Potemkinsche Dörfer

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Nach dem Sommer ist mittlerweile auch die EU-Ratspräsidentschaft in Bratislava angekommen. Aus den Niederlanden kam ein ganzer Zug mit Künstler*innen, die symbolisch den Vorsitz übergeben haben und die Festivitäten rund um dieses Ereignis nehmen so langsam Fahrt auf.

Besonders in den letzten Tagen vor dem magischen Datum, dem 1.7.2016, konnte man sehen, dass bald einiges auf Bratislava zukommt. Am Landwirtschaftsministerium, das direkt neben meinem Wohnheim liegt, wurde die brüchige Fassade kurzerhand mit Blechverkleidungen versehen und zerbrochene Bodenplatten in letzter Minute ausgetauscht. Wie Make-Up zieht sich dieses Phänomen über das Gesicht der ganzen Stadt. Es wird sich zeigen, was nach dem Abschminken in sechs Monaten noch übrig bleibt…

Auch die politische Opposition – Parteien, Verbände oder andere Organisationen – nutzen die verstärkte Medienaufmerksamkeit. Der Protest gegen die (tatsächlich unverschämt) niedrigen Lehrendengehälter ist mittlerweile auf Englisch an der pädagogischen Fakultät der Comenius-Universität zu lesen und die Opposition will jetzt nicht nur den vermeintlich korrupten Innenminister Kaliňák, sondern auch den Ministerpräsidenten Fico zum Rücktritt zwingen. Es steckt also doch mehr hinter den potemkinschen Fassaden – zumindest hinter manchen.

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