Weil es nur ein bisschen gefährlich ist, war ich Ende Januar für drei Tage in Bergkarabach. Dort traf ich auf Winterwetter, Geschichtsvergessenheit und viele freundliche Menschen.
Schön ist es in der Hauptstadt Stepanakert trotzdem. Knapp 60 000 Menschen leben in dem verschlafenen Ort. Touristen gibt es außer mir keine an diesem verschneiten Samstagmorgen im Januar. Als ich im Außenministerium mein Visum beantrage, warte ich eine halbe Stunde beim Pförtner, der Zeichentrikserien für Kinder schaut und nicht glauben kann, wie hoch die Mieten im sechs Kleinbusstunden entfernten Yerevan sind.
Das kleine historische Museum zeigt die Geschichte der jahrhundertelang von Armeniern und Aserbaidschanern bewohnten Region so plump einseitig, dass es mir fast ein bisschen peinlich ist für die junge Frau, die mir in perfektem Englisch erklärt, dass im Grunde schon die Neandertaler hier Armenier gewesen seien. Die verlassene Moschee im Nachbarort Shushi ist ein kaum zu übersehender Beleg für die im Museum eventuell vergessenen Aspekte der Geschichte Karabachs
Zwischen 1988 und 1994, als gerade die Sowjetunion auseinander brach, führten die Nachbarländer Aserbaidschan und Armenien Krieg um das kleine gebirgige Land. Seither herrscht Waffenstillstand; der Konflikt ist seit mehr als 15 Jahren ungelöst. Und so ganz kann ich all das nicht vergessen an diesem Wochenende. Vielleicht fallen mir auch deshalb die jungen Männer in Uniform und die Panzer im Fernsehen besonders auf.
Und auch am zweiten Tag werde ich von einer ähnlich bunt zusammengesetzten Männerrunde zum Schachspiel eingeladen.