Schule Teil 3
Damit nicht der Eindruck entsteht, dass das hier ein Reiseblog ist, muss ich wohl auch mal wieder etwas über meine eigentliche Aufgabe schreiben. Es hat sich prinzipiell nicht wirklich was getan und ich habe immer noch wenig zu tun. Allerdings haben wir uns weitgehend vom Buch entfernt, da es wirklich nichts taugt. Stattdessen habe ich mir verschiedene Themenbereiche überlegt und Materialien aus dem Internet zusammengetragen. Ich hatte den Eindruck, dass die Schüler auf diese Art wesentlich besser lernen und auch interessierter sind. Um den Schülern z. B. Die Farben beizubringen, haben wir einige Bilder von Dingen aus Deutschland herausgesucht, die jeweils eine bestimmte Farbe repräsentieren sollten (ein gelbes Rapsfeld, der blaue Königssee, die lila Milkakuh etc.) Außerdem haben wir „Ich sehe was was du nicht siehst“ gespielt. Auch die Körperteile konnte man mit vielen Bildern und zeigen gut unterrichten. Selbst abstrakte Dinge wie Präpositionen kann man ohne direkt zu übersetzen beibringen. Ich habe einfach zwei Gegenstände genommen, die die Schüler bereits kannten und damit die grundlegenden Ortsbeziehungen nachgestellt (vor, hinter, über, unter, etc.) Danach mussten die Schüler diese noch einmal auf Bildern erkennen und Sätze bilden.
Um den Schülern klarzumachen, dass der Deutschunterricht keineswegs eine zweite Mittagspause ist, haben wir auch einige Test schreiben lassen. Wir hatten zwar bereits am Ende des ersten Halbjahres eine Abschlussprüfung, aber einen wirklich schriftlichen Test hatten wir noch nicht schreiben lassen. Zunächst erstellte ich einen simplen Vokabeltest und Xu Ya gab den Schülern den Hinweis, sie sollen die Vokabeln der Lektionen 1-8 für den Test lernen. Das mag zwar jetzt nach viel klingen, relativiert sich aber, wenn man weiß wie dieses beschissene Buch aufgebaut ist. Alles in allem gab es wohl knapp über 60 Vokabeln, wobei nur 30 davon auch im Test waren. Außerdem gab es eine Zusatzaufgabe in der man das Verb „sein“ konjugieren musste. Insgesamt waren also 36/30 Punkten möglichen. Auf diese Weise wollte ich den Schülern das Ganze etwas einfacher machen. Wir haben den Test eine Woche vorher angekündigt, sodass man doch davon ausgehen müsste, dass jeder genug Zeit gehabt hat, sich vorzubereiten. Es gab es natürlich auch ein paar, die recht gut abschnitten. Darin lag aber eben das Problem. Die 2-3 Klassenstreber schafften in einer Klasse mehr als 30 Punkte zu erreichen während der Durchschnitt nicht einmal bestanden hätte, wenn es eine wichtige Prüfung gewesen wäre. Einige hatten kaum zwei Felder überhaupt ausgefüllt. Noch schlimmer als diejenigen, die nahezu leere Blätter abgegeben haben waren allerdings diejenige, die schlichtweg meinten, jedes Wort auf Englisch hinschreiben zu können. Beim Korrigieren konnte man dafür aber die ein oder andere amüsante Antwort und Wortkreationen wie z. B. „Foreignsisch“ entdecken. Vieles davon ist schwer zu verstehen, wenn man kein Chinesisch kann und den Gedankengang der Schüler nicht nachvollziehen kann, deswegen belasse ich es mal bei diesem einen Beispiel. Was mich auch erstaunt hat, ist wie wenig die Schüler zuhören und Fehler machen, die schlichtweg unnötig sind. Xu Ya hat mehrmals betont, dass Nomen immer groß geschrieben werden und das wir bei jedem Nomen auch den korrekten Artikel brauchen. Es gibt nur drei Artikel, die in Frage kommen, dass macht selbst wenn man überhaupt keine Ahnung hat eine Chance von 1/3 die richtige Antwort zu geben. Trotzdem fehlten bei etlichen Schülern ein Großteil der Artikel. Man kann auch eigentlich erwarten, dass die Schüler wissen, was ein Nomen ist. Und wenn man einmal gelernt hat, dass diese eben groß geschrieben werden im Deutschen, ist es auch nicht so schwer mal daran zu denken. Ein Schüler hat sich allerdings unsere Hinweise richtig zu Herzen genommen und kurzerhand jedes Wort, also auch alle Adjektive, Verben, Präpositionen und was es sonst noch so gibt, großgeschrieben und mit Artikeln versehen. Leider bekommt man für „Groß, der“ oder „Gehen, die“ natürlich keine Punkte. Dabei waren wir sogar noch sehr großzügig und haben oft noch Teilpunkte für die merkwürdigsten Antworten gegeben, solange ein Teil richtig war. Nach den Kriterien eines deutschen Gymnasiums hätte man wohl nachschreiben müssen. Ein anderer Test fragte dann auch Grammatik auch, fiel aber nicht wirklich besser aus.
Vor kurzem kam dann auch endlich mal Besuch vom Goethe-Institut um sich unseren Unterricht anzuschauen. Eigentlich wollte Yvonne das bereits im letzten Jahr organisieren, aber irgendwie war es nie dazu gekommen. Vor einer Woche kam dann Ulrike, die auch bei Jan Luis schon zu Gast war und hospitierte bei uns im Unterricht. Wir hatten etwas vorbereitet, um den Schülern beizubringen, wie man nach dem Weg fragt. Es lief ganz gut und Ulrike besprach mit uns gemeinsam, was man noch verbessern könnte. Außerdem machten wir einen Termin aus, an dem sie noch einmal kommen würde und den Unterricht mit uns gemeinsam gestalten würde. Erst letztes Wochenende fand auch eine Lehrerfortbildung statt, die ebenfalls von ihr geleitet wurde. Dort waren dann einige Lehrer aus dem Pasch-Programm, sowie mit mir vier Freiwillige. Viel Zeit bleibt mir an der Schule auch gar nicht mehr. Bereits im Juni finden die Prüfungen statt und davor fällt der Deutschunterricht aus. Da mein Sommer schon ziemlich verplant ist, muss ich an den kommen Wochen noch einige Dinge machen, die ich mir vorgenommen hatte. Daher werde ich auch in Shanghai nicht mehr allzu lange sein. Ich werde noch einige andere Orte in China besuchen und dann auch ins asiatische Ausland fahren. Bereits vor einigen Wochen war ich in Taiwan. Darüber schreibe ich aber im nächsten Eintrag.
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