Schattenseiten.

Natürlich habe ich gewusst, dass man auch in Malaysia mit Geld alle Probleme lösen kann. Das ist Teil eines jeden Systems, dass nicht wirklich reibungslos funktioniert. Wenn ein Polizist nur 800Ringit (circa 200Euro) im Monat verdient, lässt sich Korruption schwer verhindern.
Bestechlichkeit ist etwas, was zwar komplett gegen meine Überzeugungen steht und mit dem ich nur sehr schwer umgehen kann, aber zumindest kann ich irgendwo nachvollziehen woher es kommt. Weder akzeptieren noch tolerieren kann ich Rassismus.
Samstag Nacht kam es leider dazu, dass Natascha und ich hautnah mit beidem in Kontakt kamen und ich werde dieses beklemmende Gefühl wohl mein Leben lang nicht mehr vergessen.

Kurz und knapp die Ausgangsituation, damit verständlich ist worüber ich schreibe und warum ich es als Rassismus bezeichne:

Wie so oft am Freitag Abend machten wir uns auf ins Nachtleben der Stadt, trafen unseren Freund Bisso in der PiscoBar und gingen für die HipHop-Night ins Lust. Es war ein toller Abend, wir haben gesungen, getanzt und wahnsinnig viel gelacht. Als gegen 3.30 Uhr die Lichter angingen und der DJ ankündigte dass es Zeit sei zu gehen (in Malaysia ist für die meisten Clubs um 3.00 Uhr Sperrstunde) protestierten wir also lautstark und versuchten Bisso und einige weiter Freunde zu überzeugen mit uns in den After-Hour-Afrobeats-Club zu fahren, der vielleicht 15 Minuten entfernt liegt. Die Jungs, 5 Nigerianer, eine Malayin und Bisso (Sudaner/Südafrikaner) ließen sich breitschlagen und hatten sogar zwei Autos dabei in denen wir fahren konnten.
Die Stimmung war nach wie vor gut, es liefen bereits Afrobeats im Auto und die Nacht war noch jung. Eben jene gute Stimmung kippte in dem Moment, in dem wir auf eine Straßensperre zufuhren und die Polizeiautos erblickten.
„They want money“ war das einzige was Julien vom Fahrersitz aus sagte bevor er gefühlt sämtliche Papiere zückte, die ihm in diesem Leben jemals ausgestellt wurden. Die Polizei leuchtete in unser Auto und versuchte gar nicht seine Überraschung über die Besetzung des Autos zu verbergen.
„Alle aussteigen, bitte.“ Außer Natascha und ich, wir dürften auch sitzen bleiben, ganz wie wir wollen. Sie verlangten nach einem Ausweis, den originalen Pass hatte natürlich niemand mit zum Feiern genommen, dass wäre schließlich mehr als dumm. Wir hatten zwar beide unseren Personalausweis dabei, jedoch keine Kopie unserer Aufenthaltsgenehmigung oder Arbeitserlaubnis. Das interessierte jedoch auch niemanden, die Polizisten lasen nur „Bundesrepublik Deutschland“, sahen unsere blonden Haare und die helle Haut und waren höflich, respektvoll und nahezu wiederwärtig freundlich.
Ein Unterschied wie Himmel und Hölle dagegen, wie sie mit allen anderen umgingen. Aufenthaltsgenehmigung, Führerschein, Passport, Student-ID, alles musste gezeigt werden, an allem war etwas auszusetzen. Bisso wurde auf Waffen abgetastet, bei einem Dritten reichte auch die Kopie des Passes nicht aus, obwohl das die gängige Art ist sich auszuweisen.
Aber in dieser knappen Stunde drehte sich alles nur darum, dass die Jungs nicht weiß, asiatisch oder malaysisch waren. Mit einer offensichtlichen Abscheu wurden sie gedemütigt, behandelt wie geflohene Straftäter und mich fragte ein Polizist drei (!) Mal ob wir wirklich freiwillig mit ihnen unterwegs seien.
Es war offensichtlich worauf all das hinauslaufen sollte: ein wenig zusätzliches Bargeld vor den „Chinese New Year-Feiertagen“ in der nächsten Woche.
Sieben Polizisten, mit Waffen die vor ihrer Brust baumeln, warteten darauf dass ihnen endlich jemand Geld anbot. Der achte war nicht so geduldig und fragte einfach direkt „Was bekomme ich dafür, dass wir euch nicht mitnehmen?“.
In der selben Sekunde verfrachtete Bisso uns beide endgültig ins Auto, mit der Anweisung bloß sitzen zu bleiben und den Mund zu halten. Obwohl es in uns beiden ähnlich aussah – eine Mischung zwischen Schock, Hilflosigkeit und Wut taten wir wie uns geheißen und waren erleichtert als uns einige Minuten später erlaubt wurde weiterzufahren.
Zwar kamen wir alle relativ glimpflich davon, jedoch war es das furchtbarste Gefühl dass ich jemals gefühlt habe. Wenn etwas, dass komplett gegen deine persönliche Vorstellung von Gut und Böse steht, vor deinen Augen passiert und weder du noch irgendwer sonst etwas dagegen ausrichten kannst, ist es eine Kombination aus Machtlosigkeit und unglaublicher Wut.
Grade auch dass so extrem offensichtliche Unterschiedliche zwischen Menschen gemacht werden, macht mich unbeschreiblich wütend und hinterlässt einen prägenden Eindruck bei mir. Denn Natascha und ich zahlten nicht einen Ringit und wurden auch nicht weiter belästigt. Man bot mir sogar an ein Taxi für uns zu rufen.

