Tussiparadies & Grenzgebiet

Eigentlich war unser Plan für den Sommer ein anderer:
Indien und Wandern im Himalaya.
Hochmotiviert hatten wir alles geplant, die Route zurecht gelegt, Wanderschuhe eingelaufen und aufgelistet, was man wohl alles so brauchen wird. Dann kam erst das Erdbeben und ein schier unloesbares Transportproblem von Delhi in den Norden Indiens.
Und so standen wir wenige Wochen vor unserer Abreise da und brauchen einen Plan B. Was kann man sonst noch so machen in Asien? Die Antwort war schnell gefunden: Südkorea. Für Natascha und mich beide ein BucketList Ziel, dass wir unbedingt sehen wollten. Unser 6,5h Flug war ein wahres Schnäppchen und schon war es beschlossene Sache. Seoul war unsere erste Station sein, in der Bahn kam die erste, etwas ueberraschende Erkenntnis: Südkorea sieht ziemlich genauso aus wie Deutschland. Und die Temperaturen sind auch ähnlich, nix mehr mit tropischer Hitze.  Graues, verregnetes Wetter macht wohl keine Stadt der Welt schöner,  trotzdem fühlten wir uns beide auf Anhieb wohl.
Seoul ist einfach. Auch wenn kaum jemand Englisch spricht, ist jeder wahnsinnig hilfsbereit und aufgeschlossen. Das U-Bahn Netz ist wohl das am besten organisierte und übersichtlichste, dass ich kenne (da könnte Paris sich mal ne dicke Scheibe von abschneiden). Alles ist sauber, obwohl nirgends Muelleimer zu finden sind und es ist ruhig. Eine riesige Grossstadt, voller Autos und Menschen und trotzdem ist es ruhig. Nicht langweilig oder ausgestorben sondern alles wirkt ruhig. Die Koreaner scheinen selten in Eile zu sein, jeder geht gemuetlich seines Weges ohne dabei eine Hektik auszustrahlen, wie man sie auf den Strassen New Yorks immer spuert.

In KL gibt es einige koreanische Bekleidungsgeschäfte, die wir gerne durchstöbern und von daher war unsere Neugier auf Mode, Kosmetik und Accessoires groß. Wir wurden nicht enttäuscht. Es gibt einfach eine Loesung fuer alles, selbst wenn es kein Problem gibt  – Poren kleiner,  Haut reiner, Wimpern länger, Brauen dunkler, Lippen voller, Augen größer. Stundenlang kann man von Drogerie zu Drogerie ziehen ohne dass es langweilig wird. Und sei es nur aus der Neugier heraus, warum grade Schneckenschleim als neues Wundermittel gefeiert wird. Wir sind also im Tussiparadies, wie Natascha es so schön ausdrückte. Obwohl wir sicher noch Tage in Seouls entzückenden Straßencafés und Fußgängerzonen hätten verbringen können, warteten noch viele andere spannende Dinge. Die Tour ins Nord-/Südkoreanische Grenzgebiet war für mich das Highlight,  ich hielt beide Daumen gedrückt dass wir die Fahrt tatsächlich antreten dürfen – in den letzten Wochen wurden alle Termine aus Angst vor MERS abgesagt , am Montag gab es eine kurzfristige Schließung weil ein nordkoreanisches Fischerboot an der südlichen Küste angespült wurde und die Insassen die Rückkehr in den Norden wünschten. Die Tickets sind rar, wer zuerst kommt mahlt zuerst. Natascha lag krank im Bett, also trat ich alleine mit circa 30 Mitreisenden die kleine Reise an.

Die ersten Stunden waren leider ziemlich langweilig – im Eiltempo zerrte eine voellig uebedrehte und uuuunglaublich gut gelaunte koreanische Reiseleiterin uns durch ein Museum, dann durch einen Park und die so beworbenen Aussichtsplattform mit Blick auf die Demillitarisierte Zone ist bei Nebel auch eher weniger spektakulär. Nach einem koreanischen BBQ Lunch wurde es dann interessant: wir näherten uns der JSA.
Eines der am strengsten beobachten Grenzgebiete der Welt.
Schluss mit Lustig: Sonnenbrillen und Kopfbedeckungen ab, Pass auf der ersten Seite aufschlagen, ab hier keine Fotos mehr.
Erste Kontrolle: ein Südkoreanischer Soldat.
Zweite Kontrolle: ein Soldat der US Army.
Dieser trägt den Namen eines ehemaligen, ermordeten US-Präsidenten und wird uns nicht mehr von der Seite weichten, bis wir das Gelände verlassen. Zuerst natürlich die Sicherheitseinweisung, wir befinden uns schließlich nicht irgendwo. Es gibt einige Signale zu beachten, bei einem plötzlichen Angriff ist dies und das zu tun. In erster Linie soll man sich nicht von der Gruppe entfernen und immer auf Kennedy hören.
Dann unterzeichnen wir alle ein Papier, dass wir bewusst Kriegsgebiet betreten und im Todesfall keine Versicherungsansprüche haben. Nun gut, wird schon schief gehen.
Mit dem Bus werden wir ueber das Gelaende gefahren, vorbei an Denkmälern, den Gotteshaeusern fast jeder Religion und an einem der „gefaehrlichsten Golfplaetze der Welt„.
Das Freedom-House ist die erste Station, nochmals die Erinnerung: „Fotos nur wenn es explizit erlaubt ist“. Ist ja schon gut, ich haette gerne mehr als nur die paar offiziell genehmigten Spots fotografiert, aber keine Chance. Da mit der Army in der Regel nicht zu Spaßen ist, gebe ich auf und folge zähneknirschend der Anweisung.
In Zweiereihen marschieren wir nach draußen, zu der Baracke in der sich die beiden Seiten zu Verhandlungen treffen. Der Raum kann von Norden und Süden betreten werden, die Mitte ist klar markiert und stimmt exakt mit der circa 50cm hohen Grenzlinie draussen überein.
Alle hinein, es ist nicht viel Zeit. Der Raum ist recht unspektakulär, ein paar Tische mit Fahnen und Mikrofonen, grelle Neonlampen und viele Fenster.
Und zwei Nordkoreanische Soldaten, die wie festgewachsen neben der Tür und dem Fenster stehen und Haltung bewahren.
Es wird uns erlaubt in den „nordkoreanischen Teil des Raumes“ überzutreten, auch Fotos sind nun erlaubt. Obwohl ich mich nur von der einen Ecke in die andere bewege, bin ich etwas nervös.
Es ist nordkoreanisches Hoheitsgebiet und sowohl die US- als auch die Suedkoreanischen Soldaten achten genau darauf, die Grenze nicht zu übertreten. Jedem in der Gruppe geht es so, alle sind ein wenig aufgeregt und schwanken zwischen Begeisterung und Unwohlsein.
10 Minuten, keine Sekunde länger.
Alle wieder raus, in Zweiereihen aufstellen.
Jetzt dürfen zwei Minuten Fotos geschossen werden, jedoch nur in Richtung Norden, auf keinen Fall von den Gebäuden im Sueden.
Ok, schnell noch ein Selfie und dann geht es zurück zum Bus, über das Gelände, zum Andenkenshop und zurück nach Seoul.

Definitv ein spannender Tag und eine Tour die ich jedem empfehlen möchte.
An den staendigen Lobpreisungen der Suedkoreanischen Regierung durch die Reiseleitung habe ich mich gestört. Sie wurde nicht müde zu wiederholen, dass Suedkorea alles tun würde um die friedliche Vereinigung herbeizuführen. Nun, in der aktuellen politischen Situation ist es einfach Nord- und Süd in gut und böse einzuteilen, daran gibt es auch keine Zweifel. Aber ein ständiges Hochloben des eigenen Staates hat immer einen bitteren Beigeschmack.
Auch die angeblich kuerzlich aus Nordkorea geflohene Frau, die unsere Gruppe für die ersten zwei Stunden begleitete, rief bei mir einige Skepsis hervor.
Laut Reiseleitung haben sie und ihre 5jaehrige Tochter mit der Hilfe von Schmugglern die Grenze zu China überquert, seien von dort weiter nach Kambotscha und dann nach Südkorea  gekommen. Seit 6 Monaten sei sie in Südkorea, drei Monate musste sie in einer Art Untersuchungshaft verbringen und sei nun offizielle Bürgerin der Republik Korea. Vollends integriert mit falschen Fingernägeln, Heels bis zum Himmel und einem riesigen Smartphone auf dem sie gerne CandyCrush spielt.
Kurzum, die Situation schrie jetzt nicht nach Au­then­ti­zi­tät aber zumindest hat man sich große Mühe gegeben uns Touristen ein wenig zu bespassen.

