Gastland

Neujahr und Reise nach Sarajevo

Neujahr

Das neue Jahr fing für mich zusammen mit einer Couchsurferin an, die die Stadt Pula (meinen Austausch-Ort an der Küste Kroatiens) zu diesem Anlass besucht hatte. Sie hatte eine Anfrage dort gestellt, ich ihr Unterkunft angeboten, und sie dann angenommen. Wir entschlossen uns, zum neuen Jahr an den Strand zu gehen, wo uns gleich in bewölktem Wetter und Regen starke Wellen grüßten. Der Strand und das Meer hatten so etwas fast Melancholisches, gar Trauriges an sich, und ich weiß noch, dass sie sich dort mit Reflektionen im Tagebuch beschäftigt hat. Ich sah auch einige in den starken Wellen und Wind surfen und anderen Wassersport treiben, und einige hat das neue Jahr auch zum Schwimmen bewegt. Ich bin dieses Jahr mit den Füßen reingegangen, für Schwimmen habe ich mich in dem Moment nicht fit/mutig genug gefühlt.

Reise nach Sarajevo

Nachdem die Couchsurferin an ihren nächsten Reiseort zog, ging es dann auch für mich fast direkt weiter. Denn ich hatte zu Beginn des Jahres mir mit dankbar erhaltenem Weihnachtsgeld eine Reise durch die Region erhofft und grob geplant. Meine Idee war, Richtung Süden des ehemaligen Jugoslawiens zu fahren, mir Split (zweitgrößte Stadt Kroatiens im Süden des Landes), Sarajevo (Hauptstadt von Bosnien-Herzegowina), Podgorica (Hauptstadt von Montenegro) und Tirana (Hauptstadt von Albanien) jeweils anzuschauen, und dann zurückzukehren. Dabei hätte ich an drei Orten mich je mit den dort wohnenden Freiwilligen getroffen. So eine große Reise hatte ich noch nicht gewagt geschweige denn geschafft, doch ist ja das FSJ eine Zeit zum Experimentieren.

Ich fahre für die erste Strecke von Pula nach Split über 12 Stunden mit dem Zug, von 9 Uhr morgens bis ca. 21-22 Uhr abends, steige auf der Strecke dreimal um, gönne mir im istrischen Dorf Lupoglav einen Kaffee, erkunde die Gegend um den Hauptbahnhof in der (Groß-)Stadt Rijeka und probiere leckere Teilchen eines dortigen Bäckers und warte einige Minuten im Halbdunkeln an einer Station im Dorf Oštarije in den kroatischen Bergen.

Die Fahrt führt durch diverse spektakuläre Landschaften, und ich realisiere, wie viel ich doch von Kroatien noch nicht gesehen habe, bzw. wie mir teils dessen Existenz gar nicht mal bewusst ist. Istrien, die Region in der ich lebe, ist bloß ein Teil eines großen Landes, und selbst hier kenne ich nicht mal alles. Auf dem letzten Teil der Strecke komme ich dann mit einem Fahrgast ins Gespräch, der mit seinem Sohn vom Zagreber Weihnachtsmarkt [dem größten des Landes in der Hauptstadt] zurückkommt. Er erzählt mir auch, wie er zwei Jahre in Deutschland als Flugzeug-Bauer gearbeitet hat, da mehr Geld als in Kroatien verdient hat, doch nach Kroatien zurückkehrte, denn „home is home“. Er riet mir auch dazu, das jährlich stattfindende Fest Alka in seiner Heimatstadt zu besuchen, welches einen Sieg der Kroaten gegen die Osmanen im 18. Jahrhundert zelebriert.

In Split holt mich dann ein lokaler Couchsurfer ab, der mich für die Nacht beherbegt. Mit ihm habe ich noch eine schöne Unterhaltung, erfahre noch von anderen Seiten in Kroatien, wie auch in Split viel Tourismus herrscht, vor allem zu den berühmten Festivals und von Besuchern der nahegelegenen Inseln. In Split blieb ich bloß für die Nacht und fuhr gleich am Morgen weiter nach Sarajevo. Im Nachhinein hätte ich mir mehr Zeit in Split nehmen sollen, denn wirkte das doch sehr interessant, und ist es gar nicht so einfach und billig, von Pula nach Split zu kommen.