Grade weil dies hier ja ein offizieller „kulturweit“-Blog ist, weise ich darauf hin dass es für mich, im Rahmen meines FSJ, die erste Erfahrung dieser Art in Malaysia war. Für mich, die häufig eher das Gegenteil erlebt – ich habe es als junge Europäerin hier häufig einfacher als viele andere und auch das ist oft unangenehm. Es war jedoch nicht das erste und leider wohl auch nicht das letzte Mal für unsere Begleiter dass sie so etwas erleben mussten.
Natürlich kann man diese Geschehnisse nicht pauschalisieren, nicht alle Polizisten über einen Kamm scheren und die Einheimischen durch die Bank alle zu Rassisten erklären. Das möchte ich auch gar nicht, dass ist etwas was ich weder beurteilen kann noch möchte. Dass ich hier auch so nicht erlebt habe. Aber ich möchte auch nicht so tun als wäre ich nicht dabei gewesen. Als hätte ich darüber nicht nachgedacht und als hätte ich dazu nichts zu sagen.
Wegen der politischen Situation in Malaysia war ich mir unsicher (und bin es immer noch) ob ich das ohne Weiteres so schreiben und veröffentlichen sollte. Und eben weil mein Geschreibsel das Malaysia-Bild von einigen Menschen prägt, die noch nie hier gewesen sind aber vielleicht dann und wann meinen Blog verfolgen.
Auch negatives gehört zum Leben, zum Leben im Ausland, es gibt diese Schattenseiten, die Momente in denen man gerne schreien will warum das denn so unfair ist. Und in denen man sich zusammenreißen und den Mund halten muss. Weil man niemanden damit hilft wenn man sich echauffiert, ganz im Gegenteil. Damit hätten wir alles noch viel schlimmer gemacht, egal wie schwer es ist sich das einzugestehen.
Dieser Post enthält keine Vorschläge oder Träume wie man ein Land von Korruption befreien kann, wie es wohl sein wird wenn alle Menschen gleich behandelt werden. Wenn es dann jemals soweit sein wird.
Nur eins noch: Haben mir die Nachrichten aus Deutschland, über die PEGIDA-Demonstrationen Bauchschmerzen gemacht, so steigen meine Bedenken über all diese rechtsstehenden Bewegungen in Deutschland immer weiter. Weil ich gesehen habe, wie einfach es sein kann jemanden schlecht zu behandeln wenn man „am längeren Hebel“ sitzt.
Die Welt wird sich nicht verändern, weil ich hier davon erzähle. Aber mich hat es irgendwo verändert.

Kleine Ewigkeiten.

Ewig und drei Tage sind vergangen seit dem letzten, wirklichen Blogeintrag hier. Es scheint, als würde ich langsam die Disziplin verlieren, so auf der Hälfte meiner Zeit hier.
Ja, tatsächlich, irgendwann in den nächsten Tagen ist die erste Hälfte meines Freiwilligendienstes vorbei. Meine Gefühle dazu sind gemischt – einerseits weiß ich, wie viel ich in den vergangenen Monaten schon gelernt, gesehen und erlebt habe und wie viel mehr da noch auf mich wartet , andererseits fühle ich mich so pudelwohl dass alleine der Gedanke an meine Abreise mich traurig macht. Ja, auch schon sechs Monate zuvor.

Sehr glücklich hat mich hingegen der Besuch von Louisa gemacht – nach acht(!) langen Monaten der Trennung hat sie ihre aktuelle SüdOstAsien-Rundreise-Station in Kambotscha für 4 Tage verlassen und einen Abstecher nach KL gemacht.
Während ich am Morgen noch schnell mit 2 gigantischen Koffern, einem 55l Rucksack, zwei prallgefüllten Handtaschen und 12 (!!) Tüten in meine neue WG umgezogen bin, saß sie schon im Flieger und nur eine knappe Stunde nachdem all das Gepäck dekorativ im Flur aufgestellt wurde, stand sie schon vor der Tür.
Was für eine Freude, obwohl die Situation sich für uns beide absolut unrealistisch angefühlt hat. Das war schnell überwunden – einige Stunden Gequatsche am Pool, ein Abschiedsessen mit Kai unten im Haus. (Leider war die Freude des Tages etwas getrübt von der Tatsache das Kai nun Svenja nach Deutschland folgte und beide endgültig Kuala Lumpur verlassen haben. Ihr halbes Jahr an der Schule ist vorbei und egal dass ich mir die ganze Zeit darüber bewusst war, vermisse ich sie schon jetzt.)

