Titel von Artikeln, die derzeit noch im Entwurfstadium sind: „Was ich vermissen werde“, „Was ich nicht vermissen werde“, „Lieber Nachfolger“ und einen, ohne Titel bisher, über all die Dinge, die mich verändert haben, die einen festen Platz in meinem Leben gefunden haben, die dismissed wurden, neue Angewohnheiten, Erkenntnisse…
Derzeit bestimmt vor allem eins meine Gedanken und mein Tun: meine Zukunft. Die Bewerbungsfrist hat am 1. Juni begonnen, es wird ernst. In ca. einer Woche fahre ich nach Berlin um mir dort die 3 Unis anzuschaun. Die Option, in Prag zu studieren, hat sich (glaub ich) erledigt. Am 29. Juli ziehe ich aus.
Letzte Woche die Gewissheit: ich bin nicht alleine in Prag! Fast 3 Monaten nach ihrer Ausreise hierher hab ich Anna, auch kulturweit-Freiwillige, kennengelernt. Ein bisschen schüttel ich immer noch den Kopf, denn wäre ich damals beim gemeinsamen Abendessen aller Teilnehmer an der Landesqualifikation für Jugend debattiert International nur eine Minute später aufs Klo gegangen, hätte ich wohl nie Suzan, auch eine Tschechien-Freiwillige, getroffen, die mir letztendlich dann Anna vermittelt hat. Anscheinend hatte ich Glück, aber ein Zustand ist das auf keinen Fall. Auf jeden Fall haben wir uns zusammen mit einer anderen Freundin von ihr einen empfehlenswerten tschechischen Film angeschaut. Abgesehen von meiner Freude, dass ich alles in den englischen Untertiteln verstanden habe, hat mich der Film emotional ganz schön mitgenommen. An genau 3 Stellen hatten meine Augen schon Hochwasser (was sonst nie vorkommt). Thema war das tschechische Dorf Lidice, welches als Racheakt auf das Heydrich-Attentat von Gestapo, SS und SD komplett ausgelöscht wird. Normalerweise ist der Abspann der Teil des Filmes, den sich niemand antut. Dieses Mal sind wirklich alle Zuschauer sitzen geblieben, bis die Lichter an waren. Ein paar, um sich die Heul-Spuren aus dem Gesicht zu wischen. Einige, um ihre Fassung wieder zu finden. Viele, um einfach nur „Uff. Das war hart.“ zu denken.
Hoffe, ich kann die oben genannten unfertigen Artikel bald veröffentlichen. Aber dadurch, dass ich eine Monatskarte in dem wohl kleinsten Fitnessstudio Prags habe (wo es mir trotzdem ziemlich gut gefällt!), bald meine letzten Tschechisch-Stunden mache und nebenher Nachhilfe gebe, kann das noch ein paar Tage dauern.
Bis dahin – Ahoj : )
Ist es gut oder schlecht, dass ich in meinem Timer schon die Tage bis zu meiner Abreise nach Berlin, zum Nachbereitungsseminar, zähle? Heute sind es noch genau 110.
Das heißt zum einen – ich kann es nicht erwarten, endlich wieder Nachhause und nach Deutschland zu kommen. Endlich die vielen tollen Menschen auf dem Nachbereitungsseminar wieder zu sehen (Treffpunkt an der Säule in der Kantine, vergesst das nicht, liebe Menschen!). Endlich mit dem nächsten Lebensabschnitt anzufangen – Studentin sein und endlich mit diesem blöden, nervenzerreißenden Nachdenken über die Studienfachwahl aufhören. Endlich wieder näher an Mama wohnen (hoho, Mamakind! Wobei das nicht mal garantiert ist. Berlin is schon weiter weg als Prag, wenn es denn klappt). Endlich wieder (was neues) lernen dürfen / müssen (oder auch – endlich wieder schlauer werden! Hoho, Streber).Endlich wieder normale Versandgebühren zahlen und nicht dauernd den CZK -EUR -Kurs im Auge haben zu müssen (wobei das auch unbestreitbare Vorteile hat! Hoho, Geizige).