 


 

Dreihundertundeins.

Eine von vielen schönen Erinnerungen - der Abiball.
Eine von vielen schönen Erinnerungen – der Abiball.
Die Eröffnungsfeier der SüdOstAsienSpiele. Wir begrüßten die deutschen Schulen aus Singapur, Jakarta, Bangkok, Manila und NeuDelhi (Quelle: Archiv DSKL)
Die Eröffnungsfeier der SüdOstAsienSpiele. Wir begrüßten die deutschen Schulen aus Singapur, Jakarta, Bangkok, Manila und NeuDelhi
(Quelle: Archiv DSKL)
4 Tage, ganz im Zeichen des Sports: Schwimmen, Volleyball, Leichtathletik und Fußball. Quelle: Archiv DSKL
4 Tage, ganz im Zeichen des Sports: Schwimmen, Volleyball, Leichtathletik und Fußball.
Quelle: Archiv DSKL
Schiedsrichter bei der Arbeit. Quelle: Archiv DSKL
Schiedsrichter bei der Arbeit.
Quelle: Archiv DSKL
Das Team der DSKL
Das Team der DSKL

Der letzte Schultag.
Er erschien mir immer so unendlich weit weg. Der letzte Schultag, pff, lächerlich. Das würde ja bedeuten dass es tatsächlich zuende geht. So ein Blödsinn, warum sollte es auch – es ist doch grad so schön, alles läuft rund.
Und doch, plötzlich war der 26. Juni und es hieß Abschied nehmen.
Schon wieder.  Na klasse.
Vier Stunden mit „meiner“ ersten Klasse, passenderweise waren wir vier, die sich verabschieden mussten. Ich kam zuerst an die Reihe, bekam lauter gute Wünsche mit auf den Weg und die Kinder überreichten mir ein ganz bezauberndes, selbstgemachtes Kochbuch – jede/jeder hatte eine eigene Seite mit Fotos und Briefen gestaltet und dazu ihr/sein Lieblingsrezept geklebt.  Unnötig zu erwähnen, dass folglich um 08.20 Uhr bereits die ersten Tränen rollten, besonders als sich Christina, die Klassenlehrerin, verabschiedete. Bei ihr habe ich in kurzer Zeit sehr viel gelernt, es war mein großes Glück mit ihr in ihrer Klasse arbeiten zu dürfen. Wir waren ein Team, dass auch ohne große Absprachen hervorragend funktioniert hat, so dass es jeden Morgen aufs neue Spaß gemacht hat. Drei Stunden mit Verabschiedungen in der Klasse folgten, nachdem die Zeugnisse vergeben waren kam es dann zum finalen Showdown auf dem Schulhof: wohin man nur schaute lagen sich Schüler, Lehrer und Eltern in den Armen, es sind viele Tränen geflossen. Die große Schattenseite dieses Lebens ist nunmal der alltägliche Abschied, es ist immer ein Kommen und Gehen und es gibt wenig Beständigkeit.
Die DSKL ist (eigentlich müsste es wohl „war“ heißen) der Dreh- und Angelpunkt meines Lebens hier, irgendwie spielt sie doch immer eine Rolle. Und obwohl dieser Punkt nun mehr oder weniger wegfällt, die meisten Abschiede gemeistert sind, habe ich noch nicht vollends realisiert dass mir nun nur noch wenige Wochen in Malaysia bleiben. Ganz im Gegenteil, es kommt mir vor als wäre es noch unendlich viel Zeit. Die Koffer packe ich noch nicht für den Weg nach Deutschland sondern erst einmal „nur“ für Südkorea. Die großen Erwartungen, die Neugier wie es dort wohl sein wird, ob es wirklich so ein anderes Asien ist, überdecken alle anderen Gefühle und so kann ich gut verdrängen, was viel schneller Realität sein wird als ich glauben möchte.

Komm, lieber Mai, und mache

Einige Wochen nach unserer sonntäglichen, sechsstündigen und nervenaufreibenden Reiseplanung war es bereits so weit: Nach der Arbeit, am Donnerstag, stiegen wir quasi umgehend ins Taxi zum Flughafen, dort weiter ins Flugzeug und nur eine knappe Stunde später landeten wir auf Langkawi.
So weit, so unkompliziert. Dankenswerter Weise blieb es in den folgenden vier Tagen genauso entpannt.
Statt 1.Mai-Demos und Maibäumen, nur Strand und gute Freunde. Wir tanzten zwar wie wild in den Mai und starteten daher etwas ruhiger in unsere Ferien,
Faulheit konnte man uns in diesem Urlaub trotzdem nicht vorwerfen. Nach Freitag packte uns (oder zumindest den männlichen Teil der Gruppe) die Abenteuerlust und in nur zwei Tagen legten wir 183km auf unseren Motorrollern zurück. Den höchsten Aussichtsturm Langkawis, höchst fragwürdige und eigentlich nicht freigegebene Straßen,  menschenverlassene Strandabschnitte, endlos-enge Serpentinen, einige herumflitzende Affen & gelangweilte Kühe am Straßenrand und ein verdammt gutes Schnitzel später erlangte ich zwei neue Erkenntnisse: Mit dem Roller kommt man überall lang und auch ohne Benzin den Berg ganz easy wieder herunter.
Nach so viel Abenteuer gibt es wohl nichts schöneres als den Tag mit Sundowner-Drinks am Strand ausklingen zu lassen. Erstaunlich schnell gingen so die vier Tage rum und am Montag Abend fanden wir uns wieder im alltäglichen Stau auf den Straßen von KL. Wie sollte es anders sein.

 

Das obligatorische Flugzeugselfie.

 

Whoop Whoop!

 

Cheers.

 

Das Yellow-Café.
Idyllisches Naturbild mit Motorroller im Vordergrund.

 

Fischers Fritz fischt frische Fische, frische Fische fischt Fischers Fritz. (Statt Fisch gab es besagtes Schnizel)
Erst so..

 

..dann so. Ganz ohne Photoshop.

Motorradgang. Berühmt und berüchtigt.

Schattenseiten.

Natürlich habe ich gewusst, dass man auch in Malaysia mit Geld alle Probleme lösen kann. Das ist Teil eines jeden Systems, dass nicht wirklich reibungslos funktioniert. Wenn ein Polizist nur 800Ringit (circa 200Euro) im Monat verdient, lässt sich Korruption schwer verhindern.
Bestechlichkeit ist etwas, was zwar komplett gegen meine Überzeugungen steht und mit dem ich nur sehr schwer umgehen kann, aber zumindest kann ich irgendwo nachvollziehen woher es kommt. Weder akzeptieren noch tolerieren kann ich Rassismus.
Samstag Nacht kam es leider dazu, dass Natascha und ich hautnah mit beidem in Kontakt kamen und ich werde dieses beklemmende Gefühl wohl mein Leben lang nicht mehr vergessen.

