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Huang Shan

Der Huang Shan (gelber Berg) gilt als einer der schönsten Berge Chinas. Majestätisch ragen die Gipfel zwischen Nebelschwaden auf während die aufgehende Sonne die malerische Landschaft in ein mystisches Licht hüllt… Nichts von all dem ist auf unseren Bildern zu sehen. Es war kalt, hat geregnet und wir hatten ungefähr fünf Meter Sicht. Wer also tolle Bilder sehen will, die auf obige Beschreibung passen, bemühe bitte Google oder eine andere Suchmaschine.

Anders als bei meinen bisherigen Reisezielen sind Julia und ich gemeinsam von Shanghai aus mit dem Bus angereist. Es gibt zwar auch eine Zugverbindung (und sogar einen Flug-.-), allerdings fährt man auf dieser einen Umweg und ist daher die ganze Nacht unterwegs. Der Bus hingegen nimmt den direkten Weg und braucht nur fünf Stunden. Als wir Samstag abends ankamen und im Hostel eincheckten wurde uns bereits klar, dass wir diesmal kein Glück mit dem Wetter haben würden. Für den nächsten Tag war Regen angekündigt und danach sollte es sogar schneien. Eine Besserung war erst für das Ende der Woche, wenn wir schon wieder in Shanghai sein würden, angekündigt. Also bissen wir in den sauren Apfel und kauften uns Verpflegung und Regenmäntel. Den Rest des ersten Tages verbrachten wir dann damit, die wirklich schöne „Alte Straße“ im Stadtkern Tunxis zu erkunden.

Am nächsten Tag fuhren wir mit dem Bus zum Berg selbst und trafen dort eine junge Chinesin aus der Provinz Shandong, die bereits mit dem Studium fertig war und jetzt ein wenig durchs Land reiste. Gemeinsam machten wir uns auf den Berg zu besteigen. Es war zwar kalt und nieselte leicht, aber die Sicht war zunächst noch gut. Nach einer Weile konnten wir sogar einige Affen in den Bäumen entdecken. Je höher wir kamen, desto nebliger und nasser wurde es aber. Nachdem wir bereits mehrere Stunden gewandert waren und trotz Regenmantel ziemlich durchnässt waren, entschlossen wir uns unseren ursprünglichen Plan aufzugeben und nicht auf dem Berg zu übernachten. Bei dieser Witterung war sowieso nicht mit einem schönen Sonnenaufgang zu rechnen. Wir trennten uns irgendwann also von unserer Begleiterin und machten uns auf den Weg zur Seilbahn, um wieder ins Tal zu gelangen. Vorsichtshalber fragten wir nach, ob diese noch in Betrieb sei und erhielten dabei verschiedene teils widersprüchliche Antworten. Einige bestanden sogar darauf, dass man noch hoch- nicht aber hinunterfahren könne, was wirklich jeglicher Logik widerspricht. Wir kamen noch rechtzeitig an, um in einen Bus zu steigen und zurück nach Tunxi zu fahren, wo wir dann erneut in unserem Hostel eincheckten. Nachdem ich in der Bar einige Deutsche kennengelernt hatten, die ein Praktikum bei Bosch in Wuxi absolvierten ging ich zurück aufs Zimmer. Dort hatten Julia und ich inzwischen eine chinesische Mitbewohnerin bekommen, die gerade unter der Dusche stand und munter (und laut hörbar) vor sich hin sang. Über ihrem Bett hatte sie eine Decke aufgespannt, die ihr ein Mindestmaß an Privatsphäre verschaffen sollte. Sie sei laut Julia mit dem Studium schon länger fertig und reise nun seit einigen Wochen mehr oder weniger spontan durch verschiedenste Provinzen. Im Allgemeinen habe ich die Erfahrung gemacht, dass die meisten Chinesen, die reisen, Frauen sind, die ihr Studium bereits abgeschlossen haben. Schüler und Studenten haben wohl oft gar nicht die Zeit und die Mittel um zu reisen. Männer scheinen oft weniger interessiert zu sein. Das sind natürlich alles Verallgemeinerungen, die nur auf meiner subjektiven Wahrnehmung basieren, aber man trifft schon recht viele allein reisende junge Frauen.

Am Montag fuhren wir dann nach Hongcun, einem wunderschönen kleinen Dorf, mit vielen alten Residenzen. Die Einwohner der „Huizhou-Dörfer“ schickten ihre Söhne oft in andere Teile des Landes um dort Handel zu treiben. Diese kehrten nur selten zurück, ließen aber aus Verbundenheit zu ihrer Heimat prachtvolle Bauten in ihren Heimatdörfern errichten. Allein der Weg nach Hongcun war schon ein Abenteuer. So weit im ländlichen China war ich vorher noch nie gewesen. Die Straßen waren extrem holprig, aber die Landschaft war äußerst beeindruckend. Das Dorf selbst war zwar aufgrund der Jahreszeit etwas grau, aber trotzdem sehr interessant. Durch kleine Gassen konnte man von einer alten Residenz zur nächsten laufen, oft ohne wirklich zu wissen, ob man noch auf der Straße oder schon im Vorhof eines Hauses stand. Wir übernachteten in einer der zahlreichen privaten Pensionen, die traditionell anmuteten, aber glücklicherweise mit Klimaanlage gegen die Kälte ausgestattet waren. Den nächsten Tag verbrachten wir dann auch noch in Hongcun, bevor wir wieder nach Tunxi zurückfuhren, wo wir zum dritten und letzten Mal in unserer Jugendherberge eincheckten. Das bei Touristen ebenfalls sehr beliebte Xidi sparten wir uns, weil uns gesagt wurde, dass Hongcun schöner sei und wir nicht noch einmal Eintritt bezahlen wollten.

Obwohl der viel gepriesene Berg uns nicht in guter Erinnerung geblieben ist war es doch ein netter Urlaub. Wir werden wohl im Frühjahr, wenn es etwas wärmer ist noch einmal zurückkommen, um den Berg noch einmal zu besteigen.

Morgen geht’s dann nach Hongkong, weil mein Visum bald ausläuft.

Zwischenseminar

Am 6. Dezember hat unser Zwischenseminar angefangen. Deswegen sind alle Freiwilligen aus China und der Mongolei nach Shanghai gekommen. Zunächst besprachen wir das Organisatorische, dann gingen wir gemeinsam essen.

Am Dienstag fing das Seminar dann richtig an. Wir sprachen über unsere Einsatzstellen, tauschten Erfahrungen aus und lernten natürlich jede Menge neuer „Energizer“ kennen. Unsere beiden Trainerinnen Nicole und Karin versuchten dabei trotz der großen Gruppe von etwa 20 Leuten auf die Bedürfnisse aller einzugehen. Abends gingen wir wieder essen und feierten danach eine kleine Weihnachtsfeier im Hostel der anderen. Wir sangen gemeinsam Lieder und und führten sogar ein improvisiertes Krippenspiel mit verteilten Rollen auf (Ich war Joseph).