Das heißt aber auch zum anderen – ich muss mir jeden Tag vor Augen führen, wie verdammt schnell das Alles vorbeigeht und vorbeigegangen ist! Neulich alte Blogeinträge gelesen. Erstens war ich überzeugt, nicht so viele geschrieben zu haben. Zweitens war ich leicht deprimiert, weil sich meiner Meinung nach mein Schreibstil verschlechtert hat. Ich muss eine unglaublich lustige Person gewesen sein ^^ Tja, is eben wie Kopfrechen-Fähigkeiten oder Kondition. Man sollte es nicht vernachlässigen! Dafür hab ich bestimmt (hoffentlich) an anderen Stellen nicht ab-, sondern aufgebaut. Oder vielleicht liege ich auch komplett falsch. Egal, ich schweife ab! Das wäre mir früher niemals passiert! : D
Was auch immer das heißen mag, die 110 Tage. Vielleicht erzähl ich kurz, was in den letzten Wochen passiert ist. Wäre glaub ich ne gute Idee. Also. Oh, nee, niemals mit „Also“ anfangen. Ähm…(und damit auch nicht. Also von vorne.)
Das wichtigste in den letzten beiden Monaten war wohl zum einen das Gespräch mit meinem Mentor und der Fachschaftsleiterin für Deutsch. Ich hatte eine Zeit lang wirklich die Nase voll. Ich habe insgesamt 2mal mit meinem Mentor gesprochen. Das erste Mal war irgendwann Anfang März. Leider hat er, obwohl ich mindestens 4 Mal einen neuen Versuch gestartet habe, mein Problem zu erklären, mich gar nicht verstanden. Ich dachte mir also, dass ich dann eben die Ärmel hochrempel und mich selber aus dem Schlamassel ziehe. Hat mehr oder weniger geklappt. Situation wurde nicht besser, ich wurde dann auch gut krank wegen dem ganzen Stress, den ich mir selber gemacht habe. War dann auch ganz gut, dass ich über Ostern erst mal Besuch von meiner Familie hatte und dann eine wundervolle Woche in Deutschland war.
Kurz nach den Ferien, vor anderthalb Wochen, dann das von mir verlangte zweite Gespräch, dieses Mal auch mit meiner anderen Kollegin, die Fachschaftsleiterin ist. Und nicht, ohne davor bei kulturweit angerufen zu haben (wo ich direkt zu Frau Vahldiek durchgestellt wurde, mit der ich mich eine Stunde lang sehr, sehr gut unterhalten habe. Die Betreuung durch unsere Chefs ist eben TOP!) und mich versichert zu haben, wie meine Position ist. Das genau war nämlich das Problem. Das früher oder später aufgetaucht worden wäre. Bei den meisten ist es ja schon beim Zwischenseminar da gewesen. Was ist ein kulturweit-Freiwilliger, wozu beantragen die meisten Schulen einen, wo setzen sie ihn ein, wieviel Eigeninitiative ist gut und was ist zu viel? Meiner Meinung hatte meine Einsatzstelle nämlich keinen Plan und nicht mal die Trilaterale Vereinbarung richtig gelesen. Anders als in Deutschland habe ich aber die Schuld erstmal bei mir gesucht. Und mich deshalb auch so spät „beschwert“, wenn man es so nennen will. Denn in der Tat muss die Schule ja auch einen Teil zur Gestaltung des FSJ leisten – einen Freiwilligen zu nehmen bedeutet eben auch Verantwortung zu übernehmen und sich Gedanken machen zu müssen. Und wenn man eben nebenher dauernd Geschichten von anderen Freiwilligen hört, die aufgrund ihrer Arbeit durch ihr Gastland reisen (zum Teil nichts anderes als das), ständig bei irgendwelchen Workshops, Austauschen, Projekten und Fortbildungen teilnehmen (dürfen), während ich das Gefühl habe, zur Last zu fallen (auch finanziell), dann platzt einem schon mal (nur innerlich) der Kragen. Tut es jetzt immer noch. Aber wenigstens hat sich ein bisschen was gebessert, auch wenn meine Schule sich für den nächsten wesentlich mehr überlegen muss.