Kurz und knapp die Ausgangsituation, damit verständlich ist worüber ich schreibe und warum ich es als Rassismus bezeichne:

Wie so oft am Freitag Abend machten wir uns auf ins Nachtleben der Stadt, trafen unseren Freund Bisso in der PiscoBar und gingen für die HipHop-Night ins Lust. Es war ein toller Abend, wir haben gesungen, getanzt und wahnsinnig viel gelacht. Als gegen 3.30 Uhr die Lichter angingen und der DJ ankündigte dass es Zeit sei zu gehen (in Malaysia ist für die meisten Clubs um 3.00 Uhr Sperrstunde) protestierten wir also lautstark und versuchten Bisso und einige weiter Freunde zu überzeugen mit uns in den After-Hour-Afrobeats-Club zu fahren, der vielleicht 15 Minuten entfernt liegt. Die Jungs, 5 Nigerianer, eine Malayin und Bisso (Sudaner/Südafrikaner) ließen sich breitschlagen und hatten sogar zwei Autos dabei in denen wir fahren konnten.
Die Stimmung war nach wie vor gut, es liefen bereits Afrobeats im Auto und die Nacht war noch jung. Eben jene gute Stimmung kippte in dem Moment, in dem wir auf eine Straßensperre zufuhren und die Polizeiautos erblickten.
„They want money“ war das einzige was Julien vom Fahrersitz aus sagte bevor er gefühlt sämtliche Papiere zückte, die ihm in diesem Leben jemals ausgestellt wurden. Die Polizei leuchtete in unser Auto und versuchte gar nicht seine Überraschung über die Besetzung des Autos zu verbergen.
„Alle aussteigen, bitte.“ Außer Natascha und ich, wir dürften auch sitzen bleiben, ganz wie wir wollen. Sie verlangten nach einem Ausweis, den originalen Pass hatte natürlich niemand mit zum Feiern genommen, dass wäre schließlich mehr als dumm. Wir hatten zwar beide unseren Personalausweis dabei, jedoch keine Kopie unserer Aufenthaltsgenehmigung oder Arbeitserlaubnis. Das interessierte jedoch auch niemanden, die Polizisten lasen nur „Bundesrepublik Deutschland“, sahen unsere blonden Haare und die helle Haut und waren höflich, respektvoll und nahezu wiederwärtig freundlich.
Ein Unterschied wie Himmel und Hölle dagegen, wie sie mit allen anderen umgingen. Aufenthaltsgenehmigung, Führerschein, Passport, Student-ID, alles musste gezeigt werden, an allem war etwas auszusetzen. Bisso wurde auf Waffen abgetastet, bei einem Dritten reichte auch die Kopie des Passes nicht aus, obwohl das die gängige Art ist sich auszuweisen.
Aber in dieser knappen Stunde drehte sich alles nur darum, dass die Jungs nicht weiß, asiatisch oder malaysisch waren. Mit einer offensichtlichen Abscheu wurden sie gedemütigt, behandelt wie geflohene Straftäter und mich fragte ein Polizist drei (!) Mal ob wir wirklich freiwillig mit ihnen unterwegs seien.
Es war offensichtlich worauf all das hinauslaufen sollte: ein wenig zusätzliches Bargeld vor den „Chinese New Year-Feiertagen“ in der nächsten Woche.
Sieben Polizisten, mit Waffen die vor ihrer Brust baumeln, warteten darauf dass ihnen endlich jemand Geld anbot. Der achte war nicht so geduldig und fragte einfach direkt „Was bekomme ich dafür, dass wir euch nicht mitnehmen?“.
In der selben Sekunde verfrachtete Bisso uns beide endgültig ins Auto, mit der Anweisung bloß sitzen zu bleiben und den Mund zu halten. Obwohl es in uns beiden ähnlich aussah – eine Mischung zwischen Schock, Hilflosigkeit und Wut taten wir wie uns geheißen und waren erleichtert als uns einige Minuten später erlaubt wurde weiterzufahren.
Zwar kamen wir alle relativ glimpflich davon, jedoch war es das furchtbarste Gefühl dass ich jemals gefühlt habe. Wenn etwas, dass komplett gegen deine persönliche Vorstellung von Gut und Böse steht, vor deinen Augen passiert und weder du noch irgendwer sonst etwas dagegen ausrichten kannst, ist es eine Kombination aus Machtlosigkeit und unglaublicher Wut.
Grade auch dass so extrem offensichtliche Unterschiedliche zwischen Menschen gemacht werden, macht mich unbeschreiblich wütend und hinterlässt einen prägenden Eindruck bei mir. Denn Natascha und ich zahlten nicht einen Ringit und wurden auch nicht weiter belästigt. Man bot mir sogar an ein Taxi für uns zu rufen.

Grade weil dies hier ja ein offizieller „kulturweit“-Blog ist, weise ich darauf hin dass es für mich, im Rahmen meines FSJ, die erste Erfahrung dieser Art in Malaysia war. Für mich, die häufig eher das Gegenteil erlebt – ich habe es als junge Europäerin hier häufig einfacher als viele andere und auch das ist oft unangenehm. Es war jedoch nicht das erste und leider wohl auch nicht das letzte Mal für unsere Begleiter dass sie so etwas erleben mussten.
Natürlich kann man diese Geschehnisse nicht pauschalisieren, nicht alle Polizisten über einen Kamm scheren und die Einheimischen durch die Bank alle zu Rassisten erklären. Das möchte ich auch gar nicht, dass ist etwas was ich weder beurteilen kann noch möchte. Dass ich hier auch so nicht erlebt habe. Aber ich möchte auch nicht so tun als wäre ich nicht dabei gewesen. Als hätte ich darüber nicht nachgedacht und als hätte ich dazu nichts zu sagen.
Wegen der politischen Situation in Malaysia war ich mir unsicher (und bin es immer noch) ob ich das ohne Weiteres so schreiben und veröffentlichen sollte. Und eben weil mein Geschreibsel das Malaysia-Bild von einigen Menschen prägt, die noch nie hier gewesen sind aber vielleicht dann und wann meinen Blog verfolgen.
Auch negatives gehört zum Leben, zum Leben im Ausland, es gibt diese Schattenseiten, die Momente in denen man gerne schreien will warum das denn so unfair ist. Und in denen man sich zusammenreißen und den Mund halten muss. Weil man niemanden damit hilft wenn man sich echauffiert, ganz im Gegenteil. Damit hätten wir alles noch viel schlimmer gemacht, egal wie schwer es ist sich das einzugestehen.
Dieser Post enthält keine Vorschläge oder Träume wie man ein Land von Korruption befreien kann, wie es wohl sein wird wenn alle Menschen gleich behandelt werden. Wenn es dann jemals soweit sein wird.
Nur eins noch: Haben mir die Nachrichten aus Deutschland, über die PEGIDA-Demonstrationen Bauchschmerzen gemacht, so steigen meine Bedenken über all diese rechtsstehenden Bewegungen in Deutschland immer weiter. Weil ich gesehen habe, wie einfach es sein kann jemanden schlecht zu behandeln wenn man „am längeren Hebel“ sitzt.
Die Welt wird sich nicht verändern, weil ich hier davon erzähle. Aber mich hat es irgendwo verändert.

Kleine Ewigkeiten.

Ewig und drei Tage sind vergangen seit dem letzten, wirklichen Blogeintrag hier. Es scheint, als würde ich langsam die Disziplin verlieren, so auf der Hälfte meiner Zeit hier.
Ja, tatsächlich, irgendwann in den nächsten Tagen ist die erste Hälfte meines Freiwilligendienstes vorbei. Meine Gefühle dazu sind gemischt – einerseits weiß ich, wie viel ich in den vergangenen Monaten schon gelernt, gesehen und erlebt habe und wie viel mehr da noch auf mich wartet , andererseits fühle ich mich so pudelwohl dass alleine der Gedanke an meine Abreise mich traurig macht. Ja, auch schon sechs Monate zuvor.

Sehr glücklich hat mich hingegen der Besuch von Louisa gemacht – nach acht(!) langen Monaten der Trennung hat sie ihre aktuelle SüdOstAsien-Rundreise-Station in Kambotscha für 4 Tage verlassen und einen Abstecher nach KL gemacht.
Während ich am Morgen noch schnell mit 2 gigantischen Koffern, einem 55l Rucksack, zwei prallgefüllten Handtaschen und 12 (!!) Tüten in meine neue WG umgezogen bin, saß sie schon im Flieger und nur eine knappe Stunde nachdem all das Gepäck dekorativ im Flur aufgestellt wurde, stand sie schon vor der Tür.
Was für eine Freude, obwohl die Situation sich für uns beide absolut unrealistisch angefühlt hat. Das war schnell überwunden – einige Stunden Gequatsche am Pool, ein Abschiedsessen mit Kai unten im Haus. (Leider war die Freude des Tages etwas getrübt von der Tatsache das Kai nun Svenja nach Deutschland folgte und beide endgültig Kuala Lumpur verlassen haben. Ihr halbes Jahr an der Schule ist vorbei und egal dass ich mir die ganze Zeit darüber bewusst war, vermisse ich sie schon jetzt.)