Eine Stunde lang packten wir beide unser Hab und Gut aus und bezogen mein neues Zimmer, Fotos folgen mal bei Gelegenheit. Da auch Gloria&Christoph Besuch aus ihrer östereichischen Heimat hatten, ging es für die ganze Clique am Abend erst zum Höckerchen-Thai und anschließend stürzten wir uns ins Nachtleben der Changkat. Nachdem der Freitagabend für Natascha und mich dort sehr entäuschend war, wurde es eine unglaublich lustige Samstagnacht und ein träger Sonntag.
Am Nachmittag trafen Lulu, Natascha und ich uns zum Brunch in unserer Lieblingsmall, stöberten ein wenig durch Antiquitätenläden und legten einen Abendessenstop in unserem Lieblings-Sushi Restaurant ein. Glücklich und vollgefuttert ließen Lulu und ich den Abend auf dem Dach der neuen Wohnung ausklingen, genossen den Blick auf PJ/KL und sogar die Spitzen der TwinTower um todmüde ins Bett zu fallen.
Am Montag mussten wir früh raus, wir sind zusammen zur Schule gegangen – fast wie früher. Es war witzig meinen Alltag mit ihr zu teilen und dass es ihr gut gefallen hat macht mich natürlich ein wenig stolz. Zur Schule gehört natürlich auch der CobraClub (für nicht eingeweihte, dass ist die Kneipe die direkt an der Schule liegt und wo auf unregelmäßiger Basis inoffizielle Treffen des Kollegiums stattfinden.) und von dort fuhren wir heim. Der Tag versprach noch spannend und vorallem lang zu werden, darum legten wir einen kurze Pause ein und fuhren gegen 21.00 Uhr nach Bangsar, wo wir auf den Rest der Gruppe stießen und meinen absoluten Lieblingstermin des Monats wahrnahmen: Eine Jam-Session, jeden erste Montag im Monat finden sich alle möglichen verschiedenen Künstler zusammen und singen, spielen, jammen zusammen. Obwohl keinerlei musikalisches Talent in mir steckt liebe ich es zuzuhören und freue mich schon Tage vorher drauf. Vor einigen Wochen haben Natascha und ich einige der Musiker kennengelernt und dadurch ist es doppelt so schön zuzuhören.

Bereits seit Sonntag Abend wurde das Hinduistische Fest „Thaipusam“ gefeiert, durch die große indische Bevölkerung in Malaysia und auch in Singapore, wird dieses Fest auch hier riesig groß und über mehrere Tage öffentlich gefeiert. Sonntag beginnt die  „Pilgerung“ von Chinatown  bis zu den BatuCaves (circa 15km) wo dann bis Dienstag Abend die Festlichkeiten weitergehen.  Der Höhepunkt ist in der Nacht von Montag auf Dienstag, der Einzug der Gläubigen in den Tempel in den Höhlen. Über 200, recht ungünstig angelegte Treppenstufen, führt der Weg, vorbei an der riesigen goldenen Murugan Statue zum Ziel von ZEHNTAUSENDEN Pilgerern.
Das Skurrile dabei ist die Art und Weise wie die Hindus diesen Weg zurück legen. Vreinfacht lässt es sich so sagen: je mehr Schmerz jemand fühlt, desto mehr wird seine Sünde vergeben. Daher stechen sich die Gläubigen Metallstäbe durch Wangen/Lippen/Ohren, rasieren ihre Köpfe kahl, tragen Gefäße an Metallhaken in ihrer Haut zu den Tempeln oder haben Seile mit Haken an ihren Körpern befestigt an denen dann jemand zieht. Um diese physische wie psychische Belastung durchzustehen, versetzen sie sich vorher in eine Art Trance  – angeblich auf natürlichem Wege, es ist aber recht eindeutig dass dort mehr als nur natürliche Drogen eine Rolle spielen und das Ausmaß davon ist nur eins: beängstigend.
Diese Prozession findet gegen 2.00 Uhr in der früh statt und zieht sich bis in die Morgenstunden. Wir waren so ziemlich die einzigen Touristen dort bzw. zumindest begegnete uns sonst niemand der nicht indische-Wurzeln hatte, obwohl von der Schule viele Kollegen dort gewesen sind und so friedlich der Abend auch ablief, es ist ohne Zweifel ein merkwürdiges Gefühl mitten in der Nacht in dieser Menschenmasse zu stehen und Teil dieser wichtigen, religiösen Zeremonie zu sein.
Wir selbst haben nur wenige Bilder gemacht, ich verweise zum bessern Verständnis auf Google Bilder, hier ist die Vielfalt einfach am größten.
Mein neuer Mitbewohner, Vinzent, hat ein Video des Abends zusammen gestellt, sobald ich ihn um Erlaubnis gebeten habe werde ich den Link dazu posten, es ist ihm gelungen die Stimmung dort ziemlich gut einzufangen.
Denn entgegen meiner Vorstellung ist es nicht leise, nicht bedächtig sondern es ist höllisch laut, Musik tönt aus allen Lautsprecher, Lichter leuchten, am Bahnhof ist eine Art Rummel aufgebaut und die Wanderer sprechen ihre Gebete in Megaphone.
Eine abolut einzigartige Erfahrung, die sich wohl mit nichts vergleichen lässt was ich je zuvor gesehen habe.
Völlig überwältigt fielen wir am frühen Morgen ins Bett, nach knappen 24h Stunden auf den Beinen.