Konkret bedeutet das: Juliane verschafft sich immer noch zu 85% alleine ihre Aufgaben. Das Entgegenkommen meiner Einsatzstelle, dass ich bei einem Austausch mitarbeiten könnte, sah so aus, dass ich mich darum gekümmert habe, dass der Beamer ging, größtenteils aber nur rumstand, und in Eigeninitiative den (ziemlich aufgeblasenenen und meinen armen tschechischen Sekundanern gegenüber ziemlich herablassenden) Deutschen Manieren beigebracht habe. Ein Punkt, an dem ich mal wieder gemerkt habe, dass sich Deutsche und Tschechen doch oft unterscheiden. Oha, Vorsicht, Stereotype.
So, das war Teil eins. Ich muss mich jetzt fertig machen, das Nachtleben ruft ; ) was sonst ! Und damit ich (endlich mal) pünktlich bin und ihr nicht so sehr viel auf einmal lesen müsst, ist jetzt mal Schluss. Viel Spaß heute noch!
Tja, da hatte ich grade vor, aufgrund von Langeweile und Schlafunfähigkeit ENDLICH mal wieder einen neuen Artikel zu schreiben, jetzt geht der Live-Stream zu Harald Schmidt doch. Verzeihung! Aber im Laufe des Wochenendes, ich gebe alles! Wollte nur Bescheid geben, dass ich noch lebe, an euch alle denke, daran denke, wieder in meinem Blog was zu schreiben, und ständig darüber nachdenke, was ich schreiben werde! Ihr glaubt nicht, wieviele ungeschriebene Artikel in meinem Kopf existieren! So, jetzt zurück zu Harald. Gute Nacht!
Dr. Walter zahlt. Der Schock war trotzdem riesig. Und das Loch im Geldbeutel, wenn auch vorrübergehend, auch. Deswegen kein Antibiotika kaufen können. Ohren sind jetzt auch bakteriell (oder viral, wie auch immer) befallen. In ner halben Stunde nochmal Arzt, dann neues / anderes Antibiotika. Oder keins, hoff ich.
Erkenntnis: Mein HNO daheim ist der beste! Krank sein im Ausland ist scheiße!
PS.: Blogeintrag über generelle Wahrnehmung der Gesundheitsgerechtigkeit auf dieser Welt folgt.
Ich stehe vor einer Herausforderung. Meine Gefühle in Buchstaben und die wiederum auf einen Laptop-Bildschirm quetschen. Dienstag den Zwischenbericht abgeschickt. Geschrieben, das prognostizierte Tief sei nur sehr kurz und seicht ausgefallen. Was für eine Ironie. Sollte kulturweit und Dr. Walter ein Update schicken.
Da steh ich jetzt. Vielleicht als das Arschloch (ja, genau. Nichts anderes werde ich sein, wenns dumm läuft. Beziehungsweise so läuft, wie ich es erwarte) in der ganzen Sache. Auf jeden Fall so richtig pleite. Im unperfektesten Moment. Schlimmer geht nimmer.
Wer krank ist und Schmerzen hat, will nur eins. Und wer ne fiese Nebenhöhlenentzündung mit noch fieseren Kopfschmerzen hat, sodass er nicht mal mehr richtig denken kann beziehungsweise nicht mal die Augen aufkriegt, der ruft einfach nicht bei Dr. Walter an, bevor er zum Arzt rennt. Und mal ganz generell und allgemein: Wer Steuer zahlt und ein Teil einer Gesellschaft ist, dessen Grundbedürfnisse sollten garantiert werden. Bezahlen müssen sollte man nur Luxus. Und ist Gesundheit Luxus??
Unglaublich wie schwer so ein kleiner Umschlag, in dem eine Rechnung über 5000 Kronen (ca. 200 €) drin ist, auf einem lasten kann. Unglaublich, wie schockierend „Sie sind nicht versichert“ sein kann. Vor allem wenn man nicht durchblickt, weil man eigentlich 2 Versicherungen hat. Unvorstellbar, wie sich jemand fühlen muss, der gar keine hat und auf eine ärztliche Behandlung sparen muss. Sparen tut man auf einen neuen mp3-Player oder Laptop. Um nochmal auf den Zusammenhang von Gesundheit und Luxus hinzuweisen.
