Statt slowakischer Landeskunde heute mal ein bisschen was zu deutscher Geschichte: Am 03. Oktober feiert man in Deutschland nämlich nicht (wie ich ursprünglich angenommen hatte) den Tag der Deutschen Einheit, sondern den Coca-Cola-Tag. Das habe ich letzte Woche in Berlin gelernt. Auf einer Riesen-Open-Air-Bühne, die das ganze Brandenburger Tor verdeckt, treten dann zweitklassige Künstler auf, um die Gäste des „Coca-Cola Festival of Happiness“ mit drittklassiger Musik zu beschallen.
Auf der Straße des 17. Juni (auch als „Fanmeile“ aus Fußball-WM-Zeiten bekannt) stehen dann Imbissbuden aller couleur und Getränkestände, bei denen alle Mitarbeiter natürlich ganz im Geiste der Happiness knallige rote Cola-T-Shirts tragen. Und wenn man sich einmal verlaufen hat, kann man entweder den Cola-Werbebannern, die auf Bauzäune gehängt als Begrenzung des Partyareals dienen, folgen oder einfach einen der großen Coca-Cola-Ballons zur Orientierung nutzen. Toll, oder?
Naja, das ist wohl Ansichtssache. Ich persönlich finde, dass das Bundestagsmobil zwischen einem Crêpe-Stand und einer Bungee-Jumping-Anlage reichlich verloren aussah. Der Versuch, die Politik und den deutschen Nationalfeiertag auch der jüngeren Bevölkerung näher zu bringen, könnte nämlich auch ohne den größten Softdrink-Hersteller der Welt über die Bühne gehen…
Um jetzt aber nicht noch weiter ins Lamentieren und Schwadronieren abzudriften, erzähle ich lieber noch kurz, warum ich eigentlich in Berlin war. Wie schon im letzten Eintrag zu lesen, fand dort das KLICK*-Redaktionstreffen statt. Dazu waren KLICK*-Redakteure_innen (und eben auch zwei Freiwillige – die Line aus Český Těšín in Tschechien und ich) aus ganz Mittelosteuropa (Estland, Lettland, Litauen, Polen, Tschechien, Slowakei und Ukraine) nach Berlin gereist, um sich journalistisch fortzubilden. Mit der Unterstützung der Profi-Fotografin Annette Hauschild, Christian Wagner vom Goethe-Institut München und der Kamerafrau Fanny Brodersen arbeiteten die Schüler_innen an ihrem Fotoprojekt „Gesichter der Armut“, das als Wanderausstellung für alle PASCH*-Schulen konzipiert ist. Auf das Ergebnis darf man sehr gespannt sein! Als »kulturweit«-Freiwillige haben die Line und ich den Schülern_innen bei sprachlichen Formulierungen geholfen und dem Team tatkräftig bei der Organisation unter die Arme gegriffen.
Neben der Arbeit in den Workshops war natürlich auch viel Zeit, Berlin zu erkunden. Von der obligatorischen Spreefahrt, über den charismatischen Sekten-Zettel-Verteiler bis hin zu richtig guten Straßenmusikern hat sich Berlin von einer sehr interessanten Seite gezeigt 😉
Und gelernt habe ich sogar auch was: Wenn das Brandenburger Tor auf der einen Seite von riesigen Bildschirmen und Werbetafeln verstellt ist, kann man es sich immer noch von der anderen Seite anschauen 😉