt sogar noch zum Essen eingeladen haben. Das Gebäude sieht nicht total furchbar aus, im Keller ist eine Garage, im Erdgeschoss eine Art Shoppingmall mit Basar und Foodcourt und mit einem Aufzug geht es zur Ebene 2, wo jeder Besucher von der Security streng gemustert und in ein Buch eingetragen wird. Palmen, Pool, Gym, Badmintonhalle (laut der Mitbewohnerin lieben die Malayen Badminton) und ein toller Blick über Petaling Jaya, meinen Stadtbezirk. Dieser wird mit jedem Stockwerk besser und ist bei uns, im 19. Stock, nahezu atemberaubend. Ein Lichtermeer erstreckt sich vor meinem Fenster, gemischt mit den Schreien von begeisterten Fußballfans aus dem Restaurant gegenüber. Es ist Mitternacht und dutzende Feuerwerke beginnen. Auch wenn damit vermutlich eher der Nationalfeiertag und weniger meine Ankunft zelebriert werden soll, fühle ich mich dennoch angesprochen und freue mich. Es ist schließlich auch mein Feiertag.
31.08.2014, Tag 2.
Aufgestanden um neun Uhr in der Früh, mit den Mitbewohnern gefrühstückt (Reis und Huhn beim Chinesen um die Ecke!?) und anschließend eine eindrucksvolle Stadtführung absolviert. Das ich erst durch ein Schild bemerkt habe, dass ich genau vor den Petrona Towers stand, ist wohl ein deutliches Zeichen für die Nachwirkungen der langen Reise. Plötzlich machte auch die Menschenmenge und die vielen posierenden Touristen einen Sinn. Denen habe ich mich direkt einmal angeschlossen und Nadia gleich mit aufs Bild geholt. Das Stadtbild ist heute geprägt von wehenden Flaggen, zumindest wenn sich dann mal ein Luftzug erbarmt und für etwas Abkühlung sorgt. Auf dem Rückweg zu unserem Apartment haben wir nocheinmal versucht das wifi-Problem zu lösen, leider wieder ohne Erfolg. Die Sterne stehen wohl gegen mich. Eine lange email an die Familie, gefühlt hunderte WhatsApp- und Facebook Nachrichten von und an Freunde später,
(unter anderem die glückliche Botschaft, dat meene Berliner kulturweit Kumpelinen ooch beede jut anjekommen sind. Ick wünsch euch een paar wundebare Monate, passta uff euch uff, wa?)
jagte ich dem Mitbewohner versehentlich den Schreck seines Lebens ein, als ich mit knallblauer Gesichtsmaske in der Küche stand. Nach einigen Verschönerungsarbeiten im Zimmer erkläre ich den Tag somit für beendet. Anbei sind noch einige Fotos, damit ihr einen Einblick bekommt wo und wie ich hier so lebe.
Sonnenuntergang und der Muezzin ruft zum Gebet.Ein Stück Heimat mit der eigens abmontierten Lichterkette und Fotos.
Abschied. Ein Wort welches man mit Tränen, langen Umarmungen und gedrückter Stimmung assoziert. Ich habe Abschiede noch nie gemocht, sie sind zu emotional, werden häufig aufgebauscht und dramatisiert. Es macht mich nervös, wenn ich jemanden am Flughafen oder auf dem Bahnsteig in den Arm nehme und nette, beruhigende Worte sagen soll. Dafür bin ich einfach nicht gemacht, die Verabschiedung ist einer der wenigen Momente in denen ich ganz ruhig werde, wenig sage und mir meine Gefühle nicht anmerken lassen will. Der Stress, den so ein Abschied mit sich bringt ist immens, die Vorfreude auf neue Länder, neue Leute und neue Lebensweisen ist jedoch glücklicherweise immer stärker. Vor zwei Stunden standen noch Freunde und Familie in Tegel, haben geweint, gewunken und alles Gute gewünscht. Jetzt habe ich das „hinter mir“, es ist irgendwie eine Erleichterung. Hoffentlich auch für meine Lieben, die mich in allem unterstützen aber trotzdem mit dem „Auf Wiedersehen“ zu kämpfen haben. (Ja, ich merke das, egal wie sehr ihr es versucht zu überspielen <3) Dieser Abschied stand bisher noch ein bisschen zwischen mir und der Vorfreude, die diesmal sehr viel länger auf sich warten ließ als bei vorherigen Abenteuern. Aber es ist ja auch eine andere Situation – die erste eigene Wohnung, fast 10.000 km von Berlin und überhaupt die Rolle als „Lehrkraft“ statt als Schüler. Umgeben vom Gewusel des normalen Flughafenleben sitze ich an Gate Z52 in FRA und warte auf das Boarding. Zwanzig Minuten bis es losgeht. Vierzehneinhalb Stunden Zeit um runterzukommen. Um ehrlich zu sein, weiß ich selbst grade gar nicht was ich in diesem Post eigentlich sagen wollte. Vermutlich nix, für schlaue Sprüche und klare Worte ist in meinem Kopf grade zu viel los. Ich werde es in ein paar Tagen nochmal versuchen, dann aus Kuala Lumpur. Bis dann, gehabt euch wohl!