Unglaublich, dass es billiger gewesen wäre, nach Deutschland zu meinem HNO zu fahren und mich dort behandeln zu lassen.
Als ob meine Nebenhöhlen nicht schon genug schmerzen würden, jetzt auch noch Kopfzerbrechen, wie ich schnellstmöglich an Geld komme, um meine Schulden bei der Praxis, meine Medikamente und Antibiotika, Essen fürs Wochenende (an dem zu allem Überfluss auch noch eigentlich endlich lang erwarteter Besuch aus Deutschland kommt) zu bezahlen, wie ich bis Montag den Berg an Vertretungsstunden (kein Kommentar dazu. Mein Mentor ist krank. Auch.) vorbereiten soll, gesund werden soll (so ganz ohne Medikamente aufgrund Geldmangel) und dann auch noch kein Heimweh kriegen soll.
Ich vermisse meinen HNO. Seine hochprofessionelle Praxis, wo alles steril aussieht, alle weiße Birkenstocksandalen tragen, kein Neon-Licht im Warteraum ist. Auch wenn der schlechtere Öffnungszeiten hat (hier von 08.00-20.00 Uhr und samstags) und es wahrscheinlich auch Stress wegen Überweisungen vom Hausarzt, dessen Öffnungszeiten genau gegenläufig zu denen vom HNO sind, gibt. Auch wenn ich mich regelmäßig über die Praxisgebühr aufregen musste. (NIE WIEDER!!!!) Ich vermisse meine Mama, die noch anderthalb Monate nicht näher als im Telefonhörer sein wird und die mich, wenn ich schon heulen muss, in den Arm nimmt.
Und jetzt? Ich kann nur daran denken, was morgen wohl Dr. Walter sagt. Kulant oder nicht kulant.
Ampeln an Fußgängerüberwegen in Prag (und so auch an der Kreuzung Koněvova – J. Želivského in der Nähe meiner Schule) sind erstens genauso laut wie die in Polen (immerhin müssen sie für Sehbehinderte den Verkehr an der 3-spurigen Großstadtautobahn übertönen) und haben zweitens eine Grünphase, die meistens schon wieder vorbei ist, wenn man nochmal schaut (oder hört). Einer der Gründe, wieso man in Prag nicht alt sein wollen würde. (Grammatikalisch korrekt?)
Ich bleibe also auf der Vekehrsinsel stehen, muss, lehne mich an den Ampelmast an. Schaue dabei der Großstadtflutwelle von PKWs, die an mir vorbeirauscht, zu. Sehe mehrere schicke Business-Typen in mindestens genauso schicken Mercedes was-weiß-denn-ich, Handwerker und Bauarbeiter mit ihren alten Klapperkisten, Rentnerehepaare in ihrem Renault-Rentner-Auto, eine bestimmt wahnsinnig erfolgreiche Karriere-und-gleichzeitig-Mutter-Frau mit Weidenkorb auf dem Beifahrersitz, bestimmt noch schnell Bio-Lebensmittel einkaufen gehen, zwischen Kind-in-Kita-bringen und Nachmittags-Welt-retten-Meeting, viele, viele Durchschnitts-Autos mit ihren Durchschnitts-Fahrern, so viele, dass ich nicht alle registrieren kann. Ist ja auch ne dreispurige … Straße. Tick, tick, tick, grün. Ticken mit verdoppelter Geschwindigkeit. (Rychlost, ha!)
Ich versteh sie nicht, all die Business-Typen, Powerfrauen, Handwerker und Bauarbeiter oder Rentner…Ich zahle 10€ pro Monat. Für jede Tram, jede Metro, jeden Bus, den ich benutzen will. 10€. Komme heim, wann immer ich will. Um 4:30h genauso wie um 16:30h. Tick, tick, wie die Uhr, die immer weiter läuft. Die Vorteile, den (in Prag wirklich hervorragend ausgebauten) ÖPNV zu benutzen, liegen bestimmt als Lageenergie im (Unter-?) Bewusstsein gespeichert. Was zur Hölle muss denn passieren, damit daraus endlich kinetische Energie wird?