Gegen Mittag krochen wir aus den Federn, kochten uns ein unglaublich leckeres Frühstück und fuhren in die Stadt. Sightseeing muss schließlich sein, wenn auch in abgespeckter Variante: Central Market, Nationalmoschee, PetronaTowers und anschließend noch eine leckere Pizza zum Abschied. Um 4.00 Uhr heute morgen hieß es dann mal wieder Abschied nehmen, etwas woran ich mich schon fast gewöhnt habe da hier nichts und niemand für immer bleibt.
Doch mit Louisa wird es ein Wiedersehen geben, auf absehbare Zeit und ich freue mich schon drauf.

Nun ist es Zeit den verpassten Schlaf der letzten Tage nachzuholen – anbei noch einige Bilder der letzten Tage.

Beim Besuch der Nationalmoschee
Beim Besuch der Nationalmoschee
Vom Winde verweht.
Vom Winde verweht.
Milchtöpfe auf Kopf.
Milchtöpfe auf Kopf.

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Völlig weggetretene, leere Blicke.
Völlig weggetretene, leere Blicke.

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Von Sehnsucht und unstillbarem Fernweh.

Um mir Gute-Laune und Vorfreude auf eine Reise und auf ein Land „anzulesen“ klicke ich mich immer wie wild durch das WorldWideWeb, lese Blogs und Reiseberichte, stoße dabei meistens auf noch 10000 neue Orte an die ich gerne reisen möchte und meine BucketList wird immer und immer länger.. In Vorbereitung auf unsere Philippinen-Reise bin ich auf „Snippets of a Traveler“ gestoßen und muss euch diesen Blog vor lauter Begeisterung ans Herz legen – die Bloggerin hat mit „kulturweit“ nichts zu tun, fühlt jedoch ganz offensichtlich ebenfalls den Drang zu reisen und die Welt zu entdecken. Dabei fasst sie eben diesen auch noch in wunderbare Worte, begleitet von detaillierten Berichten ihrer bisherigen Reisen. Liest sich wunderbar und macht Lust sofort den Rucksack zu packen, egal ob man grade erst am auspacken ist oder bei der Planung des nächsten Abenteuers ist.

Meine persönliche Reiseliste wird also Tag für Tag immer länger, mit fast jeder neuen Bekannschaft geht eine begeisterte Geschichte über ihr/sein Heimatland und zuvor bereiste Orte einher und löst bei mir jedesmal das dringende Verlangen aus, so schnell wie möglich all diese Orte zu entdecken und mich selbst von ihrer Existenz und Schönheit zu überzeugen..
Auch dass ich das Privileg genieße, mich 12-Monate im quasi-Dauerurlaub zu befinden (was ja nicht heißen soll, dass ich nicht arbeiten würde aber wie heißt es so schön? – Dort arbeiten wo andere Urlaub machen..) hat meine Abenteuerlust nicht verringert, ganz im Gegenteil, es ist eher schlimmer geworden.
Es gibt so viel zu entdecken, zu sehen, zu hören, zu spüren und zu erleben, dass ich gar nicht hinterher komme und mir ein Ort nicht genug ist. Ich habe so viel Energie, so viel Abenteuerlust und das Verlangen zu reisen, dass ich es nicht stoppen kann.

Es sind nunmehr nur noch wenige Tage bis wir uns aufmachen, in die wunderbare Welt der Philippinen. Tausende Inseln, von denen wir fünf bereisen werden. Ich kann kaum warten bis es soweit ist und hoffe dennoch, dass die Zeit nicht wieder wie im Flug vergeht und mir das Gefühl gibt, noch irgendwo zwischen Erleben und Verarbeiten festzustecken.
Ich bin voller Vorfreude und zähle die Tage, Stunden und Minuten bis es endlich losgeht! Kann es kaum erwarten, die Landschaft auf Cebu, die ChocolateHills auf Bohol, die Höhlen und den Untergrundfluss auf Palawan zu sehen, mir mal einen eigenen Eindruck von Manila zu verschafften und auf Boracay am Strand zu liegen, mal so richtig auszuspannen und ein sicherlich ungewöhnliches Weihnachts-/Geburtstagsfest zu feiern.

Damit verabschiede ich mich auch vorerst bis zum Neuen Jahr, ob ich zwischendrin die Möglichkeit zum bloggen haben werde weiß ich noch nicht – wir werden sehen. Passt auf euch auf, habt wunderbare Weihnachten, wo auch immer ihr feiern mögt!