Im Allgemeinen war die Betreuung durch die beiden Trainerinnen sehr gut und zahlreiche Aspekte unseres Auslandseinsatzes wurden behandelt. Die Einsatzstelle und unser Leben in der fremden Kultur wurden thematisiert, aber auch über unseren emotionaler Zustand konnten wir reden. Wir waren meist den ganzen Tag beschäftigt, wodurch wenig Zeit für anderes blieb. Deswegen war es teilweise etwas schwierig, alle Besorgungen zu machen, die ich noch machen musste. In der darauffolgenden Woche wollte ich schließlich zum Huang Shan und danach nach Hongkong fahren. Für die Reise nach Hongkong musste ich dann Philipp, der ebenfalls dort hinfahren wollte, bitten, sich um Zugticket und Hostelreservierung zu kümmern.

Neben den zahlreichen Workshops wurden auch einige andere Aktivitäten angeboten. An einem Tag machten wir eine Bootstour auf dem Huangpu Flusses, an einem anderen gingen wir in eine Yueju-Oper, die als zweit beste Oper Chinas (nach der Peking-Oper) gilt. Früher wurden diese Aufführungen von reinen Männer-Ensembles aufgeführt, heute sind dagegen werden alle Rollen (auch die männlichen) von Frauen gespielt. Gesungen wurde in einem Dialekt und nicht in Mandarin, daher liefen auf einem Bildschirm chinesische Untertitel mit, ähnlich wie bei einer italienischen Oper. Allerdings verstanden wir auch mit dem Text nur einen Bruchteil des Inhalts und konzentrierten uns deswegen auf den Gesang, die Musik und die bunten Kostüme. Nach der Show nahm uns ein freundlicher Chinese aus dem Publikum noch mit hinter die Bühne, wo wir ein Foto mit einigen Darstellerinnen machen durften. Für diejenigen, die auf Musik und Gesang keine Lust hatten, wurde ein Kochkurs angeboten, bei dem man einige chinesische Rezepte lernen konnte.

Da Jan Luis und ich nicht wie die meisten anderen im Hostel wohnten, sondern natürlich in unserer Wohnung in Pudong, mussten wir uns abends leider immer recht früh verabschieden um die letzte Ubahn zu bekommen. Als wir dann an einem Tag doch mal mit einigen anderen feiern gingen, mussten wir satte 80 Yuan für das Taxi nach Hause bezahlen. Der Club war allerdings ganz nett: Alkohol, lauter Mainstream-House und bunte Lichter wie in deutschen Clubs auch. Es gab auch einige Tänzerinnen, die in recht knappen Klamotten tanzten und versuchten die Menge aufzuheizen. Irgendwann kam dann sogar ein Mann in Frauenkleidern auf die Bühne und legte eine gewagte Tanz- und Gesangsdarbietung hin. Die Details möchte ich mir hier sparen, es sei nur gesagt, dass das deutlich zeigt, dass Sexualität in China (vor allem in Shanghai) nicht immer so verklemmt behandelt wird wie man im Westen denkt. Kürzlich habe ich sogar erfahren, dass es ein Sexmuseum hier in Shanghai geben soll.

Am letzten Abend gingen wir dann alle gemeinsam Karaoke singen. Hierzulande ist das eine ganz andere Erfahrung als in Deutschland. Während man sich bei uns damit begnügt mit ein paar Freunden vor der Playstation zu sitzen und Singstar zu spielen, gibt es in China riesige KTV-Gebäude, in denen man hunderte von Karaoke-Räumen in unterschiedlichen Größen mieten kann. Das Ambiente ist meisten sehr nett und Kellner bringen Essen und Getränke, wenn man möchte. Zu meinem Glück begnügten sich viele damit, zu zu hören oder leise mitzusingen, sodass ich trotz der großen Gruppe einige Lieder mit Mikrofon singen konnte. Jan Luis und ich gingen dann wieder ein bisschen früher um noch die letzte Bahn zu erwischen. Am nächsten Tag wollte ich schließlich mit Julia zum Huang Shan fahren.

Hangzhou

Letztes Wochenende war ich mit einigen anderen Freiwilligen in Hangzhou, einer alten Stadt nicht weit von Shanghai, die hauptsächlich für Tee, Seide und den Xihu (Westsee) bekannt ist. Letzterer gilt als eine der beliebtesten Sehenswürdigkeiten Chinas. Es gibt sogar einen Spruch, der die Schönheit der Landschaft betont: “上有天堂,下有苏杭 (Shang you tiantang, xia you Su-Hang)“, was übersetzt soviel bedeutet wie: „Oben gibt es den Himmel, unten gibt es Hangzhou und Suzhou“ (letzteres ist vor allem für seine Gärten berühmt).

Bereits die Anreise war mehr als kompliziert, weil wir in einer größeren Gruppe reisen wollten. Bis jeder ein Zugticket hatte, das mit seinen Arbeitszeiten vereinbar war, musste ich viele Anrufe tätigen und oft zum Bahnhof gehen. Julia, die für unser Zwischenseminar aus Qingdao gekommen war, Frederik, der aus dem selben Grund aus Ulan Bator angereist war, und ich wollten bereits Freitag morgens losfahren und Felix am Bahnhof treffen. Jan Luis und Philipp mussten arbeiten und wollten daher abends nachkommen. Außerdem hatten Annika und Frederike angekündigt, dass sie ebenfalls kommen wollten und das gleiche Hostel gebucht hatten, das auch Julia für uns reserviert hatte. Nachdem wir am Vorabend noch letzte Vorbereitungen treffen mussten machten wir uns unausgeschlafen und überhastet auf den Weg zum Südbahnhof. Dabei schloss ich versehentlich die Tür von außen ab und damit Jan Luis ein. Bereits relativ früh hatten Jan Luis und ich festgestellt, dass unsere Wohnungsschlüssel nicht dafür geeignet sind, das Türschloss von innen aufzuschließen. Nur wenige Tage vor unserer Fahrt nach Hangzhou ist mir ein Schlüssel bei dem verzweifelten Versuch, die Wohnung zu verlassen, angebrochen und wir mussten einen neuen anfertigen lassen. Als Julia, Frederik und ich bereits in der Ubahn waren rief mich Jan Luis an und ich musste zurück, damit er zur arbeiten gehen konnte. Die anderen warteten auf mich und wir schafften es gerade noch rechtzeitig, in unseren Zug einzusteigen. In Hangzhou angekommen mussten wir dann mit dem Bus ins Stadtzentrum fahren, wo sich unser Hostel befand.