Über die Kreuzung, in den Bus einsteigen. Hab nicht mal 25s gewartet. (Ok, Zufall, oder auch Organisation. Planlos: 4min.) Werd ich jemals eine Antwort auf die Frage finden?
Erkenntnisse der Woche:
Einer der besten Plätze, um Die Zeit endlich mal von vorne bis hinten (beziehungsweise: von hinten nach vorne. Ich fange lieber hinten an, Politik und Wirtschaft als Erstes lesen? Zerstört meine Lesemotivation, schaffs dann nur noch bis zum Feuilleton, nicht weiter.) durchzulesen (ja, lesen. Das dauerte gestern 3 Std. Aber ich hab alles gelesen, was ich interessant fand!), ist ein Platz an einem Tisch am Fenster im McDonals (in der Vodičkova. Ob die Tische woanders auch so perfekt sind, weiß ich nicht.) Und noch ein gigantischer Vorteil: Das Rauchverbot! Findet mal in Prag ne Bar oder n Café, in dem man drinnen nicht rauchen darf und wo die Tische Zeit-Format haben!
Die bessere Alternative zum Radiowecker (beziehungsweise CD-Player-Wecker, denn korrekterweise geht meine Anlage an, aber spielt einen Track von ner CD) sind tschechische Handwerker, die das Rohrsystem (endlich!!! Siehe Blogeintrag November) im Bad erneuern. Schade, dass sie Donnerstag morgens um 8, wenn ich eigentlich noch glücklich bis um halb 10 hätte schlafen können, den Presslufthammer anwerfen, um die Badewanne (Luftlinie 1,5m von der schlafenden Juliane entfernt, dazwischen etwas, das man mehr als Papier denn als Wand bezeichnen kann) auszubauen. Die dann mehrere Tage den Flur blockiert. Und weshalb wir seit Mittwoch (bis heute?? morgen?? wer weiß) nicht duschen können.
Die Spothalle bei Depo Hostivař, also bei den Studentenwohnheimen, ist eine Stunde weg. Neu ist das eigentlich nicht. Aber: hat sich für mich als unüberbrückbare Differenz zu meinem grade erst neu gewonnenen Volleyball-Termin herausgestellt. Aber ich gehe bald in Therapie bei slevomat.cz (Seite im Internet, wo man Gutscheine für diverse Dinge kaufen kann, natürlich zu einem vergünstigten Preis. Eine Stunde Aromatherapie, Relax- oder Sportmassage für 18€. Entschieden hab ich mich noch nicht, aber ich glaube Aromatherapie gewinnt), wo es mehrmals im Monat Aktionen von Fitnessstudios gibt. Ich glaub, da schnorr ich mich durch. Mit Volleyball start ich an der Uni wieder durch. Das ist sehr hart, aber ich komm zurecht.
Die unsynchronisierten Assistenz- und Oberärzte am Seattle Grace Mercy West Hostipal sind die unglaubwürdigsten Ärzte, die ich kenne. Während ich die Untertitel in der siebten Staffel (gibts auf kino.to eben noch nicht auf deutsch) mitlese, übersetze ich auch gleichzeitig in die deutschen Synchronstimmen. Also wirklich, Sheperd geht noch, aber Torres und Yang? Katastrophe. Und die ersten Folgen von Emergency Room und Sex and the city sind grauenhaft! Aber: keine halben Sachen, keine Serien in der Mitte anfangen, wenn man schon damit anfängt!
Es gibt mindestens 2, manchmal auch 3 „Gänge“ in unserer Kantine. Insgesamt gesehen ist das ganze aber immer nur durchschnittlich denn: Ist die Suppe mal so richtig lecker, gibts als Hauptspeise supereckliges Linsenpüree, oder irgendwas mit Kümmel. Ist panierter Fisch mit Kartoffeln und Remoulade am Start, schwimmt in der Suppe ein Fett-Teppich, der dem Öl-Teppich im Golf von Mexiko alle Ehre macht. Oder wo gruslige Knorpelstücke drin rumschwimmen. Das Mittagessen ist wie eine Sinus-Kurve, ein Hoch und ein Tief, im Mittel also durchschnittlich, mittelwertig, nichts besonderes.
