Es fehlt nur noch der Pass…

30 05 2010

Meine Kinyarwanda-Lernfortschritte treten auf der Stelle, meine Haut bleibt käsebleich und meine Haare „ultra-glatt“. Dennoch hat sich etwas geändert, das „Fremdheitsgefühl“ taut langsam auf. Ich werde beim ersten Anblick immer noch in Klischees getütet, aber (wenn ich entsprechend reagiere) auch wieder ausgepackt. Gestern hat der Busfahrer meinen ruandischen Kumpel verschmitzt gefragt, ob ich seine Schwester sei. Meine Antwort: Yego, ndi umunyarwanda kazi. Nitwa Kamaliza. Ja, ich bin Ruanderin. Ich heiße Kamaliza. Schmunzeln auf beiden Seiten. Leise Euphorie. Ich weiß nicht, wie repräsentativ meine Freunde, Kollegen und Bekanntschaften für die ruandische Bevölkerung sind, aber sie alle mögen und verstehen Ironie.

"Aha, so sieht die 'echte' Kamaliza aus..."

Neben meinen bescheidenen Kinyarwanda-Sprachkenntnissen und meinem ruandischen Namen gab ich in den letzten Wochen auch visuell zum Besten, dass ich eine von „hier“ bin. Ich ging mit meinen Einkäufen auf dem Kopf nach Hause spazieren und packte mich in blau-geblümte „Trachten“. Das verleitete einige Männer (mehr als sonst) dazu, mich lächelnd darauf hinzuweisen, dass jetzt  bis zu meiner Einbürgerung nur noch ein Schritt fehle… . Ein „Umugabo“ (ein Mann) müsste her.. und sie wüssten auch schon WER…





Being a Journalist: Profession or passion?

30 05 2010

Hier ein zweiter Nachtrag zu meinem Artikel:  Doppelmission in Gisenyi – Part 2: Journalisten braucht das Land

PS: Wer es noch nicht gemerkt hat: Ich liebe Nachträge und zu lange Überschriften
PSS: Ich habe den Workshop auf „Kinyarwandenglish“ gehalten… Hier ein Auszug
Ibintu byingenzi ugomba kuba ufite kugirango ube umunyamakuru mwiza:
Kuba umunyamatsiko
Kuba umuntu usabana,kandi ufunguye,kandi ubana neza
Kuba inyangamugayo,ntubeshye,ukavuga ibiribyo
Gusesengura ko ibyo bakubwiye  ko aribyo.
Kugira umurava n‘ umuhate, ugatitiriza umuntu
Ugomba gukunda ururimi kugirango ukore akazi kawe neza
Translation:
Qualities you should have or develop for being a good journalist:
Be curious
Be sociable, open-minded and friendly.
Be honest.
Be critical and suspicious
Have courage and endurance
Love to work with language (speak and write)
Any Questions?  Ntabibazo?




Ein Land ohne Gesellschaft? Nachtrag zu: „Journalisten braucht das Land“

30 05 2010

Bei meinen doch sehr gründlichen Vorbereitungen zum Journalimus-Workshop in Kanama/Gisenyi habe ich eine (erschreckende) Feststellung gemacht. Ich wollte die Schüler fragen, was ihrer Meinung nach die Rolle der Medien in der Gesellschaft ist. Auf Kinyarwanda findet sich jedoch kein Wort für „Gesellschaft“. Ich habe das dann notgedrungen so übersetzen müssen:  Ni akahe kamaro kitangazamakuru mu baturage b‘igihugu? Igigugu ist das Wort für „Land“. Hhmm, irgendwie finde ich das immer noch nicht sehr befriedigend und ich frage mich, was es für ein Land wie Ruanda bedeutet, wenn es keine Gesellschaft gibt.. Oder interpretieren ich da einfach zu viel hinein?





Nachtrag..

6 05 2010

zu meinem „Verbalangriffs“-Artikel… Ich habe gestern einen Satz gelernt, den ich bis dato schon 4 mal gebraucht habe: „Ibyo ukora ni bibi. Rekeraho! frei übersetzt: „Is nich in Ordnung, was du da machst. Genug jetz!!“

  • Jungs, die absichtlich auf meinen Rock trampeln, in der Hoffnung er wird rutschen,
  • Jungs, die mich im Schwimmbad fotografieren,
  • Kinder, die mit Steinen schmeißen,
  • Kinder, die mich mit ihrer Handykamera verfolgen

Noch Fragen??? Nein, das ist nicht „mein“ Kulturschock, sondern deren schlechte Erziehung.  NDARAKAYE – I’m getting angry.





Verbal-Angriff…

3 05 2010

ist auch nur eine Art der Verteidigung!!!!

Ja, dieses Land ist sicher. Nein, es gibt in Kigali kaum Kriminalität, verglichen mit Städten wie Johannisburg oder Kingston… Dennoch empfehle ich allen (und vornehmlich den weiblichen) Besuchern  sich mit einem Kinyarwanda Grundvokabular auszurüsten…

Oya, sinshaka. Genda! Nein, ich will nicht. Geh… (ich weiß, das schrieb ich schon einmal..) Oya, singura: Nein, ich kaufe (es) nicht.

Reka, reka, reka: Nein, auf keinen Fall/Kommt nicht in Frage.