Eine Stunde lang packten wir beide unser Hab und Gut aus und bezogen mein neues Zimmer, Fotos folgen mal bei Gelegenheit. Da auch Gloria&Christoph Besuch aus ihrer östereichischen Heimat hatten, ging es für die ganze Clique am Abend erst zum Höckerchen-Thai und anschließend stürzten wir uns ins Nachtleben der Changkat. Nachdem der Freitagabend für Natascha und mich dort sehr entäuschend war, wurde es eine unglaublich lustige Samstagnacht und ein träger Sonntag.
Am Nachmittag trafen Lulu, Natascha und ich uns zum Brunch in unserer Lieblingsmall, stöberten ein wenig durch Antiquitätenläden und legten einen Abendessenstop in unserem Lieblings-Sushi Restaurant ein. Glücklich und vollgefuttert ließen Lulu und ich den Abend auf dem Dach der neuen Wohnung ausklingen, genossen den Blick auf PJ/KL und sogar die Spitzen der TwinTower um todmüde ins Bett zu fallen.
Am Montag mussten wir früh raus, wir sind zusammen zur Schule gegangen – fast wie früher. Es war witzig meinen Alltag mit ihr zu teilen und dass es ihr gut gefallen hat macht mich natürlich ein wenig stolz. Zur Schule gehört natürlich auch der CobraClub (für nicht eingeweihte, dass ist die Kneipe die direkt an der Schule liegt und wo auf unregelmäßiger Basis inoffizielle Treffen des Kollegiums stattfinden.) und von dort fuhren wir heim. Der Tag versprach noch spannend und vorallem lang zu werden, darum legten wir einen kurze Pause ein und fuhren gegen 21.00 Uhr nach Bangsar, wo wir auf den Rest der Gruppe stießen und meinen absoluten Lieblingstermin des Monats wahrnahmen: Eine Jam-Session, jeden erste Montag im Monat finden sich alle möglichen verschiedenen Künstler zusammen und singen, spielen, jammen zusammen. Obwohl keinerlei musikalisches Talent in mir steckt liebe ich es zuzuhören und freue mich schon Tage vorher drauf. Vor einigen Wochen haben Natascha und ich einige der Musiker kennengelernt und dadurch ist es doppelt so schön zuzuhören.

Bereits seit Sonntag Abend wurde das Hinduistische Fest „Thaipusam“ gefeiert, durch die große indische Bevölkerung in Malaysia und auch in Singapore, wird dieses Fest auch hier riesig groß und über mehrere Tage öffentlich gefeiert. Sonntag beginnt die  „Pilgerung“ von Chinatown  bis zu den BatuCaves (circa 15km) wo dann bis Dienstag Abend die Festlichkeiten weitergehen.  Der Höhepunkt ist in der Nacht von Montag auf Dienstag, der Einzug der Gläubigen in den Tempel in den Höhlen. Über 200, recht ungünstig angelegte Treppenstufen, führt der Weg, vorbei an der riesigen goldenen Murugan Statue zum Ziel von ZEHNTAUSENDEN Pilgerern.
Das Skurrile dabei ist die Art und Weise wie die Hindus diesen Weg zurück legen. Vreinfacht lässt es sich so sagen: je mehr Schmerz jemand fühlt, desto mehr wird seine Sünde vergeben. Daher stechen sich die Gläubigen Metallstäbe durch Wangen/Lippen/Ohren, rasieren ihre Köpfe kahl, tragen Gefäße an Metallhaken in ihrer Haut zu den Tempeln oder haben Seile mit Haken an ihren Körpern befestigt an denen dann jemand zieht. Um diese physische wie psychische Belastung durchzustehen, versetzen sie sich vorher in eine Art Trance  – angeblich auf natürlichem Wege, es ist aber recht eindeutig dass dort mehr als nur natürliche Drogen eine Rolle spielen und das Ausmaß davon ist nur eins: beängstigend.
Diese Prozession findet gegen 2.00 Uhr in der früh statt und zieht sich bis in die Morgenstunden. Wir waren so ziemlich die einzigen Touristen dort bzw. zumindest begegnete uns sonst niemand der nicht indische-Wurzeln hatte, obwohl von der Schule viele Kollegen dort gewesen sind und so friedlich der Abend auch ablief, es ist ohne Zweifel ein merkwürdiges Gefühl mitten in der Nacht in dieser Menschenmasse zu stehen und Teil dieser wichtigen, religiösen Zeremonie zu sein.
Wir selbst haben nur wenige Bilder gemacht, ich verweise zum bessern Verständnis auf Google Bilder, hier ist die Vielfalt einfach am größten.
Mein neuer Mitbewohner, Vinzent, hat ein Video des Abends zusammen gestellt, sobald ich ihn um Erlaubnis gebeten habe werde ich den Link dazu posten, es ist ihm gelungen die Stimmung dort ziemlich gut einzufangen.
Denn entgegen meiner Vorstellung ist es nicht leise, nicht bedächtig sondern es ist höllisch laut, Musik tönt aus allen Lautsprecher, Lichter leuchten, am Bahnhof ist eine Art Rummel aufgebaut und die Wanderer sprechen ihre Gebete in Megaphone.
Eine abolut einzigartige Erfahrung, die sich wohl mit nichts vergleichen lässt was ich je zuvor gesehen habe.
Völlig überwältigt fielen wir am frühen Morgen ins Bett, nach knappen 24h Stunden auf den Beinen.

Gegen Mittag krochen wir aus den Federn, kochten uns ein unglaublich leckeres Frühstück und fuhren in die Stadt. Sightseeing muss schließlich sein, wenn auch in abgespeckter Variante: Central Market, Nationalmoschee, PetronaTowers und anschließend noch eine leckere Pizza zum Abschied. Um 4.00 Uhr heute morgen hieß es dann mal wieder Abschied nehmen, etwas woran ich mich schon fast gewöhnt habe da hier nichts und niemand für immer bleibt.
Doch mit Louisa wird es ein Wiedersehen geben, auf absehbare Zeit und ich freue mich schon drauf.

Nun ist es Zeit den verpassten Schlaf der letzten Tage nachzuholen – anbei noch einige Bilder der letzten Tage.

Beim Besuch der Nationalmoschee
Beim Besuch der Nationalmoschee
Vom Winde verweht.
Vom Winde verweht.
Milchtöpfe auf Kopf.
Milchtöpfe auf Kopf.

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Völlig weggetretene, leere Blicke.
Völlig weggetretene, leere Blicke.