Wir entschlossen uns ein wenig die Gegend zu erkunden und auch dem berühmten Westsee schon mal einen Besuch abzustatten. Die Stadt und der See werden ihrem Ruf wirklich gerecht. Es gibt unzählige wunderschöne Orte, von denen wir wohl nur einen Bruchteil besichtigen konnten. Ich werde allerdings darauf verzichten, diese hier detailliert zu beschreiben. Bei Facebook lade ich aber wieder ein paar Bilder hoch. Abends kamen dann die anderen auch alle an und wir gingen gemeinsam zu einigen Straßenständen, um etwas zu essen. Danach gingen wir in eine Bar in der Nähe des Hostels. Nachdem wir den Nachtwächter des Hostels aufgeweckt hatten musste ich entsetzt feststellen, dass ich meinen Rucksack, in dem sich auch mein Pass befand in der Bar vergessen hatte. Also sprintete ich zurück und bekam bereits beim Reingehen meinen Rucksack und einen Schrankschlüssel, den jemand anderes von uns vergessen hatte, in die Hand gedrückt. Als ich wieder zurückkam, war Annika sehr erleichtert, dass ich ihren Schlüssel gefunden hatte. Meine Vergesslichkeit hatte also doch auch etwas Gutes.

Den Samstag verbrachten wir an und auf dem See, weil wir gehört hatten, dass das Wetter dann am besten werden sollte. Abends gingen wir gemeinsam Feuertopf essen. Dabei steht ein Topf mit kochender Brühe in der Mitte und man bestellt viele kleine Sachen, die jeder dann in den Topf werfen kann, und wenn sie fertig sind wieder herausholen und essen kann. Anschließend fuhren wir mit dem Taxi zu einer Reggae-Bar, um den Abend entspannt ausklingen zu lassen.

Am Sonntag mieteten wir Fahrräder und fuhren zu den Teeplantagen im Süden der Stadt. Nachdem wir bereits eine halbe Stunde gefahren waren und Frederiks Kette mehrmals herausgesprungen war, kehrten einige schließlich um, um ein neues Fahrrad zu holen. Nach diesen anfänglichen Startschwierigkeiten kamen wir gut voran. Auf dem Weg kamen wir an zahlreichen Brautpaaren vorbei, die Fotos von sich an den vielen „scenic spots“ um den See herum machen ließen. Viele chinesische Paare legen nämlich wert darauf, am Tag ihrer Hochzeit professionelle Bilder von sich vor verschiedenen Sehenswürdigkeiten Chinas zu machen. Oft tragen die Frauen gemietete Brautkleider im westlichen Stil oder traditionelle Chinesische Kleider. Auch andere Kostüme sind sehr beliebt. Einige lassen sich als Bauern, Soldaten oder in historischen Gewändern ablichten. Für diese Fotos wird nicht selten mehr Geld ausgegeben als für die eigentliche Zeremonie. Nachdem wir also an etlichen dieser Paare vorbeigekommen sind, hielten wir am nationalen Teemuseum, um uns die kostenlose Ausstellung kurz anzusehen. Dann fuhren wir weiter in Richtung des Drachenbrunnendorfes, wo der berühmteste Tee Chinas beheimatet ist. Wir tranken gemeinsam in einem privaten Teehaus den leckeren Grüntee und einige kauften danach auch noch etwas für zu Hause. Es war bereits 4 Uhr und wir hatten noch deutlich mehr als die Hälfte der geplanten Strecke vor uns. Da wir die Fahrräder nur bis 6 Uhr gemietet hatten wurde die Zeit also langsam knapp. Deswegen fuhren wir im zügigen Tempo den Berg hinunter, den wir zuvor mühsam auf der anderen Seite heraufgekommen waren (teilweise mussten wir schieben). Nach kurzer Zeit mussten wir aber umdrehen, da der asphaltierte Weg aufhörte und unsere Fahrräder für unwegsames Gelände einfach nicht geeignet waren. Erneut schoben wir die Fahrräder den Berg hinauf, um dann den gleichen Weg zurückzufahren, auf dem wir auch gekommen waren. Die Abfahrt machte richtig Spaß, obwohl einem einer so hohen Geschwindigkeit im chinesischen Verkehr schon mulmig werden konnte. Auf dem Rückweg sprang Philipp und mir dann mehrmals die Kette raus und wir mussten oft anhalten. Kurz vor dem Ziel verkeilte sich Philipps Kette dann so im Rahmen, dass wir sie nicht mehr ohne Hilfe herausholen konnten. Ein freundlicher Fahrradhändler, der selbst eine Tour gemacht hatte, hielt an um uns zu helfen, brauchte aber auch erst einen Schraubenschlüssel von seinem Kollegen, der extra zu uns fuhr, um die Kette wieder in Position zu bringen. Wir beschlossen, den beiden eine kleines Dankeschön für ihre Hilfe anzubieten und fragten, ob sie Geld nehmen würden, oder ob wir ihnen vielleicht ein Bier ausgeben könnten. Daraufhin sagten sie uns, wir könnten sie ja zum Essen einladen. Wir wollten zwar nicht undankbar erscheinen, aber das erschien uns ein bisschen viel. Glücklicherweise verabschiedeten sich die beiden aber noch, bevor wir unsere Räder zurückgegeben hatten, und fuhren dann einfach nach Hause. Da wir am nächsten Morgen abreisen wollten schauten wir lediglich noch zusammen „Pulp Fiction“ im Hostel und gingen nicht mehr groß weg.

Ursprünglich hatten wir vor, mit dem gleichen Bus zurückzufahren, mit dem wir auch gekommen waren. Allerdings standen wir mal wieder unter Zeitdruck, weil wir getrödelt hatten. Wir konnten die Station nicht finden und nahmen schließlich zwei Taxis. Unsere Fahrerin regte sich tierisch darüber auf, dass sie jetzt zum weit entfernten Südbahnhof fahren müsste, weil sie uns zunächst missverstanden hatte und dachte wir wollten zum Busbahnhof. Unter Protest fuhr sie dann aber doch. Wir kamen nach einer teuren Fahrt gerade noch rechtzeitig, aber die andere Hälfte der Gruppe war 5 Minuten vor Abfahrt noch nicht da. Deswegen tauschten wir schnell unsere Tickets um, damit wir einen späteren Zug nehmen konnten. Als die anderen auch endlich eintrafen tauschten wir auch das letzte Ticket noch schnell um, obwohl der Zug bereits abgefahren war (Ich würde zu gern sehen, was passiert, wenn man das bei der Deutschen Bahn versucht.) Wahrscheinlich ging das aber nur, weil wir eh nur Stehplätze hatten. Im Zug waren dann allerdings genug Plätze frei, sodass wir die ganze Fahrt lang sitzen konnten und halbwegs rechtzeitig zu unserem Zwischenseminar wieder in Shanghai waren.