Ins Fettnäpfchen getreten. Mit Sandalen.

Samstag. 6:45 Uhr, der Wecker klingelt. Ich verfluchte mich selbst dafür, unserem 1-Tages-Roadtrip nach Ipoh*
zugestimmt zu haben. Irgendwo, tief unter der Müdigkeit vergraben, schlummerte jedoch auch eine riesige Freude darüber, dass die Tante meines Mitbewohners uns zu ihr eingeladen hat und wir den Tag in Ipoh verbringen würden.
Nover, offensichtlich ein echter Kenner malayischer Straßen sagte, Ipoh sei nur etwa 90 Minuten nördlich von KL. Das überraschte mich, da auf der Karte die Entfernung doch etwas größer schien. Die Karte sollte Recht behalten: knapp drei Stunden später parkten wir, einigermaßen pünktlich, vor dem Haus und wurden von seiner Tante, drei Cousins und drei überaus bissigen Hunden in Empfang genommen. Die Verspätung wurde uns nicht übel genommen, man scheint in der Familie daran gewohnt zu sein.
Mein erster Besuch bei Einheimischen und natürlich trampelte ich gleich ins Fettnäpfchen. Im wahrsten Sinne des Wortes.  Mit Sandalen an den Füßen betrat ich die Vorhalle des Hauses. Prinzipiell wäre das kein Problem gewesen, es war eher eine Art Übergang zwischen Garten und Wohnhaus, indem auch gegessen wird, aber … Nachdem wir bereits eine halbe Stunde dort waren, die Familie sich nett unterhielt und ich, dank mangelnder Indisch-Kentnissen, freundlich lächelte und nickte wann immer es angemessen erschien, schaute mich Nadia erschrocken an: „Hast du etwa deine Schuhe noch an?“ Offensichtlich eine rethorische Frage, trotzdem nickte ich stumm, während ich nur dachte: „Oh shit, da hast du wohl richtig was falsch gemacht.“
In der Tat. Gemeinsam hatten wir bereits den kleinen Altar bewundert und ohne es zu bemerken, stand ich nun mit Schuhen im Gebetsraum der Familie und schändete die Heiligkeit des Raumes.
Dies war zwar nicht meine Absicht gewesen, änderte jedoch an der Tatsache herzlich wenig. Dankbar für die Entscheidung ein langes Kleid zu tragen, mache ich mich ein paar Zentimeter kleiner, das Kleid ein paar Zentimeter länger und schlich mich aus dem Raum. Ohne Schuhe und mit einem schlechten Gewissen kehrte ich zurück und „Aunty“ wird wohl hoffentlich nie von der Entweihung des Raumes erfahren. Grad nochmal gut gegangen.
Nach dem Mittagessen gingen wir gemeinsam einkaufen und kehrten für eine kurze Entspannungspause mit Kuchen und O-Saft zurück. Nover, verschwand „kurz“ um seinen Onkel abzuholen und ließ Nadia und mich zurück. Zwei Stunden später wurden wir etwas ungeduldig, da Nadia sich auf Bahasa zwar einigermaßen verständigen konnte, jedoch nicht genug um 120 Minuten zu überbrücken. Im Schlepptau hatte er dann keinen Onkel aber seinen Cousin, der Nadia und mir die Stadt zeigen würde, während Nover eine Hochzeit besuchte. Sein Cousin ist nicht der gesprächigste Zeitgenosse was bei Labertaschen wie Nadia und mir durchaus unangenehm werden kann. Für ihn.
Im Laufe des Abends taute er richtig auf und es stellte sich raus, dass er in KL studiert hatte und gar nicht weit von unserer Wohnung lebte.
Soweit so gut, wir stiegen also ins Auto und guckten uns Ipoh an. Eine Stadt die gefällt, viel ruhiger als Kuala Lumpur, entspannte Autofahrer und alle Gebäude sind eine Nummer kleiner. Optisch liegt die Stadt irgendwo zwischen Bruchbuden, modernen Malls und schöner Altstadt. Die Atmosphäre der Stadt hat mich fasziniert. Alles wirkt entspannt, authentisch und es gibt viel zu entdecken. Nach Einbruch der Dunkelheit fuhren wir zur „Riverfront“, einer am Fluss liegenden Promenade mit kleinen Läden, Restaurants und vorallem bunt beleuchteten Bäumen, Brücken und Lampions. Eine wunderschöne Kulisse und ebenfalls unglaublich ruhig. Würde man einen solchen Ort in Europa besuchen, wäre es brechend voll, Musik und Stimmengewirr wären deutlich zu hören. Natürlich, auch das hat seinen Charme, aber die Stille machte für mich das Besondere der Riverfront aus. Gegen Mitternacht machten wir uns auf den Heimweg, ich persönlich in der Gewissheit, dass es nicht mein letzter Besuch in Ipoh war und ich auch versuchen werde, allen Besuchern diese Stadt zu zeigen.

