Wer die Wahl hat, hat die Qual…

Wer gewählt hat, manchmal auch. Das ist der Fall nach den slowakischen Parlamentswahlen von diesem Samstag.

Den vorläufigen Ergebnissen nach zu schließen, wird es nicht einfach werden, eine mehrheitsfähige Koalition zu bilden, denn die bisher allein regierende SMER-SD (Sozialdemokraten mit einem Hang zum Populismus) verliert deutlich. Die bei der letzten Wahl 2012 zweitstärkste Partei KDH (katholisch-konservativ) ist mittlerweile gar nicht mehr im Parlament vertreten. Gewinner der aktuellen Wahl sind die extremistischen Parteien. Die SNS (etwa: Slowakische Nationalpartei) ist viertstärkste Kraft. Beim Besuch ihrer Webseite tönt einem gleich pathetische Musik (mit noch pathetischerem Text – für eine Übersetzung, meldet Euch gerne bei mir) entgegen. Das einzige, was bei dieser Wahl mehr verwundert bzw. bestürzt ist der Erfolg von Marian Kotleba, der mit seiner Volkspartei „Unsere Slowakei“ auf dem fünften Platz landet. Kotleba, der momentan eine Position ähnlich dem Ministerpräsidenten eines Bundeslandes innehat, ist offen nationalistisch gesinnt und kann wohl durchaus auch als rechtsextrem und faschistisch beschrieben werden. Bei den Direktstimmen nimmt er den siebten Platz ein.

Interessant ist jetzt zu bemerken, dass diese Ergebnisse nicht auf eine geringe Wahlbeteiligung zurückzuführen sind. Ca. 60% sind an die Urnen gegangen und haben ihre Stimmen abgegeben. So eine hohe Wahlbeteiligung gibt es nicht immer in der Slowakei – bei der letzten Europawahl waren es gerade mal 13%.

Die ersten antifaschistischen Gegendemonstrationen sind anscheinend auch schon geplant. Es bleibt also spannend in Bratislava.

PS mein Praktikum beim Goethe-Institut gefällt mir übrigens bisher auch sehr gut – bloß die Wahlen sind zur Zeit ein bisschen wichtiger…

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