Die Geschichte unserer Waschmaschine

In letzter Zeit bin ich irgendwie nicht so oft dazu gekommen, etwas zu schreiben, obwohl einiges passiert ist. Deswegen werde ich mehrere Einträge verfassen und gleichzeitig posten, um die Übersichtlichkeit zu erhalten.

Seit wir Ende September eingezogen haben Jan Luis und ich Probleme mit unserer Waschmaschine. Nachdem unser Vorrat an sauberer Wäsche immer knapper wurde, haben wir uns irgendwann gezwungen, uns mit der chinesisch beschrifteten Waschmaschine auseinanderzusetzen. Den richtige Waschgang zu finden war auch gar nicht so schwierig, daher dachten wir, dass alles geklärt wäre. Als das Wasser dann aber abfließen sollte, mussten wir feststellen, dass die Wassermenge zu groß für das Abflussrohr war und alles wieder hochkam. Also wischten wir den Kachelboden trocken und versuchten die Einstellungen zu verändern. Leider half das nichts und wir mussten (nach zahlreichen weiteren Überflutungen unserer Waschküche) Yvonne anrufen, damit sie den Vermietern Bescheid sagt. Diese kamen dann auch und versuchten, das scheinbar verstopfte Rohr frei zukriegen. Nach einiger Zeit glaubten sie das Problem gelöst und zogen zufrieden von dannen. Selbstverständlich war die Sache damit noch nicht erledigt, geändert hatte sich nämlich nichts-.- Also riefen wir erneut bei Yvonne an und bestellten die Vermieter zu uns. Diese kamen dann im Laufe der Zeit immer mal wieder mit schwererem Gerät als beim letzten Mal und machten damit unsere Waschküche dreckig ohne die Situation auch nur im geringsten zu verbessern. Jan Luis und ich waren inzwischen längst dazu übergegangen, unsere Wäsche von Hand zu waschen. Irgendjemand muss dann auf die glorreiche Idee gekommen sein, den Abfluss einfach mit Silikon zu verstopfen, da dann ja nichts mehr hochkommen könne. Wir waren natürlich mehr als skeptisch und wollten es aber dennoch ausprobieren. Über das Wochenende waren wir allerdings mit einigen anderen Freiwilligen in Hangzhou (siehe Blogeintrag „Hangzhou“). Wir kamen also erst am Montag Abend dazu, wieder Wäsche zu Waschen, als unser Zwischenseminar (siehe Blogeintrag „Zwischenseminar) bereits angefangen hatte. Natürlich kam das Wasser irgendwie wieder hoch und überschwemmte den Raum. Anders als bisher konnte es aber durch den verstopften Abfluss nicht wieder ablaufen. Wir standen also um 12 Uhr nachts ratlos da und wussten nicht, wie wir die Waschküche wieder trocken bekommen sollten. Dazu kam noch, dass wir am nächsten Tag um 7 aufstehen mussten und Yvonne gerade im Urlaub war, also nicht erreichbar, war. Also riefen wir Kiki an, die uns schon davor oft an Yvonnes Stelle geholfen hatte. Leider wusste sie auch nicht, was zu tun war und versprach uns am nächsten morgen die Vermieter anzurufen. Da wir den ganzen Tag mit unserem Seminar beschäftigt waren, mussten diese sich selbst Zugang zu Wohnung verschaffen, um das Problem zu begutachten. Der Boden ist zwar wieder trocken, aber die Waschmaschine funktioniert wohl immer noch nicht. Vermutlich wäre es wohl nötig, die Rohre auszutauschen, da diese offensichtlich zu klein für die große Wassermenge sind. Verständlicherweise möchte der Vermieter das natürlich vermeiden und das Problem anders lösen. Bis dahin müssen wir wohl oder übel warten, wenn wir nicht ausziehen möchten, da Mietnachlässe oder dergleichen in China unüblich seien. Andere Freiwillige haben uns schon berichtet, dass sie notwendige Reparaturen selbst bezahlen mussten.

Wir haben auch keinen Trockner und wenig Platz, um Wäsche zum Trocknen aufzuhängen. Außerdem dauert das bei Handwäsche auch meist sehr lang. Da ich direkt nach dem Seminar verreisen will, brachte ich also meine Wäsche einfach in das Hostel der anderen und ließ dort 2 Ladungen für 60 Yuan waschen und trocknen. Das ist relativ komfortable und auch gar nicht so teuer. Trotzdem hoffe ich, dass unsere Vermieter bald eine Lösung finden und wir wieder bei uns zu Hause waschen können.

Xi’an

Letztes Wochenende bin ich in die ehemalige Kaiserstadt Xi’an gefahren. Bereits nach wenigen Stunden Zugfahrt fing ich an, mich zu fragen, warum ich wieder nur einen Sitzplatz genommen hatte. Der Zug brauchte dank Verspätung insgesamt mehr als 16 Stunden und Schlaf bekam ich, wie bereits auf dem Weg nach Peking, so gut wie gar keinen. Immerhin lernte ich einige nette Leute kennen, darunter einige Schüler einer Gruppe deutscher Austauschschüler, einen schottischen Lehrer, der seinen Job gekündigt hatte, um Asien zu bereisen und natürlich auch zahlreiche Chinesen. Am nächsten Morgen kam ich dann mit zwei Stunden Verspätung an und nahm den Bus Richtung Stadtzentrum. Ursprünglich sollte ich von Mitarbeitern meines Hostels abgeholt werden, aber in einer E-Mail hieß es, im Falle einer Verspätung müsse man selbst kommen. Tatsächlich hatte trotzdem jemand auf mich gewartet und stand als ich bereits einchecken wollte noch am Bahnhof.

Nachdem ich mein Zimmer bezogen und meine Sachen verstaut hatte, wollte ich den ersten Tag nutzen, um die Sehenswürdigkeiten in der näheren Umgebung zu besichtigen. Xi’an war über 1000 Jahre lang die Hauptstadt von 15 verschiedenen Dynastien. Leider ist vom alten Glanz der Stadt aber nur wenig übrig geblieben und in den meisten Stadtteilen stehen die in China üblichen Wohnhochhäuser. Allerdings hat Xi’an die längste erhaltene Stadtmauer Chinas (die Stadt ist heutzutage natürlich wie in den meisten europäischen Städten weit über die Grenzen dieser Mauer gewachsen). Über das eindrucksvolle Südtor stieg ich auf die Mauer und mietete mir dort ein altes klappriges Fahrrad ohne Federung. Das Wetter war toll und obwohl der Weg holprig war, hat es Spaß gemacht, einmal um die insgesamt 14 km lange Befestigungsanlage zu fahren. Am Nachmittag sah ich mir dann den Glocken- und Trommelturm an, die früher das Signal zum Öffnen bzw. Schließen der Stadttore gaben. Abends ging ich ins muslimische Viertel der Stadt, wo es sogar eine Moschee gibt, die allerdings wenige architektonische Merkmale des Orients aufweist und eher wie ein daoistischer Tempel wirkt. Außerdem gibt es in den engen Gassen des Viertels zahlreiche kleine Läden, die Essen anbieten.