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Vietnam im Schnellprogramm

Die ganze Woche über hatte ich das dringende Bedürfnis alles aufzuschreiben, so schnell es geht, damit ich bloß nichts vergesse und nun sitze ich hier, kann keinen klaren Gedanken fassen und bin noch immer völlig überwältigt von den Eindrücken der letzten Tage.
Gehen wir chronologisch vor:
Am letzten Samstag fand ich mich plötzlich im Flugzeug Richtung Hanoi wieder, dort angekommen stellte man mir ohne großes Gezeter ein „Visum on Arrival“ aus und draußen setzte ich mich in einen Shuttlebus der mich direkt zum den Mädels nach Hause bringen sollte. Theoretisch. Denn irgendwie schien der Fahrer nicht aufmerksam zugehört zu haben, fuhr kreuz und quer durch die fremde, dunkle Stadt und ließ nach und nach alle anderen Fahrgäste raus. Und drehte sich schließlich erstaunt zu mir um und fragte, wo ich eigentlich hin wolle. Nach einem Blick auf den Zettel fing er heftig an den Kopf zu schütteln, auf Vietnamesisch zu reden und immer wieder „Taxi Taxi“ rufen, was mich in einen leichten Panikzustand versetzte. Während der knapp einstündigen Fahrt durch die stockdustere Stadt hatte ich bereits feststellen müssen, dass meine Handy streikte und ich weder raustelefonieren noch Anrufe annehmen konnte. So sah ich mein baldiges Ende schon vor mir, doch plötzlich hielt der Bus und nach einem schnellen Blick aus dem Fenster sah ich auf einmal Maja und Luisa vor mir stehen, die,  ebenfalls etwas nervös, auf mich gewartet hatten. Die Erleichterung vermischte sich mit der Wiedersehensfreude und ließ diesen holprigen Start schnell vergessen. Wir quatschten noch ein wenig, vertagten längere Gespräche jedoch auf die folgenden Tage und fielen alle ins Bett. Am Sonntag (und auch die restliche Woche) nahm Maja mich unter ihre Fittiche, zeigte mir die Stadt, den absolut hammermäßigen Kaffee der mit Kokosnuss-Smoothie gemischt wird und am Nachmittag dösten wir an einem Hotelpool vor uns hin – mit einem tollen Blick auf den Westlake und Hanoi. Traditionell gab es eine Bun Cha Suppe zum Mittag, eingenommen auf circa 20 cm hohen Plastikhöckerchen mitten auf der Straße. Über diese recht unkomfortable Bestuhlung lässt sich streiten, die BunCha war es aber wert – wer hätte geahnt dass Nudelsuppe so gut schmecken kann!?
Da ich ja eine Woche Zeit hatte und die Mädels unter der Woche (und teils auch am Wochenden) arbeiten mussten, schloss ich mich einer Tour des BackpackerHostels an. Zu einer höchst unchristlichen Zeit ging es am Dienstag los zur HaLongBay. Zahlreiche Bus-/Bootsfahrten später landeten wir im Paradis.. Eine abgelegene Bucht, durch dreckig-graue, hohe Felsen von der Außenwelt abgeschottet, mit weißem Sandstrand und noch circa 60 weiteren Backpackern, die bereits in den Tagen zuvor angekommen waren. Freudig wurden wir von eben diesen begrüßt, aßen Mittag und machten uns auf zu einer Rundfahrt durch die HaLongBucht. Landschaftlich ist diese einfach unbeschreiblich, obwohl es die Attraktion Vietnams schlecht hin ist, sehr ruhig und wir begegeneten kaum einem anderen Schiff. Trotz brennender Sonne gab man sich an Bord begeistert dem Bier hin und dementsprechend schnell wuchs die Gruppe zusammen. Es folgten zwei wunderbare Tage die von vielen neuen Bekanntschaften, entspannenden Strandtagen, guten Büchern, langen Nächten und erneut viel Gelächter bestimmt waren.
Und von Plankton. Natürlich waren mir diese Mikroorganismen ein Begriff, dass diese jedoch meine bisher beeindruckenste Naturerfahrung sein würde (sagt das Ex-Waldorfkindergarten Kind!) hatte ich jedoch nicht erwartet. Und doch war es so, während wir auf dieser traumhaften Insel die Freude am Leben feierten, wo es bereits seit 18.00 Uhr stockdunkel war, zeigte sich im Wasser etwas, worauf wir alle gespannt gewartet hatten – sobald man im Wasser ist und sich bewegt, regt man das Plankton zu einem bläulichen Leuchten an. Zu einem wirklich hellen, klaren Leuchten. Bewegt man seinen Fuß, sieht man diesen auf einmal im Wasser scheinen, während man außen nicht einmal die Hand vor Augen erkennen kann. Ein Phänomen, welches ich zuvor noch nie beobachten konnte und das sich wohl mit keiner Kamera einfangen lässt. Leider und auch Gott sei Dank, denn so bleibt es (vorerst?) eine einzigartige Vietnam Erfahrung und wird zu keiner verblassenden Foto-Erinnerung, die dem Moment ohnehin nicht gerecht werden kann.
Es blieb also bei der Konzentration auf das Wesentliche und auf den Moment. Das könnte eine der wichtigsten Lektionen aus diesem Jahr werden.

Wie ist eigentlich Hanoi?

Ein Smart fährt durch die Straßen und erinnert mich daran, wie sehr ich das Autofahren vermisse.
Vietnam ist ein Kaffee-Paradis

Es ist eine Stadt die atmet, eine Stadt die lebt. Im Vergleich zu KL ist es klein, die Häuser sind nicht einmal halb so hoch, alles ist so viel belebter. Man bemerkt den Kommunismus, der nach wie vor das Land bestimmt: Läden bieten nur ein bestimmtes Produkt an, bunte Pfeile weisen auf Shops mit „Propaganda Plakaten“ hin, Hồ Chí Minh wird auch 45 Jahre nach seinem Tod noch vereehrt und ist auf/in jedem öffentlichen Gebäude abgebildet.
Es rauschen tausende Menschen an einem vorbei, ohne dabei die gestresste Genervtheit auszustrahlen wie sie normalerweise bei Großstädtern zu finden ist. Und das ist der Punkt, in Hanoi spürt man den Großstadtcharakter nicht, es gibt viele kleine Parks und Seen, die alles entschleunigen. Gefühlt entschleunigen, nicht in der Realität, denn die 100000000 Motorräder schlängeln sich stets durch die Straßen, weichen mit stoischer Ruhe Fußgängern und vorallem den anderen Motorradfahrern aus und hupen dabei ununterbrochen. Was viele sicherlich als anstrengend wahrnehmen würden, hat mich begeistert. Hier habe ich endlich die Authentizität gefunden die mir in KL so sehr fehlt. Fast alles ist hier zu Fuß zu erreichen und man kann sich auch nachts ohne Bedenken durch die Straßen bewegen.
Neben den vielen optischen und akustischen Reizen bot diese Woche auch die Gelegenheit zumindest drei der anderen kulturweitler wiederzusehen, lange Gespräche über den Wahnsinn und das Wechselbad der vergangenen Wochen zu führen. Wieder ist da die Gewissheit, bei Frunden zu sein, ungeachtet der Tatsache dass wir uns eigentlich erst zwei Monate kennen und bis dato nur wenige Tage miteinander verbracht haben. Aber mit den Menschen, entwickeln sich auch Freundschaften im Ausland schneller und ich freue mich jetzt schon sehr auf das Wiedersehen in KL. Drei Wochen sind es noch bis zum Zwischenseminar und mich beschleicht die Ahnung, dass auch diese Zeit noch schneller rumgeht als die letzte Woche.

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Plankton – National Geographic http://images.nationalgeographic.com/wpf/media-live/photos/000/501/overrides/glowing-waves-bioluminescent-ocean-life-explained-close-up_50149_600x450.jpg
HaLongBay
Der normale Wahnsinn.
Es geht schlimmer
Willkommen in Vietnam.

Foto 2

Wer mehr aus und über Vietnam lesen möchte, darf sich den Blog von Maja übrigens nicht entgehen lassen! (https://kulturweit.blog/majainvietnam/)

Überfällig.

Meine Damen und Herren, es folgen nun die neusten Nachrichten.
Während einer zweiwöchigen Schreibblockade meinerseits, überstürzten sich die Ereignisse im beschaulichen Malaysia nahezu. Ganz nach dem Motto „der frühe Vogel fängt den Wurm“ begannen engagierte ElterInnen, LehrerInnen und die Assistentinnen (hier ist tatsächlich nur die weibliche Form nötig, da der einzige männliche Assistent sich gedrückt hat) der deutschen Schule bereits am letzen Septemberwochenende mit den Bastelarbeiten für den Charity-Weihnachtsmarkt der Deutschen Community. Bei brütender Hitze wurden Plastiktannenzweige geschnitten und Adventskränze geflochten. Auf das Abspielen von Weihnachtsmusik wurde aus naheliegenden Gründen bisher verzichtet. Mein dröhnender Schädel, eine Folge eines lustigen Abends im Nachtleben von KL, war mehr als dankbar dafür.
Zusätzlich zu den normalen Ereignissen des Alltags, wurden für die Grundschüler der DSKL Projekttage abgehalten – inhaltlich wurde die Transkultualität vermittelt, angepriesen wurden sie  unter dem knackigen Titel: „Our earth is home for all“.
Mit großer Begeisterung malten die fünf bis zehnjährigen mit Fingerfarben, bastelten Weltkugeln, sangen das „Lied vom Frieden“ und exkusierten am Donnerstag, den 2.10, ins Batikmuseum Kuala Lumpur. Nicht nur 70 strahlende Kinder schwangen hochkonzentriert die Pinsel, auch Mitglieder des Kollegiums batikten Eulen, Katzen und Fische als Dekoration für ihre jeweiligen Klassen. Nicht ganz ohne Stolz sei hier mein eigener künstlerischer Durchbruch erwähnt, ein Fotobeweis ist am Schluss dieses Posts zu sehen!
Ein durchaus erquickender Tag, der angesichts der geballten Grundschüler-Energie jedoch mit einem frühen Zubettgehen und tiefem Schlaf endete.
Am 3. Oktober, Deutschlands höchstem Feiertag, wurde die Vereinigung von Ost- und West nicht nur mit den Schülern der Klassen fünf bis zwölf sowohl in Projektgruppen, als auch auf dem Pausenhof thematisiert, sondern am späteren Abend auch in einer gewissen Wohngemeinschaft am Stadtrand.
Da am darauffolgenden Sonntag mal wieder ein Feiertag gefeiert wurde, kamen auch SchülerInnen und LehrerInnen der Deutschen Schule in den Genuss eines langen Wochenendes. Es zog vier (aber irgendwie auch sechs) wanderwütige Seelen in die nahe, weite Ferne. Nahe der Stadt Ipoh, welche aufmerksamen Lesern bereits ein Begriff sein dürfte, liegen die Cameron Highlands, welche mit zu den kühlsten Orte Malaysias zählen. Und die Temperaturen fielen merklich mit jedem Höhenmeter. Die Schönheit des Regenwaldes, gepaart mit der Begeisterung über kleine Obst-/Baskstände am Straßenrand der Serpentinen löste bei der Besatzung des, nicht klimatisierten, Jeeps Begeisterung aus und boten den Auftakt für ein erholsames und schönes Wochenende. Die Teeplantagen, Erdbeerfelder (!), Waldwege und auch ein überaus gemütlich eingerichteter Starbucks boten ein abwechslungsreiches, jedoch nicht überforderndes Program. Zudem trafen wir noch unsere Kollegin Sophie mit ihrem Freund. Durch ungewöhnlich starke Regenfälle und nahezu arktischen Temperaturen von nur 18 bis 24 Grad war die Couch eines gemütlichen Hostels für die Abende der Place-to-be der Gegend und der örtliche Kamillentee das It-Getränk schlechthin.
Auf jedes Wochenende folgt bekanntlich eine Arbeitswoche, welche nicht weiter auffällig verlief. Am Donnerstag um 15.15 Uhr öffneten sich die Türen der Aula für die allererste Aufführung der Tanz-AG – ein kurzer Tanz auf „Hier kommt die Maus“ von Stefan Raab. Nicht nur die tanzenden SchülerInnen waren stolz wie Oskar, auch ich war gerührt vom Anblick „meiner Kleinen“ dort oben, wie sie strahlten und sich bemühten jede Bewegung im Takt auszuführen. Erstaunlich, wie sehr die Schüler einem in kurzer Zeit ans Herz wachsen können, ich möchte mir gar nicht ausmalen wie dies am Ende des Schuljahres sein wird.
Auch das zweite Wochenende war stressig, jedoch auf die bestmögliche Art: den Freitag ließ ich gemeinsam mit einigen Kollegen gemütlich beim Essen in Bangsar ausklingen, am Samstag zerrte Nadia mich in „Annabelle“, wir shoppten (endlich mal wieder) auf den CentralMarket und in ChinaTown und am Abend lud Sophie (Lehrerin) zum BurgerEssen ein. Ein Abend voller Gelächter, der in den frühen Morgenstunden im „The Roof“ endete – ein recht eleganter Club, dessen aufgetakelten Besuchern man mit einer Portion Humor begegnen sollte. Jedes Coctailkleid in Ehren, aber in meinen Augen sind einige Kleider dann doch etwas too much.
Am Sonntag regnete es gefühlt den gesamten Tag durch und ich entschied mich gegen jede Aktivität, für einen kleinen Stapel DVDs und meinen Reiseführer. Denn am Freitag beginnen bereits die Herbstferien und am Samstag mache ich mich auf nach Hanoi, wo ich Louisa, Maja und Sylvia einen Besuch abstatten werde. Ich freue mich schon sehr darauf und kann es kaum abwarten endlich in den Flieger zusteigen!
Trotz ohnehin bereits chronischem Schlafmangel – 7 Stunden Schlaf sind hier nicht das gleiche und fühlen sich an wie 5 1/2 – liege ich nun im Bett und tippe diese Zeilen. Absenden werde ich sie morgen, da ich nach wie vor kein WLAN in der Wohnung habe. Es darf aber damit gerechnet werden, dass dies in den nächsten 6 Wochen noch eingerichtet wird. Derweil übe ich mich in Verzicht – es heißt ja nicht umsonst „In der Ruhe liegt die Kraft.“

 

 

 

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Ins Fettnäpfchen getreten. Mit Sandalen.

Samstag. 6:45 Uhr, der Wecker klingelt. Ich verfluchte mich selbst dafür, unserem 1-Tages-Roadtrip nach Ipoh*
zugestimmt zu haben. Irgendwo, tief unter der Müdigkeit vergraben, schlummerte jedoch auch eine riesige Freude darüber, dass die Tante meines Mitbewohners uns zu ihr eingeladen hat und wir den Tag in Ipoh verbringen würden.
Nover, offensichtlich ein echter Kenner malayischer Straßen sagte, Ipoh sei nur etwa 90 Minuten nördlich von KL. Das überraschte mich, da auf der Karte die Entfernung doch etwas größer schien. Die Karte sollte Recht behalten: knapp drei Stunden später parkten wir, einigermaßen pünktlich, vor dem Haus und wurden von seiner Tante, drei Cousins und drei überaus bissigen Hunden in Empfang genommen. Die Verspätung wurde uns nicht übel genommen, man scheint in der Familie daran gewohnt zu sein.
Mein erster Besuch bei Einheimischen und natürlich trampelte ich gleich ins Fettnäpfchen. Im wahrsten Sinne des Wortes.  Mit Sandalen an den Füßen betrat ich die Vorhalle des Hauses. Prinzipiell wäre das kein Problem gewesen, es war eher eine Art Übergang zwischen Garten und Wohnhaus, indem auch gegessen wird, aber … Nachdem wir bereits eine halbe Stunde dort waren, die Familie sich nett unterhielt und ich, dank mangelnder Indisch-Kentnissen, freundlich lächelte und nickte wann immer es angemessen erschien, schaute mich Nadia erschrocken an: „Hast du etwa deine Schuhe noch an?“ Offensichtlich eine rethorische Frage, trotzdem nickte ich stumm, während ich nur dachte: „Oh shit, da hast du wohl richtig was falsch gemacht.“
In der Tat. Gemeinsam hatten wir bereits den kleinen Altar bewundert und ohne es zu bemerken, stand ich nun mit Schuhen im Gebetsraum der Familie und schändete die Heiligkeit des Raumes.
Dies war zwar nicht meine Absicht gewesen, änderte jedoch an der Tatsache herzlich wenig. Dankbar für die Entscheidung ein langes Kleid zu tragen, mache ich mich ein paar Zentimeter kleiner, das Kleid ein paar Zentimeter länger und schlich mich aus dem Raum. Ohne Schuhe und mit einem schlechten Gewissen kehrte ich zurück und „Aunty“ wird wohl hoffentlich nie von der Entweihung des Raumes erfahren. Grad nochmal gut gegangen.
Nach dem Mittagessen gingen wir gemeinsam einkaufen und kehrten für eine kurze Entspannungspause mit Kuchen und O-Saft zurück. Nover, verschwand „kurz“ um seinen Onkel abzuholen und ließ Nadia und mich zurück. Zwei Stunden später wurden wir etwas ungeduldig, da Nadia sich auf Bahasa zwar einigermaßen verständigen konnte, jedoch nicht genug um 120 Minuten zu überbrücken. Im Schlepptau hatte er dann keinen Onkel aber seinen Cousin, der Nadia und mir die Stadt zeigen würde, während Nover eine Hochzeit besuchte. Sein Cousin ist nicht der gesprächigste Zeitgenosse was bei Labertaschen wie Nadia und mir durchaus unangenehm werden kann. Für ihn.
Im Laufe des Abends taute er richtig auf und es stellte sich raus, dass er in KL studiert hatte und gar nicht weit von unserer Wohnung lebte.
Soweit so gut, wir stiegen also ins Auto und guckten uns Ipoh an. Eine Stadt die gefällt, viel ruhiger als Kuala Lumpur, entspannte Autofahrer und alle Gebäude sind eine Nummer kleiner. Optisch liegt die Stadt irgendwo zwischen Bruchbuden, modernen Malls und schöner Altstadt. Die Atmosphäre der Stadt hat mich fasziniert. Alles wirkt entspannt, authentisch und es gibt viel zu entdecken. Nach Einbruch der Dunkelheit fuhren wir zur „Riverfront“, einer am Fluss liegenden Promenade mit kleinen Läden, Restaurants und vorallem bunt beleuchteten Bäumen, Brücken und Lampions. Eine wunderschöne Kulisse und ebenfalls unglaublich ruhig. Würde man einen solchen Ort in Europa besuchen, wäre es brechend voll, Musik und Stimmengewirr wären deutlich zu hören. Natürlich, auch das hat seinen Charme, aber die Stille machte für mich das Besondere der Riverfront aus. Gegen Mitternacht machten wir uns auf den Heimweg, ich persönlich in der Gewissheit, dass es nicht mein letzter Besuch in Ipoh war und ich auch versuchen werde, allen Besuchern diese Stadt zu zeigen.

