„Wir“ beschützen die Slowakei

Im politischen Sprachduktus wird oft das Wort „Wir“ benutzt. Besonders in Wahlkämpfen scheint dies ein probates Mittel, um Wählerstimmen zu gewinnen. Auch die Slowakei bildet bei diesem Phänomen keine Ausnahme.

So wirbt die sozialdemokratische Partei „Smer“ (dt. Richtung) mit dem Slogan „Chránime Slovensko“ (dt. „Wir beschützen die Slowakei“). In der slowakischen Sprache, die mit Personalpronomen recht sparsam umgeht, fällt es vielleicht nicht so stark auf, aber man könnte durchaus die Frage stellen: Wer ist eigentlich „wir“? Von der Frage, wovor die Slowakei eigentlich beschützt werden muss, mal ganz abgesehen… Dem Taxifahrer, der mich vom Bahnhof zu meinem neuen Zuhause im Studentenwohnheim gefahren hat, war zumindest die Antwort auf die zweite Frage ziemlich klar – die „ganzen Emigranten“ sind die, auf die man genau aufpassen muss. Sonst „verbreiten sie sich und sind nicht mehr zu kontrollieren.“ Interessant ist hier schon die Wortwahl „Emigrant“, das klingt allzu freiwillig. Und auch wenn es im Slowakischen nicht so viele Möglichkeiten gibt, ein Personalpronomen einzusetzen, ein Wort für Flüchtling existiert auf jeden Fall. Über die erste Frage hat der Taxifahrer wohl noch nicht ausführlich nachgedacht – wie vielleicht viele andere Menschen auch. Denn wie es die SPD bereits 2013 (unfreiwillig?!) festgestellt hat, entscheidet das „Wir“ und seine Verwendung im (politischen) Sprachgebrauch tatsächlich oft darüber, wer dazugehören darf und wer nicht.

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