Nehmen, was war. Nehmen, was kommt.

6 07 2010

Im August waehlen die Ruander ihren Praesidenten.. zum zweiten Mal seit dem GenozidWieder ohne Worte. So wie Texte die Dinge sichtbar und fassbar machen, so zerstören sie auch. Sie zerlegen das Ganze, das Wahre, eine Nacht und ein halbes Leben in Sätze, Punkte, Kommas und Fragezeichen. Sie zerlegen selbst das Schweigen, selbst das Nichts. Ich verstehe nicht, wie Schriftsteller und Reporter je Anfänge für ihre Geschichte finden. Wo doch alles, selbst die Vorgeschichte, eine Vorgeschichte hat (ob man sie kennt oder nicht). P.s Vorgeschichte ist das, was ich vorgestern Nacht erfahren habe. Ich revidiere: Ein kleinen Teil davon, Bruchstücke, Erinnerungsfetzen, im wahrsten Sinne dieser Wörter. Er blendete sie aus, er hat geschwiegen. Immer. Bisher. Aus Schutz vor sich selbst und aus Schutz vor anderen. Und was er erzählt hat, war längst nicht „nur eine dieser Geschichten über Ruandas genozidäre Vergangenheit“, es war weit mehr. Es war eine Geschichte über die Gegenwart und die Zukunft dieser zerklüfteten Gesellschaft, über Intrigen und falsche Freundschaften, erschreckende Wahrsagungen und gescheiterte Versuche. Eine Geschichte über einen jungen Mann, der die Vergangenheit ruhen lasst und nicht sicher ist, was kommt, der alle Möglichkeiten ausschöpft und seine Grenzen zu gut kennt. Und wäre ich eine gute Journalistin, würde ich sie aufschreiben.








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