Hilfestellung

14. Oktober 2010
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von Juliane Henn

  Some inspiration about the culture thing:

Ich musste lachen. Er ernährte sich nur von Tauben und selbst in einer Diskussion über Erziehung brachte er als Beispiel Tauben, die lernen, wenn sie bei jeder richtigen Antwort mit einem Korn belohnt werden. Sein Misstrauen gegenüber dem Frieden führte er auf die Wahl der Taube als Friedenssymbol zurück, weil die Taube alles andere als friedlich sei. Und nun musste ihm selbst die Kacke der Tauben noch als Beweis für die Ungleichheit der Kulturen dienen! ‚Nehmt einmal an‘, rief er den Versammelten wie ein Prediger zu, ‚eine Taube bombadiert beim Vorüberfliegen mit ihrer Kacke die Schulter eines Passanten. Das tun diese Viecher tausend Mal am Tag. Was meint ihr, wie die Menschen reagieren?‘ Ich wusste keine Antwort. Auch die andren schauten einander verlegen an. Abdallah aber ließ nicht locker.

‚Ein ungläubiger Araber‘, fuhr er fort, ‚verflucht sein Unglück und alle Tauben. Ein gläubiger Araber lobt die Weisheit Gottes, weil er den Kühen keine Flügel gab.

‚Taubendrück bringt Glück‘, reimt der Türke.

Ein Engländer fragt seine Frau: ‚Oh, my love, ist das wirklich eine Taube oder eine Nachtigall?‘

Ein Deutscher‘ Abdallah musste eine Pause einlegen, weil die Leute so laut lachten, dass man sich nicht mehr verstehen konnte, ‚ein Deutscher ruft bekümmert: Elfriede, ist mein Anzug versichert?

Ein Ägypter schwärmt: Tauben in Knoblauch und Olivenöl, Allahu Akbar!

Ein Syrer schaut die Kacke an und sagt: So viel? Lass uns handeln!

Ein Russe ruft entsetzt: Das ist eine amerikanische Luft-Boden-Rakete! Andrej, gib mit einen Vodka!

Ein Spanier rennt wie ein Verrückter davon, um eine Pistole zu holen. Und wenn er zurück kommt, ist die Taube weg, aber der Spanier schießt in die Luft und brüllt dabei: Caramba!

Ein Italiener verflucht den Himmel: Mamma Mia, Pizza à la Kacke auf dem Sonntagsanzug!

Ein Amerikaner ruft: Oh shit! Und bombardiert das ganze Viertel. Aber die Taube trifft er trotzdem nicht. ‚

 Abdallah lachte und die Versammelten, inzwischen über 30 Leute, spendeten herzlich Beifall. Er zeigte verächtlich auf den jungen Mann, der die Flugblätter verteilt hatte, und fügte hinzu: ‚Und dieser Typ hier will mir sagen, dass wir alle gleich sind‘. Dann zog er mich beiseite und fragte mich, ob ich Tee trinken wolle und ich sagte Ja. „

taken from:  „Die Sehnsucht der Schwalbe“ von Rafik Schami, Seite 250f.

Aktuelles Lieblingsbuch

 

Denke, ich werde in meiner (jaja, mein Refugium, mein Terrain, meine Domäne) Bibliothek zwecks Entscheidungshilfe irgendwie Zitate aus Büchern aufhängen. Dieses Buch beispielsweise werde ich zwar als sprachlich schwer, da mit vielen Bildern gearbeitet wird, aber sehr phantasievoll und magisch und voller Lebensweisheiten anpreisen. Rafik Schami lebt seit 1971 in Deutschland, übrigens.

Ein Kommentar
  1. Profilbild
    15. Oktober 2010

    Hey Juliane,
    ich wollte einfach nur mal einen Kommentar hinterlassen, dass ich deinen Blog auch verfolge. Ich finde die Art wie du schreibst irgendwie klasse, ganz zu schweigen davon, dass es mich natürlich interessiert, wie es dir ergeht. Ich wünsche dir ganz viele weitere interessante Erfahrungen und Erlebnisse, nette Menschen und viel Erfolg bei allem, was du anpackst!
    Grüße aus der kasachischen Steppe
    David

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