Am zweiten Tag besichtigte ich dann die weltberühmte Terrakotta-Armee, die aber meiner Meinung nach nicht allzu spannend ist. In der Ausstellungshalle traf ich dann die deutschen Schüler zufällig wieder. Am Nachmittag ging ich dann zur großen Wildganspagode, wo abends immer eine Wassershow stattfindet. Ich sah mir zunächst die alten Tempelanlagen um die Pagode herum an, die im Laufe der Zeit zerstört und von späteren Dynastien wieder aufgebaut wurden und stieg dann auf die Pagode selbst. Danach spazierte ich noch ein wenige durch die Gegend und wartete auf die angekündigte Show. Diese war dann auch wirklich sehenswert. Zu teils chinesischer teils klassischer europäischer Musik schossen bunt beleuchtete Wasserfontänen in die Luft und viele Chinesen hatte ihre helle Freude daran trotz der Warnungen mitten durch zu laufen.

Da die ganzen Tempel zwar sehr schön sind, aber irgendwie doch alle sehr ähnlich aussehen und ich erst mal genug von der Stadt hatte, entschloss ich mich am dritten Tag einen Ausflug zum nicht weit entfernten Hua Shan zu machen. Am Fuß des Berges traf ich einen netten Chinesen, der ebenfalls alleine unterwegs war und mir anbot gemeinsam auf den Berg zu steigen. Der Aufstieg vom Westtor auf den Nordgipfel dauerte vier Stunden, wobei wir zunächst auf mal mehr mal weniger steilen Wanderwegen liefen. Später wurde es dann immer steiler und wir mussten auf abenteuerlichen schmalen in den Fels geschlagenen Treppenstufen weiterlaufen. Auf dem ganzen Weg war es relativ still und wir trafen nur einige wenige Leute, hauptsächlicher ältere Chinesen. Am Nordgipfel erwarteten uns dann leider doch die Touristenmassen, die ganz bequem die Gondel genommen hatten. Irgendwie kommt man sich leicht verarscht vor, wenn man nach vier Stunden Fußmarsch ankommt man sich erst an Massen von furchtbar unpassend bekleideten Chinesinnen in hohen Schuhen und Digitalkamera in der Hand vorbei drängen muss, um die Aussicht genießen zu können. Vom Nordgipfel aus gingen wir erst auf den Westgipfel, dann auf den Südgipfel, welcher mit 2154 Metern der höchste ist, und schließlich auf den Ostgipfel, von wo aus morgens viele Leute, die auf dem Berg übernachten, den Sonnenaufgang betrachten. Nach weiteren vier Stunden kamen wir wieder beim Nordgipfel an, von wo aus wir die Bergbahn nehmen mussten, um noch rechtzeitig für die Busse nach Xi’an ins Tal zu gelangen. Der Ausflug kostete mich zwar leider etwas mehr Geld als ich ausgeben wollte, aber die Aussicht auf die wunderschöne Natur war wirklich klasse (vor allem wenn sonst aus der Stadt kaum raus kommt)

Am letzten Tag erholte ich mich dann von der anstrengenden Wanderung. Ich besichtigte lediglich noch die kleine Wildganspagode und schrieb dann einige Karten. Abends fuhr ich dann mit einem 70-jährigen Amerikaner, den ich im Hostel kennengelernt hatte zum Bahnhof.

Auf der Rückfahrt traf ich dann eine Chinesin, mit der ich bereits auf dem Hinweg geredet hatte, und natürlich wieder zahlreiche andere interessierte Chinesen. Mit manchen kann man ganz gut einfache Unterhaltungen auf Chinesisch führen, andere wollen ihr Englisch aufbessern und weigern sich schlichtweg ihre Muttersprache zu sprechen. Dadurch entstehen Dialoge wie dieser:

A: Where are you from?

B: 我来自德国. (Ich komme aus Deutschland)

A: Ah, you’re from Germany. Why are you here in China?

B: 我住在上海.我是德语老师.(Ich wohne in Shanghai. Ich bin Deutschlehrer)

A: What part of Shanghai do you live in?

B: 浦东新区.(Pudong Xinqu)

In der Nacht konnte ich sogar halbwegs gut schlafen. Der Zug hatte allerdings wieder Verspätung, sodass ich direkt vom Bahnhof zur Schule gehen musste. Am Abend bin ich dann zum ersten Mal zum Friseur gegangen und habe mir für weniger als zwei Euro die Haare schneiden lassen.

Schule und Halloween

Nachdem ich aus Peking zurückgekehrt war, ging’s auch bei mir endlich an der Schule los. In den ersten paar Stunden durfte ich mich natürlich vorstellen und einige Bilder und Mitbringsel aus der Heimat präsentieren. Außerdem sollte ich den Schülern die Texte in ihren Büchern vorlesen, um ihnen die korrekte Aussprache beizubringen. Dass der Unterricht nur auf Deutsch stattfindet wie in zahlreichen DaF (Deutsch als Fremdsprache) Seminaren und Workshops postuliert, ist natürlich absolut illusorisch, da die Schüler die Sprache einfach noch nicht ausreichend gut beherrschen. So diszipliniert und ruhig wie man denken würde, sind meine Schüler leider auch nicht. Bei Klassenstärken von teilweise über 50 Kindern ist es daher oft schwer, so etwas wie eine Lernatmosphäre zu schaffen. Trotzdem hat es mir bisher sehr viel Spaß gemacht. Ich konnte sogar meine extra mitgebrachte Gitarre zum Einsatz bringen, als ich versucht habe, den Schülern einige deutsche Lieder beizubringen („Hänschen klein“, „Fuchs du hast die Gans gestohlen“ und „Heute hier morgen dort“).