Am Sonntag begann der Tag etwas langsamer und mit Spaghetti zum Frühstück, da in unserer Küche sonst nicht besonders viel zu finden und es ohnehin schon 12Uhr30 war. Kurze Zeit später trafen wir Assistenten der DSKL uns in Asia Jaya, unserer LRT-Station und fuhren gemeinsam zum Central Market. Obwohl noch kein Monat seit meiner Ankunft vergangen ist, war ich bereits zwei mal dort und liebe diesen Ort. Der Markt befindet sich in einem hübschen, alten Gebäude und verteilt sich auf zwei Stockwerke. Es ist kein klassischer Markt, die meisten Stände sind dauerhaft dort, man kann (und sollte) jedoch handeln wie auf dem normalen Baazaar. In den indischen, chinesischen und malaisischen Teilen, taucht man in andere Welten ab, umgeben von wunderschönen Stoffen, hölzernen Masken, schlecht gefälschten Uhren und liebevoll gemalten Bildern. Gefunden haben wir, unter anderem, in Malaysia gefertigte Handtaschen zum selber bauen. Fühlen sich an wie ein harter, kratziger Teppich, sind aber irgendwie cool.
Ein ähnlich faszinierender Ort ist der wöchentliche Foodmarket um die Ecke, ein bunter Mix verschiedenster Küchen und Geschmäckern. Jedesmal wünschte ich riechen zu können, wie sich der Geruch der Gewürze mit dem von gegrilltem Huhn und frisch gebackenem Apam Balaik (Maiskuchen, mit Nüssen gefüllt) vermischt. Am Montag ist es hier von Einbruch der Dämmerung bis zum späten Abend brechend voll, viele Leute kaufen Fisch, Obst und andere Zutaten für die ganze Woche ein. Auch wir konnten einen Fisch erstehen, den wir nach allen Regeln der Kunst auseinander nehmen und zubereiten werden. (Wozu hat man schließlich sonst eine ausgebildete Köchin in der WG..)

Es gibt so viele Dinge, die ich erlebe und gerne erzählen, zeigen und teilen möchte, es ist unmöglich alles hier rein zu packen. Ich würde gerne von meinen tollen Kollegen erzählen, den anderen Assistenten der DSKL: Salome, Kai, Gloria, Svenja und Nelly. Und auch von den Lehrern und Schülern, die dafür sorgen dass ich mich hier sehr wohl fühle. Von den vielen Details die diese „andere Welt“ komplett machen und das, obwohl ich noch weit davon entfernt bin, so richtig angekommen zu sein. So geht es wohl fast allen Freiwilligen, zumindest meine ich es aus vielen Nachrichten und Blogs herauslesen zu können. Blogs, die ich wahnsinnig gerne lese und auf die ich von heute an immer mal hinweisen werde. Jakob hat dieses Gefühl von der Fremde, die trotzdem nicht so richtig fremd ist, wunderbar in diesem Blogeintrag beschrieben: https://kulturweit.blog/mongofaber/2014/09/18/alles-gleich/
Herzlich gelacht habe ich über die Berichte von Roman aus Russland (https://kulturweit.blog/russlandroman/2014/09/17/schnelldurchlauf/) , habe mich gefreut über Tonis Berichte aus Argentinien (https://kulturweit.blog/selbstgespraeche/) und Pattys Fotos aus Polen( https://kulturweit.blog/pattyinpolen/) und  Thores Bildern aus China! (https://kulturweit.blog/thore/)

Bleibt sauber.

Ein paar Schnappschüsse, eher niedrige Qualität aber für mehr reicht die Geduld nicht.

Die Kulisse kann man mit der Kamera unmöglich einfangen. Geschmackvolle und dezente Dekoration für den MalaysiaDay.

Erst essen, dann zahlen. Die Stäbchen sind mit Farben gekennzeichnet, die die Preise anzeigen.

DIY Handtasche

Wie Bilder entstehen.

Es sind viele kleine Dinge, die jeden Tag aufs Neue meinen Eindruck von diesem Land, den Leuten und dem Leben in Malaysia erweitern. Kleine Puzzelstücke, die ich zu meinem ganz eigenen Malaysiabild zusammensetze und die zu der Struktur meines Alltags beitragen. Das kleine Mädchen mit ihrer Mutter, die jeden Morgen vor ihrem Haus gemeinsam auf den Schulbus warten und mir fröhlich winken, wenn ich vorbei laufe. Die Nachbarin aus dem 15. Stock, die zur selben Zeit das Haus verlässt. Die Inder, die täglich vor ihrem Tempel stehen, der direkt gegenüber der Schule liegt. Die Baristas in meinem Lieblingskafe*, meinem Rückzugsort, in dem ich auch jetzt sitze.
Heute konnte ich erstmals fehlerfrei einen Kaffee bestellen – einen Satz, den die beiden mit Engelsgeduld mit mir geübt haben! Obwohl in der Theorie wohl korrekt, löste ich mit meinem „Hello. Kopi a sila.“ einen Lachanfall aus.
Und das, nach dem ich schon das typisch-malayische „laaah“ hinten rangehangen habe – ein Universal-Wort, welches grob mit „ok“ übersetzt werden könnte, würde man nicht auch an jedes ausgesprochene „ok“ noch ein „laaah“ ranhängen.

Was fällt sonst noch auf?

Die Vorteile des Wetters.
Kurze Information für die, denen ich nicht bereits vor der Ausreise mit Funfacts über mein Gastland auf die Nerven gegangen bin: Es gibt in (West-) Malaysia keine Jahreszeiten. Nicht mal eine Regenzeit, es ist immer Sommer. Die Temperaturen sinken in kalten Nächten auf ungefähr 24 Grad und steigen je nach Lust und Laune des Wettergottes. Kombiniert wird das mit gelegentlichen Regenschauern und Gewittern und einer relativ hohen Luftfeuchtigkeit.
Anfangs durchaus ermüdend und gewöhnungsbedürftig. Ganz meiner super-optimistischen Natur entsprechend, versuche ich mir das Klima schön zu reden. Erfolgreich.
Der entscheidende Vorteil ist, dass das Wetter einen in der Regel nicht überrascht. Um 7 Uhr früh bringt das eine nicht unerhebliche Zeitersparniss mit sich. Wie oft steht man vor dem Spiegel und fragt sich:
„Brauche ich ne Jacke?“ Das kann hier getrost mit NEIN! beantwortet werden, bzw. die Frage stellt sich schon gar nicht mehr. Selbst in Klassenzimmern, Restaurants und Malls mit 24/7 laufender AirCondition ist ein dünner Schal noch eine Zumutung. Nur einen Regenschirm und/oder eins dieser heißen Plastikregencapes kann ich jedem Expat oder Besucher empfehlen. Man braucht es einfach täglich. Und ja, ich finde Regencapes auch nicht besonders sexy, aber nun ja, sie sind funktional. Über den Smog sei an dieser Stelle mal gnädig hinweg gesehen und noch mal auf die ach-so-praktische Zeitersparniss hingwiesen.

