Weihnachten und Silvester
Weihnachten, so wichtig es für uns in Deutschland sein mag, ist in China eher eine Randerscheinung. Zwar sind in den großen Städten viele Straßen und Läden geschmückt und in den zahlreichen Kaufhäusern und Einkaufszentren laufen den ganzen Tag Weihnachtslieder rauf und runter, aber besinnliche Stimmung kommt nicht auf über die Herkunft des Festes wissen die wenigsten Bescheid. Dabei heißt das Fest auf Chinesisch 圣诞节 (sheng dan jie), was wörtlich „heilig Geburt Fest“ bedeutet. Trotzdem ist die Geschichte von der Geburt Jesu und dem Stern von Bethlehem vielen nicht geläufig. Das Christentum ist schließlich in China kaum verbreitet und hat auch keine so lange Tradition in der chinesischen Kultur wie in unserer. Den kommerziellen Aspekt von Weihnachten hingegen haben viele junge Chinesen aus dem Westen übernommen. Den Weihnachtsmann in seinem Schlitten kennen (zumindest hier in Shanghai) wohl die meisten, und auch die alljährliche Konsumwut, die den Westen in der Vorweihnachtszeit beherrscht, hält hier so langsam Einzug. Shanghai ist allerdings eine Stadt, die China als Ganzes kaum repräsentieren kann. Hier findet man einfach alles, wenn man gewillt ist, den entsprechenden Preis zu zahlen. So gab es zum Beispiel einen Weihnachtsmarkt, den ich aber nicht besucht habe. In der Taikang Lu konnte man an einem Stand Glühwein trinken, der noch vom deutschen Expo-Pavillon übrig geblieben war. Selbst auf den Gottesdienst an Heiligabend musste man nicht verzichten. In einer der zahlreichen Kirchen der Stadt habe ich mit Felix, Jan Luis und dessen amerikanischer Arbeitskollegin eine englischsprachige Predigt hören können. Trotz alledem fühlt sich die Atmosphäre sehr künstlich und unecht an. Das mag daran liegen, dass Weihnachten im Allgemeinen nicht mehr so schön ist wie in der Kindheit, oder dass man es weit weg von der Familie feiert, aber es liegt bestimmt auch daran, dass das Fest hier eben nur „importiert“ wurde. Nach dem Gottesdienst und einem leckeren Essen bei Felix zu Hause hatten wir auch genug von Weihnachtstraditionen und sind feiern gegangen.
Silvester markiert bei uns das Ende des alten und den beginn des neuen Jahres. In China wird diese Zeit auch gefeiert, allerdings erst im Frühjahr zum Frühlingsfest (dazu später mehr) Silvester ist also wieder mal nur ein „Westimport“. Wir beschlossen den Abend wieder gemeinsam zu verbringen und trafen uns zunächst zum Hotpot essen. Dabei steht ein großer Topf mit Suppe, der permanent beheizt wird, in der Mitte des Tisches und alle können nach belieben Essen hineinwerfen. Hotpot wird auch chinesisches Fondue genannt, daher fanden wir es sehr passend. Danach gingen gemeinsam zu Felix, wo wir bei ein paar Gläsern Whiskey Cola, „Dinner for One“ schauten. Für andere Bräuche wie Bleigießen hatten wir leider weder Zeit noch Ressourcen, da wir um Mitternacht im Club sein wollten. Viele Clubs werben mit New Year’s Eve Parties, verlangen aber meist horrende Eintrittspreise. In den versnobten Expat-Clubs wird man schnell mal mehrere hundert RMB los, nur um reinzukommen. Wir schafften es schließlich rechtzeitig in einem Club anzukommen, der kein Geld verlangte. Dort gab es dann auch einen Countdown und so konnten wir den Jahreswechsel würdig feiern. Nach einigen Stunden auf der Tanzfläche fuhren wir noch in eine gemütliche Bar und ließen den Abend dort ausklingen. Eigentlich wollten wir zu einem Amerikaner, den wir schon an Halloween getroffen hatten, aber Felix fühlte sich nicht wohl, sodass wir heimgingen.
Das Shanghaier Nachtleben ist ziemlich vielseitig und hat, wenn man genug Kohle hat, einiges zu bieten. Ich habe mir vorgenommen in nächster Zeit öfter feiern zu gehen und auch darüber mal zu schreiben. Feiern hier in China unterscheidet sich nämlich schon ein wenig vom Feiern in Deutschland.
Du kannst alle Antworten zu diesem Eintrag via RSS 2.0 Feed abonieren. Kommentare und Pings sind zur Zeit geschlossen.
Da bin ich ja mal gespannt auf deine Erfahrungen beim feiern … Lies mir das gelegentlich beim zivi durch – also in den Pausen 🙂
Frohes neues noch !