Am Sonntag begann der Tag etwas langsamer und mit Spaghetti zum Frühstück, da in unserer Küche sonst nicht besonders viel zu finden und es ohnehin schon 12Uhr30 war. Kurze Zeit später trafen wir Assistenten der DSKL uns in Asia Jaya, unserer LRT-Station und fuhren gemeinsam zum Central Market. Obwohl noch kein Monat seit meiner Ankunft vergangen ist, war ich bereits zwei mal dort und liebe diesen Ort. Der Markt befindet sich in einem hübschen, alten Gebäude und verteilt sich auf zwei Stockwerke. Es ist kein klassischer Markt, die meisten Stände sind dauerhaft dort, man kann (und sollte) jedoch handeln wie auf dem normalen Baazaar. In den indischen, chinesischen und malaisischen Teilen, taucht man in andere Welten ab, umgeben von wunderschönen Stoffen, hölzernen Masken, schlecht gefälschten Uhren und liebevoll gemalten Bildern. Gefunden haben wir, unter anderem, in Malaysia gefertigte Handtaschen zum selber bauen. Fühlen sich an wie ein harter, kratziger Teppich, sind aber irgendwie cool.
Ein ähnlich faszinierender Ort ist der wöchentliche Foodmarket um die Ecke, ein bunter Mix verschiedenster Küchen und Geschmäckern. Jedesmal wünschte ich riechen zu können, wie sich der Geruch der Gewürze mit dem von gegrilltem Huhn und frisch gebackenem Apam Balaik (Maiskuchen, mit Nüssen gefüllt) vermischt. Am Montag ist es hier von Einbruch der Dämmerung bis zum späten Abend brechend voll, viele Leute kaufen Fisch, Obst und andere Zutaten für die ganze Woche ein. Auch wir konnten einen Fisch erstehen, den wir nach allen Regeln der Kunst auseinander nehmen und zubereiten werden. (Wozu hat man schließlich sonst eine ausgebildete Köchin in der WG..)

Es gibt so viele Dinge, die ich erlebe und gerne erzählen, zeigen und teilen möchte, es ist unmöglich alles hier rein zu packen. Ich würde gerne von meinen tollen Kollegen erzählen, den anderen Assistenten der DSKL: Salome, Kai, Gloria, Svenja und Nelly. Und auch von den Lehrern und Schülern, die dafür sorgen dass ich mich hier sehr wohl fühle. Von den vielen Details die diese „andere Welt“ komplett machen und das, obwohl ich noch weit davon entfernt bin, so richtig angekommen zu sein. So geht es wohl fast allen Freiwilligen, zumindest meine ich es aus vielen Nachrichten und Blogs herauslesen zu können. Blogs, die ich wahnsinnig gerne lese und auf die ich von heute an immer mal hinweisen werde. Jakob hat dieses Gefühl von der Fremde, die trotzdem nicht so richtig fremd ist, wunderbar in diesem Blogeintrag beschrieben: https://kulturweit.blog/mongofaber/2014/09/18/alles-gleich/
Herzlich gelacht habe ich über die Berichte von Roman aus Russland (https://kulturweit.blog/russlandroman/2014/09/17/schnelldurchlauf/) , habe mich gefreut über Tonis Berichte aus Argentinien (https://kulturweit.blog/selbstgespraeche/) und Pattys Fotos aus Polen( https://kulturweit.blog/pattyinpolen/) und  Thores Bildern aus China! (https://kulturweit.blog/thore/)

Bleibt sauber.

Ein paar Schnappschüsse, eher niedrige Qualität aber für mehr reicht die Geduld nicht.

Die Kulisse kann man mit der Kamera unmöglich einfangen. Geschmackvolle und dezente Dekoration für den MalaysiaDay.

Erst essen, dann zahlen. Die Stäbchen sind mit Farben gekennzeichnet, die die Preise anzeigen.

DIY Handtasche

Wie Bilder entstehen.

Es sind viele kleine Dinge, die jeden Tag aufs Neue meinen Eindruck von diesem Land, den Leuten und dem Leben in Malaysia erweitern. Kleine Puzzelstücke, die ich zu meinem ganz eigenen Malaysiabild zusammensetze und die zu der Struktur meines Alltags beitragen. Das kleine Mädchen mit ihrer Mutter, die jeden Morgen vor ihrem Haus gemeinsam auf den Schulbus warten und mir fröhlich winken, wenn ich vorbei laufe. Die Nachbarin aus dem 15. Stock, die zur selben Zeit das Haus verlässt. Die Inder, die täglich vor ihrem Tempel stehen, der direkt gegenüber der Schule liegt. Die Baristas in meinem Lieblingskafe*, meinem Rückzugsort, in dem ich auch jetzt sitze.
Heute konnte ich erstmals fehlerfrei einen Kaffee bestellen – einen Satz, den die beiden mit Engelsgeduld mit mir geübt haben! Obwohl in der Theorie wohl korrekt, löste ich mit meinem „Hello. Kopi a sila.“ einen Lachanfall aus.
Und das, nach dem ich schon das typisch-malayische „laaah“ hinten rangehangen habe – ein Universal-Wort, welches grob mit „ok“ übersetzt werden könnte, würde man nicht auch an jedes ausgesprochene „ok“ noch ein „laaah“ ranhängen.