Allzu beschäftigt bin ich durch meine Arbeit allerdings nicht. Eigentlich gibt es für mich nur während des Unterrichts etwas zu tun, und wenn ich früher komme sitze ich herum. Montags habe ich eine Doppelstunde nachmittags, dienstags eine Doppelstunde am Vormittag und eine Einzelstunde am Nachmittag und am Mittwoch zwei weitere Stunden vormittags. Donnerstag und Freitag habe ich im Moment komplett frei, was ich wohl dazu nutzen werde, ein wenig zu reisen. Ich habe auch schon angefragt, ob ich denn nicht auch beim Englischunterricht helfen könnte und ob ich eine Art Deutsch-AG anbieten könnte. Der zuständige Direktor ist allerdings zurzeit in Hainan und ohne ihn tue sich an der Schule organisatorisch eher wenig. Ich denke ich muss einfach schauen, wie sich das ganze entwickelt.

Letztes Wochenende war Halloween und Jan Luis wurde von einer amerikanischen Kollegin zu einer Party eingeladen. Er durfte auch Freunde mitnehmen, also kauften wir uns bei Metro ein paar Gegenstände, die ein halbwegs gutes Kostüm abgaben tranken ein Bier und machten uns auf die Suche nach der beschriebenen Wohnung. Nach einigem Suchen waren wir dann endlich da und trafen Jan Luis sichtlich angetrunkene Kollegin und die anderen größtenteils ausländischen Partygäste. Es war eine kleine private Party mit internationalen Gästen in einer wirklich schönen Wohnung mit tollem Blick auf die Skyline. Nachdem wir uns eine Weile mit den anderen Gästen unterhalten hatten, schlug jemand vor in ein Penthouse im Nachbargebäude zu gehen, wo ebenfalls eine Halloween-Party stieg. Es handelte sich tatsächlich um ein zweistöckiges Penthouse mit Dachterrasse (es gab sogar einen Whirlpool, der allerdings nicht in Betrieb war) und einer phänomenalen Aussicht. Es gab eine Bar, einen DJ und noch viel mehr internationale Gäste als bei der ersten Party. Wir trafen Europäer, Afrikaner, Amerikaner und Asiaten aus den unterschiedlichsten Ländern, die alle beruflich in Shanghai tätig waren. Die meisten waren wesentlich kreativer verkleidet als wir, einige hatten aber auch gar kein Kostüm, daher fielen wir nicht negativ auf. Als die Wohnung langsam leerer wurde nahmen wir uns schließlich ein Taxi und rundeten den Abend mit geliefertem McDonalds Essen ab (ist zwar nicht frei Haus, kostet aber nur 7 Yuan, wie ich inzwischen erfahren habe, liefern Pizza Hut und KFC hierzulande auch, was mich zu der Frage führt, wieso so ein Service in Deutschland nicht möglich ist…)

Da ich diese Woche wieder 4 Tage frei habe, fahre ich morgen nach Xi’an, um mir die Stadt anzusehen. Ich habe mich wieder für einen Sitzplatz entschieden, weil ein Schlafplatz fast doppelt so teuer gewesen wäre und die Fahrt diesmal auch nur knapp 14 Stunden dauert.

Peking

Letzte Woche war ich in Peking. Bahnhöfe sind in China etwas anders als in Deutschland: Statt das richtige Gleis zu suchen und dort auf den Zug zu warten, gibt es Warteräume, die eher an einen Flughafen erinnern, in denen man wartet, bis der gewünschte Zug aufgerufen wird. Dann erst darf man auf den Bahnsteig gehen. Auf diese Weise können große Menschenmengen leichter gelenkt werden.

Die Sitze in meinem Zug waren zwar nicht sonderlich bequem, aber man konnte es aushalten. Schließlich war das Ticket außer einem Stehplatz so ziemlich das günstigste, das man kaufen kann. Die Zeit vertrieb ich mir mit Musik, Lesen und unbeholfenen Gesprächsversuchen mit meinen gelegentlich wechselnden Sitznachbarn. Schlafen konnte ich im Zug kaum, dementsprechend müde kam ich am Mittwochmorgen nach 22 Stunden Fahrt an.

Am Pekinger Bahnhof wollte ich gleich meine Rückfahrkarte kaufen, um am Montag morgen pünktlich in Shanghai ankommen zu können. Der freundliche Mitarbeiter am Schalter musste mir aber leider mitteilen, dass am Sonntag keine Tickets für Schlafzüge mehr verfügbar seien. Nach einigem Suchen fand er schließlich einen Zug, in dem noch ein weiches Bett frei war. Das hätte allerdings über 600 Yuan (Wechselkurs schwankt zwischen 1 zu 8 und 1 zu 10, ich kann das nicht jedes mal nachgucken, bevor ich Preise angebe, deswegen bleibe ich jetzt bei Yuan). Also musste ich notgedrungen wieder einen Sitzplatz im langsamen Zug 1461 nehmen.

Nachdem alles geklärt war und ich bei meiner Jugendherberge eingecheckt hatte (ich hatte bereits vorher online per Kreditkarte reserviert), fuhr ich zum etwas außerhalb gelegenen Sommerpalast. Dort wollte ich mich mit Julia, einer anderen Freiwilligen, die zurzeit ein Praktikum beim Goethe-Institut macht, treffen. Die Palastgebäude lagen direkt an einem See und das Wetter war wirklich toll. Am Abend gingen wir zusammen Peking-Ente essen. In den nächsten Tagen sah ich mir dann die wichtigsten Sehenswürdigkeiten Pekings an: Die verbotene Stadt, den Himmelstempel, Tian’anmen den buddhistischen Yonghe-Tempel, die traditionellen Hutong-Viertel, das Vogelnest etc.

Am Samstag gingen wir dann zur großen Mauer. Wir waren uns zunächst nicht sicher, ob wir eine geführte Tour machen oder auf eigene Faust losziehen sollten, haben uns dann aber für letzteres entschieden, da die Touren meist 200-300 Yuan kosten. Da Simatai das ganze Jahr gesperrt ist und die lange Wanderung von Jinshanling dorthin zurzeit eben deswegen nicht möglich ist, haben wir uns entschieden nach Mutianyu zufahren. Das von Touristen überlaufene Badaling war uns einfach zu voll. Für nur 12 Yuan fuhren wir also mit dem Bus nach Huairou, wo bereits einige Fahrer anboten, uns zur Mauer zu fahren. Wir handelten einen der Fahrer auf 45 Yuan für uns beide runter und fuhren die 20 km lange Strecke zur Mauer im Auto. Da es mehr gekostet hätte ihn warten zu lassen, entschieden wir uns, später für die Rückfahrt einen neuen Fahrer zu suchen. Nach langem Handeln schafften wir es sogar den Schülerpreis zu zahlen uns kamen so für nur 25 Yuan auf die Mauer. Die Seilbahn sparten wir uns, was nicht nur günstiger sondern auch schöner war, da es auf dem Weg nach oben zahlreiche Dinge zu entdecken gab. Wir fanden unter anderem eine bunt beleuchtet Tropfsteinhöhle, in der tatsächlich absolut niemand sonst war (in China ist das schon ein ungewohnter Luxus, vor allem wenn man in Shanghai wohnt). Die Mauer selbst war wirklich beeindruckend und wir liefen sie mehrere Stunden entlang. Glücklicherweise fanden wir eine Gruppe von deutschen Austauschschülern aus Speyer, in deren Bus wir noch zwei Plätze für die Rückfahrt ergattern konnten, nachdem wir fleißig Werbung für „kulturweit“ gemacht hatten. Falls einer von euch sich entscheiden sollte an dem Programm teilzunehmen und das hier liest, möchte ich mich nochmals herzlich bei euch und eurer Schulleiterin bedanken^^ Für den Weg nach unten nahmen wir eine Sommerrodelbahn, die leider von zahlreichen übervorsichtigen Chinesinnen verstopft wurde. Am Ende kaufte ich mir noch einige T-Shirts. Wenn man alle unnötigen Ausgaben abzieht und nur die reine Fahrt, die Verpflegung und den Eintritt beachtet, haben wir für den Ausflug an die Mauer gerade mal 50 Yuan bezahlt.