Bibliotheksarbeit ist super. Alles fertig inventarisiert, jetzt am Dekorieren. Freu mich schon auf die Stunden, in der sie geöffnet ist, keine kommt und ich da drin sitzen kann, Internetradio voll aufdrehen und nichts tun kann. Das ist halbsarkastisch, halb ernst gemeint. Unterricht vorbereiten ist Knochenarbeit. Versuch mal, ne Stunde zu halten, in der du Sachen machst, hinter denen du nicht wirklich stehst, die du selber und folglich auch die Schüler langweilig finden. Versuch mal, dir als nicht-ausgebildeter Lehrer Methodenwechsel aus dem Finger zu saugen. Oder die Schüler für ein viel zu schweres deutsches Video über Shaun White zu motivieren. Thema toll, aber die Schüler sind in eine Schreckstarre verfallen. Ok, ihr Deutsch ist wirklich schlecht. Das heißt aber nicht, dass die innere Stimme, die „Ah,Hilfe, Deutsch, ich versteh kein Wort“ in der Dauerschleife sagt, den Sprecher im Video übertönen muss! Vor allem, wenn man noch den gesprochenen Text (ok, als Lückentext) vor sich liegen hat! Man!
Sätze, die meine tschechischen Freunde perfekt auf Deutsch können: LIDL lohnt sich. Lass uns einen Schnaps trinken! Entschuldigung, ich habe heute meine Hausaufgaben zuhause vergessen.
3 Monate in Kurzform, bebildert
Ich hoffe, ich habe noch nicht verlernt, wie man einen Blog schreibt. Oder auch: Verzeihung, dass ich so lange nicht mehr upgedated habe. Und natürlich auch euch frohe Weihnachten!
Welche ich übrigens in der Deutschen Heimat verbringe. Schon seit knapp einer Woche wieder da und es kommt mir vor wie nur ein Tag. Aber herrlich: endlich wieder ein Fernseher, vor den man sich einfach mal gammeln kann, regelmäßig warme Mahlzeiten, viele Telefonate, die schon zu lange aufgeschoben wurden, alte Gesichter wieder sehen, Glühweinen, Volleyballweihnachtstunier und Weihnachtsparty. Trotzdem freue ich mich unglaublich bald wieder Praha zu sein! Jeder, der mich fragt (und in den letzten Tagen hab ich das bestimmt 50mal erzählt) bekommt zu hören, dass ich Prag liebe, da nie wieder weg will und mich sau wohl fühle. So wohl, dass ich wahrscheinlich vor Ende August nicht mehr nach BB kommen werde. Wenn, dann als Durchgangsreise zum Ruhr Reggae Summer oder so. Anfang April dann der heiß ersehnte Besuch von Mama und Papa (bis dahin werd ich unsere WG hoffentlich auf Vordermann gebracht haben…)
Und, haha, so wie das eben is, gegen Jahresende: Rückblick, Vorsätze und Pläne.
Rückblick:
Viele neue Freunde und halb Freunde. unglaublich viele Partys (In den ersten beiden Monaten extrem hohe Anzahl nächtlicher Ausflüge an Werktagen…) und viele durchgemachte Nächte. ein mehr oder weniger toller Schulausflug nach Dresden (nicht unbedingt meine Traumstadt, vor allem nicht bei eckligem Wind und Schneetreiben). einige tolle Unterrichtsstunden, die ich alleine gemacht hab.