Doch hatte ich da bereits den nächsten Schritt nach Sarajevo geplant. Denn wollte ich mich mit den dortigen Freiwilligen treffen, die jedoch selbst auch einige Tage später verreisten, sodass ich keine Zeit zu verlieren hatte. Ich fuhr also am frühen Morgen los, kam gegen Nachmittag wohlbehalten, wenn auch müde, in Sarajevo an. Mich eben in einem Hostel eingerichtet, mir die Altstadt schonmal angeguckt, merke jedoch hier schon, dass mein Geld knapp wird. Eine Weiter-Fahrt ginge schon noch, doch gäbe es dann ein Problem: ich würde nicht mehr zurückkommen. Und fürs Hitch-Hiking fehlte mir in dem Moment der Mut.

Für den nächsten Tag war ich dann verabredet mit den Freiwilligen aus Sarajevo und einem Freiwilligen aus Belgrad, der dort zu Besuch war. Wir trafen uns vor dem National-Museum, es gesellten sich zwei Freiwillige aus den Vereinigten Staaten dazu, die einen vergleichbaren Austausch in Sarajevo machten. Zuerst war wohl eine Wanderung geplant, doch da der Bus nicht oder sehr spät kam, entschieden wir uns für den Besuch mehrerer Kaffee- und Tee-Häuser, in denen wir uns gut gönnten, entspannten, spielten und uns unterhielten. In einer Pause besuchte ich zwei Kunst-Museen, während der Rest ins Genozid-Museum ging. Letzteres wurde mir persönlich zu viel, doch der Krieg war auch in der zeitgenössischen Kunst präsent.

Denn hat Sarajevo unter dem Bosnien-Krieg stark gelitten und war währenddessen über 4 Jahre besetzt. Der ganze Krieg war keine schöne Angelegenheit, und — meines Eindrucks nach — zwar vorbei, aber noch nicht komplett verarbeitet. Für mich war das das erste Mal ein (direkter) Kontakt mit dem Krieg, denn mein Arbeitsort Pula war weit vom Kriegsgebiet entfernt. Nach der Pause ging der Tag dann in den Tee-Häusern und Restaurants weiter, und auch am nächsten Tag hatten wir eine gute Zeit, bis die Freiwilligen dann auf Reisen zogen.

Ich entschied mich dann, den Trip noch zu verlängern, da es mir so gut gefiel. Ich guckte mir noch einige der touristischen Attraktionen an, nahm einen spektakulären Sonnenuntergang auf einem Hügel der Stadt mit (danke für die Empfehlung!), aß täglich die dort erhältlichen Sirnica [vom türkischen Bürek inspirierte Teigtaschen mit Käse gefüllt]. Ich empfand die Stadt als ziemlich beeindruckend und schön, und hoffe, dass ich da nochmal hinkomme.

Auf der Rückfahrt hatte ich dann noch ein ungewolltes Abenteuer. Ich nahm für die Rückfahrt den Bus über Zagreb, denn war dies die günstigste Route. Der Bus brauchte für die Strecke jedoch länger als geplant, sodass ich den Anschluss in Zagreb verpasste, ich versuchte dort, einen anderen Bus zu nehmen, doch war der letzte für diesen Tag bereits voll. Ich war also am Zagreber Busbahnhof gestrandet. Schrieb eine Last-Minute-Anfrage auf Couchsurfing, im schlimmsten Fall nehme ich mir ein Hostel für die Nacht. Und ich erhielt tatsächlich zwei Angebote, einmal zur Übernachtung in Zagreb, einmal für eine Überfahrt nach Rijeka (auf halber Strecke), entscheide mich im „Heat of the Moment“ für die Fahrt, vielleicht um dem Zuhause in Pula näher zu kommen. So fuhr ich dann also mit einem freundlichen Couchsurfer durch die kroatische Nacht in ein Zuhause und ein Bett für die Nacht irgendwo in Rijeka. Während solcher außerplanmäßiger Abenteuer will ich immer bloß so schnell wie möglich in das mir vertraute Zuhause in Pula. Während ich das jetzt so schreibe und reflektiere, wirkt es mir eigentlich halb so wild, ich bin da keine 20 Stunden in einer ungewohnten Situation gewesen. Doch das Zeit-Empfinden in dem Moment ist dann anders.

