Der neue Standart
Ah, Hallo. Meine neue Heimat. Für alle die es noch nicht wissen: Praha 6, Dejvicka, in direkter Nähe zu einem KFC, einem Coffee-Shop, der Technisch-Chemischen Fakultät der Karlsuniversität, einer Metrostation, in einem sehr ruhigen, schönen Viertel, 10min zu Fuß zur Prager Burg, 4. Stock.
Für alle, denen ich es noch nicht vorgejammert habe: alter, abgenutzter und nicht gepflegter Parkettfußboden mit Flecken, strange, creapy Mitbewohner, der grade an einer Doktorarbeit im Themenbereich Mittelalter schreibt, Küche und Klo sollten vermieden werden.
Aber alles halb so wild, die Stadt ist der Wahnsinn! Was gibt es hier eigentlich nicht? War heute schon 2mal in der Innenstadt. Beim zweiten Mal die Bekanntschaft mit einer Tschechin, die mir jetzt auch bei Sprachkurs und Sportverein finden hilft (helfen will), einem Schweden, einem Belgier und einem Dänen (Nils), mit dem ich mich super gut verstehe, gemacht. Nils hatte eine witzige Brille auf, solche, die auch in Little Britain getragen werden, aber er meinte, nur weil er klug aussehen wollte. Das sei schließlich das Motto für seine (leider nur) 5 Monate: Klug aussehen und dummes Zeug von sich geben. Dazu diese Lache, unglaublich lustiger Mensch!
Jetzt steht noch ein eventueller Schock aus: nachdem WG-Schock der Schul-Schock? Wie sind die Schüler drauf? Ham die Bock, bei meinem Actions mitzumachen? Werde ich morgen pünktlich sein? Wie lange brauche ich morgens überhaupt, wenn nicht Mama den Tisch deckt? Und welcher Tisch überhaupt? Werde ich richtig angezogen sein? Wie lange muss ich arbeiten? Wie sind meine Kollegen? Habe nämlich grade gemerkt, dass ich meinem Mentor (Vorname: Angel) nicht auf seine eMail geantwortet habe, was mir total Leid tut. Am Besten, ich sag ihm das morgen so. Und aufstehen werde ich eine halbe Stunde früher, also halb 7. Brauche anscheinend 29min zur Schule. Dummerweise habe ich meine Wecker, der eigentlich aber auch nicht funktioniert, daheim gelassen. Und kann ich meinem Handy wirklich trauen? Ich hoffe es.
Ich habe trotzdem oder trotz allem, wer weiß das schon, das starke Bedürfniss, laut zu schreien. Durchatmen!
Juliane ist daheim ausgezogen, wohnt jetzt alleine in einer großen Stadt und geht morgen arbeiten. Und wie sie sich fühlt? Sie ist stolz, eine >>kulturweit<< Freiwillige zu sein. Und stolz darf sie in diesem Zusammenhang schon sagen. Das Programm ist ihrer bisherigen Meinung nach eine super Sache. Was im Umkehrschluss bedeutet, sie muss gewissen Anforderungen von der kulturweit-Seite aus gerecht werden. Druck! Deshalb das schreien. Und auch, weil sie endlich einen geregelten Tagesablauf haben will, rausgehen will, feiern, Leute kennen lernen, diese Leute treffen, mich zu Hause fühlen. Aber die Zeit schleicht dahin. Noch.
Es wird dunkel, Essen gehen mit Patrick, Lena und Oksana werde ich leider nicht mehr schaffen. Werde gleich mal die osteuropäische Dusche im osteuropäischen Bad testen. Aber Prag hat mich total nett willkommen geheißen, mit Sonnenschein heute Morgen und Mittag, mit super netten Studenten, mit 2 Trompetern, die zur vollen Stunde vom Turm am Ende/Anfang der Karlsbrücke und auf dem Old Town Square, wo ich grade lecker gefühstückt hab, geblasen haben, mit meinem Lieblingsduschgel, dass es hier als Handseife gibt und in Deutschland nicht. Yeah!
Ich mag deinen Schreib- /Erzählstil 🙂