Am letzten Tag hatte ich dann kaum noch Zeit, weil mein Zug bereits um 12:00 Uhr abfahren sollte. Also verabschiedete ich mich von Julia, die wirklich eine tolle Reisepartnerin war und machte mich auf den Weg zum Bahnhof. Auf der Rückfahrt konnte ich dann sogar ein wenig schlafen.

Die Reise nach Peking war wirklich toll. Ich habe obwohl ich nicht viel Zeit hatte, alles gesehen, was ich sehen wollte und wir hatten wirklich jeden Tag schönes Wetter (blauer Himmel und keine Spur von Smog).

Inzwischen war ich auch ein paar mal in der Schule, aber darüber schreibe ich ein andermal.

@ Mama

Wenn ich irgendwelche Kommata oder Wörter vergessen haben sollte, oder stilistische Fehler gemacht habe, möchte ich mich hiermit förmlich dafür entschuldigen, dass ich zu faul bin diese Texte nochmal durchzulesen xD

Expo

Am Sonntag war ich auf der Expo. Um halb 10 traf ich mich mit Jan Luis, Philipp und Felix und wir stellten uns in die lange Schlange. Da wir alle bereits Karten hatten dauerte es trotz der vielen Besucher nicht allzu lang. Die Hauptattraktion, der chinesische Pavillon, ist gigantisch groß und überragt die anderen Pavillons um ein vielfaches. Aufgrund der großen Nachfrage sei es aber im Grunde kaum möglich hinein zu gelangen, daher betrachtet wir die eindrucksvolle Struktur nur von außen.

Zunächst gingen wir in einen Themenpavillon mit dem Namen „Urbania“, der sich mit sechs Familien aus unterschiedlichen Städten und deren Lebensqualität auseinandersetzte. Danach schlenderten wir ein bisschen über das riesige Areal und gingen schließlich in den deutschen Pavillon. Dank deutscher Staatsangehörigkeit durften wir durch den VIP-Eingang und musst nicht warten. Die Ausstellung war ausgewogen und zeigte unterschiedliche Facetten deutscher Städteplanung. Am Ende gab es dann eine recht eindrucksvolle Show, die ich auch gefilmt habe. Obwohl der deutsche Pavillon nach dem chinesischen wohl der beliebteste war, waren auch die anderen Industrienationen gut besucht und die Schlangen lang. Daher begnügten wir uns damit in einige weniger volle Pavillons zu gehen. Wir waren unter anderem in den Gemeinschaftspavillon Afrikas und der Karibik. Dort wurde uns der chilenische Pavillon ans Herz gelegt, der ebenfalls sehr gelungen war. Im Pavillon „Deutschland und China in Bewegung“, dessen Architekten wir bereits im Goethe-Institut getroffen hatten, genossen wir wieder unseren VIP-Status und machten in der Lounge eine Pause. Am schlenderten wir Richtung Asien und sahen uns aus reiner Neugier den nordkoreanischen Pavillon an. Ich spare mir an dieser Stelle den Kommentar. Danach gingen wir in den vietnamesischen Pavillon, der ganz aus Bambus war und mir auch sehr gut gefallen hat. In der Mitte standen einige Musikinstrumente, aber leider fände erst am nächsten Tag wieder eine Vorstellung statt. Als es bereits dunkel wurde nutzen wir die Fähre um auf den Westteil des Geländes zu kommen, wo die Stadt Düsseldorf mit einem kleinen Pavillon vertreten war. Philipp nutze die Gelegenheit um ein völlig überteuertes Altbier zu trinken. Zum Schluss gingen wir noch in den Pavillon der UN und in den belgischen, der gleichzeitig die europäische Union repräsentiert.

Abschließend lässt sich sagen, dass die Expo zwar inhaltlich keinen besonderen Eindruck hinterlässt, aber sehr ansprechend inszeniert ist und die 160 Yuan Eintritt gerechtfertigt sind.

Da eine Deutschlehrerin meiner Schule wohl demnächst heiratet, fällt der Deutschunterricht diese Woche aus und mir wurde gesagt, ich solle zu Hause bleiben. Da ich die freie Zeit sinnvoll nutzen möchte habe ich mir heute ein Zugticket nach Peking gekauft. Zwar gibt es Züge, die die Strecke über Nacht in 10 Stunden schaffen, aber weil ich so kurzfristig gebucht habe, musste ich mich mit einem Sitzplatz im Bummelzug begnügen. Morgen um 12:00 Uhr geht’s los, Am Mittwoch werde ich, wenn alles klappt, nach ca. 22 Stunden Fahrt ankommen. Wenigstens war das Ticket günstig. Ich umgerechnet nur 20 € bezahlt.

Ankunft

Endlich da! Nach einem langen anstrengenden Flug erwarteten mich am Flughafen Pudong zwei freundliche chinesische Studenten, die sich mir als Panda und Benjamin vorstellten (bei chinesischen Jugendlichen ist es heutzutage oft üblich, sich einen zusätzlichen englischen Namen zu geben). Sie sagten mir, dass wir noch auf einen weiteren Freiwilligen warten müssten, also tauschte ich die letzten paar Euroscheine, die ich noch hatte in chinesische Yuan um. Als Jan Luis, ein Freiwilliger, den ich bereits beim Vorbereitungsseminar kennengelernt hatte, endlich angekommen war, machten wir uns auf den Weg zu unserem Wagen. Während die Luft im Flughafen dank Klimatisierung angenehm kühl war, erdrückten einen die Hitze und die hohe Luftfeuchtigkeit draußen förmlich. Bereits auf dem Weg in die Stadt bekamen wir einen Eindruck davon, welches gigantische Ausmaß Shanghai hat. Nach etwa anderthalb Stunden Fahrt kamen wir endlich bei der Jugendherberge an, in der wir zunächst wohnen sollten, bis wir eine eine eigene Unterkunft haben. Dort gab es ein Wiedersehen mit einigen anderen Leuten vom Vorbereitungsseminar.