Wie ich das Zwischenseminar erlebt habe

Für den 13.-17. November 2017 stand für mich das kulturweit-Zwischenseminar in der Ortschaft Sremski Karlovci bei Belgrad (Serbien) an. Recht früh entschied ich mich, das unter der Woche stattfindende Seminar mit zwei Wochenenden in der berühmten Stadt Belgrad zu umrahmen. Schließlich musste ich die Stadt für die Anfahrt eh passieren, und war ich da noch nie gewesen. Also Bus-Tickets gebucht, ebenfalls günstigste Hostels im Zentrum.

Die Tage vor der Abfahrt irgendwie keinen Bock, fühle mich so wohl in meinem aktuellen Wohnort Pula (Kroatien), will nicht raus von da, und die Idee einer 12-Stunden-Busfahrt, womöglich wieder mit Kopfschmerzen währenddessen missfällt mir. Aber gut, ich habe hier gerade keine große Wahl, wenn ich diesen Vertrag erfüllen möchte. Und wer weiß, was mir diese Zeit, dieser Ort bringt und möglich macht. Schließlich war ich noch nie in Serbien, ich kenne da auch einige Kumpels, die mich dorthin mal eingeladen haben, ich komme zum ersten Mal an die berühmte Donau, treffe die anderen Freiwilligen erneut, erhalte einen serbischen Stempel in meinem Pass, und wer weiß, was ich auf dem Seminar lerne.

Fahre also am 11.11. morgens früh um 7 Uhr los, zuerst einmal nach Zagreb, für einen Zwischenstopp auf halbem Weg. Gönne mir dort in einem auf TripAdvisor empfohlenen Café einen köstlichen Kuchen und Kaffee, gehe nochmal kurz durch die Stadt und in den zentral gelegenen Josip-Juraj-Strossmayer-Park. Leider war das Wetter im November nicht ganz so sonnig wie beim letzten Mal.

Alsbald fahre ich dann weiter nach Serbien und Belgrad, passiere die Grenze schon in der Dunkelheit und erhalte den serbischen Stempel in meinen Pass, tausche an der ersten Tankstelle in Serbien meine kroatischen Kuna in serbische Dinar um, erreiche eine leuchtende Szene in Belgrad, bin beeindruckt, Gedanke „hier mache ich meinen nächsten Austausch“.

Beim Ausstieg aus dem Bus wird mir gleich von mehreren Leuten ein Taxi angeboten. Ich entscheide mich aber, zu Fuß zum Hostel zu gehen, zum einen um gleich die Stadt kennenzulernen, und um etwaige potentielle Abzocker-Taxis zu vermeiden. Laufe dann eine gewaltige Straße entlang auf einen kleineren Hügel, um dann alsbald in einem zentral gelegenen Hostel anzukommen.

Am nächsten Morgen besuche ich sogleich einmal das Nikola-Tesla-Museum, das zufälligerweise gleich um die Ecke meines Hostels liegt. Der berühmte Erfinder ist sowohl in Serbien als auch Kroatien eine Legende, und viele Straßen sind nach ihm benannt. Kam noch zeitig für eine Führung, Highlight die von Tesla gebauten Maschinen und die Möglichkeit, selbst kleine Stromschläge zu erhalten.

Am Nachmittag Treffen mit einem Belgrader Freund, versuche danach die Mündung des Flusses Save in die Donau zu finden, lande in irgendeinem verlassenen Teil von Belgrad, fragt mich nicht wo, und als es dann langsam dunkel wird, wird mir das zu unheimlich und ich kehre ins Hostel zurück.

Am nächsten Tag gegen Mittag geht es dann mit dem Bus nach Sremski Karlovci. Am Busbahnhof Belgrad treffe ich auf ein Novum für mich: ich werde gebeten, für den Zugang zum Busbahnhof einen Eintritt zu bezahlen. Der Betrag war mit umgerechnet ca. 1,50 € irrelevant, doch hatte ich das noch nie erlebt. Im Bus ein wenig nervös gewesen, da es keinen Indikator gibt, wo ich mich gerade befinde, und ich die in Serbien verwendete kyrillische Schrift nicht entziffern kann. So frage ich dann in jeder größeren Stadt jemanden „Sremski Karlovci?“ Am Seminar-Ort gab es jedoch ein eindeutiges Schild, sodass ich wohlauf ankam.

