,,Okay, pay attention!“
Schon wenige Minuten nachdem unser Sprachkurs begonnen hat, die erste Nachfrage von seitens der Schüler und diese energische (Lieblings-)Aufforderung unseres Lehrers nun aufzupassen.
Unser Kurs, aus Johanna, mir und einer Hand voll Hobby-Linguisten im gehobenen Rentenalter bestehend, könnte wohl kaum diverser sein. Nicht nur was den Humor der einzelnen Teilnehmer angeht, sondern auch im Bezug auf ihre Herkunft.
Unser Lehrer, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, Jojo und mich alle schwierigen Wörter vorlesen zu lassen, um daraufhin seinen Lieblingssatz anzubringen, probiert nun schon seit zwei Monaten uns rumänisch auf englisch zu vermitteln. Naja meistens zumindest. Durch ein goldiges französisches Paar wird unser Unterricht regelmäßig trilingual erweitert und daraufhin noch von einem weiteren Teilnehmer, Roland, auf deutsch ergänzt.
Dieser scheint davon auszugehen, dass Johanna und und ich neben rumänisch wohl auch nicht so fit in den anderen Wahlsprachen sind und probiert uns die rumänische Grammatik anhand von holprigen Wortwitzen zu erklären.
Der beste bisher: Cafeaua, da der bestimmte Artikel an die Nomen angehängt werden muss und man sich, wie in diesem Fall, ja nur an einem bestimmten Kaffee verbrennen kann, wenn er heiß ist. Soweit die Theorie. Roland, der seinen Zoom-Hintergrund jede Stunde wechselt und wahlweise aus den Bergen, von den Bahamas oder den Pyramiden von Gizeh an unseren Besprechungen teilnimmt, hat seine helle Freude daran und bringt diesen Witz dementsprechend regelmäßig im Kurs.
Erweitert wird unsere Gruppe noch von einem Niederländer und einer Britin, die scheinbar beide auch (schon länger) in Brasov wohnen, dadurch aber auch einen Vorsprung in Vokabular und Aussprache haben.
Dank der Vielfältigkeit dieser Gruppe ist es auch nicht schlimm, wenn wir mal ein wenig abdriften, da jeder von uns etwas zu den Kursthemen beitragen kann und es immer viel zu lachen gibt.
Dadurch gestalten sich die Stunden jedes Mal sehr abwechslungsreich und reichen von der völligen Verwirrung durch die Konjugation aller existierenden Verben, hin zum Lesen von schönen Texten über die touristischen Highlights Siebenbürgens. Wenn es dann mal schwer zu verfolgen ist, versüßen Jojo und ich uns den Unterricht wortwörtlich, mit einem ausgedehnten Brunch oder Dinner und helfen uns anschließend gegenseitig die Grammatik zu verinnerlichen.
Aber ich darf mich garnicht beschweren. Online-Unterricht ist wirklich schwer, habe ich in den letzten Wochen gelernt. Wenn man aus der Lehrerposition eine Frage stellt und nur die ausgestellten Mikrofone zurück echoen oder die Schüler verständlicherweise, nach Wochen des Unterrichts per Meet nur noch eine schwindende Menge an Motivation aufbringen können…
Doch da gibt es auch immer wieder Highlights. Zum Beispiel, als ich in der Vorweihnachtszeit Hänsel und Gretel mit einer Klasse gelesen habe; die Gruppe vollständig aufgeblüht ist und wir einen ausführlichen Austausch über traditionelle Märchen in Deutschland und Rumänien hatten. In einer weiteren Stunde; an die ich mich noch sehr gut erinnern kann, habe ich mit einer kleinen Gruppe über Apps und die Verbreitung von Fake-News gesprochen habe. Die Schüler haben anhand von verschiedenen Beispielartikeln versucht zu differenzieren, welche Schlagzeilen fake und welche real waren. Die aus solchen Stunden resultierenden Gedanken und Diskussionsideen, machen mir jedes Mal wieder unheimlich viel Spaß zu moderieren und zu verfolgen!
Insgesamt waren die ersten Dezemberwochen in Rumänien auch noch sehr schön und Brașov hat sich wirklich von der aller schönsten Seite gezeigt!
Wir haben unsere Zeit hier wieder für viele ausgedehnte Spaziergänge, Wanderungen und entspannte WG Nachmittage genutzt. Stutzig gemacht hat uns bloß der Morgen, nach den nationalen Wahlen – am 6ten Dezember – als unser Haus kurioserweise von einem Ei erwischt wurde. Woher das kleine Geschoss gekommen sein soll, ist uns immer noch ein Mysterium, da ich für meinen Teil nicht dazu in der Lage wäre auf die entsprechende Höhe und praktisch um die Ecke zu werfen, aber da das einmalig war, machen wir uns jetzt erstmal keine weiteren Gedanken darüber…
Nun ja, und dann war es auch schon bald so weit und wir haben Mitte Dezember unsere Koffer gepackt, um unser neues Zuhause vorerst zu verlassen und für einige Wochen ins Homeoffice nach Deutschland zurückzukehren.
Jetzt (09.01) sind wir wieder zurück und motiviert, mit vollem Elan weiterhin die Zeit unseres FSJs zu gestalten!