Huang Shan

Der Huang Shan (gelber Berg) gilt als einer der schönsten Berge Chinas. Majestätisch ragen die Gipfel zwischen Nebelschwaden auf während die aufgehende Sonne die malerische Landschaft in ein mystisches Licht hüllt… Nichts von all dem ist auf unseren Bildern zu sehen. Es war kalt, hat geregnet und wir hatten ungefähr fünf Meter Sicht. Wer also tolle Bilder sehen will, die auf obige Beschreibung passen, bemühe bitte Google oder eine andere Suchmaschine.

Anders als bei meinen bisherigen Reisezielen sind Julia und ich gemeinsam von Shanghai aus mit dem Bus angereist. Es gibt zwar auch eine Zugverbindung (und sogar einen Flug-.-), allerdings fährt man auf dieser einen Umweg und ist daher die ganze Nacht unterwegs. Der Bus hingegen nimmt den direkten Weg und braucht nur fünf Stunden. Als wir Samstag abends ankamen und im Hostel eincheckten wurde uns bereits klar, dass wir diesmal kein Glück mit dem Wetter haben würden. Für den nächsten Tag war Regen angekündigt und danach sollte es sogar schneien. Eine Besserung war erst für das Ende der Woche, wenn wir schon wieder in Shanghai sein würden, angekündigt. Also bissen wir in den sauren Apfel und kauften uns Verpflegung und Regenmäntel. Den Rest des ersten Tages verbrachten wir dann damit, die wirklich schöne „Alte Straße“ im Stadtkern Tunxis zu erkunden.

Am nächsten Tag fuhren wir mit dem Bus zum Berg selbst und trafen dort eine junge Chinesin aus der Provinz Shandong, die bereits mit dem Studium fertig war und jetzt ein wenig durchs Land reiste. Gemeinsam machten wir uns auf den Berg zu besteigen. Es war zwar kalt und nieselte leicht, aber die Sicht war zunächst noch gut. Nach einer Weile konnten wir sogar einige Affen in den Bäumen entdecken. Je höher wir kamen, desto nebliger und nasser wurde es aber. Nachdem wir bereits mehrere Stunden gewandert waren und trotz Regenmantel ziemlich durchnässt waren, entschlossen wir uns unseren ursprünglichen Plan aufzugeben und nicht auf dem Berg zu übernachten. Bei dieser Witterung war sowieso nicht mit einem schönen Sonnenaufgang zu rechnen. Wir trennten uns irgendwann also von unserer Begleiterin und machten uns auf den Weg zur Seilbahn, um wieder ins Tal zu gelangen. Vorsichtshalber fragten wir nach, ob diese noch in Betrieb sei und erhielten dabei verschiedene teils widersprüchliche Antworten. Einige bestanden sogar darauf, dass man noch hoch- nicht aber hinunterfahren könne, was wirklich jeglicher Logik widerspricht. Wir kamen noch rechtzeitig an, um in einen Bus zu steigen und zurück nach Tunxi zu fahren, wo wir dann erneut in unserem Hostel eincheckten. Nachdem ich in der Bar einige Deutsche kennengelernt hatten, die ein Praktikum bei Bosch in Wuxi absolvierten ging ich zurück aufs Zimmer. Dort hatten Julia und ich inzwischen eine chinesische Mitbewohnerin bekommen, die gerade unter der Dusche stand und munter (und laut hörbar) vor sich hin sang. Über ihrem Bett hatte sie eine Decke aufgespannt, die ihr ein Mindestmaß an Privatsphäre verschaffen sollte. Sie sei laut Julia mit dem Studium schon länger fertig und reise nun seit einigen Wochen mehr oder weniger spontan durch verschiedenste Provinzen. Im Allgemeinen habe ich die Erfahrung gemacht, dass die meisten Chinesen, die reisen, Frauen sind, die ihr Studium bereits abgeschlossen haben. Schüler und Studenten haben wohl oft gar nicht die Zeit und die Mittel um zu reisen. Männer scheinen oft weniger interessiert zu sein. Das sind natürlich alles Verallgemeinerungen, die nur auf meiner subjektiven Wahrnehmung basieren, aber man trifft schon recht viele allein reisende junge Frauen.

Am Montag fuhren wir dann nach Hongcun, einem wunderschönen kleinen Dorf, mit vielen alten Residenzen. Die Einwohner der „Huizhou-Dörfer“ schickten ihre Söhne oft in andere Teile des Landes um dort Handel zu treiben. Diese kehrten nur selten zurück, ließen aber aus Verbundenheit zu ihrer Heimat prachtvolle Bauten in ihren Heimatdörfern errichten. Allein der Weg nach Hongcun war schon ein Abenteuer. So weit im ländlichen China war ich vorher noch nie gewesen. Die Straßen waren extrem holprig, aber die Landschaft war äußerst beeindruckend. Das Dorf selbst war zwar aufgrund der Jahreszeit etwas grau, aber trotzdem sehr interessant. Durch kleine Gassen konnte man von einer alten Residenz zur nächsten laufen, oft ohne wirklich zu wissen, ob man noch auf der Straße oder schon im Vorhof eines Hauses stand. Wir übernachteten in einer der zahlreichen privaten Pensionen, die traditionell anmuteten, aber glücklicherweise mit Klimaanlage gegen die Kälte ausgestattet waren. Den nächsten Tag verbrachten wir dann auch noch in Hongcun, bevor wir wieder nach Tunxi zurückfuhren, wo wir zum dritten und letzten Mal in unserer Jugendherberge eincheckten. Das bei Touristen ebenfalls sehr beliebte Xidi sparten wir uns, weil uns gesagt wurde, dass Hongcun schöner sei und wir nicht noch einmal Eintritt bezahlen wollten.

Obwohl der viel gepriesene Berg uns nicht in guter Erinnerung geblieben ist war es doch ein netter Urlaub. Wir werden wohl im Frühjahr, wenn es etwas wärmer ist noch einmal zurückkommen, um den Berg noch einmal zu besteigen.

Morgen geht’s dann nach Hongkong, weil mein Visum bald ausläuft.

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