Treffe bald auf die anderen Freiwilligen und die Trainerinnen, erste Gespräche finden statt. Mir gefällt der deutlich, deutlich kleinere Rahmen des Zwischenseminars besser als das Riesen-Vorbereitungsseminar, fühle mich hier die ganze Zeit über wohl. Darauf die ersten Sitzungen, Kennenlern-Spiele, wir teilen den Blick aus unserem Fenster, beantworten die Fragen „was vermisse ich in Deutschland?“, „welche Person fasziniert mich in den letzten 60 Tagen am meisten?“, „was war das Highlight?“, „was ist mein Lieblings-Ort?“, „wie habe ich das Wochenende verbracht?“

Am Abend gehen wir in ein wunderschön künstlerisch gestaltetes Restaurant an der Donau gelegen, und genießen hier ein Festmahl. Zum Ausklang des Abends spielen wir noch einige Partien Werwolf.

Gefühlt noch im Stress am zweiten Tag, noch nicht so richtig da am neuen Ort Serbien. Wir beschreiben uns in unserer Arbeitsstelle anhand eines Standbildes, das eine typische Situation darstellt, schauen uns die Zeitaufteilung unserer Aufgaben in der Arbeitsstelle an und sprechen über konkrete Herausforderungen. Sehr amüsant waren am Morgen die Aufgabe, zwei wahre und eine falsche Geschichte zu erzählen, und die Runde erraten zu lassen, welche die falsche ist. In der Mittagspause gönne ich mir noch einen Kaffee im gestrigen Restaurant, so schön fand ich es dort.

Am Tag dann eine Reflektion ‚Was habe ich bisher gelernt? Was hat mir der FSJ bisher gebracht‘, ‚Wofür schlägt mein Herz? Wo finde ich Inspiration‘, ‚Was liegt mir im Magen? Welche Schwierigkeiten fühle ich, wie kann ich diese bekämpfen?‘, ‚Wo will ich hin? Was will ich in der verbleibenden Zeit noch erreichen/ändern?‘ Am Abend dann eine Einführung in das Projekt. Spaziere noch durch den Ort, entdecke dort ein Gugelhupf-Museum.

Am dritten Tag stand dann eine Exkursion nach Belgrad inklusive Besuches zweier NGOs an. Auf dem Weg im Bus genieße ich den Blick auf die Landschaft, kommen dann am Studentski trg (serbisch für Studenten-Platz) an der Uni in Belgrad an. Machen uns dann auf zur NGO Civil Rights Defenders, wo in einer Fragerunde vier Personen über die Organisation, über Sinti und Roma, Schwierigkeiten von Flüchtlingen in Serbien, LGBT-Rechte und -Herausforderungen sprechen. Sie haben Gay Prides in Belgrad organisiert, eine Ausstellung zu dem Thema gemacht, auch von Pink Washing gesprochen, dass Politiker sich freundlich geben, doch essentiell dagegen sind.

Dann ziehen wir an den nächsten Ort weiter, die NGO Atina. Diese hilft Opfern von Menschenhandel, sich (wieder) ins Leben zu integrieren. Sie haben recht detailliert erklärt, was sie tun, wie sie vorgehen, wie all sowas abläuft. Viele dieser Opfer sind jung, ohne Bildung und müssen überhaupt in die Gesellschaft integriert werden. Sind dann in deren Bäckerei weitergezogen, welche als Social Business die NGO finanziert. Sie verkaufen Bagels, denn sie sind innovativ, aber auch nicht zu neu für die Belgrader (die laut Aussage der Führerin nicht gut für neue Essens-Trends zu haben sind). Wir probieren die Bagels, ich persönlich empfand meinen veganen Bagel mit Humus und gegrilltem Gemüse vorzüglich.

Danach Freizeit bis zur Abfahrt des Busses, schließe mich zuerst zwei Freiwilligen an, trenne mich dann nahe der Mündung von Donau und Save, um dies nun nachzuholen, finde diesmal den Ort und die spektakuläre Sicht auf diese Mündung. Kehre dann in die Stadt zurück, sehe das Goethe-Institut dort, schaue es mir kurz an. Als ich dann darausgehe, treffe ich zufällig auf eine andere Gruppe von Freiwilligen, die von den Belgrader Freiwilligen angeführt sich an die Mündung von Donau und Save begibt. So schließe ich mich dem nochmal an und erfahre interessantes Hintergrundwissen über Belgrad. Mir blieb hängen, dass die Stadt 33-mal zerstört wurde. Am Abend zurück vom Ausflug stellen wir Mitbringsel aus unseren aktuellen Orten vor und erzählen eine Hintergrundgeschichte dazu, zum Ende des Tages wieder einige Runden Werwolf.