- Dresden
kürzlich ein arschkaltes, aber sehr lustiges Wochenende in Liberec bei Leo und Inga. ein saufettes Zwischenseminar mit einer saufetten Feierei Samstagabend. ein ultra, ultra geiles Gentleman feat. Christopher Martin und JAHCOUSTIX Konzert in der Lucerna Music Bar. eine Woche lang kurz vor dem Herzinfarkt stehen (weil ich fast jeden Morgen zu spät kam und ich konnte nichts dafür. Jedes mal stand ich aufs neue an der Tram-Haltestelle und entweder fuhr gar nichts, irgendwas anderes oder schon die Tram, die ich wollte, aber plötzlich fuhr sie eine andre Route. Dann kriegt man natürlich noch 4 verschiedene Varianten empfohlen, wie ich denn tatsächlich zur Schule gelangen könne. die uhr tickt und dann will man sich auch noch erkundigen, wie man als ausländerin denn die englischkenntnisse der prager polizisten beurteile. dann denkt man sich, ok morgen fahr ich dann eben den andren Weg, über die Innenstadt…ahaha.genau das gleiche. dummerweise sind akute und wichtige nahverkehrsnachrichten und ersatzfahrpläne ausnahmslos auf Tschechisch.). mindestens 1526846 mal, die ich meine nachhilfeschülerin verbessert habe, wenn sie Mutti oder Vati gesagt hat. Nein, nicht Mutti und Vati, Mutter und Vater, oder meinetwegen auch Mama und Papa. Aber dieses Mädel ist ziemlich nachhilferesistent und geht davon aus, meine pure Anwesenheit könne ihr Deutsch-Abi retten…Junge Junge. Der gedenkwürdige Tag, an dem ich einfach random in meine neue Volleyballgruppe gestolpert bin (It’s Biber-time!). der opernbesuch mit Christian, La Bohème für 4€. designSUPERMARKET, eine Mischung von Ausstellung und Verkaufsplattform für junge Designer aus und um Prag.
Waagrechte, Bodentatsachen, Küche, Junkees
Auch in Tschechien wurde Halloween gefeiert, wie mir allerdings Simona, eine Abiturientin, erzählte, nur an unserer Schule. Und von den ERASMUS-Studenten. Aber die auch nur damit sie einen Grund haben, die nächste exzessive Party zu feiern. Halloween ist nicht mein Ding. Gar nicht. Fasching reicht völlig.
- Seuchenalarm. Ne quatsch, Halloween in meiner Schule
- Türsteher im Knast?
- Halloween
– Es folgt ein großer Abschnitt über meinen Schulalltag. Wer Mut zu Lücke hat: Am Ende gibts noch was zu Prag und außerschulischem 😉 –
Nach meinem Waagrechtstart in meine Freiwilligen-Karriere habe ich und mache ich mir zurzeit viel Arbeit. Ich will nicht zum Zwischenseminar fahren und sagen müssen, dass ich bisher eigentlich nicht viel mehr als im-Unterricht-drinsitzen und Bibliothek gemacht habe. Mich hat richtig gestört, dass ich keinen festen Platz im Sozialen Netzwerk Gymnazium Na Pražačce hatte. Auch wenn der Satz im Präteritum steht: Richtig definieren als Freiwillige kann ich mich immer noch nicht.
Mein erstes richtiges Projekt: Mit der Quarta D, der vierten Klasse am sechsjährigen Gymnasium also, habe ich meine schon länger in meinem Kopf existierende Idee umgesetzt. Kopf ausgeschaltet und durchgezogen. Als Abschluss der Lehrplaneinheit haben sie eine Fotostory zur Deutschen Einheit gemacht. Meine Erwartungen waren sehr niedrig, da ich nicht wusste, was ich erwarten darf. Letzendlich hat sich eine Gruppe (bezeichnenderweise nur Mädels) an einem Sonntag getroffen um Fotos zu schießen. Die andren waren dafür nicht so opferbereit, aber ich glaube, auch ihre Story wird ganz gut werden.
