Poetry Slam ist längst im Mainstream angekommen. Sogar die Rednerlistenposition direkt vor einem Bundesminister kann heute an Slammer vergeben werden.
Vor Frank-Walter kommt erstmal „Frank“. Dabei handelt es sich um einen Slam-Text des bekannten deutschen Poeten Sebastian 23, einem der berühmtesten Poetry-Slammers der deutschsprachigen Szene. Wobei „Szene“ hier fast schon romantisierend wirkt – Industrie würde es vielleicht besser treffen. Beim Forum zur Auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik „Menschen bewegen 2016“ gaben sich Sebastian 23 und Bundesminister Steinmeier sozusagen das Mikrofon in die Hand. Denn Poetry Slam ist salonfähig geworden und wird vom kulturpolitischen Establishment verwendet, um Veranstaltungen einen jugendlichen Anstrich zu verleihen. Das spiegelt sich auch am Workshopangebot des Forums wider: drei Mal Poetry Slam. Gut, dass ich damit beschäftigt war, auf 24 Schüler*innen aus Mittelosteuropa aufzupassen, deren Schülerzeitungsworkshop in Berlin ich mitbetreute. Sonst hätte ich mich wohl noch unnötig über den Poetry-Slam-Overkill bei zeitgenössischen kulturellen Veranstaltungen aufgeregt…