Am nächsten Tag beschäftigen wir uns mit dem Projekt, ich sammele Ideen hierfür. Dann ein Memory-Spiel, in dem mit den Bildern Zusammenhänge zur Kultur unseres Gastlandes knüpfen. Am Nachmittag Austausch über Roma und LGBTQ+ am Arbeits-Ort, sowie über den Balkan-Krieg. Komme an dem Tag mit ganz neuen Facetten dieses Austausches in Kontakt; zuvor war mein Fokus mehr auf der Arbeit, dem Ankommen, der Eingewöhnung, Urlaub machen und mir selbst gewesen. Bin an dem Tag sehr k.o., daher spare ich mir die Weinprobe, schließe mich später schon kurz vor dem Schlafen noch dem Wichteln an. Ich erhalte hier einen köstlichen Honig vom Belgrader Markt, den ich noch im November verputzt habe.

Am Freitag und dem letzten Tag mit meinem Zimmerpartner das Frühstück gedeckt. Tauschen uns über unser Deutsch-Sein im Ausland aus. Ich lebe schon recht ‚deutsch‘, auch weil die Versuchung hier mit identischen Supermärkten (Kaufland, Lidl, Spar, dm, …) enorm groß ist, habe auch (zu dem Zeitpunkt) noch kaum Kontakt zu Leuten dort. Im Anschluss planen dann viele schon ihre Freiwilligendienste durch, mir wird das zu viel, gehe lieber Schritt für Schritt vor, oder ‚prozessorientiert‘, wie die Trainerin es schön professionell nannte. Dann erstellen wir eine Dankbarkeits-Liste über den Freiwilligendienst, auf der wir 15-20 Dinge nennen, für die wir während des Freiwilligendienstes dankbar sind, am Ende verabschieden wir uns von jedem einzelnen.

Ich bleibe noch einige Stunden bis ca. 19 Uhr in der Stadt, gehe auf den Berg der Stadt spazieren, an die Donau. Sremski Karlovci ist eine wunderschöne Stadt, es gefällt mir dort sehr gut. Schaue mir noch das Gugelhupf-Museum an, kaufe mir ein Stück Gugelhupf, das göttlich schmeckt, hätte mir einen ganzen Kuchen kaufen sollen. Als ich wieder in Belgrad ankomme ein Déjà-Vu, mir werden Taxis angeboten. Lege mich schlafen.

Am nächsten Tag noch ein schöner Ausklang in Belgrad. Zeige einer Belgrader Freundin das Bagel-Restaurant vom Mittwoch, das sie nicht kannte. Denn Belgrad ist groß, und dieser Ort am anderen Ende der Stadt war ihr unbekannt. Ziehe dann weiter in das neue Museum für zeitgenössische Kunst, schaue mir ein legendäres, mir empfohlenes Pfannkuchen-Restaurant in der Nähe an, genieße das vorzügliche Essen dort, am Abend treffe ich mich mit einigen Freiwilligen zum lockeren Billard-Spiel und einem schönen Abend im Zentrum Belgrads.

Am nächsten Morgen schon früh raus, der Rückweg nach Pula steht an. Diesmal ohne Zwischenhalt in ca. 12 Stunden Fahrt. War dann auf der Rückfahrt doch ganz froh, dass ich durch kulturweit inspiriert diese Reise gemacht habe. Ich will ehrlich sein, von mir aus wäre ich sie wohl nicht angetreten, da Großstädte wie Belgrad mir da zu viel und zu intensiv sind, und ich von Sremski Karlovci nie gehört hatte.

Danke für die diese vielen besonderen Erlebnisse und die neuen Impulse, die mir diese Zeit gegeben hat!

Internationaler Tag der Krawatte in Pula

Viele haben schon von der Krawatte gehört, oder gar selbst eine getragen. Doch die wenigsten wissen, dass die Krawatte ursprünglich aus Kroatien stammt. Die Ähnlichkeit des Wortes Krawatte mit dem kroatischen Wort Hrvati (kroat. für Kroaten) ist kein Zufall. Vor meiner Recherche war mir dies auch nicht bekannt.