Ansonsten bin ich seither auch schon ein paar Mal auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt worden. Freitag in der 6. Stunde war ich bei einer Klasse mit Abiturienten, die zwar Deutsch nicht im Abi machen (eine ausgenommen, siehe unten) aber, wie ich dachte, doch schon relativ gut Deutsch sprechen können sollten. Auf dem Plan standen Vokabeln zum Thema Auto und autofahren. Ich hatte eine richtig geile Idee, wollte Auto-Quartett (man battelt sich in verschiedenen Kategorien wie „Verbrauch“, „Leistung“, „Preis“…) mit denen spielen, das im Buch Vergleiche als grammatisches Thema stand. Dummerweise konnten sie genauso gut Deutsch wie die Quarta, die Deutsch als Hautfach hat. Wir haben die ganze Stunde für Vokabeln verballert. Wenigstens haben sie am Ende noch ein paar Fragen zu mir gestellt. Mir hat es Leid getan, dass sie in der letzten Stunde vor dem Wochenende nur langweilige Vokabeln machen durften, aber zu mehr hats nicht gereicht. […]
Ich dachte, ich könnte mit den / meinen Schülern auch mal über Politik, Umwelt, Gesellschaft und aktuelle Brennpunkte in Deutschland diskutieren. Ich hatte und habe immer noch in meinem Kopf die Vorstellung einer Art Deutsch-AG, die regelämßig stattfinden soll(te). Vor allem für ältere Schüler zur Vorbereitung auf das DSD und Abitur, für jüngere immer-mal-wieder-Projekte. Doch: die Quinta und Sexta sind vor allem mit Abitur beschäftigt. Vor mir liegt ein Haufen Arbeit mit der Bibliothek, die ich vollständig inventarisieren werden muss. Zu viel alter Kram, den keiner lesen wird und will. Dann noch ein paar „Baustellen“ mit ein paar Nachhilfe-bedürftigen Abiturientinnen. Vor allem das Deutsch der drei aus den nicht-deutschen Klassen ist so unglaublich schlecht…die können froh sein, nur ein Referat halten zu müssen. Und Hörenverstehen sowie Leseverstehen machen zu müssen. Das kann heiter werden…
– Für alle Mut-zur-Lücke-Haber: hier ist die Lücke zu Ende! Weiter gehts mit :
Hab ich schon erwähnt, was für ein Juwel meine Wohnung ist? Nach einer spontan im Hostivař (Studentenwohnheim) verbrachten Nacht fühle ich mich hier wie im Himmel. Obwohl man der Riesenvorteil spontane-Hippie-Flur-Partys-im-6th-Floor-1st-building natürlich schon schwer ins Gewicht fällt.
Aber die Nähe zur Innenstadt, die Anbindung an das nächtliche ÖPNV-Netz und die Hygienestandarts sollten jeden von euch, liebe Leser und Freunde, überzeugen, mich mal zu besuchen!
Auch wenn man eben mal Probleme mit dem Rohrsystem im Bad hat und drei Wochen nicht waschen kann. Auch wenn der Hausmeister, den man verzweifelt anruft, weil keiner der Mitbewohner in der Stadt ist kein Englisch spricht. Auch wenn ich eine IKEA-Fleecedecke zwischen die Fensterschlitze quetschen muss, weil es saumäßig zieht. Auch wenn ich mir in ein paar der Spalten meines Parketts Grünflächen anlegen könnte. I ♥ my WG.
Zu meinem ersten Kochversuch, von dem man links Bilder aus noch glücklichen Minuten sieht: der Teller rechts unten in der Ecke…er lag 20s später genau anders rum auf dem Boden. Und die Nudelns sehen nur so aus, als wären sie lecker gewesen. Aber ich denk mir: Learning by Doing! Und die Zucchini waren echt gut 🙂
Seit letzter Woche Donnerstag spiele ich Basketball. Ja, die Menschen verändern sich. Und ab nächster Woche Donnerstag 19 Uhr hoffentlich wieder Volleyball. Krass, wie sehr mir das fehlt. Krass aber auch, wie konsequent ich es schaffe, den Aufzug zu ignorieren! Trotzdem bin ich immer noch Festivals Junkee, der bald schon mal ein Ruhr Reggae (22.-24.7.2011) Ticket bestellt. Zum Joghurt-Junkee bin ich geworden. Genauso zum Drum’n’Bass Junkee (Cross Club ist einfach immer noch viel zu geil), Himbeer-Junkee, Greys-Anatomy-Junkee und Bücher Junkee. Zu empfehlen: „Veronika beschließt zu sterben“ von Paulo Coelho, hab ich neulich gelesen.
So, Sangria und Party in einer Kirche rufen. Bis bald!