Was fällt sonst noch auf?

Die Vorteile des Wetters.
Kurze Information für die, denen ich nicht bereits vor der Ausreise mit Funfacts über mein Gastland auf die Nerven gegangen bin: Es gibt in (West-) Malaysia keine Jahreszeiten. Nicht mal eine Regenzeit, es ist immer Sommer. Die Temperaturen sinken in kalten Nächten auf ungefähr 24 Grad und steigen je nach Lust und Laune des Wettergottes. Kombiniert wird das mit gelegentlichen Regenschauern und Gewittern und einer relativ hohen Luftfeuchtigkeit.
Anfangs durchaus ermüdend und gewöhnungsbedürftig. Ganz meiner super-optimistischen Natur entsprechend, versuche ich mir das Klima schön zu reden. Erfolgreich.
Der entscheidende Vorteil ist, dass das Wetter einen in der Regel nicht überrascht. Um 7 Uhr früh bringt das eine nicht unerhebliche Zeitersparniss mit sich. Wie oft steht man vor dem Spiegel und fragt sich:
„Brauche ich ne Jacke?“ Das kann hier getrost mit NEIN! beantwortet werden, bzw. die Frage stellt sich schon gar nicht mehr. Selbst in Klassenzimmern, Restaurants und Malls mit 24/7 laufender AirCondition ist ein dünner Schal noch eine Zumutung. Nur einen Regenschirm und/oder eins dieser heißen Plastikregencapes kann ich jedem Expat oder Besucher empfehlen. Man braucht es einfach täglich. Und ja, ich finde Regencapes auch nicht besonders sexy, aber nun ja, sie sind funktional. Über den Smog sei an dieser Stelle mal gnädig hinweg gesehen und noch mal auf die ach-so-praktische Zeitersparniss hingwiesen.

Die Geschwätzigkeit

Die Menschen hier unterhalten sich gerne. Sie sind die Meister des Smalltalks, ihnen fällt immer eine Frage ein, die sich nicht einfach mit „Ja oder Nein“ beantworten lässt. Die Taksi*-Fahrer stehen dabei an der Spitze der Redseeligkeit. Besonders gerne unterhalten sie sich über ein naheliegendes Thema: Malaysia. Schließlich ist das Land (am Anfang der Fahrt) die einzige Schnittstelle zwischen Fahrer und Fahrgast. Und dieser kann ja wohl kaum leugnen hier zu sein und die Aussage „Just arrived in Malaysia, I don’t know anything yet.“ bietet ja auch eine ganz wunderbare Gesprächsbasis.   „So how comes you’re in Malaysia?“ „Do you like Malaysia?“ „Great, how long are you staying?“ Wenn sie dann erfahren, dass man sich tatsächlich für ein ganzes Jahr hier niedergelassen hat und an einer Schule arbeitet, geraten sie außer sich vor Begeisterung.
(Die Malaien lieben Kinder, darum finden sie Schulen grundsätzlich auch super und verleihen mir ohne zu Zögern zwei Staatsexamina und erheben mich zur wohl jüngsten, vollwertigen Lehrerin Deutschlands)
Natürlich freut man sich über nette Gespräche, liebe Worte und neue Bekanntschaften. Allerdings kommt man nicht umhin die offene Neugier der Menschen zu bemerken, die besonders in Geldfragen unangenehm werden kann. Man möchte mit dem Taksifahrer, der einen für RM12 (=2,90€) 45 Minuten durch die Gegend gefahren hat, nicht seinen Mietpreis und das Einkommen erörtern. Also lenkt man ab und stimmt erneut ein Loblied auf das tolle Land an:
„Malaysia is great, I love it – laaah!“. Meistens klappts.
Ein weiterer Störfaktor ist die Faszination für (dunkel-) blondes Haar. Trotz tausender Touristen, darunter viele mit hellem Haar, löse ich regelmäßig, ungewollte, Begeisterung aus und muss jeweils auf die Gottesfigur meines Gesprächspartners schwören, dass die nicht gefärbt sind.
Zugegeben, wenn unsere kleine Gruppe (ein Pakistani, eine Malayin und eine chinesische Australierin, alle samt mit dunklem Haar/Haut und daher eher „unauffällig“) ausgeht, landen wir eher in einheimischen Restaurants statt den üblichen Touristenplätzen und dadurch wird der Überraschungseffekt wohl noch verstärkt.
Mal sehen, wie lange der noch anhält.