So ist die Krawatte hier ein berühmtes Souvenir für Touristen, und das spektakuläre Motiv einer überdimensionalen Krawatte um das römische Amphitheater in Pula (Bild und Info hier) regelmäßiges Postkarten-Motiv. Dieses Bild ist keine Foto-Montage!

Ebenfalls findet in Kroatien jedes Jahr am 18. Oktober der Internationale Tag der Krawatte statt. Ich wurde gebeten, an dem Tag eine Krawatte zu tragen, zum Glück hatte ich eine nach Pula mitgenommen, sodass ich dies auch tun konnte.

Gleich darauf fand ein besonderer Anlass statt, die Schule begab sich in einen nahegelegenen Park. Hier befindet sich eine Statue eines berühmten historischen kroatischen Politikers (Matko Laginja), Presse und Fernsehen waren dabei, und schließlich kam jemand von der Krawatten-Akademie sowie der Bürgermeister der Stadt Pula. In einem feierlichen Akt legte letzterer der Statue eine Krawatte um. Unsere Bibliothekarin und der Herr von der Krawatten-Akademie hielten noch eine Rede, die ich leider nicht verstand. Zum Abschluss kam noch das Fernsehen in die Schule und hat einige Interviews mit Schülern geführt, die ich aus dem Deutsch-Unterricht kannte.

Ein Artikel aus der Lokalzeitung zeigt hierzu einige schöne Bilder (neben einem informativen Text auf kroatisch). Ich empfand es als ein sehr schönes und interessantes Erlebnis, danke, dass ich dabei sein durfte!

Zu welchen Anlässen trägst du gerne Krawatte? Was gefällt dir besonders daran, eine Krawatte zu tragen?

Besuch des Pädagogik-Leistungskurses des Arnoldinums im Treffpunkt Deutschland

Zum europäischen Tag der Sprachen, am 26. September 2017, hatte der Treffpunkt Deutschland an der Partner-Schule des Goethe-Instituts Kroatien, der Schule für Gastgewerbe, Tourismus und Handel aus Pula, eine Klasse aus Deutschland zu Besuch.

Der Pädagogik-Leistungskurs der Abitur-Klasse des Arnoldinums, begleitet von zwei Lehrer*innen, entschied sich für eine Abschluss-Fahrt auf einem Camping-Platz in Medulin an der Küste von Istrien in Kroatien. Von dort aus fuhren sie täglich an unterschiedlichste Orte der Region.

In Deutschland gehen die Gäste auf das seit 1588 existierende Arnoldinum. Das ist ein Gymnasium in Steinfurt nahe von Münster. Die Schule hat eine reiche Geschichte mit berühmten Alumni und Lehrern. Heute ist die Schule eine vom Land Nordrhein-Westfalen zertifizierte Europaschule.

Was ist eine Europaschule? Folgende Beschreibung steht in den Kriterien:

Europaschulen vermitteln ihren Schülerinnen und Schülern ein umfassen­des Wissen über Europa und befähigen sie unter anderem durch Steige­rung ihrer sprachlichen und interkulturellen Kompetenzen zum Handeln als mündige Bürgerinnen und Bürger Europas.

Am 26. September 2017, zum europäischen Tag der Sprachen, besuchten sie die Ausstellung „Erfinderland Deutschland“ im Treffpunkt Deutschland. Der Treffpunkt Deutschland ist ein vom Goethe-Institut Kroatien unterstützter Fachraum für den Deutsch-Unterricht an der Schule für Tourismus, Gastgewerbe und Handel in Pula, Kroatien.

Zu Beginn wurden die Gäste mit einem amüsanten Sketch über den Schul-Alltag von den Lehrerinnen Marina Bojanić und Vesna Pavletić, der Schulleiterin Orhideja Petković und dem kulturweit-Freiwilligen Janko Hoener empfangen. Die Gäste brachten als Geschenk eine illustrierte Karte von Deutschland und ein Buch zu ihrer Region, dem Münsterland, mit.

Schließlich ging es weiter in die Ausstellung über die Erfindungen deutscher Wissenschaftler. Die Schüler und Lehrer lernten hier die Errungenschaften des Wissenschaftsstandortes Deutschland kennen.

