Dienstag
Ampeln an Fußgängerüberwegen in Prag (und so auch an der Kreuzung Koněvova – J. Želivského in der Nähe meiner Schule) sind erstens genauso laut wie die in Polen (immerhin müssen sie für Sehbehinderte den Verkehr an der 3-spurigen Großstadtautobahn übertönen) und haben zweitens eine Grünphase, die meistens schon wieder vorbei ist, wenn man nochmal schaut (oder hört). Einer der Gründe, wieso man in Prag nicht alt sein wollen würde. (Grammatikalisch korrekt?)
Ich bleibe also auf der Vekehrsinsel stehen, muss, lehne mich an den Ampelmast an. Schaue dabei der Großstadtflutwelle von PKWs, die an mir vorbeirauscht, zu. Sehe mehrere schicke Business-Typen in mindestens genauso schicken Mercedes was-weiß-denn-ich, Handwerker und Bauarbeiter mit ihren alten Klapperkisten, Rentnerehepaare in ihrem Renault-Rentner-Auto, eine bestimmt wahnsinnig erfolgreiche Karriere-und-gleichzeitig-Mutter-Frau mit Weidenkorb auf dem Beifahrersitz, bestimmt noch schnell Bio-Lebensmittel einkaufen gehen, zwischen Kind-in-Kita-bringen und Nachmittags-Welt-retten-Meeting, viele, viele Durchschnitts-Autos mit ihren Durchschnitts-Fahrern, so viele, dass ich nicht alle registrieren kann. Ist ja auch ne dreispurige … Straße. Tick, tick, tick, grün. Ticken mit verdoppelter Geschwindigkeit. (Rychlost, ha!)
Ich versteh sie nicht, all die Business-Typen, Powerfrauen, Handwerker und Bauarbeiter oder Rentner…Ich zahle 10€ pro Monat. Für jede Tram, jede Metro, jeden Bus, den ich benutzen will. 10€. Komme heim, wann immer ich will. Um 4:30h genauso wie um 16:30h. Tick, tick, wie die Uhr, die immer weiter läuft. Die Vorteile, den (in Prag wirklich hervorragend ausgebauten) ÖPNV zu benutzen, liegen bestimmt als Lageenergie im (Unter-?) Bewusstsein gespeichert. Was zur Hölle muss denn passieren, damit daraus endlich kinetische Energie wird?
Über die Kreuzung, in den Bus einsteigen. Hab nicht mal 25s gewartet. (Ok, Zufall, oder auch Organisation. Planlos: 4min.) Werd ich jemals eine Antwort auf die Frage finden?