Die Verkehrsmoral

Die Taksi-Fahrer wurden ja bereits schon kurz erwähnt. Trotz überfüllter Straßen sind sie, wie gesagt, sehr gesprächig, was wohl auch an dem ständigen im-Stau-stehen liegt. Die Bezeichnung „Stop and Go“ ist während der Stoßzeiten die Untertreibung des Jahres, „Stop and never go“ trifft es schon ehr. Stoßzeit ist übrigens immer genau dann, wenn man es mal etwas eiliger hat. Und grade weil sich hier im Prinzip nichts bewegt, werten Autofahrer bei freier Fahrt eine rote Ampel als persönlichen Affront, halten entweder überhaupt nicht oder aber recht plötzlich. Gepaart sind diese, nennen wir sie unerwarteten Notfallbremsungen, mit lauten, zornigen Wortschwallen und Hupgeräuschen, die sich gegen niemand bestimmten richten. Als wäre dieser Fahrstil nicht schon aufregend genug, herrscht in Malaysia auch noch Linksverkehr. Eines der Dinge, an die ich mich partout nicht gewöhnen kann. Sieht einfach falsch aus und fühlt sich auch falsch an. Man braucht trotzalledem keine Angst zu haben, in Malaysia ins Auto zu steigen – Stau verringert die Geschwindigkeit potentieller Unfallgegner und damit auch das Verletzungsrisiko.
Das gilt für PKW. Ein größeres Problem sind die vielen kleinen, wendigen Motorroller. Motorroller stehen aus Prinzip nicht im Stau, dann könnten sie ja gleich das Auto nehmen. Sie schlängeln sich zwischen den Autos hindurch, überholen links und/oder rechts und ohne das Tempo zu verringern. Wäre ja noch schöner. Überquert man also als Fußgänger eine Straße, sollte man hochkonzentriert und vorsichtig sein. Den Zusammenprall kann man in der Regel nicht gewinnen und will es ja auch gar nicht so weit kommen lassen.

Heute ist übrigens, zum zweiten Mal diesen Monat, Nationalfeiertag und konsequenterweise war Montag auch gleich schulfrei. Daher ist dieser Dienstag eigentlich ein Sonntag. Gibt schlimmeres!
Just während ich diese Zeilen tippe, kommt Nadia um die Ecke und hat eine junge Deutsche im Schlepptau, die grade angekommen ist und für die nächsten 5 Monate ebenfalls in unserem Condo wohnen wird. Die Gute zieht uns Neulinge wohl an wie die Fliegen. Naja, bin ja dankbar dass ich sie hab.

Bis bald, laaah!

Erster Ausflug in Malaysias Nachtleben.

*(Begriffe werden hier geschrieben, wie sie gesprochen werden- aus „café“ wird „kaffe“, aus „Central Station“ –
„Sentral Station“ und aus „Depot“ – „Depoh“)

P.S: Fast hätte ich die beste Nachricht der Woche vergessen: Wir haben zwei Kochplatten! Das heißt, wir müssen nicht mehr für jede Mahlzeit das Haus verlassen und könnten uns sogar mal selbst ein Spiegelei zum Frühstück machen! Foto füge ich an, es ist nicht die Welt aber deutlich besser als das Vorgängermodell!

Unsere Kochplatten. Willkommen in der Familie.
Unsere Kochplatten.
Willkommen in der Familie!

Alles dauert ewig und doch vergeht die Zeit so schnell.

Der letzte Abend des Vorbereitungsseminares.
Die Zeit verging wahnsinnig schnell und gleichzeitig war es eine Ewigkeit.
192 Gesichter, die vor 10 Tagen noch völlig fremd waren. Die mich zum Teil einschüchterten, denen ich weder Namen noch eine Geschichte zuordnen konnte. Unsere einzige Gemeinsamkeit war die Teilnahme an diesem Seminar, dass so unglaublich lang erschien, von dem ich dachte es würde anstrengend und langweilig werden.
Es war tatsächlich anstrengend. Zehn Tage voller Transkulturalität, Nachhaltigkeit, Dr.Walter Versicherungsinformationen, Diskussionen, Vorträgen, Reden und Projekten.
Und voll ernsthafter Gespräche, be(un)ruhigender Berichte von ehemaligen Freiwilligen, Energizern, lautem Lachen und neuen Perspektiven.
Die Gesichter sind nicht länger unbekannt, den meisten kann ich einen Namen und ein Einsatzland zuorden, einigen sogar Schuhgröße, Lieblingsfarbe und die ein oder andere Anekdote.
Es ist komisch, wie vertraut einem Fremde in kurzer Zeit werden können – man ist in derselben Situation, hat ähnliche Gedanken und Bedenken. Aber man teilt auch die Vorfreude, die Euphorie und die Erwartungen. Morgen heißt es schon wieder Abschied nehmen – im Übrigen auch ein Thema des Seminars – von Trainern und Mitfreiwilligen. Bei einigen ist es ein Abschied auf Zeit – man sieht sich im November beim Zwischenseminar, in einem Jahr beim Nachbereitungsseminar und bei einigen hofft man einfach, dass man den Kontakt auch über kulturweit und den Freiwilligendienst hinaus halten kann.
Es sind viele kleine Abschiede, die uns allen vorallem in den nächsten Tagen bevorstehen. Und der große Abschied, der mir noch immer völlig unreal vorkommt aber der auch wahnsinnig schnell näher rückt.