Als Muttersprachler waren die zu lösenden Aufgaben für sie einfach, da sie keine Verständnis-Schwierigkeiten hatten. Doch war das Erlernen der deutschen Sprache heute nicht das Ziel – stattdessen lernten die Schüler an sich selbst, wie sie interaktiv über eine Ausstellung Wissen vermitteln können.

Nach der erfolgreich gelösten Ausstellung ging es über in einen Austausch mit kroatischen Schülern des Deutsch-Unterrichts. Die Schüler tauschten sich über die Unterschiede zwischen Deutschland und Kroatien, über ihren Alltag und die Schulen aus. Ebenfalls unterhielten sich die Lehrer über die Herausforderungen in ihrem täglichen Schul-Leben. Der kulturweit-Freiwillige Janko Hoener hat den Abiturienten aus Deutschland den Freiwilligendienst „kulturweit“ nahegebracht. Schüler und Lehrer brachten ein Stück Deutschland in den Treffpunkt und nahmen einen Eindruck von Kroatien mit. Ein lebendiger Austausch fand statt.

Ich selbst war Teil dieser Begegnung. Zum ersten Mal seit meinem eigenen Abitur vor 5 Jahren bin ich einmal wieder mit aktuellen Abiturienten in Kontakt gekommen. Einer meinte „Boah, 5 Jahre Studium, das ist echt lange“ – wahre Worte. Die Diskussionen über den Schulalltag waren für mich so eine Erinnerung an lange vergangene Zeiten. So was wie die Klausuren, die Abschlussprüfung, die Länge des Schultags, Freistunden, Freizeit, Hausaufgaben, Leistungskurse, Schwerpunkte sind mir zwar schon noch ein Begriff, doch völlig aus meinem Bewusstsein raus, müsste in meinen Erinnerungen graben, so viel ist seitdem passiert.

Fand’s schön, Teil davon zu sein, in Kontakt zu kommen mit Menschen, die ich in meinem Studium nie getroffen habe, diese Zeit und die Abschluss-Fahrt aus einer anderen Perspektive erneut zu erleben, und mittendrin vom Freiwilligendienst zu berichten. Die mitgebrachte Karte hängt nun als Erinnerung an diese Begegnung im Treffpunkt Deutschland. Sie führt die größeren Städte und diverse Attraktionen Deutschlands auf und mir fällt auf, von wie vielen dieser Attraktionen, seien es die Dülmener Wildpferde, die Völklinger Hütte, der Rote Turm, die Ruhmeshalle Walhalla, das Nordertor ich noch nie gehört habe, geschweige denn sie selbst gesehen habe.

(Als Gladiator) in die Arena einlaufen

Pula in Kroatien ist eine 3000-jährige Römerstadt. Das berühmte Wahrzeichen der Stadt ist die Arena, ein noch erhaltenes Amphit-Theater.

(Wem Amphit-Theater nichts sagt: das Kolosseum in Rom ist ein Amphit-Theater wie dieses. Zu Römerzeiten fanden dort Gladiatoren-Kämpfe, teils untereinander, teils gegen wilde Tiere, sowie Hinrichtungen statt.)

Es steht heute täglich für Besucher zur Besichtigung offen. Ebenfalls finden bis heute noch hier Kultur-Veranstaltungen statt. Jedes Jahr kämpfen die besten Filme des Jahres um die Gunst der Zuschauer und Kritiker beim Pula Film Festival. Klassische Musiker  und Rock-Stars nutzen die besondere Akustik und Atmosphäre. Selbst Eishockey-Spieler haben sich hier drin schon gemessen.

Einer solchen Veranstaltung habe ich aktiv beigewohnt. Ich bin in den Kampf gegen meinem inneren Schweinehund getreten – beim 10-km-Nachtlauf durch Pula, inkl. Zieleinlauf in der Arena. Der Lauf Pulska Xica startete am Sa., 23. September 2017, 20 Uhr vor der Arena.

Mehr zufällig bin ich auf die Informationen zu diesem Lauf gestoßen, ich hatte mich über Wandern in Istrien (Anm.: die Region Kroatiens, in der Pula liegt) informiert, und auf derselben Website wurde auch der Lauf genannt. Als erfahrener Hobby-Läufer fand ich die Aussicht auf einen weiteren Lauf inkl. spektakulärer Zielgerade interessant.