Die Geschwätzigkeit

Die Menschen hier unterhalten sich gerne. Sie sind die Meister des Smalltalks, ihnen fällt immer eine Frage ein, die sich nicht einfach mit „Ja oder Nein“ beantworten lässt. Die Taksi*-Fahrer stehen dabei an der Spitze der Redseeligkeit. Besonders gerne unterhalten sie sich über ein naheliegendes Thema: Malaysia. Schließlich ist das Land (am Anfang der Fahrt) die einzige Schnittstelle zwischen Fahrer und Fahrgast. Und dieser kann ja wohl kaum leugnen hier zu sein und die Aussage „Just arrived in Malaysia, I don’t know anything yet.“ bietet ja auch eine ganz wunderbare Gesprächsbasis.   „So how comes you’re in Malaysia?“ „Do you like Malaysia?“ „Great, how long are you staying?“ Wenn sie dann erfahren, dass man sich tatsächlich für ein ganzes Jahr hier niedergelassen hat und an einer Schule arbeitet, geraten sie außer sich vor Begeisterung.
(Die Malaien lieben Kinder, darum finden sie Schulen grundsätzlich auch super und verleihen mir ohne zu Zögern zwei Staatsexamina und erheben mich zur wohl jüngsten, vollwertigen Lehrerin Deutschlands)
Natürlich freut man sich über nette Gespräche, liebe Worte und neue Bekanntschaften. Allerdings kommt man nicht umhin die offene Neugier der Menschen zu bemerken, die besonders in Geldfragen unangenehm werden kann. Man möchte mit dem Taksifahrer, der einen für RM12 (=2,90€) 45 Minuten durch die Gegend gefahren hat, nicht seinen Mietpreis und das Einkommen erörtern. Also lenkt man ab und stimmt erneut ein Loblied auf das tolle Land an:
„Malaysia is great, I love it – laaah!“. Meistens klappts.
Ein weiterer Störfaktor ist die Faszination für (dunkel-) blondes Haar. Trotz tausender Touristen, darunter viele mit hellem Haar, löse ich regelmäßig, ungewollte, Begeisterung aus und muss jeweils auf die Gottesfigur meines Gesprächspartners schwören, dass die nicht gefärbt sind.
Zugegeben, wenn unsere kleine Gruppe (ein Pakistani, eine Malayin und eine chinesische Australierin, alle samt mit dunklem Haar/Haut und daher eher „unauffällig“) ausgeht, landen wir eher in einheimischen Restaurants statt den üblichen Touristenplätzen und dadurch wird der Überraschungseffekt wohl noch verstärkt.
Mal sehen, wie lange der noch anhält.

Die Verkehrsmoral

Die Taksi-Fahrer wurden ja bereits schon kurz erwähnt. Trotz überfüllter Straßen sind sie, wie gesagt, sehr gesprächig, was wohl auch an dem ständigen im-Stau-stehen liegt. Die Bezeichnung „Stop and Go“ ist während der Stoßzeiten die Untertreibung des Jahres, „Stop and never go“ trifft es schon ehr. Stoßzeit ist übrigens immer genau dann, wenn man es mal etwas eiliger hat. Und grade weil sich hier im Prinzip nichts bewegt, werten Autofahrer bei freier Fahrt eine rote Ampel als persönlichen Affront, halten entweder überhaupt nicht oder aber recht plötzlich. Gepaart sind diese, nennen wir sie unerwarteten Notfallbremsungen, mit lauten, zornigen Wortschwallen und Hupgeräuschen, die sich gegen niemand bestimmten richten. Als wäre dieser Fahrstil nicht schon aufregend genug, herrscht in Malaysia auch noch Linksverkehr. Eines der Dinge, an die ich mich partout nicht gewöhnen kann. Sieht einfach falsch aus und fühlt sich auch falsch an. Man braucht trotzalledem keine Angst zu haben, in Malaysia ins Auto zu steigen – Stau verringert die Geschwindigkeit potentieller Unfallgegner und damit auch das Verletzungsrisiko.
Das gilt für PKW. Ein größeres Problem sind die vielen kleinen, wendigen Motorroller. Motorroller stehen aus Prinzip nicht im Stau, dann könnten sie ja gleich das Auto nehmen. Sie schlängeln sich zwischen den Autos hindurch, überholen links und/oder rechts und ohne das Tempo zu verringern. Wäre ja noch schöner. Überquert man also als Fußgänger eine Straße, sollte man hochkonzentriert und vorsichtig sein. Den Zusammenprall kann man in der Regel nicht gewinnen und will es ja auch gar nicht so weit kommen lassen.

Heute ist übrigens, zum zweiten Mal diesen Monat, Nationalfeiertag und konsequenterweise war Montag auch gleich schulfrei. Daher ist dieser Dienstag eigentlich ein Sonntag. Gibt schlimmeres!
Just während ich diese Zeilen tippe, kommt Nadia um die Ecke und hat eine junge Deutsche im Schlepptau, die grade angekommen ist und für die nächsten 5 Monate ebenfalls in unserem Condo wohnen wird. Die Gute zieht uns Neulinge wohl an wie die Fliegen. Naja, bin ja dankbar dass ich sie hab.

Bis bald, laaah!

Erster Ausflug in Malaysias Nachtleben.

*(Begriffe werden hier geschrieben, wie sie gesprochen werden- aus „café“ wird „kaffe“, aus „Central Station“ –
„Sentral Station“ und aus „Depot“ – „Depoh“)

P.S: Fast hätte ich die beste Nachricht der Woche vergessen: Wir haben zwei Kochplatten! Das heißt, wir müssen nicht mehr für jede Mahlzeit das Haus verlassen und könnten uns sogar mal selbst ein Spiegelei zum Frühstück machen! Foto füge ich an, es ist nicht die Welt aber deutlich besser als das Vorgängermodell!

Unsere Kochplatten. Willkommen in der Familie.
Unsere Kochplatten.
Willkommen in der Familie!

Kaffeelisten, Handarbeit-AGs und Ententanz.

Hallo zusammen,

nun ist die erste Woche rum (an dieser Stelle bitte das obligatorische „die Zeit verging ja echt wie im Flug“ einfügen).
Nach dem Feiertag am Montag hatte ich am Dienstag eine Art „Probelauf“ – Schule aber ohne Schüler, am „Pädagogischen Tag“. Es war eine großartige Gelegenheit das ganze Kollegium kennenzulernen aber auch ein anspruchvolles Programm für den ersten Tag. Organisationstreffen für die Projekttage, Vorbereitung auf den Besuch der Prüfstelle für Auslandsschulen (?),
Differenzierungsdiskussionen und einem außerordentlich unterhaltsamen Lehrer-Impro-Slowmotion-Theaterkurs. Nach den acht Stunden fiel ich zuhause direkt ins Bett und stand nur für ein kurzes Abendessen wieder auf.
Einigermaßen erholt fand ich mich wenige Stunden später in der Ersten Klasse wieder (wie übrigens jeden Tag in den ersten beiden Stunden). Ungefähr 20 supersüße, hoch motivierte und, auch bereits am frühen Morgen sehr aktive, Kinder mit denen wir im Sitzkreis das Wochenende besprachen, das Schreiben übten und frühstückten.
Nach so viel Action brauchte ich erstmal einen Kaffee, da in der Wohnung (noch) keine Kaffeemaschine steht und der Coffeeshop zwischen Apartment und Schule erst um 10 Uhr öffnet. Nur woher nehmen? Nach verzweifelten Suchen klärte eine hilfsbereite Kollegin mich auf und trug mich auch in die Kaffee-Verbrauchsliste ein (wo ich schon jetzt ganz weit vorne liege).
Wer mich kennt, wird wohl nicht überrascht sein dass sich mit dem Zugang zur Kaffeemaschine mein Wohlfühlfaktor an der Schule gleich noch verzehntfacht hat. Als mir zudem noch die allmächtige Schlüsselkarte überreicht wurde fühlte ich mich endgültig als Teil der DSKL akzeptiert. Gemeinsam mit einer Mutter betreuue ich Mittwochsnachmittags die Handarbeits-AG, die sich großer Beliebtheit erfreutund an der sehr lernbereite Kinder teilnehmen, die alles ganz genau wissen wollen. So lobenswert das auch ist, bringt es jemanden ohne jegliche Talentierung für Stricken, Häckeln oder – Gott hilf – Weben doch in eine gewisse Zwickmühle. Einige Kinder belegen die AG im zweiten Jahr und können die Neulinge, also auch mich, über sämtliche Techniken in Kenntniss setzen. Svenja, eine Praktikantin an der DSKL, und ich hoffen auf ein ähnliches Wunder für unsere wöchentliche Tanz-AG, ebenfalls nicht unser Spezialgebiet. Aber im Notfall kann man ja immernoch Macarena tanzen. Oder halt den Ententanz.

Wie bereits angedeutet, sind die restlichen drei Tage wie im Flug vergangen, gefüllt mit vielen neuen Gesichtern, unglaublich netten Leuten und langen Gesprächen mit den Mitbewohnern. **
Es bleibt, nach den leisen Zweifeln der ersten Tagen, das Gefühl dass ich mich hier sehr wohl fühlen werde.
Bis bald!

** Fast vergessen zu berichten: Mittwochabend stand, plötzlich und unverhofft, eine völlig Fremde in der Küche und auf meine Frage, was sie denn da mache, erwiederte sie fröhlich sie würde jetzt hier wohnen. Nun sind wir in unserer halb-WG also um eine australische Köchin und Patisserie Azubine reicher und vorerst komplett.