Ceceka: Halt den Mund. Das klingt vielleicht unhöflich, ist aber durchaus nützlich, zum Beispiel, wenn … Lese den Rest dieses Eintrags »





Wenn Kamaliza singt…

22 04 2010

Es hat sich rum gesprochen, dass ein Muzungu dein Lied auswendig kann:  Meddy- dieser Eintrag ist für dich!!!

Ich singe dich den ganzen Tag…Vielleicht weil ich stolz bin, dass ich mit dir ein bisschen Kinyarwanda gelernt hab, vielleicht weil deine Musik ohrwurmmäßig einfach ist und jeder deine Lieder liebt.

Gestern zum Beispiel… wollt ich nur mal eben mit Rapha joggen gehen…Wir wurden sogleich von zwei dutzend Grundschulkindern umkreist: Ein aufgescheuchter Bienenschwarm mit Schulranzen und karierten Hemden, der mit jedem Meter größer und größer wurde. Bergauf, bergab, über Pfützen und Steine hüpfend: Komeza, komeza, vuba vuba.  Und während wir bereits leicht keuchten, hatten die Schüler noch Luft zum Lachen und Scherze machen. Abazungu, die von Hügel zu Hügel joggen, sind schon eine Attraktion an sich … Meddy – dann kamst du…

„Nkunda kuririmba“ (Ich singe gerne). Kamaliza singt, Muzungu singt beim Joggen Meddy und alle stimmen ein… Alt & Jung, Groß & Klein, weiß & schwarz:  Kontraste lautstark, Kontraste-Gleichklang: Einen vollen Kilometer.

http://www.youtube.com/watch?v=aVk1i8UWX8g

„Genda umubwire ko nta mwanga na gato,

mubwire ko ibyo yaketse ko atari byo

nange si nge kandi nawe si we

icyo nzicyo ni uko nawe ankunda

sinamwanze ehee yabogojwe nubusa umubwire

ko ntigeze mwanga ahaaa yabogojwe n’ubusa umubwire“ …. usw.

Meddy, ich warte. Wann joggen wir „Mubwire“ singend durch die Stadt?? Von den schönsten Momenten im Leben gibt es keine Bilder.





Im Galopp: Eine Reit-Anleitung für Mopeds

7 04 2010

Dieser Eintrag passt nicht zum heutigen Tag, siehe http://www.un.org/events/rwanda/ und http://www.un.org/ecosocdev/geninfo/afrec/newrels/rwanda.htm und http://de.wikipedia.org/wiki/V%C3%B6lkermord_in_Ruanda

Ich bitte um Vergebung, dass ich der Welt heute von „Belanglosigkeiten“ berichte. Aber für alles andere fehlen mir die Worte…

Vor ein paar Tagen habe ich schon mal über meinen kleinen nächtlichen Brand-Unfall mit einem Moto berichtet. Verständlicherweise hatte ich danach erst mal genug vom „Reiten“.  Die Wunde ist jedoch schnell verheilt und ich erfreue mich wieder  jeder Gelegenheit, bei der ich ein Moped nehmen kann.

An dieser Stelle zitiere ich gerne Andrea Jeska (DIE ZEIT, Nr. 13/2010, S. 67):

„Die schönste Art, Kigali zu sehen, ist auf dem Beifahrersitz eines Mopedtaxis. Tausende, wahrscheinlich Zehntausende düsen durch die Stadt und für ein paar Hundert ruandische Franc, meist nicht mehr als einen Euro, kann man von Hügel zu Hügel fahren […] mit Herzrasen durch den Feierabendverkehr, zwischen Autos und Lastwagen gequetscht, ein Flehen um heiles Ankommen auf den Lippen.“

Um das Moped fahren hier in Ruanda genießen zu können, gilt es  zwei große Hürden überwinden: erstens die Angst und zweitens die Abzocke. Lese den Rest dieses Eintrags »





Alle schlechten Dinge sind Sechs

2 04 2010

Es ist April, der Monat der Trauer in Ruanda. Meine Sorgen sind bedeutungslos klein, eine Stimme haben sie trotzdem. Nachdem ich ja bisher  nur am Schwärmen war, hat sich der HIMMEL gestern dunkel zugezogen.

Es gießt aus Kannen und irgendwie läuft auch ansonsten alles schief. Ich habe ernsthaft und wiederholt versucht, mich an meine kulturweit-Impro-Theater-Workshops zu erinnern, wo mir beigebracht wurde, die Situationen anzunehmen, wie sie sind. Mit mäßigem Erfolg. Wer schon deprimiert ist (oder wer demnächst in dieses wundervolle Land kommt) kann auf diesen Blog-Eintrag getrost verzichten… Lese den Rest dieses Eintrags »





Eine Rolle rückwärts

30 03 2010

Ich fange den Tag mal von hinten an. Die Schreibblockade ist überwunden. Irgendwie war ich die letzten zwei Wochen so sehr mit Eindrücke sammeln, Leute treffen und Kinyarwanda lernen beschäftigt, dass mir nicht nach Bloggen zumute war.

19:46 Kigali: Ich bin zuhause, endlich.  Eben noch beim Gymtonic-Kurs (Aerobic) im großen Sportstadium gewesen, um wieder fit zu werden. Schließlich will ich die Jungs auf dem Freiplatz weiterhin so gut abzocken können. Einen Basketball habe ich letzte Woche für umgerechnet 5 Euro erstanden, jetzt fehlt nur noch eine Damenmannschaft und the play goes on…! Lese den Rest dieses Eintrags »








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