Melde mich also sogleich dafür an, Bezahlung von ca. 15 € erfolgt ganz einfach per SEPA-Überweisung, da Kroatien in der EU ist, ist nach ein paar Tagen bereits bestätigt. In der Woche zuvor trainiere ich, am Tag zuvor hole ich die Startnummer, Chip und T-Shirt ab.

Am frühen Abend des Samstags begebe ich mich also zur Arena. Sie ist mir nicht unbekannt, ich sehe sie täglich, da meine Schule 150 m von ihr entfernt liegt. Davor befinden sich bereits eingekleidete Läufer, es wird Musik gespielt. Wie ich herausfinde, ist der Lauf Teil eines größeren Festivals, in welchem DJs auflegen und Licht-Shows stattfinden. Mehr zufällig treffe ich hierbei eine Englisch-Lehrerin meiner Schule an, deren Tochter und Schwiegersohn an dem Lauf teilnehmen. Zusammen laufen wir uns für dieses Ereignis ein, und wir sind auch nicht allein, ca. 500 Leute nehmen an dem Lauf teil.

Recht bald geht es los, wir laufen an der Arena entlang, ein wenig hinaus aus der Stadt zu einem berühmten beleuchteten Kreisverkehr, zurück in die Stadt, vorbei am Busbahnhof, dann parallel zum Meer und den Eisenbahn-Schienen gelaufen, wieder zurück, an der Uferstraße am Hafen entlang, in die Altstadt eingebogen bis zum Hauptplatz der Stadt, hindurch durch berühmte unterirdische Tunnel auf die Zielgerade zur Arena, eingebogen in einen Seiten-Eingang der Arena, innendrin vor den Zuschauern dann die letzten 100 Meter Ziel-Sprint. Zwei Verpflegungs-Stationen mit Wasser auf dem Weg, Zuschauer mehr vereinzelt, meist ist es unglaublich ruhig auf der Strecke.

Im Ziel angekommen gibt’s sofort die Medaille, und auch gleich Verpflegung für die Läufer. Ich hätte da nun super optimierte, gesunde Bio-Power-Superfoods erwartet. Stattdessen finde ich dort kartonweise zugeschnittene Pizzen einer örtlichen Pizzeria vor. Das ist ein (positives) Novum für mich auf Läufen. Ich bediene mich reichlich an diesem Büffet, die verbrannten Kalorien müssen ja wieder rein 😛 irgendwo liegen auch Äpfel herum, die jedoch weniger konsumiert werden.

Treffe dann alsbald auf die Englisch-Lehrerin und die Mitläufer*innen, genieße noch diese Atmosphäre und einige Augenblicke hier. Im Anschluss an den Lauf werden die verschiedensten Sieger*innen des Rennens und der einzelnen Alters-Kategorien geehrt. Anschließend wurde ein DJ  mit einem fetten Set auf die noch fitten Party-Löw*innen losgelassen. Da soll es ziemlich abgegangen sein, mir selbst fielen nach dem Lauf jedoch schon die Augen zu, machte mich zuvor auf den Heimweg in den wohlverdienten Schlaf.

Insgesamt ein schönes Erlebnis. Vor allem habe ich so als Neuling gleich viele mir zuvor unbekannte Teile der Stadt kennengelernt. Ich habe die schöne Beleuchtung dieses Kreisverkehrs entdeckt, der sonst tagsüber völlig unspektakulär, ein Kreisverkehr eben. Ebenfalls bin ich als Läufer auf die unterirdischen Tunnel-Systeme der Stadt, genannt Zerostrasse, gestoßen und durfte da durchlaufen. Von außen sieht das ganz unspektakulär aus, es befindet sich eine Tür auf einer Straßenseite und darüber ein Schild mit dem Schriftzug Zerostrasse. Dies befindet sich auf meinem täglichen Schulweg, und ich hatte mich schon gewundert, was es mit diesem Namen auf sich hat. Wie sich herausstellt, ist die Zerostrasse ein unterirdisches Tunnel-System aus dem Ersten Weltkrieg, das damals für einen Fall des Luftangriffs gegen Pula gebaut wurde. Pula war damals nicht nur Teil von Österreich-Ungarn, deren Hauptkriegshafen befand sich in Pula.

Das hat mich auch inspiriert, diese mir zuerst unscheinbar wirkende Stadt genauer anzuschauen. Ebenfalls laufe ich nicht jeden Tag in so eine Arena ein. Daher bin ich für dieses Erlebnis dankbar.

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