In der ersten Woche wurden wir noch mal von Mitarbeitern des Goethe-Instituts auf unseren Einsatz an den Schulen vorbereitet und trafen auch zum ersten Mal Yvonne Dauns, unsere Ansprechpartnerin, persönlich. Während dieser Zeit konnten wir erste Eindrücke vom Leben in China gewinnen und wertvolle Tipps für unsere Arbeit sammeln. Tagsüber lernten wir in verschiedenen Workshops unter anderem wie man Deutsch als Fremdsprache (DaF) am besten unterrichtet. Abends gingen wir oft gemeinsam essen.

Das Essen hier in Shanghai ist sehr vielseitig, schmeckt toll und ist noch dazu sehr günstig. Man bekommt auf der Straße für etwa einen Euro ein vollwertiges Abendessen und selbst in Restaurants zahlt man selten mehr 5-10 Euro. Auch öffentliche Verkehrsmittel sind deutlich günstiger als in Deutschland. Eine Fahrt mit der Metro kostet je nach Strecke meist nur 3 oder 4 Yuan. Busfahren kostet nur 2 Yuan. Taxis haben einen Basistarif von 12 Yuan, danach kostet jeder weitere Kilometer ca. 2 Yuan. Nachts steigt der Basistarif allerdings auf 16 Yuan.

Vielleicht gerade wegen der gut ausgebauten Infrastruktur und der vielen Einkaufsmöglichkeiten, macht Shanghai auf mich einen sehr modernen, aber auch westlichen Eindruck. Anders als viele andere chinesische Großstädte ist Shanghai eine relativ junge Stadt, deren vergleichsweise kurze Geschichte noch dazu vom europäischen Kolonialismus geprägt ist. Traditionelle Architektur findet man kaum und die wenigen Gebäude, die nicht der Modernisierung Platz machen mussten, sind oft europäisch anmutende Prachtbauten, die noch aus der Kolonialzeit stammen, wie z.B. die durchaus Eindrucksvollen Gebäude am „Bund“.

Shanghai versteht sich als aufstrebende Weltstadt und will mit führenden Metropolen wie New York, London, Tokyo und Paris mithalten können. Durch Weltausstellung, die dieses Jahr hier stattfindet und viele Besucher aus allen Erdteilen anzieht, erhofft man sich, diesem Ziel einen Schritt näher zu kommen. Der Schulleiter von Jan Luis Einsatzstelle hat uns freundlicherweise bereits Eintrittskarten geschenkt und wir haben vor, uns die Expo demnächst anzusehen.

Seit anderthalb Wochen etwa wohne ich nicht mehr in der Jugendherberge sondern teile mir eine Wohnung mit Jan Luis, da unsere Einsatzstellen recht nah beieinander liegen. Über ein Maklerbüro hatte Jan Luis nach Wohnungen in der Umgebung suchen lassen und drei Vorschläge für uns ausgesucht. Der Einzug verlief nicht ganz reibungslos, da wir uns nicht ganz über die vertraglichen Bedingungen im Klaren waren und die Kommunikation nicht gerade leicht war. Allerdings wäre es etwas kompliziert, das jetzt zu erklären. Falls es jemanden interessieren sollte, kann er mich ja persönlich kontaktieren.

Seit unsere Vorbereitungswoche vorbei ist, ist schon einiges passiert, nur meine Einsatzstelle habe ich bisher kaum zu Gesicht bekommen. In den ersten Tagen mussten noch organisatorische Fragen wegen der Wohnung etc. geklärt werden. Dann bin ich zu einem Schulfest mit vielen Darbietungen der Schüler- und Lehrerschaft gegangen. Jetzt sind allerdings wieder Ferien anlässlich der Gründung der Volksrepublik. In den freien Tagen sind auch einige andere Freiwillige aus anderen Regionen hergekommen, um sich Shanghai und die Expo anzusehen. Sobald ich mehr vom Schulleben mitbekomme schreibe ich noch mal.

Es ist viel zu viel passiert und ich habe einiges weggelassen. Außerdem weiß ich nicht, wie oft ich schreiben werde, weil ich ehrlich gesagt keine große Lust dazu habe^^ Wer irgendetwas genauer wissen möchte, möge mich doch per E-Mail oder Facebook kontaktieren. Eigentlich wollte ich hier auch endlich ein paar Bilder hochladen, aber irgendwie scheint die Dateigröße sehr limitiert zu sein, also muss ich wohl oder übel doch Facebook dazu nutzen.

Es geht los!

Mein Name ist Patrick Bloß, ich bin 19 Jahre alt und komme aus Frankfurt am Main. Nachdem ich dieses Jahr mein Abitur gemacht habe, werde ich ab dem 20. September für ein Jahr in Shanghai leben und dort an einer Schule den Deutschunterricht mitgestalten.

In zwei Wochen geht es endlich los. Als ich letzten Herbst den Entschluss gefasst habe, meinen Zivildienst im Ausland abzuleisten, lag der Tag meiner Abreise noch in weiter Ferne. Die Schule und insbesondere die bevorstehenden Abiturprüfungen haben mich beschäftigt und so habe ich mir kaum Gedanken darüber gemacht, wie es wohl sein würde, für ein Jahr in China zu leben. Doch nun, da das Abitur bestanden ist, die notwendigen Impfungen gemacht wurden und ich mein Visum erhalten habe, wird mir immer klarer, dass meine Zeit hier in Deutschland sich dem Ende zuneigt und nun ein ganz neues aufregendes Kapitel meines Lebens beginnen wird.

In den letzten Monaten konnte ich noch einmal Zeit mit meiner Familie und meinen Freunden verbringen. Ich hatte eine Abschiedsfeier und mir wurde von vielen Leuten Glück gewünscht. Morgen beginnt nun der erste Teil des Abenteuers. Mit dem Zug werde ich nach Berlin und anschließend zum Werbellinsee fahren, wo ein zehntägiges Vorbereitungsseminar stattfinden wird. Ich freue mich schon sehr darauf, die anderen Freiwilligen kennen zu lernen und bin gespannt, welche Erfahrungen sie schon gemacht haben.

Ich weiß noch nicht, wie mein Alltag in China aussehen wird, und wie viel Zeit ich haben werde, aber ich werde versuchen, ab und zu meine Eindrücke und Erfahrungen festzuhalten.

 
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