Seneca lehrte seine Schüler schon im ersten Jahrhundert n. Chr., wie wichtig es ist, sein Leben richtig zu nutzen. Denn er wusste „Vita nostra brevis est“ – unser Leben ist kurz. Irgendwann im Laufe der Zeit ist dann wohl ein findiger Universitätsstudent (oder eine findige Universitätsstudentin) auf diesen Text gestoßen und hat daraus ein Lied gemacht. Und das kennen wir jetzt als „Gaudeamus Igitur“ (zu deutsch: „Lasst uns also fröhlich sein“). Doch wozu diese Geschichtsstunde?
Ganz einfach! In den letzten zwei Wochen habe ich dieses Lied mindestens viermal gehört. Und da ich Latein (momentan noch) besser verstehe als Slowakisch, konnte ich mir dieses Lied besser merken, als die slowakische Musik. Selektive Wahrnehmung sozusagen. An wichtigen schulischen Anlässen (wie zum Beispiel der Stužková; siehe letzten Eintrag) singen die Schüler hier nämlich gern besagtes Studentenlied. Diesen Freitag war es dann wieder soweit. Diesmal allerdings nicht anlässlich eines weiteren Abiballs, sondern wegen dem „Bažantský“ (übersetzt heißt das wörtlich „Fasan-“, im übertragenen Sinn steht das aber für Erstklässler ähnlich dem englischen „Freshman“). An dieser Stelle ein kleiner Exkurs ins slowakische Schulsystem. Das ist nämlich nicht ganz so einfach… Und zwar gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder man besucht eine vierjährige Grundschule und danach das Gymnasium, das dann die Klassen Prima bis Oktavá umfasst, oder man besucht eine neunjährige Grundschule. Dann kann man auch noch auf’s Gymnasium gehen (das dauert dann vier Jahre, von der ersten bis zur vierten Klasse) oder auf eine Art Berufsschule. In Dolný Kubín gibt es da zum Beispiel die „Hotelakademie“ und die „Handelsakademie“.
Der Bažantský war auf jeden Fall für die Erstklässler, was in Deutschland der 10. Klasse entspricht. Anstelle der grünen Schleifchen, die es nur für Abiturienten (aus der Oktavá bzw. vierten Klasse) bekamen die Schülerinnen und Schüler blaue Schleifchen angesteckt, aber sonst gab es auch wie bei der Stužková ein ziemlich lustiges Programm. Und natürlich haben am Anfang alle lauthals mitgesungen, als „Gaudeamus Igitur“ zu Beginn der Veranstaltung gespielt wurde 🙂
Also ist Seneca heute immer noch aktuell. Für alle die’s nicht so mit Latein haben, kann ich in diesem Zusammenhang noch „Life’s For The Living“ von Passenger empfehlen. Prinzipiell dieselbe Message, aber halt auf englisch 😉
In diesem Sinne: